Verreisen mit Pferden - egoistisch?

Moderator: Stjern

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Sky4ever
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Verreisen mit Pferden - egoistisch?

Beitrag von Sky4ever »

Guten Morgen in die Runde :-)

Mich beschäftigt seit einigen Tagen eine Frage, zu der ich keine richtige Meinung finde. Ich würde mich freuen, wenn wir hier einen kleinen Gedankenaustausch machen könnten.

Ich habe die Möglichkeit, im Sommer für drei Wochen zu einer Bekannten zu reisen, die einen eigenen Offenstall mit zwei Ponys hat. Ich könnte bei ihr wohnen, und meine beiden Ponys in ihrem Offenstall leben. Zwar getrennt von ihren Ponys, aber in direkter Sichtweite / Kontakt übern Zaun. Es wäre sozusagen ein kostengünstiger Urlaub mit meinen Ponys. :urlaub:

Nur - wäre es für meine Ponys auch Urlaub? Oder doch eigentlich nur Stress? Verhalte ich mich egoistisch, wenn ich von meinen Ponys verlange, mich zu begleiten, obwohl sie doch als Herdentiere den Schutz ihrer eigenen Herde haben wollen und dazu auch noch Gewohnheitstiere sind? :haeh:

Mit meinem Senior bin ich bis vor einigen Jahren auch schon mal einige Male so verreist. Und ich muss mir eingestehen, dass es schon ein bisschen stressig für ihn war. Es sind etwa 5 Stunden Fahrt mit dem Anhänger (größtenteils Autobahn, also wenig Kurven und Stop-and-Go). Aber er wirkte jetzt auch nicht total angespannt. Er war allerdings deutlich erleichtert, wenn er im Heimatstall wieder angekommen war.
Mein Junior kennt Verreisen nur im Sinne von Aufenthalten bei seiner Bereiterin, einer Freundin von mir. Dort fühlte er sich meist einsam, weil der Senior fehlte.
Bei unserem Urlaub wären ja beide zusammen. :friends:

Leider mussten beide Ponys in den letzten zwei Jahren eine kleine Stallodyssee mitmachen, wegen Umzugs meinerseits sind wir aus dem eigentlichen Heimatstall weg und hatten erst im dritten Anlauf Glück, einen passenden Stall gefunden zu haben. Dort leben sie seit Mai letzten Jahres in einer stabilen sechsköpfigen Herde. Und gerade diese Stallwechsel haben mir gezeigt, dass solche Herden- und Umfeldwechsel stressig für die Pferde sind. Und ich habe ein wenig Angst, dass die Ponys glauben könnten, sie würden schon wieder aus ihrer Herde herausgerissen. Dabei wäre es ja nur für kurze Zeit, aber das können sie ja nicht wissen.

Wie würdet Ihr so eine Situation sehen?

LG Rabea
Wallinka
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Re: Verreisen mit Pferden - egoistisch?

Beitrag von Wallinka »

Ich habe da nicht viel Erfahrung damit, aber ich denke, das kommt auch auf den Charakter des Pferdes an. Habe ich eines, das gern neues erlebt und die Welt erforscht, macht es das bestimmt eher mit als eines, das bei jeder Änderung aufgrund von Stress Probleme bekomnt.
Mit ersterem würde ich das durchaus machen, mit letzterem eher nicht.
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ehem User

Re: Verreisen mit Pferden - egoistisch?

Beitrag von ehem User »

ich hab auch gleich gedacht, dass ist abhängig von pferd zu pferd. und auch erfahrugnssache.
wenn die pferden nicht völlig aufgelöst sind, und du sowas gern öfter machen möchtest, würde ich ausprobieren, ob sie vielleicht mit zunehmender erfahrung gelassener werden.
hast du es nun mit nem pferd zu tun, was von anfang (verladen) bis ende) zuhause wieder in die alte herde) total unglücklich und gestresst wirkt, würde ich es lassen, wäre mir aber auch für mich selbst zu viel stress
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b.e.a.s.t
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Re: Verreisen mit Pferden - egoistisch?

Beitrag von b.e.a.s.t »

Ich war schon 2 Mal mit Belleza im Urlaub und ich finde, es hat sie erwachsener und stärker gemacht
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Re: Verreisen mit Pferden - egoistisch?

Beitrag von kolyma »

Je nach Charakter gibts Pferde denen sowas auch richtig Spass machen kann. Mein Pferd fährt ja total ungerne Hänger und steigt ungerne ein. Letztes Jahr fuhren wir ihn zu Bekannten (an einen fremden Stall zu fremden Pferden), dann ritten wir zu einem Sternritt mit Trail (wieder anderer Stall, neuer Platz, viele Menschen, fremde Pferde).

Es war sicher stressig und anstrengend für ihn. Aber scheinbar hats ihm so Spass gemacht, dass er am nächsten Tag direkt Richtung Hänger gezogen hat. Nach dem Motto: Gleich Nochmal!

Oft braucht das auch ein bisschen Routine. Mal zu Bekannten fahren zum Ausreiten oder für Spaziergänge. Pony ne Nacht stehen lassen, heim fahren. Und das dann ein paar Mal wiederholen. Dann merkt man schnell, ob das Pony diese Fahrten als Abenteuer oder als Höllentrip empfindet.

Wir haben ein Kaltblut bei uns am Stall, der quasi ständig zu Wanderritten rumgekarrt wird. Fast jedes Wochenende. Der Dicke findet das total toll. Spaziert völlig selbstständig auf den Hänger und bleibt dort (unangebunden!) so lange stehen, bis Herrchen alles verstaut und abfahrbereit gemacht hat.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


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Re: Verreisen mit Pferden - egoistisch?

Beitrag von lungomare »

wenn sie zu zweit reisen dürfen,hätte ich wenig hemmungen,ehrlich gesagt. habe das zu reitbeteiligungszeiten öfter mit der damaligeb Besi und ihrem zweiten pferdchen gemacht, dass wir gemeinsam mit den beiden in der heide urlaub machten. die zwei stuten hatten daheim nicht sooo viel draht zueinandner, wuchsen aber in der fremde sehr zusammen, kraulten sich und waren rrcht motiviert, gemeinsam neur gegenden zu erkunden
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... die mit der buchstabenfressenden Tastatur..
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Re: Verreisen mit Pferden - egoistisch?

Beitrag von Maxima »

Komisch, die gleichen Gedanken hab ich mir auch schon oft gemacht und bin grundsätzlich schon der Meinung daß man es vermeiden sollte, die Pferde aus ihrer gewohnten Umgebung rauszureißen wenns nicht unbedingt sein muß.

Aber es kommt dann trotzdem noch stark auf den Anlaß und das Pferd selber an. Zu einem Kurs zu fahren hätte ich jetzt weniger Skrupel als rein für mich in den Urlaub. Und wenn ich meine beiden anschaue - die Stute hat null Probleme mit Verreisen, die ist immer voll dabei wenn es etwas neues zu erleben gibt, der Wallach scheut vor jeder kleinsten Änderung in seinem Leben zurück, für den wäre es der pure Stress.

Also wenn Deine Pferde in sich relativ gefestigt sind denke ich könntest Du es probieren, daß sie zu zweit sind ist sicher ein riesiger Vorteil dabei. Und wenns dann nicht so gut geht, mußt Du es ja nicht wiederholen.
Liebe Grüße
Ulla

Wir werden in Ewigkeiten nicht mehr gut machen können, was wir den Tieren angetan haben. (Mark Twain)

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Sky4ever
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Re: Verreisen mit Pferden - egoistisch?

Beitrag von Sky4ever »

Danke schon mal für eure Meinungen.

Total gestresst wirkt keines meiner Pferde. Aber das tun sie eh nie. Sie zählen eher zu den Kandidaten, wo Außenstehende sagen "Boah, sind die cool". Ich kann aber doch ein bisschen zwischen den Zeilen lesen und sehe schon, dass sie nicht so gelassen sind, wie sie nach außen wirken. Ihre Gesichtszüge sind ganz leicht angespannt und sie kleben leicht aneinander, während sie am Heimatstall ohne Probleme zu trennen sind.

Tagesausflüge habe ich mit beiden zusammen auch schon gemacht. Da sind sie eben auch äußerlich total gelassen, aber innerlich?

Ich hatte da bis vor ein paar Jahren echt keine Probleme mit. Da lebte mein Senior seit 20 Jahren in seinem Stall, und ich hatte den Eidnruck, dass kurzzeitige Aufenthalte in der Fremde ihm nichts ausmachten. Er wusste, wo er hingehörte. Durch unsere Stallodyssee ist das jetzt anders.

Und der Junior hat in seinem jungen Leben nun auch schon so viele Wechsel gehabt. Das finde ich auch doof, war aber nicht zu ändern.

Die Konstanten, die sie bei der Stallodyssee hatten, waren meine Wenigkeit und eben sie beide zusammen. Und das wäre ja im Urlaub auch der Fall. Wir wären wieder zu Dritt an einem fremden Ort (wobei ich den Ort kenne, denn da bin ich aufgewachsen...).
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Ayla
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Re: Verreisen mit Pferden - egoistisch?

Beitrag von Ayla »

Wir fahren mit unseren Pferden regelmäßig in den Urlaub (zwei Wochen im Frühsommer und eine Woche im Herbst). Da die beiden jedoch zu zwei sind hält sich der Stress für die Pferde in Grenzen. Das bezieht sich auf die Hängerfahrt und alles andere auch. Mir kommt es fast vor, als ob es für die Pferde immer ein großes Abenteuer ist, was ihnen auch Spaß macht. Wichtig ist uns hierbei, dass die Fahrt nicht zu lange dauert (unsere Grenze ist 2,5 bis 3 Stunden Fahrtzeit) und dass sie im Urlaub mindestens genauso gut untergebracht sind, wie zu Hause, den sie sollen sich ja auch im Urlaub wohlfühlen. Da unsere Pferde dann immer zu zweit sind, sind sie auch an anderen Orten von Anfang an total entspannt.
Der gemeinsame Urlaub mit den Pferden schweißt einen nochmals ein Stückchen mehr zusammen. Ich möchte es nicht missen.
Um Deine Frage zu beantworten, ich glaube egoistisch wäre es nur, wenn Dein Pferd dadurch zu viel Stress hätte. Hierbei ist auch das tägliche Reiten zu bedenken. Ist Dein Pferd fit genug für tägliche und evtl. lange Ausritte und hat es auch Spaß an langen Geländeritten. Aber diese Fragen kannst Du Dir nur selber beantworten.
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A.Z.
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Re: Verreisen mit Pferden - egoistisch?

Beitrag von A.Z. »

Wenn du dieses Jahr kein gutes Gefühl dabei hast, dann lass es. Lass sie ankommen und vielleicht sagt dein Bauch nächstes Jahr ja.

Ich bin mit meinem alten Herrn auch ein paar Mal verreist - durchaus weit, 5-6 Stunden Fahrt. Damals mochte er das ganz gern und ich denke, wir hatten beide Spaß daran neue Gebiete zu entdecken. Er zeigte sich jeweils sehr schnell angekommen, fras sofort, legte sich zum wälzen und schlafen hin und betrachtete neugierig die neue Gegend.
Dann kam ein Kurs im Jahr 2009, da hat er schon die Fahrt nicht sehr gut überstanden. Seitdem muss er nirgends mehr kurzfristig hin fahren, das ist halt jetzt so.

Per se egoistisch finde ich das Verreisen mit Pferd nicht. Ich denke nur, es muss jeder darauf achten, welchen Eindruck die Pferde dabei machen und es ggfs. sein lassen, wenn sie offensichtlich nicht gern weg mögen. Pferde sind da wirklich sehr individuell.
Viele Grüße Angela

Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)

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