Das Reitwaisen Forum

Gerade war unser Weideverpächter da, mit der Mitteilung, dass wir ab sofort unsere Weide bis Ende des Jahres nicht mehr nutzen dürften, aufgrund einer landwirtschaftlichen Regel. Er hat unsere Weide als "Ackergras" angemeldet, und da gibt es eine behördliche Auflage, dass "Ackerland" alle 5 Jahre für 1 Jahr stillgelegt werden muss. Nun hat unser Bauer sich vertan bei der Rechnung, und gemeint, dass dies erst ab nächstes Jahr der Fall wäre, und wir dann die Hälfte der Fläche hätten stilllegen können, und im Jahr darauf wechseln und die andere Hälfte ruhen lassen. Nun ist ihm aber gestern klar gemacht worden, dass die 5 Jahre JETZT um sind und die Weide eigentlich schon seit Januar hätte ruhen müssen bis Jahresende. Es ist also ab sofort erforderlich, dass die Weide ruht, und zwar (da die Frist schon rum ist) die GANZE Weide.

Ich bin ziemlich verzweifelt : nicht nur dass ich nicht weiss ob das Heu bis zur Verfütterbarkeit der nächsten Ernte reicht oder ob wir jetzt noch ausreichend gutes Heu der Vorjahrsernte zu kaufen kriegen, - viel mehr Sorge macht mir, dass die Pferde nun bis Jahresende nur noch den kleinen Paddock zur Verfügung hätten. Die Weide diente bei uns ja nicht unbedingt der Futtergrundlage, sondern vor allem auch als Bewegungsfläche. Auch unser "Reitplatz" (= ein Stück abgetrennte Weide, aber eben grasbewachsen) dürfte dann nicht mehr "begangen" werden, und ich hätte keine Möglichkeit mehr, die Pferde ausreichend bewegen zu können. Ausreiten ist mir aufgrund gesundheitlicher Probleme leider seit Monaten nicht mehr möglich, weswegen ich die Pferde mit Bodenarbeit in Bewegung hielt.

Da die Pferde aufgrund von Stoffwechselempfindlichkeit nur zeitlich begrenzt auf die Weide dürfen, kann ich sie auch nicht einfach irgendwo anders 24/7 deponieren, und wo ich jetzt akut einen Stall finde für solche Kandidaten, weiss ich auch nicht (abgesehen davon, dass ich mir die Einstellkosten - zusätzlich (!) zu den bisherigen, weiterlaufenden Kosten - finanziell kaum leisten könnte für 2 Pferde).

Wenn der Verpächter die Weide um-meldet und als Dauerweide statt Ackerland registrieren lässt, darf aufgrund einer weiteren Regel die Fläche NIE mehr als Acker genutzt werden. Daher wird der Bauer dies nicht tun. Wir haben überlegt, ob wir die Fläche nicht von ihm kaufen sollten, denn aufgrund einer weiteren Regel gilt die 5-Jahres-Stilllegung NICHT für Bauern, die insgesamt zu wenig Fläche haben.

Nun habe ich aber mal gehört, dass wenn Ackerland zum Verkauf steht, dass dann Erwerbslandwirte den Vorzug geniessen gegenüber Privatkäufern (so wie wir). Ich weiss aber nicht ob das auch eine verpflichtende Regel ist, oder nur so üblich.

Hilfe, was kann ich tun um meinen Pferden monatelange Kleinpaddock-Haft zu ersparen? Hier sind doch Leute die sich mit Landwirtschaft und Behördenkram auskennen?

Diese Info habe ich von unserem Stallbetreiber gestern genau SO bekommen.

Er hat die Weideflächen auch als Acker erworben und zur Pferdeweide eingesät. Die erste muss nächstes Jahr stillgelegt werden (er sprach sogar von umbrechen), damit diese Widmung nicht verfällt.

Umwidmen lassen will er es nicht, weil er seinen Nachkommen nicht die Möglichkeit nehmen will, die Flächen auch anders zu nutzen. Kann ja sein, die Jungs haben mal mit Pferden nix am Hut oder doch und wollen irgendwelche Futtermittel selbst anbauen ...

Vom Vorkaufsrecht für Erwerbslandwirt habe ich auch schon gehört.

Hat dein Landwirt keine Ausweichfläche?

Wie man das genau umgehen kann weiß ich nicht . Das was du so geschrieben hast klingt aber so als wärs wirklich so, also ich weiß daß es diese Regelungen gibt.

Ich drück mal dei Daumen, daß ihr einen gangbaren Weg findet .

Ja - feste , dass ihr eine gute Lösung findet.

Ich kenne mich jetzt nicht wirklich damit aus, meine aber, dass eine Bedingung zur Anmeldung irgendwelcher Flächen ist, dass der Anmelder diese selbst landwirtschaftlich nutzt. Wenn er dir die Flächen verpachtet hat, nutzt er sie allerdings nicht selbst und hat dann wohl eine falsche Meldung abgegeben. Inwiefern dir das was nützt, weiß ich nicht. Könnte mir vorstellen, dass das für den Verpächter Konsequenzen hat, wenn er gegenüber dem Amt eine Falschmeldung angeben muss. Müsste man mal rausfinden, welcher Art diese sind und ob der Verpächter bereit wäre, die zu tragen, wenn dafür alles so bleiben kann, wie es ist.

Beste Lösung wäre ansonsten wohl wirklich, wenn dir der Verpächter eine Ausweichfläche anbieten kann, die für dich auch ohne größere Schwierigkeiten/Aufwand nutzbar ist.

Danke das kann ich brauchen. - Unser Landwirt hat Fläche genug - aber nicht hier. Er selber wohnt weiter weg, hat den Hof, den wir gekauft haben, von seinen Schwiegereltern geerbt. Zum Hof gehören eben noch die Ackerflächen, die er auch geerbt hat, die aber abgesehen von unserer Weide, an andere Bauern verpachtet sind und aktuell bewirtschaftet sind (Mais, Raps, Roggen). Da lässt sich so schnell keine Ersatzfläche für meine Pferde finden. Der Landwirt hat noch genug Flächen um seinen Hof rum, nur ist der eben relativ weit weg. Und er wird sicher nicht im Eiltempo eine Anlage für rehegefährdete Pferde einrichten.
Ich selber habe von unserer Weide noch ein Stück unterverpachtet an eine andere Pferdehalterin, die muss ich heute abend auch noch informieren. Ich bin auch schon öfter gefragt worden ob ich noch mehr abtreten kann (was ich ablehnen musste), - also an andere Pferdehalter hier im Dorf kann ich mich auch nicht wenden. Die haben selber auch keinen Grashalm über.

EU sei Dank gibt es in diesem Jahr einige neue Regelungen bzgl. Wiesen und deren Nutzung.
Das eine ist die Sache mit dem "Dauergrünland", dazu wird automatisch jede Wiese, die länger als 5 Jahre als Weide oder zur Heu/Silagegewinnung genutzt wird. Dauergrünland unterliegt einem generellen Umbruchverbot, und verliert als Wirtschaftsfläche drastisch an Wert.
Das andere ist die Sache mit den (Zwangs)Brachen bzw. Stilllegungsflächen. Die EU hat das Verfahren für die Ausgleichszahlungen für Landwirte geändert, zu Ungunsten der meisten Landwirte natürlich , und um nicht massive finanzielle Einbußen hinnehmen zu müssen, muss der Landwirt jetzt Flächen stillegen, d.h. für ein Jahr komplett aus der Bewirtschaftung herausnehmen (Stichwort "Greening").

So leid mir das für euch tut , aber ich fürchte, da habt ihr bzw. euer Landwirt kaum Möglichkeiten, das anders zu regeln.
Hab mich grade am Wochenende durch diesen Förder-Irrsinn gearbeitet, weil wir die entsprechendne Anträge jetzt auch stellen müssen, und ziemlich entsetzt festgestellt, dass wir die Hälfte unserer Heuflächen stilllegen müssen


Und ja, es gibt ein prinzipielles Vorkaufsrecht für Landwirte bei Ackerflächen jeglicher Art, damit eben die Fläche nicht einfach meistbietend verkauft werden kann

Ja- aber wenn keiner da ist, der die Fläche haben will, lohnt doch wenigstens ein Nachfragen? Und alles was unter 4 ha bleibt, bedarf glaube auch keines Nebenerwerbslandwirtes-Titel...will aber jetzt nichts falsches sagen...

Die Frist für diesen "Mehrfachantrag" läuft am 15. Mai ab, bis dahin ist eine Verkaufsabwicklung sehr unwahrscheinlich

Was ist "Mehrfach-Antrag"? Was passiert unserem Landwirt, wenn wir die Pferde trotzdem auf die Weide lassen würden? Bussgeld? In welcher Grössenordnung? Die Gesamtfläche samt Untervermietung ist ca 1 1/2 ha. Ich wär ja schon froh, wenn ich da einen schmalen Streifen als Zweit-Paddock weiter nutzen könnte, damit die Pferde auch mal im Galopp die Beine strecken können. Der Rest kann (muss ) dann eben bis Jahresende ungenutzt bleiben. Wäre das jetzt sooo schlimm, wenn ich ein paar Quadratmeter weiter nutze?