Das Reitwaisen Forum

Hallo zusammen,
ich habe ein Problem. Mein Pferd und ich, wir sind schief und zwar beide zur gleichen Seite . Er ist rechts hohl, hat also links seine stärkere Schulter und auch mehr Muskulatur, wodurch er mich eher nach rechts setzt. Dort sitze ich dann auch noch sehr gerne, weil wohl mein Becken auch etwas schief ist und ich eh tendentiell rechts sitze . Das dumme ist, ich bemerke nicht mal, dass ich nicht mittig sitze .

Ich bin jahrelang mit einem ROC Sattel geritten, bei dem es zum Prinzip gehört, dass durch eine asymmetrische Polsterung die natürliche Schiefe des Pferdes ausgeglichen wird. Ich konnte also munter schief sitzen und hatte trotzdem eine gerade Einwirkung aufs Pferd . Angeblich soll dann bei zunehmender Geraderichtung des Pferdes, die ungleiche Polsterung wegfallen. Das ist allerdings nie passiert. Und ich behaupte jetzt mal, dass mein Pferd nicht schlecht gymnastiziert war, er läuft spurig im Kreis und auf Volten, alle Seitengänge im Schritt und Trab usw usf.

So jetzt habe ich einen Dressursattel, weil ich mit dem ROC einfach doch nicht so toll zurecht kam (sehr flacher Sitz, weit weg vom Pferd usw). Tja und der Sattel ist natürlich (hoffentlich) gerade.... Plötzlich können Pferd und ich kaum noch vernünftige Zirkel gehen, er verwirft sich, rennt über die Schulter weg usw . Ihr könnt euch vermutlich vorstellen, wie frustrierend das ist . Ich weiss jetzt nicht so richtig, was ich machen soll. Ich habe schon ernsthaft kurz überlegt unter den Dressursattel so ein Correction Pad zu legen und das so schief zu polstern, wie es beim ROC war . Aber mir haben so ziemlich alle Osteos und Sattler von sowas abgeraten. Also werde ich jetzt erstmal mich so gerade wie möglich rücken lassen von einem Physio und vielleicht noch ein paar Sitzlongenstunden nehmen. Aber ich bin mir doch unsicher, ob das ausreicht . Vor allem ist es wirklich extrem furstrierend, wenn das Pferd an der Hand und an der Longe wunderbar auf beiden Händen relativ gleichmäßig läuft, Seitengänge geht usw und kaum sitze ich drauf geht nicht mehr viel . Mir ist sogar teilweise im Gelände im Schritt geradeaus aufgefallen, dass er traversartig nach rechts läuft (also Hinterhand nach rechts verschoben), also so richtig schief, das kann doch nicht gut sein .

So lange Rede, kurzer Sinn, habt ihr vielleicht Tipps für mich? Wie kann ich gegen die Schiefe arbeiten? Ist es unsinnig Sättel ungleich zu polstern oder kann das vielleicht doch manchmal helfen??

Oh mein Thema

Damit mache ich schon ewig rum, beide gleich schief und das Einzige was hilft ist Sport. Viel Sport, joggen, Kräftigungsübungen jeden 2. Tag (90 Tage Challenge oder so), keine Beine übereinanderschlagen (ganz!!!! wichtig!!!!). Physio hilft nur bedingt, da muss man selbst täglich dran arbeiten...

Danke für die Tipps . Der/die Physio soll mir ja Übungen zeigen, die ich dann (täglich ) Zuhause machen kann....

Ich habe noch ein Bild vom Rücken des Pferdes, ich finde, man sieht trotz der Mähne rechts, dass die Schulter links deutlich kräftiger ist... Und damit schiebt er mich dann nach rechts . Ist das noch im Bereich des "normalen"?

Habe ein ähnliches Problem - meine Allheilmedizin sind Sitzlongen mit vielen Gymnastikübungen auf dem Pferd - das richtet mich gerade und meinem Pferd tuts auch gut.

unser Thema. Die Händigkeit von Pony und mir ergänzt sich auch ideal *hmpf*. Dazu ist Pony tonnig und ohne nennenswerten Widerrist.

Im Gelände kann ich das ein Stück weit korrigieren, wenn ich dafür sorge, dass mein Pony mit beidem Hinterbeinen gleichmäßig tritt (ich muss hinten rechts immer wieder aktivieren und am linken Zügel ein Stück weit stabilisierend einwirken). Auf schwierigem Terrain kann das Pony trotzdem unglaublich schief sein. Da hilft nur neu sortieren, Linie finden und nach vorne stabilisieren.

In der Halle mit entsprechenden Fliehkräften ist das ein Stück schwieriger. Ich muss den Gurt ziemlich anknallen, sonst hab ich keine Chance, den Sattel gerade zu halten. Mir hilft enorm, im Entlastungssitz in den Bügeln zu stehen. Erstens spürt man ein Ungleichgewicht leichter, kann sich besser umsortieren. Zweitens wird man vom Pony nicht in seltsam schiefe Haltungen 'hineingesetzt', sondern kann besser mittig und in der Balance bleiben.

Ich mache auch regelmäßig Gymnastik zur Hüftbeweglichkeit. Mindestens ebenso wichtig sind aber Stabilisierungsübungen. Wenn ich nicht 100% stabil und mittig bin, hab ich keine Chance. Das ist nicht unanstrengend *hust*

Danke für eure Antworten.
Das mit dem Entlastungssitz mache ich schon, zumindest im Trab und Galopp. Das hilft auch recht gut. Aber eigentlich wollte ich gerne so bald wie möglich davon wegkommen, weil mein Pferdchen ja doch recht vorhandlastig ist und ich so durch den Sitz noch mehr Gewicht nach vorne bringe ... Aber natürlich müssen wir erstmal halbwegs gerade sein, bevor er mehr Gewicht hinten aufnehmen könnte (bzw wenigstens mal genausoviel wie vorne...). Wobei ich natürlich versuchen könnte, trotz Entlastungssitz nicht ganz so nach vorne zu sitzen .

Habt ihr vielleicht Tipps für konkrete Übungen, die euch geholfen haben? Leider ist es momentan schwierig Unterricht zu organisieren, weil wir nur einen Platz haben und die lieben Reitlehrer nicht gerne im Winter in der Kälte rumstehen scheinbar . Aber ich versuchs weiter . Oder ich überrede jemand vom Stall, mich an die Longe zu nehmen, besser als nix vielleicht .

Wenn ihr schief seid, schnallt ihr dann trotzdem die Bügel gleich lang? Bei mir hat wohl mal jemand einen Unterschied von 1-2cm in der Beinlänge ausgemessen und man siehts sogar, wenn ich vorm Spiegel stehe. Macht es dann Sinn einen Bügel länger zu schnallen? Oder verstärkt man dann eher wieder die Schiefe?

@ Barocktraki: Wieso erwähnst du eigentlich gerade joggen? Mehr so für die allgemeine Fitness? Oder hat das einen positiven Effekt auf die Schiefe?

Hi Hottie, mein Sattler hat mich diverse Male ermahnt, an meinem Sitz zu arbeiten, da man meinem Sattel sehr deutlich ansah, dass ich sehr gerne auf dem rechten Kissen Platz nehme!!!

Was habe ich gemacht??? Dorn-Breuß-Therapie letztes Jahr, da wird der Rücken, Beine begradigt. Bei mir war das rechte Bein länger als das linke.

Und ja, alle Übungen, die ich mache, versuche ich ÜBERDEUTLICH zu reiten. Wenn ich also rechts abwenden will, drehe ich MEINEN BÜROSTUHL (so nennt es meinen RL) sehr deutlich nach rechts. So wird es meinem Stütchen klarer, dass ich auch WIRKLICH rechts oder wahlweise links abbiegen will. Immer darauf achten, dass man im Oberkörper auch wirklich gerade bleibt u. nicht in der Hüfte abknickt.

Fakt ist, Sattler konnte keine ungleiche Polsterung mehr feststellen. Und ich habe lange Zeit auf die Uhr geguckt, damit ich wirklich konsequent beide Hände gleich lange trainiert habe. Denn es ist ganz offensichtlich, dass man mehr Zeit auf der guten Hand verbringt als auf der schlechten. By the way ... die schlechte Hand ist bei mir und meiner Stute ebenfalls links. Mittlerweile hat sich das aber nach einem Jahr geändert, zumindest bei meiner Stute.

Ich bin mir inzwischen nicht mehr so sicher, ob unsere Pferde wirklich so schief sind, oder ob's nicht doch alles wir Menschen sind...

Unser voriges Pferd wer ein großer Hannoveraner, der eher schlecht bemuskelt war da er bevor er zu uns kam gesundheitlich sehr schlecht aufgestellt war. Mein Vater und ich sind ihn abwechselnd geritten und wir waren uns immer einig, dass er ganz eindeutig händig ist, im Gelände springt er ja z.B. auch immer nur auf einer bestimmten Hand an. Bis wir mal drüber gesprochen haben, auf welcher Hand er denn anspringt - bei ihm auf der einen, bei mir auf der anderen Hand
Mit Biegung etc. das selbe Phänomen.
Ich bin Rechtshänder, mein Vater Linkshänder.
Das Pferd hatte offenbar kein Problem mit egal welcher Hand, solange der Reiter richtig saß, und bei meinem jetzigen Pferd zeigt sich dieses Phänomen auch - sobald ich richtig sitze, läuft er korrekt, egal auf welcher Hand.

Also klar, beim Longieren etc. zeigt sich ein leichter Unterschied zwischen rechter und linker Hand, aber der ist echt minimal. Alles andere bin ich

Immer wieder üben und sich selbst ermahnen und im eigenen Körper nachfühlen und korrigieren. Hilft natürlich wenn man jemand am Boden hat, der gleich was sagen kann und ein Auge dafür hat. Ansonsten auch mal wo anders auf einem anderen Pferd Sitzlongenstunden nehmen. Ich habe mir damals fürs Geschäft einen speziellen Stuhl zugelegt und viel im Alltag geschaut, dass ich bewusst auch mal die andere Seite mehr nutze. Selbst beim gehen hat man eher ein Fuß der führt und ein der mehr schiebt und das mal bewusst andersherum - fühlt sich erst blöd an, aber hilft. Mal auch die Tasche auf der anderen Seite tragen usw.

Nach einiger Zeit kann es auch sein, dass die schlechte Seite die gute wird - also immer wieder kontrollieren und korrigieren.

Danke für eure Antworten .Ich habe mir jetzt überlegt, dass wenn ich auf die Schnelle keinen Reitlehrer finde, muss mich eben mein Pferd unterrichten . Macht er, was ich wollte, sitz ich wohl richtig, macht er etwas "komisches", sitz ich wohl komisch , denn am Boden kann er es ja alles und er möchte doch eh immer gefallen und alles richtig machen . (Da muss ich nur drauf achten, dass ich nicht heimlich am Zügel rumzuppel ). Leider haben wir nur einen Reitplatz, der entsprechend ohne Spiegel ist, aber das Pferd soll doch eh der beste Spiegel sein .

@ jella: Nochmal danke für den Tipp, ich überlege immernoch wegen der Dorn-Therapie . Das mit den überdeutlichen Hilfen werde ich auf jeden Fall mal ausprobieren.

@ Scheckenfan: Das mit eurem alten Pferd ist echt lustig . Ich denke, du hast schon recht, dass ganz viel von der Schiefe beim Reiten, dem armen Pferd zugeschoben wird, obwohl es eigentlich am Reiter liegt. Allerdings finde ich schon, dass die Pferde auch schief sind, aber zumindest bei uns ist es so, dass an der Schiefe des Pferdes ordentlich gearbeitet worden ist, an der des Menschen aber eher nicht so ...