Stjern hat geschrieben:
Muskeln werden mithilfe von Sehnen am Knochen befestigt. Ein Muskel befestigt sich - über ein Gelenk ziehend (dieses soll ja bewegt werden) - an zwei Knochen. Diese Befestigungspunkte nennt man Ursprung und Ansatz. Was Ursprung und was Ansatz ist, macht sich an der ausgeführten Funktion fest.
Und so schlau wie die Natur nunmal ist, kann also je nach Bewegung, die ausgeführt wird Ursprung und Ansatz vertauscht werden
Manche Muskeln begnügen sich auch nicht mit jeweils einem Ansatz und einem Ursprung, sondern haben mehrere Befestigungspunkte, also
mehrere Ansätze/Ursprünge.
Könntest du noch erklären, was Ansatz und Ursprung genau sind? Bzw. worin liegt der Unterschied?
Hieran wird schonmal klar, dass ein Muskel, jenachdem welche Anteile aktiv werden etwas unterschiedliche Funktion ausüben kann.
Ein Muskel arbeitet auch niemals alleine an einem Gelenk, denn er kann das Gelenk ja nur in eine Richtung bewegen z.B. beugen. Er kann das Gelenk aber nicht strecken. Das macht ein anderer Muskel. Das sind dann die beiden Agonist und Antagonist.
Auch sind an der Ausführung einer Bewegung oft nicht nur ein Agonist und ein Antagonist beteiligt, sondern sie bekommen Hilfe. Dies sind die Synergisten. Synergisten sind die Muskeln, die dem jeweiligen "Hauptmuskel" bei einer bestimmten Bewegung helfen. Also grob gesagt in die gleiche Richtung arbeiten.
Damit wird wiederum deutlich, dass eine Bewegung also von Muskelgruppen gemacht wird.
Und um die Verwirrung zu steigern: Jetzt ist es wiederum die ausgeführte Funktion, die ausmacht, welcher Muskel ist der Agonist und welche Muskeln sind seine Synergisten. So kann ein Muskel Agonist für eine bestimmte Bewegung sein. Für eine andere Bewegung kann der gleiche Muskel aber "nur" Synergist sein.
Das ist mir soweit grundsätzlich klar - was ich eben nicht weiß, ist, für welche Bewegungen welche Muskeln Agonisten/Antagonisten/Synergisten sind bzw. werden können.
Und das ist ja meine eigentliche Motivation
, ich bin ja jetzt weniger interessiert in Muskeln etc. an sich, sondern wirklich im Bezug auf das Reitpferd bzw. eben die für mich als Trainer meines Pferdes relevanten Strukturen und Zusammenhänge.
Und was bedeutet es für bspw. den Agonisten, wenn der Antagonist seine Aufgabe nicht gut erfüllt?
Ist der Agonist dann auch eingeschränkt? Oder übernimmt er dann Aufgaben des Antagonisten? - Wobei, letzteres dürfte ja eigentlich gar nicht gehen, oder?
Damit klärt sich die eine Frage, was passiert, wenn der Antagonist aus irgendwelchen Gründen schwächer ist als der Agonist. Der Antagonist holt sich (so es denn geht) die verstärkte HIlfe seiner Synergisten für die Bewegung. Oder der Körper macht Ausgleichbewegungen anderer Art, um den Muskel (den schwachen Antagonisten) zu schonen (man hinkt z.B.)
In der Regel ist es sogar so, dass Agonist und Antagonisten nicht genau gleich stark sind. Das ist sehr natürlich. Z.B. sind beim Menschen die Armbeuger von vorneherein kräftiger als die Armstrecker. Die Armbeuger müssen ja aber auch viel mehr gegen die Schwerkraft arbeiten, wenn ein Mensch etwas hebt. Die Armstrecker könne die Schwerkraft mitnutzen.
Das ist nachvollziehbar, danke!
Antigone hat geschrieben:
wenn Du tasten möchtest ob bei Deinem Pferd der M. pectoralis profundus ausgeprägt ist also der unterste der throakalen Muskelschlinge, fass Du in die Gurtlage und wanderst weiter zur Gegenseite. Ist der Muskel vorhanden hast Du eine Wölbung, das ist der Muskelbauch, dann kommt ein "Tal" das ist die weiße Linie, oder auch Linea alba , dann kommt noch ein Muskelbauch. Kannst du diese Muskeln tasten nutzt Dein Pferd einen Teil der thorakalen Muskelschlinge, es kann den Widerrist heben und sich nach "hinten" verlagern, sodass die Vorhand "frei" wird.
Danke für diesen Hinweis!
Den Abschnitt mit M. infra- und supraspinatus habe ich nicht verstanden, dem zu erst eingestellten Link nach bewegen diese Muskeln nur das Buggelenk in Beugung und Streckung, sie sind an der Scapula fixiert, haben aber von der Fläche nur wenig Ansatz und Urspung und sind linear ausgerichtet. Seitwärtsneigende Musklen oder drehende Muskeln sind auch schon in dieser Richtung ausgelegt. Wie z.B. die Serratus Muskulatur.
Meine Frage entstand durch das Higginsbuch, weil es dort eben hieß, M. infra- und supraspinatus würden die stabilisierende Wirkung von Bändern übernehmen.
Weil ich unter dem Gesichtspunkt angefangen habe 'Welche Muskeln möchte ich ausgeprägt haben und welche Muskeln deuten, wenn sie stark ausgeprägt sind, auf falsches oder unzureichendes Training hin?' und an der Vorhand da eben wenig weiß, habe ich einfach geguckt, was es da an Muskeln so gibt und irgendwie versucht, rauszufinden, was welcher Muskel im Idealfall tut oder ansonsten kompensatorisch zu viel oder falsch tut.
Um dann eben wieder Rückschlüsse auf die Bemuskelung schließen zu können.
Daher kam mir dann die Frage, ob infra- und supraspinatus zu stark ausgeprägt sein können - im Hinblick auf ihre stabilisierende Wirkung, die ja zu einem gewissen Grad Seitwärtsbewegungen einschränkt.
Verstehst du, was ich meine?
Bin gerade ziemlich k.o.
Ein Pferd welches rechts hohl ist wird den Widerrist nach links aussen tragen, das heisst die Thorakale Schlinge auf der linken Seite wird verlängert (sie wird aktiv insuffizient) und der Brustkorb nach links (unten) rotiert. Das linke Vorderbein wird dominant (auch im symmetrischen Stand) mehr belastet (dadurch theoretisch auch mehr Muskelmasse ausbilden), das rechte Vorderbein kann freier vorgreifen...... Das ist eine Möglichkeit, wie das Pferd letztendlich kompensiert ist multifaktoriell.
Warum den Widerrist nach links außen und der Brustkorb nach links unten?
Bei einem rechts hohlen Pferd hätte ich jetzt eher gedacht, dass der Brustkorb nach links rotiert und damit links höher kommt - und damit wiederum der Widerrist eher nach rechts 'kippt'.
Ziel ist eine Stabilität im Rumpf welche partiell in Mobilität bspw. über dem Widerrist umgewandelt werden kann.
Kannst Du vom Widerrist aus (Longitudinale Achse oder Lot gedanklich durch den Widerrist gezogen) Dein Pferd auf beiden Händen in Schulterein (rechte Hand Rechtsrotation) und Travers (rechte Hand Linksrotation) bewegen nutzt es seine thorakale Schlinge zu beiden Seiten gut und Du kannst es leicht in jegliche Positionen bewegen, da es in sich ausbalanciert wird ist. Es wird dann immer noch eine bevorzugte Seite haben, kann das muskuläre Defizit aber selbstständig auflösen (jede Seite aktiv verlängern und verkürzen)
Wie 'vom Widerrist aus'?
Ansonsten verstehe ich den Abschnitt eigentlich, habe nur diesen Ausdruck noch nie gehört.
Nach wie vor bin ich der Meinung vom Komplex her eher aus dem Rumpf zu starten und dann zu den Extremitäten zu ziehen- das ist gedanklich nachvollziehbarer
Ich glaube, das sollten Sunday, Stjern, du und andere entscheiden, die mehr wissen.
Ich bin ja hier nur ein winziges Lichtchen, was versucht, ein bisschen mehr zu verstehen