Ich danke euch allen für eure Antworten!
Schattenstern hat geschrieben:Mein Pferd hat mein ganzes Leben umgekrempelt.
Vor Allem hat er mir beigebracht auf mich selbst zu hören und Grenzen anzunehmen.
Und das ändert schon so einiges in der Persönlichkeit. Mehr Freunde hab ich dadurch nicht gefunden aber mir geht es besser.
Gerade den Aspekt auf sich selbst zu hören finde ich sehr interessant, schließlich ist diese Fähigkeit bei so vielen Dingen im Leben wichtig: Was will ich eigentlich erreichen? Was habe ich wirklich gern, was nicht? Was tue ich gern, weil ich es will und was tue ich nur, weil ich es muss? Ich habe erlebt, dass ich erst schmerzlich eine Freundin verlieren musste, bevor ich in mich hineingehorcht und mich gefragt habe, weshalb ich mich so und nicht anders verhalten habe. Bevor ich das getan habe, musste ich lange Zeit Schuldgefühle mit mir herumtragen. Also, wie kann man von den Pferden lernen auf sich selbst zu hören, (bevor es zu spät ist)? Wie können sie uns helfen mit uns selbst ins Reine zu kommen?
Magst du noch ausführen wie dein Pferd dir das beigebracht hat?
Schimmelin, die Geschichte mit deinem Pferd und wie ihr euch gegenseitig geholfen habt, finde ich sehr schön.
Schimmelin hat geschrieben:Ich bin abee sicherlich kein netterer Mensch als früher.
Gerade frage ich mich, ob ich durch die Pferde ein netterer Mensch geworden bin? Ich habe das Glück, dass ich eine recht gesunde Portion von Egoismus von Haus aus mitbringe, in dem Sinne, dass ich es nicht nur allen recht zu machen versuche, vor allem dann nicht mehr, wenn ich selbst nicht in der notwendigen Verfassung bin. Trotzdem ist es eines meiner persönlichen Ziele ein umgänglicher Mensch zu werden, also eine gelassene, ausgeglichene Person zu werden. Gleichzeitig möchte ich es anderen auch so leicht wie möglich machen, sich mir gegenüber ebenso zu verhalten, indem ich sie z.B. nicht provoziere. Dabei habe ich durch die Pferde sehr sehr große Fortschritte machen können, denn im Umgang mit den Pferden wollte ich schon immer, dass es so harmonisch abläuft wie möglich. Alle sollen sich in der Situation wohlfühlen.
Das ging mir besonders mit meinen Geschwistern nicht immer so. Auf irgendeine Art war die gegenseitige Provokation hier weniger schlimm für mich. Doch bald schon übertrug ich den Wunsch nach Harmonie auch auf das Beisammensein mit meinen jüngeren Geschwistern.
Diese Harmonie zu bewahren funktioniert für mich am besten, wenn ich selbst negative Gedanken vermeide und nicht negativ über das Verhalten der anderen urteile. Wie auch hier schon erwähnt wurde, war das Clickertraining dabei sehr hilfreich. Vor allem das Wissen darüber wie Lernen funktioniert, haben mir weitergeholfen, da ich Erlebnisse unter diesen Aspekten betrachten konnte. Dadurch dass ich einige Pferdemenschen kennengelernt habe, die das Urteilen nahezu völlig aus ihrem Umgang mit Pferden gestrichen haben, wurde ich immer mehr in diese Richtung inspiriert, denn hier sah ich die Art von Beisammensein, die ich mir wünschte.
Indem ich mit dem Verhaltensursachen der Pferde beschäftigte, wurde mir immer mehr bewusst, dass es keinerlei Grund gibt darüber zu urteilen ob es richtig oder falsch ist - denn es
ist einfach nur. Mein Umgang mit Pferden entwickelte sich immer weiter in eine Richtung, in der die Notwendigkeit dieser Urteile auch gar nicht mehr bestand. Jedes Verhalten des Pferdes war berechtigt und stand meist merklich mit meinem Verhalten im Zusammenhang. Es gab nur noch Grund
an mir zu arbeiten.
Und so kam ich zu dem Schluss, dass ich mich selbst anders verhalten musste, wenn ich von anderen - ob Pferd oder Mensch - ein anderes Verhalten erfahren wollte.
Wenn meine Geschwister heute mal wieder am Esstisch sitzen und alle durcheinander reden und Diskussionen über Belanglosigkeiten geführt werden, dann bin ich manchmal immer noch sehr genervt. Aber immer öfter kann ich auch über dieses Chaos schmunzeln in dem Wissen, dass ich ein interessanteres Gespräch beginnen kann, wenn mir danach ist. Dafür ist nichts zuletzt der Umgang mit und das Lernen über die Pferde schuld.
lungomare hat geschrieben:Durchs clickern hab ich angefangen,vielmehr aufs positive und auf erste Ansätze in die richtige Richtung zu achten...auch bei zweibeinern. Vorher war ich absoluter fehlergucker und hab immer das haar in de suppe gesucht,war nur unzufrieden (ich hab immer tagebuch geschrieben, seit ich zwölf war...mit 19,20 ändert sich da massiv die sichtweise weg von "alles doof" hin zu " das war top,da kann man drauf aufbauen"
Das habe ich auch erlebt - allein das Wissen darüber, dass es so etwas wie positive Bestärkung gibt, hat meine Sichtweise enorm verändert.
wiassi hat geschrieben:Allein die unterschiedlichen Pferdepersönlichkeiten unserer drei mit ihren ganz unterschiedlichen Ansprüchen wie sie lernen wollen und können hat ganz neue Blickwinkel eröffnet und diese wiederum helfen mir im Beruf beim Anleiten junger Kollegen.
Kannst du vielleicht noch ein bisschen näher erklären, wie sich die Ansprüche deiner Pferde gezeigt haben und wie du darauf eingegangen bist? Ich finde es immer interessant, wenn eine Person mehrere Pferdepersönlichkeiten zur gleichen Zeit erlebt und davon erzählt, weil das oft so schön zeigt wie individuell sie sind und das man seinen Umgang mit Pferden fast für jedes Pferd ein bisschen abändern muss.
Rennfisch hat geschrieben:Mittlerweile kann ich von mir sagen, dass ich viel gelassener geworden bin, mir mehr zutraue, mehr Biss habe. Ich nehm eigene Fehler und Niederlagen nicht mehr so tragisch
Es wäre toll, wenn du auch noch erläutern könntest, wie dein Pferd dich dahingehend beeinflusst hat?
Biggi hat geschrieben:Über das Clickern habe ich erfahren, wie groß die Kraft der positiven Verstärkung ist. Und in vielen Gesprächen mit meinen Kindern kam ans Licht, wie wenig positive Verstärkung sie (und wahrscheinlich die meisten Menschen) in ihrem (Schul)Leben erfahren. Wir würden uns alle viel mehr positive Verstärkung im Leben wünschen.
Wie motiviert könnten Schüler sein, wenn sie konsequent positiv bestärkt würden? Ein Thema, mit dem ich auch immer wieder konfrontiert werde. Erst wenn der Schüler schon jede Menge Leistung erbracht hat, bekommt er die Belohnung durch die Benotung. Das viele schon weit vorher die Motivation verlieren und die Belohnung dann ganz ausbleibt, ist doch eigentlich klar. Aber auch hier gibt es positive Beispiele, die man nicht vergessen darf.
Was ich aber daraus auch lerne, ist selber positive Bestärkung zu geben, ganz egal, ob mir jemand in der Bahn Platz gemacht hat, damit ich aussteigen kann, ob meine Schwester gerade ihre Hausaufgaben erledigt, auf die sie eigentlich keine Lust hat oder ob jemand einfach auf irgendeine Art nett zu mir war. Es kostet so wenig jemandem ein ehrliches Lächeln und ein "Danke" zu schenken oder auch einfach nur ein bisschen gute Laune und Freundlichkeit auszustrahlen und es kann anderen ein gutes Gefühl geben.
Ich würde mich über weitere Antworten sehr freuen