Das "Vorwärts" und allgemein Führen

Moderator: Keshia

bubi9191
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Das "Vorwärts" und allgemein Führen

Beitrag von bubi9191 »

Hallo,

also erstmal an sich habe ich kein Problem beim Führen, bin aber auch ehrlich gesagt nie so akribisch gewesen. Ich wollte dass mein Pferd neben mir läuft, anhält wenn ich anhalte und zulegt wenn ich zulege.
Das geht auch alles. Auch rückwärts gehts.

So, jetzt haben wir aber die Situation, dass ich das "Vorwärts" festigen möchte, d.h. dass sie mehr lernt, dass eine treibende Hilfe IMMER vorwärts bedeutet.
Das trifft sowohl fürs Reiten, als auch fürs Longieren zu.

Und damit fängt man ja nunmal am Boden an. Sie wird zwar schneller wenn ich schneller werden, wenn ich schnalze trabt sie dann auch an, aber alles (noch!) mit Druck am Halfter verbunden.

Dazu kommt, dass sie beim Führen im Trab Abstand hält, bzw. mit der Hinterhand von mir ausweicht. Das ist im Schritt nicht so.

Jetzt wollte ich mir mal ein paar Ideen holen, wie ich das Vorwärts festigen kann?

Auf die Notwendigkeit kam ich erst, weil meine Stute sich manchmal (nicht immer!) überlegt, dass sie doch nicht auf den Hänger will und auf Zuppeln am Strick sofort rückwärts springt und treibenden Hilfen ausweicht statt sie mit einem Schritt nach vorne zu beantworten.

Mir ist klar, dass ich hier mit viel Konsequenz und Lob arbeiten muss.
Wie fange ich denn am sinnigsten an? Das antreten? Ich möchte auf jeden Fall am Ende, dass mein Pferd antritt, wenn ich antrete. Soll es stehen bleiben wenn ich antrete, installieren wir "Steh" oder "Halt".

Also fange ich aus dem Halten an das Antreten zu üben? Anfangs noch mit Schnalzen? Ich will aber auf keinen Fall, dass sie nur noch auf Schnalzen antritt. Gerte zum Touchieren? Was wenn sie antritt? Wie lobe ich? (möchte das ohne Clicker lösen).
Sofort Stimmlob und streicheln? Stehen bleiben und streicheln oder weiterlaufen?

Parallel dazu auch an der Longe und unterm Sattel üben das "Vorwärts" oder erstmal nur an der Hand und dann an die Longe/unter den Sattel verlegen?

Und wie kann ich das Problem lösen, dass sie mir beim Trab an der Hand ausweicht? Noch in Führen im Trab weit entfernt für uns, aber das soll ja später dann auch gehen, ohne dass sie schwankt, mal vor oder eher mehr hinter mir ist.
Pferde sollten so geritten werden, wie ein Surfer eine Welle reitet.
Der Surfer zwingt die Welle nicht, er will sie nicht verändern.
Er lernt einfach, wie er sie reiten kann.

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Reitmaus
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Re: Das "Vorwärts" und allgemein Führen

Beitrag von Reitmaus »

Ich hab den Eindruck, dass es dir an grundlegendem Wissen über körpersprachliche Signale mangelt. Und das kann man nicht in Foren mit ein paar Worten erklären, das müsste dir vor Ort jemand zeigen. Körperspannung aufbauen, abbauen, dosiert einsetzen, die Wirkung von Einatmen, ausatmen, von Straffung des eigenen Körpers um Energie auszustrahlen, das Rausnehmen der Energie (ohne wie ein nasser Sack in sich zusammenzufallen) zum Verlangsamen/anhalten..... Das zu lernen, am Boden und dann auch im Sattel, erfordert einen guten Lehrer. Kurse mitzumachen (evtl nur als Besucher), ist auch eine gute Idee.
bubi9191 hat geschrieben:... d.h. dass sie mehr lernt, dass eine treibende Hilfe IMMER vorwärts bedeutet.
Das trifft sowohl fürs Reiten, als auch fürs Longieren zu.
...
"Treiben" heisst nicht "vorwärts gehen", sondern "die Hinterbeine weiter unter den Körper setzen", und somit "treibt" man z.B. auch die Hinterbeinen beim Anhalten unter den Körper, damit das Pferd im Stand seinen Gewichtanteil auf die Hinterbeine verteilt, anstatt vorhandlastig dazustehen und die hinterbeine nachlässig "irgendwo" stehen hat. Denke z.B. mal an den "Stop" der Westernreiter : da nimmt das Pferd extrem sein Gewicht auf die Hinterbeine, und dazu muss der Reiter die Hinterbeine stark unter das Pferd treiben. (Nur mal so zur Illustration dessen, was "Treiben" bedeutet"....).
bubi9191
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Re: Das "Vorwärts" und allgemein Führen

Beitrag von bubi9191 »

Okay,
ich habe mich missverständlich ausgedrückt.

Es gibt auch seitwärts-, rückwärts-, etc. treibende Hilfen, keine Frage.

Dann anders:
Dass eine vorwärtstreibende Hilfe auch wirklich "Vorwärts" bedeutet und so umgesetzt wird.

Bzw. dass auf eine entsprechende treibende Hilfe entsprechend reagiert wird.

Ich möchte hier aber vorallem die vorwärtstreibende Hilfe beleuchten. Seitwärts usw. erstmal außen vor gelassen...
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Reitmaus
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Re: Das "Vorwärts" und allgemein Führen

Beitrag von Reitmaus »

Ändert nix an meiner Grundaussage, dass man sowohl vom Boden aus als auch vom Sattel aus körpersprachlich vermittelt. Zumindest wenn man auf feine Kommunikation abzielt, was ja anscheinend das ist was du möchtest. Denn "am Strick ziehen" zum antreten und bremsen macht ihr ja schon, und das ist offenbar nicht das, was du beibehalten möchtest, sondern das Pferd soll alles auch am durchhängenden Strick ausführen? Dann kommst du nicht umhin, die korrekte Körpersprache zu erlernen und anzuwenden. Z.B. Antreten : Körperspannung aufbauen, einatmen (wenn du das zu stark machst, geht das Pferd schon los während du noch stillstehst. Machst du das zu schlapp, bleibt's Pferd stehen wenn du losgehst.). Tempo zulegen : Körperspannung weiter aufbauen. Verlangsamen/Anhalten : Körperspannung rausnehmen, ausatmen. Plus "zielgerichtet" gehen, d.h. du visierst den Punkt an, wo du hingehen willst, und guckst nicht auf den Boden oder zum Pferd oder in der Gegend rum. Viele viele Kleinigkeiten, die in der Summe Wirkung zeigen. Aber wie soll ich das mit Worten erklären, wie man "Körperspannung" aufbaut oder abbaut, ohne in sich zusammen zu sacken...
bubi9191
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Re: Das "Vorwärts" und allgemein Führen

Beitrag von bubi9191 »

Hallo,

danke dir erstmal für die Antwort :)

Ich verstehe was du meinst und teile auch die Ansicht, dass Pferde sehr stark auf Körpersprache reagieren und ansprechen.
Auch beim Longieren.

Ich handhabe es aber mit meinen Pferden so, dass sie von jedermann zu führen und zu longieren sind.
Das ist mir einfach wichtig, weil sie von anderen Leuten auch rausgestellt/reingeholt werden oder wenn ich mal Zeitnot habe/Krank bin/ im Urlaub bin und sie etwas bewegt haben möchte.

Ich möchte nicht den Leuten vorher einen Kurs in "Pferdekörpersprache" erteilen müssen, damit sie mein Pferd ein paar Runden longieren können, sie rausstellen können oder etwas spazieren gehen können mit ihr.

Weißt du was ich meine? Es soll definitiv so sein, dass das Pferd "vorwärts" geht, wenn es vorwärts gehen soll und nicht nur, wenn derjenige korrekt einatmet, die richtigen Muskeln anspannt usw.
Es ist ja ähnlich wie beim Longieren - oftmals stehen wir falsch und trotzdem trabt das Pferd an, weil es gelernt hat: Teerab = Antraben.

Und das muss ja auch beim Führen möglich sein. Ich möchte sie fein führen können, ja; aber das soll auch jeder andere können, der sich nicht mit "Körpersprache" auseinander setzt.

Wir üben das derzeit jetzt folgendermaßen:

Pferd am Strick (am Halfter).
Ich schnalze als Zeichen fürs Losgehen und verlagere mein Gewicht nach vorne. Ich gehe NICHT los bevor sie los geht. Folgt keine Reaktion berühre ich sie mit der Gerte im hinteren Bereich ihres Körpers (dabei schaue ich nach geradeaus).
Ich hoffe, dass wir das so hinkriegen.
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Abendsonne

Re: Das "Vorwärts" und allgemein Führen

Beitrag von Abendsonne »

Hallo.
Also ich gehe so los: Hebe die Hand, schnalze kurz, sie muss ja informiert werden, dass wir losgehen und gehe dann nach dem Schnalzen los. Warum erst das Pferd losgehen lassen, ich bin ja derjenige, der sagen möchte, wo/wann es langgeht/losgeht. Dazu muss ich ihr zeigen, dass ich losgeh. Also ich finde auch, ein Kurs in Bodenarbeit täte euch schon gut, haben wir auch so gemacht und ich kann nur Gutes berichten.
Sich darüber im Klaren sein, Stimmkommandos und Körpersignale festigen und bei uns ist es z.B. so, dass ich führe, Körperspannung aufnehm, einatme, schneller werde und schon traben wir BEIDEN los.
Beim Anhalten ein "uuuuuund (da weiß sie, es kommt das Halten und ich überfalle sie nicht) Whoa". Ich bereite mich und sie durch das lange "UND" vor, nimm Energie raus und schon sind wir im Schritt. Man kann auch so: Energie aufnehmen, einatmen, loslaufen (Pferd macht alles mit), langsamer werden, anhalten. Ohne Strickgezupfe und Gertengetatsche, ein ganz feines Kommunizieren.

Du schreibst folgendes: "Ich möchte nicht den Leuten vorher einen Kurs in "Pferdekörpersprache" erteilen müssen, damit sie mein Pferd ein paar Runden longieren können, sie rausstellen können oder etwas spazieren gehen können mit ihr."

Es muss dir im klar sein, dass nicht jeder, der mit deinem Pferd zu tun hat, die selbe Körperspannung und Sprache drauf hat. Da müsstet ihr alle, die ihr mit dem Pferd zu tun habt und zwar wirklich alle exakt am gleichen Stang ziehen.
Meine Stute führt ein andrer auf die Koppel, dazu muss der Mensch nicht meine Sachen nachmachen. Sobald ICH mein Pferd anfasse, haben wir feinste Signale, die ein andrer gar nicht sieht. Ich habe also für den Umgang niemand andren, d.h. es longiert oder führt im Gelände kein anderer.

Wenn du dein Pferd, wenn es nicht losgeht vor dir, mit der Gerte berührst, zögerst du ja. Du gehst nicht los wie eine führende Stute in der Herde, du tipst sie an, sie soll als 1. gehen. Dir ist aber schon wichtig, dass du der Part sein musst, auf den sie sich verlassen kann, der führt? Wenn man die Pferde in Hänger verlädt und sich umdreht, hat man schon verloren, man zögert ja. Wie soll das Pferd dem Menschen trauen, wenn dieser als "Leitpartner" schon zögert?

Reitmaus und ich vertreten die selben Meinungen, guck dir mal Pferde in Herden an, die gehen nur auf Körpersprache und wir wollen doch Partner sein für unsre Pferde.
Wallinka
Zentaur
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Re: Das "Vorwärts" und allgemein Führen

Beitrag von Wallinka »

Ich denke, das wichtigste ist, dass du dir drüber klar wirst, auf welche Signale dein Pferd was tun soll. Und die dann konsequent und klar einsetzt, dann wird dein Pferd sie bald verstanden haben und ihr könnt an den Feinheiten arbeiten.
Mir zB ist es wichtig, dass mein Pferd auf Stimmsignale reagiert. Dh ich baue Körperspannung auf, gebe das Stimmsignal, warte auf den ersten Schritt von ihm und gehe dann los. Denn ich möchte ihn irgendwann soweit haben, dass ich ihn auch leiten kann, wenn er mich grad nicht sieht (irgendwann in ferner ferner Zukunft) Das klappt aber nicht, wenn er auf meinen ersten Schritt wartet.
Und so haben wir "Scheritt" fürs gradeaus losgehen und weitergehen, bis was anderes kommt, "ein Schritt" für ein Bein vorsetzen (da möchte ich noch dahin kommen, dass ich das Bein und vor/seit/rück ansagen kann, soweit sind wir aber noch lange nicht, welches Bein ich will, zeige ich zur Zeit noch durch touchieren) was ich für wenige, konzentriert und genau gesetzte Schritte durchaus zu "Schritt-Schritt-Schritt" verkürze.
Da ich aber weiß, dass ihm spielen mit der Körpersprache viel Spaß bereitet, machen wir das durchaus auch- dann achte ich aber darauf, keine Stimmsignale zu geben und dann üben wir durchaus, uns gemeinsam/synchron zu bewegen. In dem Moment aber, wo ich ein Stimmsignal einsetze, hat das immer Vorrang über Körpersprache. Das ist das, was ich für mich und mein Pferd wichtig finde. Du wirst für dich und dein Pferd herausfinden müssen, was für euch wichtig ist. Und ob du dann über Versuch und Irrtum, dem Anschauen vieler entsprechender Videos und dem Nacharbeiten des dort gezeigten (Scheckenfan hat zB in ihrem TB Videos empfohlen nach denen sie gern arbeitet) einem Buch, dass dir logisch scheint oder einem Trainer, der mit euch arbeitet, der Gewünschte übst, ist deinen Lernvorlieben überlassen.
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.
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Schattenstern
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Re: Das "Vorwärts" und allgemein Führen

Beitrag von Schattenstern »

Ich wollte keinen neuen Thread aufmachen, weil der Titel sehr gut passt, Thematisch geht es aber ein bisschen um ein anderes Problem:
Das führen im Alltag (zB zur Koppel)

Ich habe gefühlte hundert Tutorials gefunden, wie ich mein Pferd dazu bringe langsamer zu gehen oder mich nicht zu überholen.
Aber ich habe das Problem, dass ich Bilbo gefühlt immer hinter mir her ziehen muss. Jetzt ist er natürlich kein Warmblüter und hat generell einen sehr entspannten Schritt. Wenn ich alleine mit ihm unterwegs bin geht das noch, dann wähle ich meine Führposition weiter hinten und treibe ihn dann so. Aber ich muss dann aufpassen wie ein Fuchs, dass er den freien Kopf nicht zum grasen nutzt. Das Grasspiel war da leider kontraproduktiv, weil er dann sehr schnell wirklich aggressiv wird.
Aber in der regel werden auf die Koppel drei bis fünf Pferde von einer Person geführt und da stemmt er sich einfach ins Halfter und kommt nicht mit. Irgendwie ist das nicht so praktikabel.

Wunschvorstellung: Das Pferd passt sich meiner Laufgeschwindigkeit an und trabt auf oder geht schneller, wenn sich der Strick anspannt.

Tipps?
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sacramoso
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Re: Das "Vorwärts" und allgemein Führen

Beitrag von sacramoso »

Hm, ich würde vorschlagen das über Bodenarbeit zu erarbeiten, wie du schreibst mit dem Ziel, daß das Pferd losgeht wenn du losgehst, stehenbleibt wenn du stehen bleibst und in dem Tempo geht das du vorgibst. Ich hab das erarbeitet indem ich entweder vorm Reiten zum aufwärmen am Boden gearbeitet habe, bzw beim spazieren gehen. Hilfsmittel sind: Trense, Gerte und Körpersprache.
Also mal ein Beispiel: ich stehe neben dem Pferd auf Kopfhöhe (Zügel in der rechten Hand, Gerte in der linken) und möchte losgehen. Er sollte sofort mit antreten, wenn er das nicht tut kann ich mit der Gerte in der linken Hand ohne meine Position zum Pferd zu verändern eine treibende Hilfe geben. Paar Meter gehen, stehen bleiben und wieder antreten. Wenn das funktioniert kannst du anfangen Tempounterschiede mit einzubauen, auch mal Rückwärtsrichten, etc. Mann kan auf diese Art ein Pferd recht gut mit Schulter und Gerte an die "Hilfen" nehmen und beibringen was man möchte.

Wenn man das konsequent regelmäßig übt verstehen die Pferde recht schnell was gemeint ist und lassen sich dann nur noch über die Körpersprache "steuern"
Als Gott erfuhr daß Reiten nur für die Besten ist erschuf er noch Fußball :dance1:
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Schattenstern
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Re: Das "Vorwärts" und allgemein Führen

Beitrag von Schattenstern »

Okay, ich probiers mal aus Sacra, danke!
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