Positiv oder respektlos?

[ehem User]

Haflingerbesitzer verstehen dich auch.

[Rennfisch]

Hab ich da nicht vor kurzem einen interessanten Blog zum Thema Respekt gelesen...

http://consideringthehorse.wordpress.co ... f-respect/

Mark Rashid ist übrigens auch jemand, der seinen eigenen Weg geht und damit ziemlich erfolgreich ist. Mir haben seine Bücher geholfen, dieses "Und wenn die Dominanzjünger jetzt doch recht haben?"- Gefühl abzuschütteln. Meinem Pferd brauchst du mit "Dominanz" nämlich auch nur kommen, wenn du vorhast, ihn sauer zu machen.

[Nelchen]

Also ich kann in dem was du schreibst, auch nichts respektloses endecken.
Und das "Parken" braucht seine Zeit, bis sie das sicher können.
Fürs Rückwärts hätte ich noch einen Tip. Es könnte sein, dass du Spielbegehren bei ihm auslößt, wenn du nah bei ihm die Brust berührst. Hengste beißen sich in die Brust, rempeln sich an, gehen dann vorn zu Boden, beißen sich in den Hals, um dann zu steigen und im wilden Galopp fangen zu spielen. So läuft das meistens ab. Es ist keine Frage, dass er dich mag, jung ist er auch noch und wenn er mit Stuten steht, kann er auch nicht spielen. Stuten spielen anders, außerdem hat er dort jetzt ganz andere Aufgaben! Es könnte also durchaus sein, dass ihm das von dir gelegen kommt!
Es gibt nun viele Möglichkeiten rückwärts zu fordern, aber vielleicht lernst du ihm auf Distanz gleichzeitig ein Kommando und wackelst mit einem Führstrick, der am Halfter festgemacht ist, wenn er dir das schon mal auf Distanz anbietet. (eigentlich ist es eher anders herum, mit der Zeit will man mehr Abstand und das Pferd soll daraufhin weichen! ) So könntest du dich langsam näher ran arbeiten und letztendlich nur mit dem Harken klappern, Kommando sagen und rückwärts gehen, ohne dass du groß Druck machst.
Und Stehenbleiben lerne ich unseren Pferden immer mit einem Halfter und einem dicken Strick. Meistens wähle ich die Mitte der Reitbahn, weil wir dort auch meistens die Trainingseinheit beenden. Hinstellen, "steh", Strick auf den Boden legen und Handinnenfläche zum Pferd zeigen. Zwei Schritte rückwärts entfernen, kurz warten, wieder hingehen, Strick aufheben und Keks.
Wenn das klappt gehe ich weiter weg. Das Pferd wird nun verleitet zu folgen, es latscht los und irgendwann auf den Strick.
In diesem Moment kommt mein Kommando fürs Stehen, bewege mich aber weiter. Wenn ich Glück habe, tritt das Pferd mit einem Hinterbein so auf den Strick, dass es sich selbst festhält. Da ist der Zeitpunkt für den Keks! Das Pferd lernt so, dass es nicht vorwärts kommt, wenn der Strick unten liegt. Bis es dann aber frei irgendwo stehen bleibt, brauchts dennoch noch viel, viel Übung!

[ehem User]

@Rennfisch: super interessanter Artikel. Das erinnert mich wieder daran, das ja noch nicht mal wir Menschen untereinander das gleiche Verständnis darüber haben, was wir z.B. bei Kindern als respektvoll oder respektlos betrachten. Letztendlich alles eine Frage der Definition!

[ehem User]

Ja, Haflinger besitzer verstehen dich auch, ich schliesse mich an !!

Für unseren Herrn Halflinger müssen Aufgaben einen Sinn machen, ihm irgendwie logisch erscheinen und er muss sie verstanden haben. Dann bemüht er sich ganz grossartig, es richtig hinzubekommen. Und wenn er nicht verstanden hat, was er tun soll und warum, tut er es nicht. Punkt. Ich dachte ehrlich gesagt früher mal, Haflinger sind stur. Das stimmt sowas von garnicht, sie machen halt einfach nur dicht, wenn die Kommunikation nicht stimmt. Das finde ich nicht respektlos.

Und wenn dein Pferd dir jetzt schon so toll folgt, ist das eine echte Leistung. Wenn er andere Dinge gerade bei der Bodenarbeit noch nicht tut und dir stattdessen folgt, bietet er einfach dass an, was er gut verstanden hat.

Herr Haflinger hat kürzlich Kruppe herein gelernt. Fällt ihm aufgrund seiner Beweglichkeit in der Hinterhand leicht. Und er ist da echt stolz drauf... Also bietet er bei anderen für ihn schwierigeren Lektionen ( Schulterhein, mehr Versammlung etc) gerne erstmal Kruppe herein an. "Guck mal, ich könnte das hier". Dann lasse ich ihn kurz und fange mit der anderen Lektion nochmal neu in Ruhe an.

Für mehr "eigenständiges" Arbeiten der Pferde haben wir neulich einen Tag Dual-Aktivierungs Training mit unserer Trainerin gemacht - das war genial ! Longieren und später auch Reiten durch enge Gassen aus Pylonen und Stangen. Die Anweisung an uns war, den Pferden den WEg zeigen, helfen, und so wenig wie möglich stören.
Das hat toll geklappt, mehrere Pferde unterschiedlichere Rassen haben ganz schnell verstanden, worum es geht, und sich mit tiefem Kopf hochkonzentriert ihren Weg gesucht. Trainiert Balance, Körpergefühl und auch das Selbstbewusstsein der Pferde, sich sozusagen selber etwas zu erarbeiten.

Kann ich sehr empfehlen - Spass hat es allen auch gemacht!

Lg,
Trixi

[wiassi]

Las dich nicht beirren und höre auf dein Gefühl! Ich sehe da nichts respektloses, sondern ein junges Pferd, das gerade eine Beziehung zu dir aufbaut, welche die Chance hat, etwas ganz Besonderes zu werden. Der Weg der kleine Schritte, wie du es mit dem Wasser angehst ist m.E. ohne das Pferd zu kennen richtig. Du kannst ihn auch zu vielen überzeugen, wenn er der Gefahr folgen kann. Mein junger VA lies sich nicht einsprühe, hasste schon das Geräusch. Da bin ich mit einer Sprühflasche sprühen losgegangen, während er zunächst skeptisch dann zunehmend neugierig am langen Band (3,7m) folgte. Das mit der Vorhand weichen hat Wallinka ja schön beschrieben: das Umfeld einer Übung so wählen, das die richtige Lösung die einfachste ist. Und mit dem freien Stehen: Ihr kennt euch noch so kurz, ich würde ihn jetzt noch nicht wegschicken und immer Freude zeigen,wenn er zu dir kommt. Das freie stehen kann man später üben,wenn ihr vertrauter seid miteinander. dann am langen band nur 2-3 Schritte von ihm weggehen nach stehkommando, loben,wenn er stehen bleibt und gleich wieder zu ihm hingehen,ganz doll loben. Bei Stehen ist das Wichtigste, das das Pferd weiß, dass das Kommando endlich ist,also bald wieder aufgelöst wird. Daher gerade beim Jundspund nur kürzeste Intervalle nehmen. Kann man am Band bis ans Ende gehen 2-3 Sekunden Warten und wieder zu ihm hingehen, kann man anfangen sich zur Seite zu entfernen,wieder nur schrittweise. So baut sich das langsam auf und ist für das Pferd mit vielenErfolgsmomenten verbunden, was die Motivation erhält.
Vertrau deinem Gefühl.

[ehem User]

Hallo,

ich hol mal kurz wieder den Thread hoch, weil mich mein Kleiner doch etwas verunsichert, der jetzt mal gerade 2 Wochen bei mir ist.

Seit dem 25.01.15 habe ich ihn bei mir. Er ist Wallach, 5 1/12 Jahre alt, seeeehr Menschen bezogen und wurde von der Züchterin seit Oktober 2014 2 Mal die Woche für ca. 1 Stunde im Gelände geritten. Unter dem Sattel ist er erst seit einem 3/4 Jahr. Seit 10 Tagen ist er bei uns in der Wallachherde mit 7 anderen Pferden im Alter von 4 - 23 Jahren. Walid ist nicht ranghoch und er spielt gerne und ausgiebig mit seinen 2 neuen Freunden. Tagsüber von 7.00 Uhr bis 18.00 Uhr ist die Herde auf einem 1 Hektar großen befestigten Matschpaddock und bei Minusgraden sind noch 4 Hektar Winterkoppel da. Nachts steht er dann in der Box. An Futter bekommt er nachts 4-5 kg. Heu und tagsüber haben sie Heulage ad libitum. Wenn ich zu seinem Paddock komme hat er mich meistens schon entdeckt und steht erwartungsvoll am Zaun.

Soweit so gut. Mein Problem mit ihm ist, daß er meinen Individualabstand manchmal nicht einhält. Wenn ich ihn von der Koppel zum Putzplatz führe, müssen wir an einem offenen Laufstall für Kühe vorbei: Kein Problem für ihn, wenn ich zwischen ihm und den "Monstern" laufe! Auch wirklich große Traktoren mit 8-Tonnen-Anhängern meistert er souverän. Ein echt tolles, mutiges und cooles Pferd. Da hält er auch seinen Abstand konstant ein.

Aber: Wenn ich ihn putze und er "muß" nach irgendetwas schauen, dann ist es ihm schnuppe wo ich stehe. Allerdings läßt er sich dann sofort auf leichten Fingerdruck hin korrigieren und er reagiert sofort.

In der Reithalle läßt er sich schicken solange ich ihn aktiv mental schicke (Ohne Longierpeitsche und Gerte etc.) Auf meine Körpersprache reagiert er sofort, kommt in angemessenem Tempo auf mich zu und hält bei mir an mit einem Abstand von ca. 10 cm, berührt mich aber dabei nicht. Ich schicke ihn dann gleich 1-2 Schritte rückwärts, was er auch ohne zu zögern macht, muß ihn aber aktiv auf dieser Distanz halten. Von selbst würde er den Abstand sofort wieder verkürzen ( auf 10 cm ). Auch Freiarbeit oder Bodenarbeit auf Gertenlänge ist leider nicht möglich. Da drängelt er ständig ran und ich muß ihn laufend korrigieren.

Wir üben im Moment das freie Parken in der Halle. Dabei kann ich mich schon auf 2 Schritte entfernen ohne, daß er mir hinterher läuft. Ich muß aber aktiv mental bei ihm sein. Sobald ich das nicht bin, habe ich einen 1,57 m großen Hund hinter mir herlaufen. Er geht über Stangen, Dualgassen um Hütchen ...
Gestern ist er zum ersten Mal richtig erschrocken: Mein Mann fotografierte uns und der Blitz war zuviel für ihn. Da machte Walid 2-3 Sprünge, aber von mir weg und schaute nach meinem Mann.

Ist er wirklich respektlos oder nur tollpatschig?
Ich denke er meint es nicht böse, wenn er so sehr meinen Kontakt sucht, aber ich habe halt Angst, daß er trotzdem vielleicht irgendwann mal auf meinen Schoß springen könnte. Mit etwas mehr Distanz wäre mir schon wohler, ich möchte ihn aber andererseits auch nicht zurückweisen. Er ist sooo fein und reagiert gut auf Stimme. Könnte ich da nicht ein Kommando für mehr Abstand etablieren?

Sorry, daß es so lang geworden ist, aber hätte da jemand von Euch eine Idee?

LG
Anne

P.S.: Wir clickern auch. Höflichkeitserziehung hat super geklappt.

[kolyma]

Ähm Anne - mal ehrlich - wo genau ist jetzt dein Problem??? Ich glaube ein sehr großer Teil hier würde sich wünschen was du hast. Du hast ein junges Pferd, welches noch nicht viel kennt und es macht dir im Prinzip jetzt schon alles so recht machen will wie es nur irgendwie geht... Was hast du denn bisher für Pferde kennen gelernt? Tatsächlich welche, die wie Roboter - einmal angeschaltet - seine Kreise um dich drehen bis du das dann mit einem anderen Kommando beendest?
So funktionieren nur Pferde die jahrelang auf diese Art der Arbeit hin konditioniert worden sind. Kenne ein paar Westernpferde die stoisch und ohne hinterfragen solche Spielchen mitmachen. Ob das wirklich ein Ziel sein kann???

Du kannst selbstverständlich deinem Pferd deinen Individualabstand erklären in dem du ihn immer wieder konsequent korrigierst, wenn er dir zu nahe kommt. Das sollte er schnell verstehen. Für mich ist das aber kein Problem sondern eine ganz normale Phase des gegenseitigen kennenlernens.

[forty]

Oh Mensch, jetzt tust du deinem Knaben aber wirklich Unrecht - respektlos und/oder tollpatschig?
Der Bengel ist jung und in neuer Umgebung ind laut deiner Beschreibung macht der schon so vieles so richtig. Wenn er dann in unsicheren Momenten noch etwas an dir klebt - na und? Wenn er sich doch sogar anstandslos wieder auf Abstand bringen lässt? Geduldig dran bleiben, weiter üben und etwas Nachsicht und Verständnis mitbringen, das sollte das Problem dann irgendwann von alleine lösen.

[ehem User]

Hallo Kolyma

Nein, mir ist bewußt, daß ich da ein ganz, ganz tolles Pferd habe . Ich kannte halt nur bis jetzt diese abgestumpften Reitautomaten und habe mich halt durch andere verunsichern lassen. Die meinten halt, wenn ich den nicht korrigiere, dann soll ich mich nicht wundern, wenn ich später Schwierigkeiten kriege. Und daß er halt das nächste Mal nicht mehr kurz vor mir bremst, sondern mich umrumpelt. Da dachte ich halt, bevor ich was versäume, frag ich hier doch mal nach.

LG
Anne