Schubbeln am Reiter

[fledermausy]

Hallo,
eigentlich bin ich mehr der Leser. Im normal Fall finde ich hier auch alle Antworten die brauch. Leider konnte ich dafür jetzt nix finden.

Ich reite zur Zeit eine Stute (polnisch, recht kräftig) 5 Jahre jung. Kann nicht wirklich viel. Die Besi ist keine Hilfe.
Soweit komm ich gut klar und hab schon nach dem 3x reiten recht viele Erfolge zu verzeichen. Sie ist sehr gelehrig und möchte gefallen.
Das was mich aber wirklich zur Verzweiflung bringt ist das Schubbeln an mir.
Nach dem Reiten steig ich ab und führ sie zur Anbindestange oder in den Stall .. egal wie auch immer.
Und sie fängt direkt an sich an mir zu reiben und zu schubbeln. Sehr aufdringlich und ruppig.
All meine Aktionen sind für die Katz, sie ist echt hartnäckig.
Ich hab den Kopf weggeschoben, sie angemotzt, ihr eine kleine auf die Schnauze gehauen, ihr eine größere geschossen, versucht es zu ignorieren und ihr natürlich auch die Chance gegeben sich wo anders zu schubbeln. Nix hilft.

Komisch finde ich das sie sich nur am Menschen kratzen will eine alternative nimmt sie nicht. Da jukt es dann scheinbar nicht mehr
Meine anderen Pferde (bin RB und hatte schon mehrere Pferde vor ihr) haben immer die alternative genommen, kurz gemault oder nen klaps und dann war das erledigt.

Mir kommt das so vor als wäre das ne Unart und gar nicht die Sache das sie sich kratzen will. Sofern ich die Trense ab hab (was ein Kampf ist wegen dem ständigen schubbeln) und das Halfter drauf ist ist Ruhe, dann kann ich einfach weg gehen.
Beim Auftrensen macht sie das nicht, somit nehm ich an das sie kein Problem mit der Trense an sich hat. Immer erst nach dem Reiten.
Ich hab keine Ahnung ob ihr jetzt versteht was ich meine, aber ich hoffe ihr habt trotzdem vorschläge wie ich diese Geschichte auf einen normalen Level bekomme. Das nervt und tut weh.

Bin für jeden Tipp dankbar

[ehem User]

Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, ein klares "Nein" zu erarbeiten. D.h. Du sagst ein scharfes "Nein" und das Pferd hört sofort auf zu tun, was es gerade tut (oder sich zu tun anschickt), und steht einfach still. Ich habe das bei meinen Pferden bei einfachen Dingen erklickert, von denen sie leicht abzubringen waren, und es dann auf schwierigere Herausforderungen (z.B. den vollen KF-Eimer neben sich stehen haben, aber nicht naschen dürfen) übertragen. Allerdings muss man dabei aufpassen, dass man sich keine Verhaltensketten erklickert (d.h. Pferd fängt an, was unerwünschtes zu tun, weil es gelernt hat, dass dann "Nein"+C+B kommt) und es macht auch Sinn, wenn das "Nein" funktioniert statt der unerwünschten Verhaltensweise - also bei Dir dem Schubbern - eine Ausweichhandlung anzubieten, möglicherweise ebenfalls mittels klickern.
Ich habe ihn noch nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass Du im Clickerkurs von B.T. da eine gute Hilfe bekommst.

[Wallinka]

ev mal eine andere Trense ausprobieren- vielleicht ist da irgendwas dran/drin/drauf, auf das sie reagiert und das Juckreiz auslöst?
Ich biete meinem an, mit der Hand zu kratzen, wenn es juckt- der mag dann auch nichts anderes zum kratzen haben.

[november]

Meine Stute macht das auch, bzw. hat es gemacht. Es war wie bei dir, nur nach dem Reiten.
Was bietest du denn als Alternative an?
Ich habe es so gelöst, dass ich es durch wegschieben unterbunden habe (du hast recht, es tut weh!). Dann habe ich IMMER, nach dem Reiten am ASnbindeplatz die Trense sofort ausgezogen und ihr mit einem Gummihandschuh mit Noppen (den am besten vorher bereit legen) das Gesicht geschrubbt.
Es hat eine Weile gedauert, aber inzwischen wartet sie, bis ich den Handschuh anhabe und dann wird gerne geschrubbelt. Es juckt sie also wirklich.

Vielleicht könntest du es auch mit verschiedenen Putzsachen versuchen. Maya mag z.B. den Handschuh, aber eine Magic Brush mag sie nicht. Auch wenn ich sie mit der Hand kratze, geht es.

Piebald, da per CT eine Lösung zu finden, finde ich auch einen guten Ansatz. Allerdings finde ich das "Nein" etwas kompliziert. Man erclickert ja, dass das Pferd Sachen TUT, nicht dass es damit aufhört. Ich verstehe schon, was du meinst, du erclickerst das beenden eines Verhaltens. Das halte ich aber aus dem von dir beschriebenen Grund für sehr schwierig und gefährlich, weil man sich so wirklich leicht eine Verhaltenskette aufbaut. Zumal das Pferd in dem Moment vermutlich wirklich ein Problem hat (es juckt!), das es loswerden will. Unter den Umständen ist Lernen schwer möglich, zumal das Loswerden des Juckreizes vermutlich den Erhalt eines Leckers toppt.

Wenn, dann wäre eine Möglichkeit, ein Ersatzverhalten zu etablieren, damit sie gar nicht erst anfängt mit der Schrubbelei. Z.B. Die Stute berührt, sobald sie am Putzplatz ankommt, ein Objekt, das sich dort befindet mit der Nase, wird geclickt und bekommt ein Lecker, dann Trense ausziehen. Die Gefahr ist dann, dass sie nach dem Lecker schrubbeln will, bevor die Trense runter ist.

Oder es wird ganz explizit das anständige Ausziehen der Trense geclickert, am besten ohne, dass vorher gearbeitet wurde, also ohne dass der Juckreiz entsteht (das wäre was ich versuchen würde, wenn es mit dem Anbieten von kratzmöglichkeiten nicht klappt). Also in kleinen Schritten erclickern, dass sie schön still steht, Augen geradeaus, wenn man die Trense abnimmt.

Wenn es sich mit Anbieten einer Kratzmöglichkeit nach Abnehmen der Trense nicht lösen lässt, würde ich ihr evtl. anbieten, sie zu kratzen, bevor die Trense runter kommt. Ich finde, das ist eine Nettigkeit, die man einem Pferd nach der Arbeit ruhig zugestehen kann.

[ehem User]

Komisch finde ich das sie sich nur am Menschen kratzen will eine alternative nimmt sie nicht. Da jukt es dann scheinbar nicht mehr
........
Mir kommt das so vor als wäre das ne Unart und gar nicht die Sache das sie sich kratzen will. Sofern ich die Trense ab hab (was ein Kampf ist wegen dem ständigen schubbeln) und das Halfter drauf ist ist Ruhe, dann kann ich einfach weg gehen.

Deshalb war mein Vorschlag das "Nein" Wenn das klar ist, eine Alternative anbieten, gerne auch das Abtrensen, gerne auch per CB oder auch bevor die Trense runter kommt.

[charmel]

Hallo Marion,
meinen Pferden habe ich verständlich gemacht, dass ich sie gerne mit den Händen kratze und schubber.
Dabei müssen sie allerdings stehen bleiben und das Schubbern an mir ist tabu.

Das Schubbern würde ich nach dem Reiten (am Putzplatz) mit einer Bürste/der Hand anbieten. Sobald sie einen Schritt in meine Richtung geht oder zu grob wird, würde ich abbrechen und sie kurz stehen lassen/sie geduldig den Schritt zurück bitten. (Nicht strafend.)

So hat sich das bei meinen Pferden entwickelt.
Ich kenne z. B. meinen Wallach aber schon seit neun Jahren und das Schubbern am Menschen hat sich durch gute Bodenarbeit eigentlich von selbst geklärt.

Ich weiß natürlich nicht, wie viel Erfahrung du mit Körpersprache/Bodenarbeit/Clickern hast.
Gibt es nicht jemanden in deiner Nähe, der dir helfen könnte?

Führtraining (mit Clicker) klingt so banal, aber es ist einfach ein Grundstein für den Umgang/die Kommunikation untereinander.
Wenn die Stute sich während des Führens an mir schubbern möchte, würde ich bewusst auf den Abstand und die Stute achten und reagieren. (Vorbeugung und Lob)

Für dich eine extra Portion:

[november]

fledermausy hat geschrieben: Komisch finde ich das sie sich nur am Menschen kratzen will eine alternative nimmt sie nicht. Da jukt es dann scheinbar nicht mehr
........
Mir kommt das so vor als wäre das ne Unart und gar nicht die Sache das sie sich kratzen will. Sofern ich die Trense ab hab (was ein Kampf ist wegen dem ständigen schubbeln) und das Halfter drauf ist ist Ruhe, dann kann ich einfach weg gehen.


Deshalb war mein Vorschlag das "Nein" Wenn das klar ist, eine Alternative anbieten, gerne auch das Abtrensen, gerne auch per CB oder auch bevor die Trense runter kommt.

Kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass das nur eine Unart ist. Wo sollte die herkommen?
Meine Stute schrubbelt sich auch nicht, wenn sie sich nicht an mir schrubbeln kann. Aber wenn ich ihr anbiete, sie mit dem Gummihandschuh zu kratzen, macht sie es mit Inbrunst.

Selbst wenn es eine ist, würde ich nicht erclickern, dass sie damit aufhört, sondern, dass sie gar nicht erst damit anfängt.
Also nicht, dass sie geclickert wird, wenn das "Nein!" kommt, sondern dass sie direkt ein alternatives Verhalten zeigt.
Da ist der Mensch gefordert, seine Wünsche positiv zu formulieren und das dann zu erarbeiten.
In diesem Fall vor allem, wegen der Gefahr der Verkettung. Finde ich.

Aber wie gesagt, ich würde in diesem Fall eher von einem echten Juckreiz (bzw. von dem starken Wunsch geschrubbelt zu werden) ausgehen.

Wie gesagt, meine Stute verhielt sich genau so, aber ich habe nie den Eindruck gehabt, dass es eine Unart ist. Was sollte sie auch damit bezwecken wollen?
Kann doch sein, dass sie lieber was weiches wollen, um sich zu kratzen.

Wäre denn die Besi der Stute mit CT überhaupt einverstanden?

[jella]

Also ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Pferde sich vermehrt schubbern wollen, wenn sie vermehrt geschwitzt haben.
Macht sie es immer, wenn du geritten bist? Ich würde darauf mal achten, wie sie hinter den Ohren aussieht! Ist der Ausschnitt der Trense an den Ohren groß genug???
Ich sehe das auch nicht als Unart, für Pferde ist das durchaus ein Akt der Kommunikation u. ich sehe darin nichts verwerfliches. Allerdings verstehe ich natürlich zu gut, dass du das unangenehm findest.
Wenn ich von meiner Stute absteige, wird zuerst der Sattel abgenommen u. dann die Trense. Dann stelle ich mich vor sie u. kratze sie zwischen den Augen u. die ganze Stirn entlang. Sie genießt das sichtlich.
Und wenn ich nicht aufpasse, dann benutzt sie auch gerne mich. Ich gehe dann sofort einen SChritt zurück u. somit ist der Kontakt weg. Kommt sie auf mich zu, schicke ich sie rückwärts. Dann warte ich einen kurzen Moment u. biete ihr wieder meine Hand an.
Wichtig für mich wäre zu erfahren, ob sie das mit der Besi auch macht. Wenn ja, ist es schwierig dem Pferd ein unerwünschtes Verhalten abzugewöhnen!

[ehem User]

November, ich finde Deine Vorschläge gut und gehe mit allem was Du vorschlägst conform.

Und natürlich ist es besser ein erwünschtes Verhalten zu erklickern, oder dass ein Pferd etwas gar nicht erst anfängt, statt dass es damit aufhört.

Ich finde aber, Stillhalten oder etwas aufhören, was das Pferd schon angefangen hat mit einem "Nein" zu erreichen und dies zu erklickern ist ebenso ein "positives" Ziel wie einen Eimer aufheben oder die Auftrensen lassen. Dieses auf "Nein" hin aufhören ist ein Verhalten, welches ich positiv konditioniere. Dieses "Nein" finde ich auch sehr hilfreich, wenn ich eine neue Übung erarbeiten will und das Pferd auf mein Signal hin das "falsche" anbietet, damit es besser begreifen kann, dass das jetzt "falsch" ist und ich etwas anderes wünsche.
Es ist für mich sozusagen die Weiterentwicklung von Versuch und Irrtum, das Pferd lernt nicht nur dadurch, dass das "Richtige" belohnt wird, sondern es lernt auch ein Zeichen für "falsch" und braucht den "Fehler" nicht zu Ende ausführen.
Außerdem kann ich damit auch gelegentlich andere Dinge gut unterbinden, die ein Pferd von sich aus ohne Signal von mir tut und die vielleicht nicht immer, aber eben manchmal unerwünscht sind.

Aber jetzt sind wir scho OT, oder? Vielleicht ist klickern hier ja auch gar keine Option.

Die Vorschläge von Charmel finde ich auch sehr gut.

Meine Pferde dürfen sich übrigens schubbern, aber nur auf ausdrückliche Einladung von mir, was dann zu einer sehr angenehmen Rückenmassage bei mir führt. Und sie lassen sich alternativ nach dem Abtrensen auch sehr gerne am Kopf Bürsten, Frottieren oder mit der Hand abreiben, wobei sie meist geduldig warten, bis ich damit von mir aus anfange. Das war nicht immer so.

[b.e.a.s.t]

Jetzt bin ich gleich die Böse

Schrubbern tun sich die Pferde untereinander auch. Hier allerdings das ranghöhere am rangniederen Pferd, kann ich auch bei mir in der Herde beobachten. Ich kratze meine Pferde oft und viel, mit den Fingernägeln, dabei kommen meine Pferde und zeigen mir die Stelle auch an.

Schrubbern an mir unterbinde ich sofort und wehemennt, je nachdem wie heftig die Attacke vom Pferd kommt, in der selben Intensität unterbinde ich. Mein Sohn macht das nicht und an ihm war schön zu sehen wie meine Lütten sich mehr und mehr raus nehmen, bis ich dazwischen gegangen bin.

Aber jeder hat eine andere Herangehensweise.