Einfach nur mal passiv sein....

[Fionnlagh]

Hallo ihr Lieben,

mich beschäftigt da schon länger ein Thema...

Ich hab meinen heute 4-jährigen mit 1,5 Jahren bekommen und eigentlich bisher alles mit dem Clicker gemacht.
Soweit klappt das auch gut. Pferdchen ist sehr selbstbewußt und mit extrem viel Eigeninitiative gesegnet
Wenn er irgendwas TUN kann, ist er mit Feuereifer dabei!
Schwierig wird es dann, wenn er einfach mal NICHTS tun soll. Das ist zum Teil sicher sein Charakter und natürlich auch das Alter, zum Teil hab ich das mit der Clickerei vermutlich aber auch gefördert.
Grundsätzlich ist mir ein Pferd mit Eigeninitiative auch wesentlich lieber, aber es gibt halt immer mal wieder Situationen, in denen ich eigentlich nur möchte, dass er geduldig bleibt und abwartet, wie z.B. beim Hufe machen.

Kennt ihr das? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Und habt ihr Ideen, wie ich ihm zeigen kann, dass er einfach mal nur passiv sein soll?
Ich bin derzeit am Überlegen, ob ich aufhören sollte, den Clicker in solchen Situationen überhaupt zu verwenden? (Zur Erklärung: ich habe versucht "ruhig sein" zu clickern...)
Allerdings versteht mein Pferd dann wahrscheinlich die Welt nicht mehr...

[Katja1]

Also das mit den Hufen kenne ich nur zu gut..
Da hilft eigentlich nur und viel Zeit..

Es IST nunmal ein schwieriges, aufregendes Alter und deshalb finde ich, dass man weder sich noch seinem Pferd zu viel Druck machen sollte. Ich zB habe ja selbst einen 2-jährigen Zwerg, der total cool ist aber zurzeit auch sehr viel eigeninitiative hat..
Da muss man dann einfach cool bleiben, ignorieren und akzeptieren, mit der Gewissheit, dass es sicher besser wird.

Zu den Hufen:
Da würde ich einfach auf üben, Zeit, üben, Zeit und nochmal üben und Zeit setzen. ich versuche gerade genau das beim Hufeausschneiden bei meinem Kleinen.. Mal sehen, wann es wird. Ich habe mir gesagt, dass wenn es nicht besser wird wenn er mal 10 Jahre alt ist, dass ich mir dann langsam den Kopf zerbrechen darf und nicht eher.

Ich wünsche dir viel Glück, und Erfolg mit deinem Bär

[Muriel]

für jede Übung die man übt, braucht man eine Übung, die die Sache in Balance hält.
Übt man also Losgehen, wird man auch Anhalten üben müssen. Übt man Bewegung, muss man Stehen üben. Übt man Apportieren, muss man auch "liegenlassen" üben

Wenn man mit dem Clicker (also dem mechanischen) arbeitet, kann man für Entspannungsübungen zb ein weniger aufregendes Geräusch nehmen, was ebenso "Click" bedeutet, aber nicht die mitgespeicherte freudige Erregung produziert.
Ich hab zb ein "langsames" Alternativclickgeräusch zum Arbeiten im Galopp dazugenommen, weil mein Pony sonst sehr unhübsch die Beine in den Boden gerammt hat zum Halten. Mit dem langsamen Geräusch konnte er dann auch wieder über dei Hinterhand durchparieren ohne RUMMS.

Mit so einem Geräusch kannst du dann zb am ruhigen Stehen arbeiten. Evtl nur mindergeschmackliches Futter nehmen oder gar kein Futter - Kratzen kann zb auch sehr angesagt sein. Viel mit Loben und Atmen arbeiten.

Zum Üben "ruhiges Stehen" eignet sich auch die Arbeit mit der Matte gut. Matte = Bodentarget , es gibt also eine klare Aufgabe (Hufe ruhig auf der Matte) und damit hat man wieder ein klareres Kriterium als "Entspann Dich mal"....

[Fionnlagh]

wenn ich nur die viele zeit hätte... daran haperts halt immer wieder mal. wenn man hufe selber machen muss, ist ein ständig strampelndes pferd echt kein spaß
aber gut - das ist wieder ein anderes thema.
es geht einfach darum, dass er insgesamt lernen muss auch mal geduld zu haben. nur, wie bringt man das einem pferd bei? wie baue ich das am besten auf? wie lerne ich einem pferd passivität?

[Fionnlagh]

muriel!

dein alternativ-click-geräusch zur arbeit im galopp: gibt´s dann da aber schon auch ein leckerli, oder?

[ehem User]

Im Endeffekt musst du die Dauer als eigenes Kriterium genauso kleinschrittig aufbauen wie alles andere auch. Mal überspitzt gesagt:

Huf geben - "1" -
Huf geben - "1 - 2" -
Huf geben - "1 - 2 - 3" -
Huf geben - "1 - 2 - 3 - 4" -

usw.

Dabei hilft es auch laut mitzuzählen, oder ein sogenanntes Keep-Going-Signal einzuführen, also irgendwas was dem Pferd sagt "du machst das schon richtig, noch ein kleines bisschen länger", ich nehm dafür "weiter".

Das gleiche beim Kopfsenken, beim Stillstehen, beim Putzen etc. Am Anfang ist es wirklich schwer zu irgendwas Dauer hinzuzufügen, da muss man schon arg schnell sein mit clicken, bevor das Pferd schon was anderes macht. Am Beispiel stillstehen:

Pferd steht - - - (Pferd steht immernoch weil ist ja mit Click+Keks beschäftigt) - - - "1" - - "1 - 2" - - "1 - 2 - 3" - usw. (Pferd ist klug und hat inzwischen gecheckt, dass es Clicks fürs Nichts-tun gibt, gerade etwas, was du ja erreichen wolltest )

Ich hab ja auch so ein Hampelinchen, für die 5sec. Stillstehen vor einem Jahr noch die absolute Höchststrafe war. Inzwischen geht das schon viel besser. (Und für die Hufe - das Problem hab ich nämlich auch - häng ich momentan einfach nen Eimer hin wo bei jedem Click ein paar Hafer-Körner hineinfallen. So ist sie einigermaßen auf einen Ort fixiert, und es fällt ihr leichter still zu stehen während ich an den Hufen arbeite. Natürlich muss ich rechtzeitig clicken bevor garnix zum Auslutschen mehr da ist, aber das klappt so bisher am besten.)

Ansonsten hilft es auch immer wieder sich selbst zu kontrollieren, lasse ich mich von dem Gezappel mitreißen? Bin ich selber angespannt, weil ich eben nicht die viele Zeit habe? Atme ich bewusst und regelmäßig? Rede ich ruhig und in einer angenehmen Tonlage? Bewege ich mich selbst kontrolliert und gleichmäßig, nicht hektisch? Diese Punkte machen es dem Pferd nochmal viel leichter sich selbst auch ein wenig zu entspannen - natürlich ist es auch wichtig regelmäßig dann das "Stillhalten" in Bewegung aufzulösen.

Der Tip nicht so leckeres Clickerfutter einzusetzen kam ja schon, ab und an kann man auch einfach mal Krauleinheiten einbauen wo bewusst nichts dabei ist, für Angeboten lächeln, kraulen, aber nicht weiter drauf eingehen.

Sorry, meine Gedanken sind gerade ein wenig unsortiert, aber vielleicht kannst du was daraus für dich rausziehen

[Fionnlagh]

noothe!

im prinzip ist mir das klar und lässt sich auch gut umsetzen, wenn es einfach nur "um´s stehen" geht.
aber vor allem der tipp mit dem eimer könnte DIE lösung für uns sein. wenn das klappt, dann verleih ich dir nen virtuellen orden!!!

das problem beim füße geben ist sowieso nochmal ein ganz anderes. das hab ich irgendwie verbockt (auch, wenn ich nicht genau sagen kann, was ich da wann falsch gemacht habe). tatsache ist, dass herr pferd da mittlerweile UNS clickert. und wir haben uns in der verzweiflung, dass füße eben gemacht werden müssen, dann da auch drauf eingelassen. sprich: wir haben uns im prinip wissentlich "erpressen" lassen, weil wir keine andere lösung mehr hatten.

ein gutes beispiel ist vielleicht auch halfter oder kappzaum aufsetzen: das ging immer, er hat sich nicht gewehrt, aber er war immer unwillig dabei, bis ich auf die idee gekommen bin, ihm beizubringen, den kopf aktiv rein zu stecken. das war jetzt kein riesen-problem, aber es ist typisch für mein pferd.

letztens wollte ich seine füße in ein fußbad stellen. er stand nur mit der hufspitze im schaffel. ich hab sanft(!) auf das bein geklopft, damit er den fuß ganz runter stellt, aber keine chance. ich hab sofort gemerkt, dass er dagegen spannt und das klopfen gelassen und abgewartet. irgendwann kam er dann von selber auf die idee, den fuß abzustellen und es war kein ding mehr.

man muss ihm im prinzip immer vermitteln, dass alles seine idee ist und er aktiv mitgestalten kann und das ist manchmal ganz schön

[ehem User]

Ich find das nun alles garnicht so außergewöhnlich

das problem beim füße geben ist sowieso nochmal ein ganz anderes. das hab ich irgendwie verbockt (auch, wenn ich nicht genau sagen kann, was ich da wann falsch gemacht habe). tatsache ist, dass herr pferd da mittlerweile UNS clickert. und wir haben uns in der verzweiflung, dass füße eben gemacht werden müssen, dann da auch drauf eingelassen. sprich: wir haben uns im prinip wissentlich "erpressen" lassen, weil wir keine andere lösung mehr hatten.

Vielleicht solltest du da doch nochmal genauer drauf eingehen, was ist da deiner Meinung nach genau "verbockt"? Ich glaube nicht dass dein Pferd euch da irgendwie wissentlich erpresst oder clickert... meine konnte z.B. die letzten 2 Monate keine Hufe geben, es ging einfach nicht, sie ist immer losgelaufen und hat mich umgewalzt. Dabei kann sie das (sprich, wir haben das geübt, und ICH bin der Meinung, sie weiß was ich von ihr will). Wahrscheinlich war es Wachstum oder Sonstewas, inzwischen gehts wieder, ohne dass wir was geändert haben. Aber zugegebenermaßen bin ich in der Zeit echt verzweifelt, weil auch die Hufe immer doofer und doofer wurden... Naja.

Bei der richtigen Hufbearbeitung stand ich dann neulich vorn und hab immer Hafer in die Hand nachgefüllt, da war dann auch korrektes Clickertiming egal, hauptsache wir bekommen es stressfrei hin.

[Fionnlagh]

ne, dass es außergewöhnlich ist, sag ich eh nicht
gottseidank! ich steh mir´s nicht drauf mich groß von der masse abzuheben

körperliches kann ich bei ihm ziemlich sicher ausschließen. er ist sehr gut ausbalanciert, hat kaum händigkeit und ist nicht überbaut. er kann auch wunderbar lang seinen fuß oben lassen, solange er vorne beschäftigt wird
ich denke auch nicht, dass er uns wissentlich erpresst. ich denke, dass ich eine fehlerhafte verhaltenskette etabliert habe und mehr das wegziehen des beins bestärkt habe als das ruhig liegen lassen. das ging so schnell, dass ich es kaum bemerkt habe. und jetzt kommen wir da nicht wieder richtig raus.
im prinzip wär das auch überhaupt kein problem, wenn ich einen hufbearbeiter hätte, denn dann könnte ich ihn vorne selber beschäftigen.
aber ich hab kein hufbearbeiter, sondern muss das selber machen. das heißt, ich brauch immer wen, der mir hilft und damit wird die sache zu einem problem

[Muriel]

Also wenn er so richtig wegzieht und du immer zu spät bist, würde ich mal versuchen die Technik des Haltens zu ändern.
Bein ansatzweise aufnehmen (Huf kann noch recht weit unten sein, also nur gerade vom Boden weg), kurz halten, Click, absetzen.
Focus auf "Bein locker aus der Schulter heraus", und dann schrittweise die Dauer verlängern.
Wenn er wegzieht, kann man evtl da Bein davorstellen um den Moment abzufangen, dann kurz halten, Click, absetzen.
Bei Jack ging es nicht ohne ein bisschen Kraftentfaltung meinerseits, ich musste also einige Male durchhalten bis er aufhörte zu paddeln, dann loben und loslassen.
Und erst jetzt, nach zwei Jahren, kann ich sagen: Jetzt weiss ich dass er es kann, und dass das Wegziehen eher unfugartig als "hilfe ich kann nicht" ist - und dann kann ich mal halten und ein bisschen schimpfen und dann gehts, und dann gibts natürlich doppelt Lob.