Diskussion erwünscht: Plädoyer für sportliche Reiter

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Scheckenfan
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Re: Diskussion erwünscht: Plädoyer für sportliche Reiter

Beitrag von Scheckenfan »

Fionnlagh hat geschrieben:Jup, so bin ich bei dir, Scheckeline. :gut:
:puh:
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst in dieser Welt.
- Mahatma Ghandi
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Heidemi
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Re: Diskussion erwünscht: Plädoyer für sportliche Reiter

Beitrag von Heidemi »

Ich finde es richtig gut, dass du das mal mit der Unsportlichkeit ansprichst!
Ich bin normalgewichtig und habe Kraft. Und die Muskeln dafür sind auch ganz gut verteilt.
Aber, ich bin extrem unsportlich.
Mir macht einfach gar nichts Spaß.
Ich war mal 1 Jahr sehr regelmäßig 2x die Woche im Fitness Studio, Krafttraining und danach noch Ausdauer auf dem Crosstrainer oder Rudern.
Gebracht hat es mit 0,0
1. war ich immer unglücklich in dem Ding mit den ganzen vielen fremden Leute um mich herum und 2. hatte ich nicht den Eindruck, dass ich irgendwie fitter geworden wäre. Ich fands einfach nicht schön und das wurde immer schlimmer, bis ich es gelassen habe.
Dann kann ich mit allem, was mit Bällen oder Rädern zu tun hat, gar nichts anfangen. Ich habe dazu keinen Bezug und überhaupt keine Talente. ICh glaube hier haben meine Eltern was verpasst in der Erziehung ;) Oder ich bin da natur-talentfrei.
Ich habe den Stall und ich weiß sehr wohl, womit ich welche Muskeln trainieren kann. Gerade durch die Erfahrung mit dem Fitness-Studio habe ich da schon eine Idee, wie ich trainieren kann.
Stallarbeit macht für mich Sinn. Wenn hinterher alles schön sauber ist, alles erledigt usw.
Ich brauche, wenn ich mich anstengen soll, ein Ziel, das mir persönlich sinnig ist. Was noch geht, ist mich bei der Hausarbeit zu dehnen und so was. z.B. beim Staubsaugen.
Ich habe noch keinen Sport gefunden, der mir das geben kann.
Wie gesagt, das bedeutet nicht, dass ich nicht trainiert oder dick wäre.
Tatsächlich habe ich auf dem Pferd eine ganz gute Körperbeherrschung und weiß, womit ich wie Einfluss nehmen kann.
Und für den einen bringt das der Sport mit sich, für den anderen kann es woanders herkommen.
Ich denke auch, dass ab einer gewissen Übergewichtigkeit (damit meine ich niemanden bestimmtes- rein theoretisch gesprochen) es schwieriger wird, in der reitenden Haltung geschmeidig zu sein, aber auch das ist unterschiedlich.
In erster Linie halte ich hier die Körperbeherrschung für wichtig.
Mir ist eingefallen, dass es unter den sehr guten Reiten etliche gibt, die schon älter und alt sind (sorry, die Damen und Herren).
Trotzdem reiten sie sehr gut. Ja, die waren auch sicher mal sehr trainiert, aber das nimmt einfach ab im Alter. Was sie sicher noch haben, ist die Körperbeherrschung. Und die gibt es zum Krafttraining leider nicht gratis dazu.
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Muriel
Schulpferd
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Re: Diskussion erwünscht: Plädoyer für sportliche Reiter

Beitrag von Muriel »

Um es zu verdeutlichen, setze ich einen ungeübten schlanken Reiter auf mein Pferd, der permanent hin u. her holpert, fühlt sich mein Pferd (ich denke, das spricht für alle Pferde) extrem gestört. Setze ich einen geübten schweren Reiter auf mein Pferd, läuft sie trotz allem prima.
genauso war das mit Mirko auch immer. Ich bin _eigentlich_ immer schon zu schwer, es war aber nie ein Problem. Leichtere Reiter konnten ihm dagegen schon beim Aufsitzen den Rücken wegdrücken.
Erst seitdem wir mehr und mehr Trainingslücken gehabt haben (verletzungsbedingt) schaffe ich es nicht mehr, den Trainingszustand wieder herzustellen, mit dem wir beide ok waren.
Wir werden beide älter, Mirko hat kein Übergewicht (oder nur wenig) - also ist der einzige Faktor an dem ich aktuell drehen kann mein eigenes Gewicht, zumindest wenn ich ihn jemals wieder reiten möchte.
"Gegen Zielsetzungen ist nichts einzuwenden, sofern man sich dadurch nicht von interessanten Umwegen abhalten lässt."
M. Twain
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Heidemi
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Re: Diskussion erwünscht: Plädoyer für sportliche Reiter

Beitrag von Heidemi »

der einzige Faktor an dem ich aktuell drehen kann mein eigenes Gewicht
was ja aber nicht zwingend mit Sportlichkeit gleich zu setzen ist.
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Never Mind
Einhorn
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Re: Diskussion erwünscht: Plädoyer für sportliche Reiter

Beitrag von Never Mind »

Ja - ich weiß schon was du meinst Schecken :-n ich habs nur überexageriert und perfide weitergedacht...

.. das gibts ein schönes Zitat dazu, obwohl ich sonst nicht so der "Meister-Zitate" Zitierer bin:

"Wer sich nur einmal darüber Rechenschaft gibt, wie wenige Stunden er in seinem Leben zu Höchstleistungen befähigt ist, wird beschämt eingestehen müssen, dass die an sein Pferd gestellten Forderungen wohl in keinem Vergleich stehen. Selbstverständlich ist es nicht erfreulich, wenn zufällig einmal ein "Hoch" des Menschen ein "Tief" des Pferdes gegenübersteht. Aber gerade in solchen Augenblicken wäre ein RITTERLICHES Verhalten des Menschen angebracht."

Das hat mein RL immer über den Reitsport gesagt und der hatte es wiederum von seinem Reitlehrer, Prof. Albrecht.
Reiten ist eine Schule von Verzicht und Demut.

Never Mind. Haflinger für Fortgeschrittene. - Blog. Wir haben Zeit.
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Heupferdchen
Sportpferd
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Re: Diskussion erwünscht: Plädoyer für sportliche Reiter

Beitrag von Heupferdchen »

Scheckenfan hat geschrieben:IMMER IMMER IMMER kann ich es auf meinen Körper, meine Technik zurückführen.
Von daher bin ich auch schon lange der Meinung, dass nicht das Pferd korrigiert gehört, sondern nur der Reiter.
:dafuer: Ich bin auch ein unsportlicher Mensch und habe von meiner Figur her nicht die besten Voraussetzungen zum Reiten (sehr langer Oberkörper, langer Hals, Skoliose im LWS-Bereich, insgesamt hyperflexibel und instabil in den Gelenken, Beinachsen verdreht). Vorteilhaft ist einzig mein 'schnelles' Nervensystem und, dass ich mich mit 'fühlen' relativ leicht tue. Dazu kommt, dass ich ein bzgl. Balance und Technik recht anspruchsvolles Pferd mit einigen gesundheitlichen Einschränkungen habe.

Seit einiger Zeit betreibe ich Ausgleichssport zum Reiten und bin von den Resultaten recht begeistert. Ich bin DEUTLICH weniger schief und instabil, meine Balance ist um Welten besser geworden. Außerdem bekomme ich langsam aber sicher meine Arm- und Nackenverspannungen auf dem Pferd in den Griff - scheinbar meine Strategie, mich irgendwie zu stabilisieren.

Mich zieht's von Natur aus eher zu den Sportarten, die mir leicht fallen - ich habe längere Zeit Yoga gemacht (diesen instabilen Körper zu falten ist nicht schwer), ebenso Meditations- und Entspannungstechniken. Reiterlich habe ich davon wenig profitiert. Dann habe ich mit Krafttraining angefangen - allerdings nicht im Fitnesscenter, sondern in einem dieser P*werplate-Studios. An die Kernmuskulatur trainingsmäßig ranzukommen, ist ja nicht ganz so einfach - und das ist bisher das effektivste, was ich für mich auftreiben konnte.

Als ich gemerkt habe, wie sehr ich reiterlich von diesen 2x 20 Minuten pro Woche profitiere (wo eine große Schwachstelle ist, da ist halt auch viel Potential für Verbesserung), war ich angefixt. :mrgreen: Ich bin seit einer ganzen Weile diszipliniert dabei. Im Sommerhalbjahr kommt noch 'sportlich' zur Arbeit radeln dazu - da ich das Glück habe, ein Wäldchen und einen Park auf dem Weg zur Arbeit zu haben, kann man da auch nett ein bisschen 'Gelände'-fahren. Fürs Reiten nimmt das die Angst vor der Geschwindigkeit und schult ein bisschen den Gleichgewichtssinn, neben dem 'Cardio'-Effekt. Mehr ist zeitlich bei mir nicht drin.

Dieses Training hat für mich einen anderen Effekt als Stallarbeit etc. : Schwere körperliche Arbeit macht mich deutlich schiefer, ich fange SOFORT an zu kompensieren. Ich kann mir halt nicht aussuchen, wie viel der Äppelhaufen, die Schubkarre oder der Futtersack wiegt. Beim Training kann ich die Intensität der Übungen besser dosieren - und dabei auf meinen Körper achten.

Zum Thema Beckenboden: Ich hab wohl den schlechtesten von Welt :ohhh: Ich war auch schon im Beckenbodentraining und da die einzige ohne Kind ('Wie alt ist denn ihres?' 'Ähh...'). Pony und ich hatten krankheitsbedingt eine einjährige Reitpause - katastrophal für den Beckenboden. Seit einigen Monaten geht's regelmäßig mindestens 2x die Woche aufs Pferd - und mein Beckenboden hält wieder.

Zum Thema 'Bodenarbeit statt Reiten für unsportliche Leute': Ich finde es erstaunlich, wie sehr mein Pferd bei der Bodenarbeit auf meinen eigenen Körper reagiert. Seit ich da sensibler geworden bin (mein Pony war es schon immer), kann ich mir gar nicht mehr erlauben, unfit, schief oder schlurfig beim Pony einzulaufen und dann von ihm zu verlangen, sich bitte koordiniert und mit guter Körperspannung zu bewegen!
Lisa-Marie

Re: Diskussion erwünscht: Plädoyer für sportliche Reiter

Beitrag von Lisa-Marie »

Igitt, was für ein scheußliches Thema... da muss man ja selbstkritisch sein
:whistle:

Die Zeit und vielleicht (bei mir zumindest) auch die Fehleinschätzung: das hab ich doch früher auch gekonnt/ geschafft... ist schon eine Ausrede wert. :clap:
Neben Vollzeitjob in Selbständigkeit, Mann, Haus und Pferd hab ich nur mein Fahrrad, dass mich an trockenen Tagen in die Arbeit trägt (ganze 10 Min, das aber 4x am Tag), ansonsten denke ich immer: naja, soooo viel hab ich jetzt nicht zugenommen und mich doch früher auch immer gut auf dem Pferd gemacht...
Und mit Zeit und Übung kommt das alles bestimmt wieder. Und eine Grundspannung hab ich doch immer noch (nach mehreren Jahren Reitpause :oops: )... leider auch bei mir das Problem, dass mir nix anderes soviel Spass macht, wie "pferdeln". Fitness-Studio, Hometrainer, Joggen, Yoga...alles schon probiert, hat auch immer ca 9 Monate angehalten (da kriegen andere ja schon ein Baby) und dann war die Luft raus und ich angeödet... (wobei mein Beckenboden immer 1A war :lol: )
Ist es nicht so, dass schon allein die Menschen, die z.B. diesen Fred lesen und mitschreiben, zu Selbstkritik fähig sind und reflektieren, was und wie sie mit ihrem Pferd arbeiten?
Und dem Pferd ein Mitspracherecht (auch während des Reitens) einräumen?
Und besteht dann nicht die Chance, auch wenn nicht alles optimal läuft (es geht doch immer NOCH besser), die Signale zu lesen, die unsere Pferde uns geben und darauf zu reagieren?
Nichtsdestoweniger ziehe ich den Hut :hutab: vor selbstdisziplinierten Menschen, die den Sport und die Eigenformung so hoch einwerten und in ihr Leben integrieren!!!!!!!!!! Wobei ich auch sagen muss, wenn die Notwendigkeit (für das Innere in einem, die Seele) plötzlich eintritt, im Leben etwas zu ändern, dann brauche ich gar keine Selbstdisziplin, dann kommt ein inneres Bedürfnis, welches ich befriedigen möchte und die "Anstrengung" wird zum innigsten Wunsch, den ich mit Freuden erfülle.
Leider ist bei mir momentan die Notwendigkeit einer sportlichen Leistung über das Pferdeln hinaus (und/oder eine Ernährungsumstellung, um noch mehr Gewicht zu verlieren) nicht gegeben :snooty: ...die (vermeintlichen) Vorteile des anderen Lebens überwiegen momentan weitaus :shifty:
*seufz*
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