Probleme beim Trensen - Pony verweigert Gebiss

Moderator: Keshia

ehem User

Probleme beim Trensen - Pony verweigert Gebiss

Beitrag von ehem User »

Hallo zusammen,

nachdem wir Pony die letzten 2 1/2 Jahre gebisslos eingeritten und geritten sind, war es dann im Juni auf dringendem Anraten unseres Reitlehrers so weit, ihn auf ein Gebiss umzustellen. Er hat das auch alles super mitgemacht und es gab auch erstaunlich wenig Probleme. Er ließ sich immer absolut problemlos auftrensen - hat den Kopf selbständig ins Zaumzeug gesenkt.

Jetzt waren 2 Wochen in Urlaub und Pony lässt sich schier nicht auftrensen. Sobald man das Halfter abmacht, dreht er den Kopf weg und fängt an weg zu gehen - das ist ein völlig unnormales Verhalten für ihn. Wenn man ihn dann doch am Zügel, der schon um den Hals liegt zu sich bittet, spielt er "Hans guck in die Luft"! Und das, obwohl wir ihn sogar "nur" mit der gebisslosen Trense aufgetrenst haben, da es ins Gelände ging. Wärend unseres Urlaubs ist meine Freundin ihn zweimal mit Gebiss auf dem Platz geritten, er wird sonst sehr selten von anderen außer meiner Tochter und mir geritten. Jetzt frage ich mich, liegt es daran, dass ihre Reitweise so anders ist und er jetzt deswegen das Gebiss verweigert oder ist es normal, dass ein junges Pferd, das Gebiss nach anfänglicher Akzeptanz ablehnt? Zähne hatte ich im Vorfeld kontrollieren lassen und er hatte auch bisher keinerlei Anzeichen gezeigt, dass ihm das Gebiss Schmerzen verursacht.

Wie seht ihr das?
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Hina_DK
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Re: Probleme beim Trensen - Pony verweigert Gebiss

Beitrag von Hina_DK »

Normal ist das bei jungen Pferden eigentlich nicht. Meiner hat da keine Probleme gemacht und die anderen, die ich kenne auch nicht. Nur der eine von meiner Freundin, der knatschte immer rum aber auftrensen ließ er sich schon noch. Nach Gebisswechsel war auch das rumquängeln mit dem Gebiss kein Thema mehr. Ich würde denken, da muss irgendwas gewesen sein, dass ihm das verleidet hat. Reicht ja oft schon, wenn jemand mit zu harter Hand reitet.
Viele Grüße
Hina

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Nelchen
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Re: Probleme beim Trensen - Pony verweigert Gebiss

Beitrag von Nelchen »

Er ?, sie ? wird wohl gemerkt haben, wie es geht, dass man sich dem Zaumzeug entziehen kann. ;)
Dazu kommt vielleicht noch ein etwas unsensibler Umgang mit dem Gebiss, oder beim Abtrensen. Bei jungen Pferden kann man das ganz schnell vermasseln.
Zu aller erst dachte ich allerdings auch an Zähne. :? Aber wenn du das ausschließen kannst........
Die Ohren würde ich mir auch mal genauer anschauen. Durch Fliegen können sich die Ohrmuscheln entzünden.
LG Katrin

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kolyma
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Re: Probleme beim Trensen - Pony verweigert Gebiss

Beitrag von kolyma »

@swedenfox - warum hat euer RL dringend zu einem Gebiss geraten? Wie lief er denn gebisslos auf dem Platz?

Mir kommt da nämlich eine Idee... Junge Pferde balancieren sich erst mal in freier Kopfhaltung beim Laufen aus. Das ist gut und wichtig. Irgendwann kommt der Punkt wo das junge Pferd etwas mehr Begrenzung durch den Zügel erfährt. Man möchte ja irgendwann das Pferd ans Gebiss heran treiben.
Diese Begrenzung ist für viele junge Pferde erst einmal unangenehm, weil sie sich nicht weiterhin mit dem Unterhals tragen können sondern - was erst einmal viel anstrengender ist, die Oberhalsmuskulatur einsetzen sollen. Alleine das kann dazu führen, dass sich die jungen Pferde erst mal völlig dem Gebiss entziehen.
Viele Pferde nehmen das nicht weiter tragisch - bei einigen führt es aber zu Abwehrreaktionen, die sich wieder legen sobald die richtige Muskulatur aufgebaut wurde. In so einer Phase würde ich auch vermehrt longieren, damit das Pferd ohne Gebiss und Reiter die Oberhalsmuskulatur aufbauen kann.

Ist zwar nur eine Idee, aber von deiner Beschreibung her würde ich darauf tippen.

Wie gesagt, es muss nicht immer etwas Tragisches passiert sein, was das Pferd völlig traumatisiert. Würde jetzt deine Freundin auch nicht unter Generalverdacht stellen. Möglich, dass sie ihn etwas mehr begrenzt hat und er das nicht gewöhnt war. Ein Jungpferd in der Ausbildung reagiert sensibel und auf ungewohnte Reiter können sie schon mal irritiert reagieren.
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calista
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Re: Probleme beim Trensen - Pony verweigert Gebiss

Beitrag von calista »

Da Du schriebst, dass er auch die gebisslose Trense nicht annehmen will, würde ich ein körperliches Probelm / Trauma vermuten. Reiten mit zu fester oder sogar harter Hand, zu wenig Nachgiebigkeit oder eine Verletzung / Verspannung im Bereich Atlas (z.B. ins Halfter gehängt beim Anbinden?) oder am Zungenbein. Ich würde den Atlas und den Bereich direkt hinter den Ohren sowie das Kiefergelenk sorgfältig und vorsichtig abtasten und schauen, wie das PFerd daraufreagiert. Am Besten eine 2.Person mitgucken lassen, die auf ein Schmerzgesicht achtet. Ob Du am Zungenbein kauen auslösen kannst kontrollieren, schief, gar nicht?. Im Zweifelsfall eher nochmal einen Tierarzt / Physio/ Osteo drauf gucken lassen. Meiner Erfahrung nach habe ich es immer bereut, nicht darauf gehört zu haben, wenn das PFerd so deutlich wird.
ehem User

Re: Probleme beim Trensen - Pony verweigert Gebiss

Beitrag von ehem User »

Danke an euch für die vielen Antworten!

Es ist so, dass er glaub ich gerade nicht unterscheiden kann, ob wir mit der gebisslosen oder mit der Trense mit Gebiss kommen. Er lässt sich dann schon trensen und wenn er verstanden hat, es ist gebisslos, senkt er auch den Kopf. Ohren und Atlas schließe ich da eigentlich aus. Ich habe gar nicht erst versucht ihn mit Gebiss zu trensen.

Was Kolyma sagt, macht irgendwie eher Sinn. RL hat zu Gebiss geraten, da es ihm mit dem LG Zaum sehr einfach ist, sich im Genick zu verwerfen und Gegendruck aufzubauen, allerdings sind wir nicht so die Dressurfreaks und ich finde, er läuft auch gebisslos schön auf dem Platz und lässt sich eigentlich gut Stellen. Die Oberhalsmuskulatur ist tatsächlich noch nicht so gut, deshalb schafft er momentan max 1/2 Zirkel im versammelten Trab - im Schritt ist das kein Problem. Er hat eh nicht die besten körperlichen Voraussetzungen für die hohe Schule oder so :lol: unsere bisherige Baustelle war vor allem die gescheite Gewichtaufnahme mit den Hnterbeinen, er ist da nicht so doll bemuskelt, wird aber besser, seit er an Hangwiesen steht. Auf den Platz gehen wir wirklich nur, um die notwendige Gymnastizierung zu machen - auch als Bodenarbeit. Ansonsten gehen wir ins Gelände - gebisslos. Werde die Gebissgeschichte vielleicht noch mal überdenken und auf mein Pony hören ...
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kolyma
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Re: Probleme beim Trensen - Pony verweigert Gebiss

Beitrag von kolyma »

Wie arbeitet ihr denn? Wenn ich höre "versammelter Trab" dann müsst ihr ja schon recht weit sein. Dann müsste ja eigentlich die tragende Muskulatur am Oberhals vorhanden sein - ohne diese gibt es keine Versammlung, da das Pferd dabei den Rücken aufwölben muss und mit der Kruppe runter kommen um Last aufzunehmen. Arbeitet das Pferd noch mit dem Unterhals ist der Rücken nicht aktiv, ergo - keine Versammlung möglich.
Oder meint ihr einfach nur langsamen Trab?
Das Thema ist ja sehr komplex... Im langsamen Trab, so wie ihn Jungpferde anbieten - kann das Pferd nicht ans Gebiss kommen, denn das Pferd kann nur von hinten nach vorne sich ans Gebiss heran dehnen (oder dem gebisslosem Zaum - das ist ja eigentlich gar nicht so ausschlaggebend) - daher arbeitet man anfangs ja auch vermehrt am Vorwärts und am Fleiß.
Stellung und Biegung sind auch nur mit entspannter Unterhalsmuskulatur wirklich möglich.
Hat das Pferd eine stark arbeitende Unterhalsmuskulatur kann es sich nicht stellen, nur im Hals abknicken und sich verwerfen.

Nehme an, dass euer RL daher zum Gebiss geraten hat, denn damit ist es in der Regel leichter - den Kiefer zu lockern, das Pferd zum Nachgeben im Genick zu bringen und mit aktiver Oberhalsmuskulatur zu arbeiten.

Das ist jetzt für ein Pferd, welches bisher immer die Unterhalsmuskulatur genutzt hat natürlich nicht gerade bequem - da es weiterhin diese Muskulatur nutzen möchte. Verwerfen, Abknicken und andere Ausweichbewegungen um sich das Leben leichter zu machen können natürlich zu Verspannungen im Atlas und im Kiefer führen, was das Nehmen des Gebisses natürlich verleidet.

Von zu harter Reiterhand will ich gar nicht reden. Meistens neigt man bei jungen Pferden viel eher dazu immer alles hin zu schmeißen und dem Pferd die Anlehnung, die es sucht nicht zu geben, weil man Angst hat, dass man dem Pferd im Maul weh tut. Das heißt das Pferd stößt an den Zügel und gibt im Genick und im Hals nach. Reiter freut sich ein Loch ins Bein und lässt den Zügel los. Das kann auch dazu führen, dass das Pferd das Vertrauen in die Reiterhand verloren geht. Einige Jungpferde brauchen gerade am Anfang eine deutliche Begrenzung um sich vertrauensvoll an die Hand dehnen zu können. Erst wenn sie die wichtige Tragemuskulatur haben und sich selbst besser tragen können wird die Verbindung deutlich feiner.
Wichtig ist halt, dass man einen Trainer hat, der erkennt welche Art von Pferdepersönlichkeit man vor sich hat und der dem Reiter den Mut gibt, auch mal mit dem Zügel dran zu bleiben.
In der Phase probieren sich Pferde am Zügel sowieso viel aus. Gehen mal über und mal hinter den Zügel. Es wird probiert was sich gut anfühlt. Das muss der Reiter erkennen.

Leider wird man durch das was man so liest einfach gnadenlos verunsichert. Man liest immer nur von der harten, riegelnden, unnachgibigen und starren Hand, vom Gebiss, welches dem Pferd den Unterkiefer bricht und das Tier ohne Ende quält. Daher ist der Wunsch groß gar nichts mehr in der Hand zu haben. Aber das ist genau so falsch - so entsteht keine Anlehnung.

Keine Ahnung ob es bei dir der Fall ist. Aber ich habe das Drama genau so durch in den letzten Monaten. Ich hab auch immer alles losgelassen und mein Pferd wollte am Ende das Gebiss auch nicht wirklich annehmen (beim Reiten, Trensen war nie ein Problem), weil meine unstete und wachsweiche Hand ihn mehr aus dem Gleichgewicht gebracht hat. als sie ihm geholfen hat zu lernen sich zu tragen. Meine RL hat mir geholfen und ich habe gelernt, dass man Pferd gerne mehr Hand von mir hätte als ich je gedacht hätte. Jetzt ist es halt die Aufgabe nach und nach feiner zu werden. Aber auch das dauert einfach seine Zeit.
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ehem User

Re: Probleme beim Trensen - Pony verweigert Gebiss

Beitrag von ehem User »

Versammelt ist wahrscheinlich nicht ganz das richtige Wort, da hast du recht. Insgesamt passt deine Beschreibubg ganz gut, erklärt aber ja nicht nbedingt, warum er sich beim Trensen jetzt so anstellt.

Werde jetzt erstmal wieder das auftrensen mit der gebisslosen Trense "clickern" und wenn das wieder wie gewohnt klappt, mal vorsichtig das Gebiss anfragen und schauen, wie er reagiert. Mag das Gebiss gerade nicht benutzen, da seine Reaktion echt drastisch war, kann also nicht so genau sagen, wie er gerade darauf beim Reiten reagiert.
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kolyma
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Re: Probleme beim Trensen - Pony verweigert Gebiss

Beitrag von kolyma »

Naja, unterm Strich will ich damit sagen, dass er das trensen derzeit ablehnt, da ihr jetzt vermutlich einfach mehr von ihm wollt als vorher. Sei es Stellung/Biegung, sei es ans Gebiss herantreten oder einfach eine gewisse Begrenzung. Das kann durchas bereits ausreichen, dass er sich denkt: "Nö - find ich jetzt alles nicht mehr so prickelnd..."
Was ja auch nachzuvollziehen ist aus seiner Sicht ^^
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Hina_DK
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Re: Probleme beim Trensen - Pony verweigert Gebiss

Beitrag von Hina_DK »

Ja, das ist nämlich total anstrengend fürs Pferd, wenn dann die Oberhalsmuskulatur aufgebaut wird. Finden viele Pferde erstmal richtig saublöd. Wissen wir ja selbst, wie unangenehm es sein kann, aufeinmal Muskeln benutzen zu müssen, die wir in unserem Leben noch nie gebraucht haben. Wenn dann auch noch zu lange so gearbeitet wird, kann das wirklich wie Gift wirken. Muskelkater ist für Pferde etwas ganz schreckliches und der kann schnell kommen in der Umstellungsphase. Bei Tigull haben wir daher die Umstellung auch ganz vorsichtig gemacht. Der Kappzaum blieb erstmal drauf und wurde auch benutzt und das Gebiss kam ganz langsam schrittweise mit zum Einsatz, bis der Kappzaumzügel dann abgelöst wurde. Der wäre nämlich auch ein super Verweigerungskandiat gewesen.
Viele Grüße
Hina

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