Plötzlich ranghoch, hengstig, problematisch

Moderator: Keshia

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Sheitana
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Re: Plötzlich ranghoch, hengstig, problematisch

Beitrag von Sheitana »

Piebald, sei mir nicht böse, aber dann hast du einfach noch keinen wirklichen Chef erlebt... ;-)

Wir hatten das Glück lange Zeit einen bei uns in der Herde zu haben. Nicht einmal musste der in irgendeinerweise "hart" durchgreifen. Das Heftigste, was ich von ihm je gesehen habe war ein in die Luft keilen. Kein Beißen, kein gezieltes Treten, keinerlei Aggression. Nur sanfte, leise Signale. Nie gab es in seiner Herde wildes Gekloppe oder ähnliches, auch nicht unter den anderen Mitgliedern.
Und niemals hat auch nur irgendeiner - nichtmals der aggressivste Raufbold - auch nur im Geringsten angezweifelt, dass dieser Wallach der Chef ist. Der hatte einfach eine so überzeugende Aura und Art, der war Chef sobald er eine Herde betrat.
Alwaha
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Re: Plötzlich ranghoch, hengstig, problematisch

Beitrag von Alwaha »

Hallo!

Vielen Dank für eure Antworten :)

Dass er mit seinen Stuten überfordert ist denke ich auch. Wenn ich sein Verhalten mit dem des Wallachs von meinem Vater vergleiche (der in seiner Herde der Chef ist) ist das ein total krasser Unterschied. Wie Tag und Nacht praktisch. Papas Wallach ist nämlich einfach durchs ganze Auftreten autoritär und ruhig und ausgeglichen, irgendwelche Rennerei und Beißerei hat der gar nicht nötig um seine Position klarzumachen. Gelegentlich weist er wen zurecht, aber er "steigert seine Mittel", versucht mit dem kleinstmöglichen Zurechtweisen auszukommen und bis zu scheuchen und beißen musste er noch nie gehen.
Für mich sind diese beiden Pferde zwei Typen von Chefs. Die "Guten", die angenhem führen und die "Schlechten", deren Führung für alle Beteiligten inklusive ihnen selbst Stress und Aufregung bedeutet.

Dass mein Pferd jetzt abgetrennt von den anderen steht halte ich auch nicht für optimal, kann aber auch nicht viel daran ändern. Die SB ist nun für ne Woche "außer Gefecht", wird operiert und kann danach dann einige Tage nur vom Haus aus alles organisieren, darf aber nicht raus. Vermutlich hat sie deshalb auch gestern beschlossen, dass sie kein Risiko eingehn will, wen sie so gar nicht eingreifen kann, also muss er nun bleiben wo er ist.

Ich bin gespannt, wie er sich verhält, wenn ich gleich hinfahre und ihn hole und ihn durch die Herde durch führen muss. Ne Gerte nehme ich auf jeden Fall mit. Eigentlich ist er völlig unproblematisch vom Boden aus, da ist er auch trotz Stuten auf mich konzentriert und wenn ihn irgendetwas nervös macht, lässt er sich leicht wieder beruhigen. Wenn ich aber reite, dann lässt er sich da sehr leicht ablenken und wirkt gelegentlich unsicher.

In der Jungpferdeherde stehen auch Stuten, aber nur 2. Ein Umstallen war in den letzten 4 Wochen auch schon 2x mit Termin angedacht, aber weil immer wieder auch Ruhe reinkommt und die Herde dann friedlich ist, wurde es beide Male wieder abgeblasen.
Möglich, dass er da was spiegelt. Ich bin wirklich ziemlich besorgt, was das alles angeht und mache mir Sorgen darum, ob wir da eventuell bald rausgeschmissen werden und dieses Hin und Her erst das Vorhben ihn umzustellen und dann "Nee, doch nicht" das nervt mich schon etwas.

Mönchspfeffer reguliert den Hormonstatus, oder? Das ist aber doch sicher auch nicht so ganz ohne, oder? Ich werde mich da später mal näher zu informieren, letztendlich müsste das aber ohnehin ein TA oder Heilpraktiker verordnen, richtig?

LG
Alwaha
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Sheitana
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Re: Plötzlich ranghoch, hengstig, problematisch

Beitrag von Sheitana »

Alwaha hat geschrieben: Für mich sind diese beiden Pferde zwei Typen von Chefs. Die "Guten", die angenhem führen und die "Schlechten", deren Führung für alle Beteiligten inklusive ihnen selbst Stress und Aufregung bedeutet.
Sehr gut beschrieben hat das Mark Rashid in einem seiner Bücher. Ich glaub in dem Blauen.
ehem User

Re: Plötzlich ranghoch, hengstig, problematisch

Beitrag von ehem User »

Sheitana hat geschrieben:Piebald, sei mir nicht böse, aber dann hast du einfach noch keinen wirklichen Chef erlebt... ;-)

Wir hatten das Glück lange Zeit einen bei uns in der Herde zu haben. Nicht einmal musste der in irgendeinerweise "hart" durchgreifen. Das Heftigste, was ich von ihm je gesehen habe war ein in die Luft keilen. Kein Beißen, kein gezieltes Treten, keinerlei Aggression. Nur sanfte, leise Signale. Nie gab es in seiner Herde wildes Gekloppe oder ähnliches, auch nicht unter den anderen Mitgliedern.
Und niemals hat auch nur irgendeiner - nichtmals der aggressivste Raufbold - auch nur im Geringsten angezweifelt, dass dieser Wallach der Chef ist. Der hatte einfach eine so überzeugende Aura und Art, der war Chef sobald er eine Herde betrat.
Ich denke nicht, dass das Problem "aggressive Raufbolde" sind, die sind relativ leicht zu kontrollieren und meist dann doch eher unterwürfig. Aber habt ihr keine Junghengste in der Herde, die andere, auch den Chef, spielerisch testen? Ist in die Luft keilen nicht wild? Spielen eure Chefs nicht mit, wenn sie zu spielerischen Rangeleien aufgefordert werden? Toben sie nicht wild mit der Herde los, wenn etwas aufregend oder abenteuerlich ist? Das finde ich sehr unnatürlich.
Die Unterscheidung zwischen "guten" und "schlechten" Chefs finde ich auch sehr menschlich. Natürlich gibt es ruhigere Charaktäre mit natürlich-ruhiger Charisma und Aura. Aber auch temperamentvolle, aufbrausende Chefs könne sehr gute Visionäre und Leittiere sein, die die Herde gut führen und schützen können, die oft erfolgreich höhere Risiken eingehen und ungewöhnlichere Wege suchen und finden, die in verschiedensten Bereichen viel weiter als "ruhige, gute" Chefs über den Tellerrand hinaus und hinter die Kulissen sehen können. Im Wechsel mit den "Verwaltern" muss es immer auch "Störer" als Leittiere geben, die neue Wege und Dynamiken einbringen. Auch bei Pferden. Das wird von uns "Normalos" nur oft nicht erkannt und bemerkt, weil wir eben anders sind, anderes sehen wollen und anders bewerten und uns dafür die Antennen fehlen. Wir bewerten ihre Andersartigkeit oft als "schlechtes" "aggressives" "störendes" usw. Verhalten, weil wir nicht sehen, was für eine im Ergebnis positive Dynamik das in die Herde bringt. Von den Ergebnissen solcher Außenseiter profitieren wir aber trotzdem, oft ohne es zu bemerken. Ein System ohne solche inneren "Störer", welches immer nur von ruhigen Verwaltern geführt wird, wird auf die Dauer stark an Qualität einbüßen und ist im natürlichen Wettstreit der Systeme, also z.B. in der Marktwirtschaft oder eben auch im natürlichen Überlebenskampf auf Dauer nicht überlebensfähig. Als domestizierte Herde unter menschlich-häuslichen Bedingungen natürlich schon, da mag das auch erstrebenswert sein, aber ob es artgerecht und natürlich ist, wage ich zu bezweifeln.
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b.e.a.s.t
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Re: Plötzlich ranghoch, hengstig, problematisch

Beitrag von b.e.a.s.t »

Was mich bei der ganzen Geschichte und Diskussionn wundert ist, dass die Stuten das mit sich machen lassen :shock:

Scheint auch keine wirklich ranghohe und gefestigte Stute in der Herde zu sein, denn sowas würde sich eine gute Leitstute nicht bieten lassen. Bei uns steht auch ein Wallach mit 4 Stuten als "Hahn im Korb" und glaubt mir, der hat auch ein auf dicke Hose gemacht, als wir das erste Mal zwei seiner Stuten von der Koppel geholt haben, um mit denen einen Spaziergang zu machen.

Der brüllte, galoppierte am Zaun, bockte und gebärdete sich wie wahnsinnig, dann kam die Leitstute vom anderen Ende der Koppel und stellte sich vor das Tor und drohte ihm, als er das ignorierte hat's kurz richtig gescheppert und der Wallach (knapp 30 cm größer) wurde von ihr in die Mitte der Koppel getrieben und dort geparkt bis er ruhig war.

Denke da trifft ein Heißsporn auf eine Stutenherde ohne Führungskraft...
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Sheitana
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Re: Plötzlich ranghoch, hengstig, problematisch

Beitrag von Sheitana »

Ich denke nicht, dass das Problem "aggressive Raufbolde" sind, die sind relativ leicht zu kontrollieren und meist dann doch eher unterwürfig. Aber habt ihr keine Junghengste in der Herde, die andere, auch den Chef, spielerisch testen? Ist in die Luft keilen nicht wild? Spielen eure Chefs nicht mit, wenn sie zu spielerischen Rangeleien aufgefordert werden? Toben sie nicht wild mit der Herde los, wenn etwas aufregend oder abenteuerlich ist? Das finde ich sehr unnatürlich.
Piebald, ich weiß ehrlich gesagt nicht, was das Eine mit dem Anderen zu tun hat. Natürlich hat unser Wallach mit dem Jungvieh gespielt. Und selbstverständlich haben die ihn spielerisch getestet. Ändert aber doch nichts daran, dass er Chef ist ?!?

Ansonsten sehe ich das ganz anders als du. Das ist aber auch ok so ;-)
ehem User

Re: Plötzlich ranghoch, hengstig, problematisch

Beitrag von ehem User »

Dass er mit seinen Stuten überfordert ist denke ich auch. Wenn ich sein Verhalten mit dem des Wallachs von meinem Vater vergleiche (der in seiner Herde der Chef ist) ist das ein total krasser Unterschied. Wie Tag und Nacht praktisch. Papas Wallach ist nämlich einfach durchs ganze Auftreten autoritär und ruhig und ausgeglichen, irgendwelche Rennerei und Beißerei hat der gar nicht nötig um seine Position klarzumachen.
Wie alt ist denn der Wallach deines Vaters? Ich denke, das Verhalten könnte auch etwas mit dem Alter zu tun haben. Unser Wallach stand auch lange in einer großen Herde - ca. 40 Pferde. Aufgrund einer Verletzung musste er eine Weile auf einer flachen Wiese stehen, die große Wiese war sehr hügelig. Damit er nicht allein stand, war noch eine Ponystute und ein Schettywallach bei ihm. Das war gar kein Problem ABER als die drei wieder zu der großen Herde kam, aht er seine kleine Ponystute beschützt und von allen anderen abgegrenzt. Das ha er so ca. 2-3 Tage durchgehalten, dann hatte er sie wieder "verloren". Er war damals 4.
Ich denke, dein Wallach zeigt ein sehr natürliches Verhalten, sehe es so ähnlich wie Piebald. Er kommt aus einer großen Herde und plötzlich bietet sich ihm die Chance eine eigene kleine Stutenherde zu führen! Er hat, wenn er in so einer großen Herde aufgewachsen ist, sicher viel mehr über "echtes" Herdenverhalten gelernt, als viele andere Reitpferde. Er hat sicher gelernt, dass er sich Stuten suchen muss. Die wurden ihm ja jetzt quasi geschenkt.
Das hat für mich aber auch nichts mit Überforderung oder so zu tun. Eher mit wenig Erfahrung im "Chef" sein.

Ich würde auch versuchen, die beiden Wallache gemeinsam zu vergesellschaften und wenn das gut klappt, dann wieder zu den Stuten. Aufpassen würde ich auch mit den Reitschülern, evtl. tatsächlich, wie bereits vorgeschlagen, die beiden Wallache zu den Zeiten abtrennen, damit die Kinder sicher sind!
Nucades
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Re: Plötzlich ranghoch, hengstig, problematisch

Beitrag von Nucades »

Piebald hat geschrieben:
Nucades hat geschrieben:Für mich klingt Dein Wallach etwas überfordert mit seinem "Job". Ich behaupte, dass nicht jeder Hengst/Wallach das Zeug zum Leittier hat und nicht jeder möchte das sein. Die Idee des SB, einen erfahrenen abgeklärten Wallach dazu zu stellen, finde ich gut.
Das ist eine interessante Sichtweise, Nucades. Woraus schließt Du, dass er überfordert ist mit der Rolle?
Aus diesen Aussagen schließe ich das:
Alwaha hat geschrieben:Da wo er herkommt stand er auch in einer Herde, aber in einer wesentlich größeren (+- 200 Tiere) und einer wesentlich gemischteren. Er war dort nicht sonderlich ranghoch, nach allem was ich so mitbekommen habe.
Seit etwa 1,5 Monaten steht er nun jedoch als Hahn im Korb mit den Stutenzusammen und nach einigen, wirklich friedlichen Tagen hat er dort die Leitung übernommen.
...
Wenn die Mädels ihre Pferde also holen wollen, kommt es auch vor, dass er hinterher galoppiert und versucht die Stute zurück zu treiben.
Wenn "seine" Stuten dann weg sind wiehert er viel und wenn ich mit ihm arbeiten will, ist er sehr abgelenkt und wiehert auch immer wieder.
...
Da muss er angefangen haben, alle wie wild über die Weide jagen, ...
Ich möchte nur, dass sich auch mein Pferd wohlfühlt, denn das tut er so nicht.
...
Dieses permanente "Tun" und Aufspielen und Scheuchen und markieren und so wirkt auch mich sehr angestrengt und nicht wirklich ranghoch...
Das klingt für mich alles recht überfordert und gestresst. Das Pferd als Fluchttier geht instinktiv sparsam mit seinen Kräften um. Dieser Wallach steht offenbar unter Dauerstress und das ist für mich Ausdruck seiner Überforderung. Ein Leittier muss auch mit seinen Ressourcen haushalten können, sonst steht die Herde bald schutzlos da. Da kein anderer Wallach da ist, die Natur aber auch "Einer muss leiten!" programmiert hat, macht er den Job, dem er nicht gewachsen ist. ich bin mir sicher, dass sich die Lage recht schnell entspannt, wenn ein wirklich souveräner Wallach die Leitung übernimmt und sich der Wallach der TE zurück nehmen und anvertrauen kann. Dann geht es ihm und allen Beteiligten mit Sicherheit besser.
ehem User

Re: Plötzlich ranghoch, hengstig, problematisch

Beitrag von ehem User »

Gut erklärt Nucades und sehr nachvollziehbar.
Sheitana hat geschrieben:
Ich denke nicht, dass das Problem "aggressive Raufbolde" sind, die sind relativ leicht zu kontrollieren und meist dann doch eher unterwürfig. Aber habt ihr keine Junghengste in der Herde, die andere, auch den Chef, spielerisch testen? Ist in die Luft keilen nicht wild? Spielen eure Chefs nicht mit, wenn sie zu spielerischen Rangeleien aufgefordert werden? Toben sie nicht wild mit der Herde los, wenn etwas aufregend oder abenteuerlich ist? Das finde ich sehr unnatürlich.
Piebald, ich weiß ehrlich gesagt nicht, was das Eine mit dem Anderen zu tun hat. Natürlich hat unser Wallach mit dem Jungvieh gespielt. Und selbstverständlich haben die ihn spielerisch getestet. Ändert aber doch nichts daran, dass er Chef ist ?!?
Nein, es ändert natürlich nichts daran, das er Chef ist, aber es ist eine in Frage Stellung seiner Chefrolle und eine körperliche Auseinandersetzung und Du hattest geschrieben, dass es das bei diesem Wallach und in dieser Herde nie gab, da habe ich mich drüber gewundert.
Sheitana hat geschrieben:Ansonsten sehe ich das ganz anders als du. Das ist aber auch ok so ;-)
Ja, das ist natürlich mehr als o.k., sonst gäbe es ja keine kontroverse Diskussion und keinen Erkentnisgewinn. Ich jedenfalls finde das sehr bereichernd und einen Grund, warum ich das Forum so mag.
:kissen:
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Biggi01
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Re: Plötzlich ranghoch, hengstig, problematisch

Beitrag von Biggi01 »

Ich wollte zu der ganzen "Chef-Frage" noch anmerken, dass mein Pferd damals so gestresst vom davon war, plötzlich Herr über so viele Stuten zu sein. Also machte es die Konkurenz von anderen Wallachen erst mal schlimmer, auch wenn die hinterm Zaun standen. Die Herdenführung an sich hat ganz souverän eine Stute erledigt, und tut das bis heute. Darum glaube ich nicht, dass ein zweiter Wallach da zwangsläufig Besserung bringt, eher im Gegenteil.
Aber ich glaube nach wie vor, dass die beiden sich ohne Weiber dazwischen anfreunden könnten, und es danach auch in der Herde mit den Stuten geht, die Chancen stehen jedenfalls gut.
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