Haltung ohne/mit wenig Weide

[ehem User]

Ich wollte mal eine Sache zur Diskussion stellen:

Eine Freundin und ich haben ggf. die Möglichkeit, einen Stall zu pachten. Offensichtlicher Nachteil – keine Wiese. Wir planen ein kleines Stück einzusäen, damit sie zumindest eine Stunde am Tag aufs Grün können, aber mehr als 500qm werden es nicht werden. Zur Verfügung steht ansonsten zur 24h freien Verfügung ein befestigter Paddock (10x10m) mit Unterstand, ein Reitplatz (50x20) und wir planen noch einen Trail außenrum anzulegen, d.h. Trail einmal außenrum sind auch nochmal 200-250m.

Wer hält seine Pferde noch so oder so ähnlich, also fast ausschließlich auf Sand und nur sehr sehr begrenzt auf Gras. Mir schwirren ein paar Vor-, aber auch ein paar Nachteile im Kopf rum. Beide Pferde sind auf Gras auf verschiedenste Weisen nicht unproblematisch, also 24h Gras ging bei beiden nicht mehr und vergangenen Sommer lief der eine durchgehend, der andere zeitweise bei stundenweisem Koppelgang mit Maulkorb…

[Scheckenfan]

Ich finde Grasen insofern wichtig, dass es die natürlichste Bewegungsform ist, mit dauerhaft gesenktem Kopf und langsamer Vorwärtsbewegung. Das bekommt man bei Heufütterung einfach nicht hin und ich vermute, dass das Rumstehen an der Heuraufe nicht unbedingt gesundheitsförderlich ist.
Ein Pferd mit stabilem Stoffwechsel würde ich immer auf Koppel stellen wollen, so lang wie möglich.

ABER es gibt inzwischen sehr sehr viele Pferde, denen Grasabstinenz sehr gut tut, weil ihr Stoffwechsel mit Gras (ggf. auch nur mit unserem modernen Gras?) nicht klar kommt. Diese Pferd profitieren oftmals davon: Hufprobleme (besonders Fühligkeit) löst sich in Luft auf, die Verdauung läuft besser, das Pferd ist insgesamt fitter.

Bei einem Pferd, das offensichtliche Probleme mit Gras zeigt, würde ich eine graslose Haltung unter Umständen in Betracht ziehen allerdings sollte dann wirklich ausreichend Platz zur Verfügung stehen!

[ehem User]

hm, ich hatte noch nie im winter weide, also in bezug auf die körperhaltung/bewegung.

mag sein, dass das die natuerliche fresshaltung/forbewegungsart ist, aber das hier übliche weidegras ist auch ziemlich weit weg von natuerlichem futter.
ich hätte nicht son großes problem damit, ein pferd ohne weide zu halten.

wenn ihr die energie/zeit habt, könntet ihr einfach möglichst viele heustationen einrichten, um die pferde in bewegung zu halten
ausserdem zweige/äste zum nagen verteilen

[trollpony]

Meine 2 Ponys haben für den Winter nachts etwas ähnliches, nur kleiner (Reitplatz ca. halb so groß, kein Trail, befestigter Platz + Unterstand vergleichbar), tagsüber sind sie auf der Koppel.
Meine Pferde mögen diesen Winter-Nachts-Offenstall sehr, durch verschiedene Anreize = Zwischenzäune für Umwege, Baumstamm zum drüberspringen oder außenrumlaufen, 2 geschotterte Beete, 3-4 Heuplätze, Salzleckbar, Knabberzweige, Futter und Wasser getrennt, bietet er auch verschiedene Beschäftigungs- und Bewegungsanreize. Die beiden spielen und toben viel auf dem Reitplatz wodurch sie definitiv viel Bewegung haben, allerdings fällt die gemütliche, kontinuierliche Bewegung beim Grasen weg, die sie auf der Weide zeigen, trotz dem Wandern zwischen den Heunetzen. Allerdings hättest du ja noch die Möglichkeit einen Trail anzulegen (fällt bei mir leider weg), dadurch kannst du sicher einen Ausgleich schaffen wenn du entsprechend viele Heunetze über den Trail verteilst.

Weitere Nachteile dieser Haltung:
- das dauerhafte Einbeziehen des Reitplatzes kostet Zeit beim Abäppeln: ich brauche für meinen Sandplatz wesentlich länger als für die Weide und trotz Vorsicht wird einfach viel Sand mit entsorgt - er muss also regelmäßig aufgefüllt werden
- bei extremen Spielen (ich weiß nicht wie deine wären) durchwühlen meine beiden den Reitplatz komplett, d. h. zum einen muss er auf alle Fälle extrem gut gebaut sein um das auszuhalten, zum anderen muss ich ihn ständig abziehen bzw. kann ihn nach einer Tobeeinheit nicht sofort nutzen.

Unabhängig zur natürlichen Bewegung beim Grasen finde ich, sofern möglich, wenigstens stundenweises Grasen auch für die Psyche wichtig. Aber vll. besteht auch die Möglichkeit noch in der Nähe eine Weide zu pachten?

Die Frage ist natürlich auch immer welche Alternative/was für eine Haltung habt ihr jetzt und da dann Vor/Nachteile abzuwiegen.

[tara]

ich hatte für 10 Jahre mein früheres Pferd in meinem eigenen Offenstall, mit großem Sandpaddock (30x20), und einem ebenso großen, Stück Gras. (Sandboden, Bewuchs eher dürftig, nur was zum naschen für zwischendurch)
Meine Einstellung damals, und die hat sich bis heute nicht geändert: Mit "Ohne Gras" können sie eher auskommen als ohne Auslauf. Wir hatten damals 4 Pferde dort, 2x tgl wurde reichlich Heu gefüttert.

[Fionnlagh]

Ich muss ehrlich sagen, dass ich ein Fan von "so wenig Gras wie möglcih" bin
Ich kenn echt nur mehr wenig Pferde, die wirklich völlig problemlos mit unserem Gras zurecht kommen. Ich mein, die meisten überstehen die Weidezeit schon ohne gravierende Probleme zu bekommen, aber im Grunde sehen sie durch die Bank durch im Winter besser aus, sind aktiver, bewegungsfreudiger, muskulöser, schlanker. Ausnahmen kenn ich eigentlich nur die überschlanken, großen Warmblüter, die im Winter eher zu viel abbauen.

Weil es der Pferdepsyche gut tut, würde ich mein Pferd trotzdem immer versuchen wenigstens stundenweise auf die Weide zu lassen.
Leider kommt man im Normalfall der Weide sowieso nicht aus, wenn man will, dass sein Pferd sich in großen Gruppen auf großen Flächen bewegt. Man kann schließlich nicht alle Weide zu schütten (wobei ich schon so Phasen hatte, da hätte ich gut Lust dazu gehabt ).

Ich persönlich würde jedenfalls, wenn sonst alles passt, den Stall nehmen, von dem du schreibst, BarockTraki!

[Lottehüh]

Wenn meine Pferde ein Problem mit Gras hätten, würde ich eine solche Haltung natürlich schwerwiegenden Krankheiten vorziehen. Allerdings gibt es für mich 2 Dinge die dagegen sprechen, die beide so oder so ähnlich angesprochen wurden:

1) Die Körperhaltung, das Grasen und Laufen, das in Kombination einfach zum Pferd gehört. Man könnte eventuell Heu auf dem Rundweg verteilen (nicht in Netzen, sondern auf dem Boden, natürlich nur, wenn der Trail keinen Sandboden bekommt), um das etwas zu simulieren. Da hat man dann halt (Heu-)Verluste, da bestimmt auch mal einer reinmacht…
2) Die Psyche. Lotti zum Beispiel ist kein „Spielpferd“, sie tobt nicht mit Pablo. Für sie ist Grasen das höchste der Gefühle (neben Popokraulen durch lange und intensiv ausgebildete und eingearbeitete Menschin ). Auch wenn eine THP mir mal gesagt hat, dass sie kein Gras braucht (KPU, Ekzem, aber durch diverse Magen-/Darm-/Leber-/Nierensanierungen gut im Griff), möchte ich ihr das einfach nicht nehmen, weil es für sie nichts schöneres gibt. Ist die Frage, ob ein Leben komplett ohne Gras für sie lebenswert wäre. Das ist ja von Pferd zu Pferd anders. Pablo mag zwar auch Gras, aber bei ihm würde ich es nicht so dramatisch sehen wie bei Lotti, weil er viele andere Dinge auch toll findet. Wir haben einen guten Mittelweg, sie geht im Sommer nur nachts raus (obwohl sie immer könnte), das heißt, sie isst halb Heu / halb Gras.

Also ich finde es ok, wenn das Pferd kein Gras haben darf aus gesundheitlichen Gründen, wobei ich auch da versuchen würde rauszufinden, ob es wirklich generell „kein Gras“ verträgt, oder ob eine bestimmte Grasart, ein Dünger oder was auch immer das Problem ist. Im Winter leben die Pferde ja auch, und da gibt’s doch bei den wenigsten noch wirklich Gras, wenn dann eher noch ein bissl was zum Knabbern… Den Trail würd ich wenn möglich auf jeden Fall bauen, um etwas Abwechslung rein zu bringen.

[Heidemi]

Ich finde auch, dass die Pferde wohl auf Gras verzichten könnten.
Die Überlegung ist halt, dass es schon teurer wird wenn ihr Heu den ganzen Sommer kaufen müsst. Da ist dann die Frage, ob ihr zuverlässig auch den ganzen Sommer gutes Heu bekommen könnt. In dem einen katastrophalen Heujahr war es echt schwierig z.B.
Könnt ihr Heu einlagern in größeren Mengen? Habt ihr einen guten Lieferanten?
Habt ihr Wasser und Licht?
Und was ist mit dem Mist.
Das sind für mich aus Erfahrung die wichtigsten Fragen für euch.
Für die Pferde ist ist noch die Frage nach dem Staub ganz wichtig. Von mir kann ich ja sagen, dass der Platz schnell staubig wird, gerade im Sommer, wenn es ja nun mal auch mal länger warm ist und vielleicht auch mal nicht regnet. Auf der Koppel ist das kein Problem, aber auf Sand dann schon.
Aber wie spannend! Ich drück dir die Daumen!

[ehem User]

Ich finde auch, dass die Pferde wohl auf Gras verzichten könnten.
Die Überlegung ist halt, dass es schon teurer wird wenn ihr Heu den ganzen Sommer kaufen müsst. Da ist dann die Frage, ob ihr zuverlässig auch den ganzen Sommer gutes Heu bekommen könnt. In dem einen katastrophalen Heujahr war es echt schwierig z.B.
Könnt ihr Heu einlagern in größeren Mengen? Habt ihr einen guten Lieferanten?
Habt ihr Wasser und Licht?
Und was ist mit dem Mist.
Das sind für mich aus Erfahrung die wichtigsten Fragen für euch.
Für die Pferde ist ist noch die Frage nach dem Staub ganz wichtig. Von mir kann ich ja sagen, dass der Platz schnell staubig wird, gerade im Sommer, wenn es ja nun mal auch mal länger warm ist und vielleicht auch mal nicht regnet. Auf der Koppel ist das kein Problem, aber auf Sand dann schon.
Aber wie spannend! Ich drück dir die Daumen!

Egal wie wir rechnen, wir kommen immer weit unter Pensionspreis raus, dafür halt Eigenleistung

Heu können wir für acht Wochen einlagern bzw. drauf zugreifen (und wenn ich sehe, wie wenig geld ich eigentlich für heu ausgeben würde, frage ich mich, was ich im Pesnionsstall zahle...? Der 350kg ballen reicht einen Monat und ksotet 40 Euro...), Wasser/Licht ist alles da, Mist wird entsorgt. Staub könnte ein Problem werden, aber da gibt es eine Beregnungsanlage...

Tja, ich glaube auch mein Pferd wird Gras am ehesten psychisch vermissen. (Er zieht beim Spazieren zu jedem Grashalm, das tut mir gerade schon weh beim zusehen (ist aber vielleicht auch sehr menschlich gedacht..)) Im Gegensatz zu mir, die sich bei nur heu eigentlich keine Sorgen mehr machen muss (Fetthals, Fettplacken, kalt und Koppel), alles Probleme, die ich bei nur Heu nicht habe. Ich sehe auch, dass Pferde unter nur Heu deutlich agiler sind. Aber es fehlt halt das umherspazieren und hier und da mal knabbern... Spielen tun sie nicht, das ist kein problem.

[november]

Diana hält ihre Pferde so, kannst sie ja mal anschreiben, wenn sie hier nicht lesen sollte.

Wo wäre denn dieser zu pachtende Stall, in dem es sogar eine Beregnungsanlage und einen Reitplatz gibt und der Mist entsorgt wird?
*neugierigbin*