Seitengänge

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jella
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Re: Seitengänge

Beitrag von jella »

Hi Schattenstern, gelernt habe ich es so ...
lange Seite erst SH, dann Kopf Richtung Bande führen, inneren Zügel an den Hals, äußeren Zügel Richtung Bande. Das ist die Übungsphase möchte ich dazu sagen. Der Sitz geht nach innen, der Blick Richtung Bande, die innere Schulter geht vor (deine), die äußere zurück. Das äußere Bein gibt einen Impuls hinterm Gurt.
Das ist alles sehr übertrieben am Anfang in der Ausführung, aber heute reicht es, wenn ich den inneren ZÜgel an den Hals lege.
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Pirat
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Re: Seitengänge

Beitrag von Pirat »

ich habe travers auch vom boden aus angefangen.
HH rein: kein problem!
vorne stellung und biegung: kein problem!
freies "quer auf mich zu gehen" kein problem.
aber in der bewegung HH rein und dabei gebogen und gestellt bleiben: " :shifty: nee, das geht nicht! :snooty:
das ganze endete dann auch meistens in hektik und "durch die hilfen durchstürmen...
also:
anhalten, hintern reinlocken, stellen schritt gehen, anhalten.
manchmal ein bischen mehr vorwärts, manchmal ein bischen mehr HH rein und nach und nach alles zusammenbasteln.

meine beiden rl "helfen" den pferden bei der biegung, indem sie die innere hand ganz bewusst recht hoch nehmen.
beim travers: innere hand also hoch und die äußere hand/zügel wird unten an den hals angelegt.
die äußere hand/der zügel wirken so als begrenzung, die innere hohe hand "hebt" die schulter mit an.
der äußere schenkel wandert (anfangs sehr deutlich) nach hinten und innen treibt am gurt.

das kannst du schon im halten ausprobieren.
alles ganz in ruhe und beobachte dein pferd dabei.
wenn dein pferd den äußeren schenkel annimmt (also grundsätzlich versteht, daß er mit der HH reagieren soll), dann wirst du merken, wie sich dein pferd unter dir biegt - vom kopf bis zur schweifrübe.
das ist die erste idee fürs travers.
es ist erstmal nur ein kurzes "rund machen".

diese übung kannst du dann mit in den schritt nehmen:
du reitest geradeaus, stellst dein pferd nach innen und legst den äußeren schenkel nach hinten.
du willst noch NICHT, daß die HH reinkommt, sondern nur, daß du spürst, wie das pferd sich richtig rund macht und quasi daran denkt den hintern reinzuholen.
mach das ein paar mal (oder halt immer mal wieder...)
das kannst du dann nach und nach ausbauen und die HH immer weiter reinholen, bzw. immer mal für 1-2 schritte weiter reinholen. versuch dabei die stellung und biegung beizubehalten.
meiner hat sich dabei auch anfangs immer sehr rausgehoben - allerdings habe ich das mit dem "von kopf bis schweif biegen" erst später kennengelernt. und das hat uns dann dabei geholfen, daß er sich weniger raushebt.

und: freu dich nicht zu früh - wenn sie eine (echte) idee von travers haben, dann kann man nicht mehr geradeaus reiten :lol: und gar nicht mehr angaloppieren :lol:, weil pferdi ständig travers anbietet :mrgreen:
aber dadurch lernt man wiederum, daß man noch genauere hilfen geben muss, noch genauer sitzen muss und auf einmal schafft man es auch im galopp auf dem hufschlag zu bleiben und sogar auf der ungeliebten hand bis in die ecke zu kommen. ;)
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Schattenstern
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Re: Seitengänge

Beitrag von Schattenstern »

Hallo ihr.
Jella, genau so habe ich es gelernt, hat aber nicht funktioniert.
Pirat, danke für die Ideen, werde ich bei Gelegenheit auch nochmal ausprobieren.
Gestern war ich mit Trense und Kappzaum auf dem Platz. Zuerst am Boden nur HH auf mich zu geübt, damit er weiß worum es geht. Dann immer HH auf mich zu, einen Schritt gehen, wieder HH auf mich zu. Daraus wurde dann sehr bald eine Art gerades Schenkelweichen, das ich bestärkt habe und dann musste ich nur noch umstellen, was überhaupt kein Problem war. Ich glaube er hatte nur nicht verstanden was er tun soll. So ging dann nach kurzer Zeit auf jeder Hand Ca drei, vier Schritte KH.
Also aufgestiegen. Das selbe von oben hat leider gar nicht geklappt. Also HH rein ist kein Thema, aber er wollte sich dann schon nicht mehr stellen und wurde ganz grantig. So also nicht.
Habe dann das mit dem Kurzkehrt probiert und das ging hervorragend! Auf der guten rechten Seite habe ich mit dieser Einleitung schon etwa 5 Meter gutes Travers geschafft und auf der schlechten Hand immerhin reproduzierbar ein, zwei Schrittchen, da muss ich aber wirklich sehr genau reiten und aufpassen, dass er mir nicht über die äußere Schulter abhaut.
Finde ich aber fürs erste Mal wirklich sehr gut, danke für eure Tipps, ich werde weiter berichten.
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tara
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Re: Seitengänge

Beitrag von tara »

viele Wege führen nach Rom...ähm zum Travers. Man muß halt probieren, wie es Pferd und Reiter am besten umsetzen können. Schön, daß du einen Weg für dich und Bilbo gefunden hast.
Liebe Grüße
tara
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baobap
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Re: Seitengänge

Beitrag von baobap »

Freut mich zu hören, dass ihr ein Stück weiter auf eurem Weg gefunden habt!
baobap
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Re: Seitengänge

Beitrag von baobap »

Freut mich zu hören, dass ihr ein Stück weiter auf eurem Weg gefunden habt!
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Heupferdchen
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Re: Seitengänge

Beitrag von Heupferdchen »

hmm, was mir dazu einfällt: Wenn du ein präzises Gefühl für SH und KH hast, ist es leichter, das ganze ohne Bande und 'Kruppe rein holen' etc. zu erarbeiten. Finde ich zumindest.
Du bist auf einer Volte in passender Größe und Biegung. Aus der Volte heraus bewegst du dich geradlinig ein paar Schritte im Seitengang. Der Unterschied zwischen KH und SH liegt dabei nur in der Bewegungsrichtung. Und die wählst du so, wie sie fürs SH oder KH gerade passend ist. Fürs KH also tangential zur Kreislinie (Vorderbeine sind der Berührpunkt), fürs SH auch tangential, der Berührpunkt sind aber die Hinterbeine. Alles klar? :-?

Wenn die Biegung noch regelmäßig flöten geht, stellt sich für mich eh die Frage, ob man die Seitengänge schon ins Programm mit aufnehmen sollte. All diese Dinge mit 'Hintern reinlocken', 'bei der Biegung helfen' usw. fand ich eher kontraproduktiv für die Balance des Pferdes.
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Pirat
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Re: Seitengänge

Beitrag von Pirat »

Heupferdchen hat geschrieben:Wenn die Biegung noch regelmäßig flöten geht, stellt sich für mich eh die Frage, ob man die Seitengänge schon ins Programm mit aufnehmen sollte. All diese Dinge mit 'Hintern reinlocken', 'bei der Biegung helfen' usw. fand ich eher kontraproduktiv für die Balance des Pferdes.
hm...
ist das vielleicht eine grundsätzliche diskussionsfrage?
also die FN´ler nehmen die seitengänge ja eher später mit ins "programm". abgefragt wird das ja frühestens ab Klasse l (?).
das hat bei mir dazu geführt, daß ich 10 jahre lang in einem FN-Stall erst schulpferde und später ein privatpferd (aber nur grundausgebildet und dann mit besitzer eig. nur gelände gegangen) geritten habe und das einzige was ich gelernt habe war: "einfache hufschlagfiguren" und ganz, ganz selten mal schenkelweichen.
in den 10 jahren habe ich nicht einmal was von schulterherein, geschweige denn travers gehört, oder gesehen... geschweige denn geritten.
ich habe mich damals immer gefragt, warum es nicht weiter geht...
schritt, trab, galopp, anhalten, vorhandwendung, zirkel, ganze bahn, volten, diverse handwechsel...

ich habe dann beim penquitt gelesen, daß es auch einen anderen weg gibt um weiterzukommen:
die seitengänge...
vom boden aus angefangen und dann mit in den sattel genommen...

bei meinem jetzigen pferdchen haben wir dann auch schon recht bald mit schulterherein angefangen und vom boden aus habe ich dann auch (völlig planlos) mit den ansätzen von travers angefangen.

bis vor kurzem war es unheimlich schwierig auf der linken hand an der bande "gerade" zu reiten.
er driftete immer nach innen und stellte sich dabei gerne nach außen. der äußere zügel hin regelmäßig durch etc. pp.
das wurde besser, je besser das schulterherein wurde.
und seitdem wir den travers mit dazugenommen haben ist dieses problem fast ganz behoben.
ich kann kopf, schulter und hintern jetzt unabhängig voneinander ansprechen und "verschieben". (alles noch nicht perfekt und schon gar nicht in allen gangarten - aber das verständis auf beiden seiten wächst)

nach dem alten FN-prinzip, welches ich 10 jahre lang beigebracht bekommen, würden wir heute immer noch nur zirkel und ganze bahn reiten, weil er sich noch nicht kontinuierlich stellt und biegt und die anlehnung behält...
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Heupferdchen
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Re: Seitengänge

Beitrag von Heupferdchen »

Pirat hat geschrieben:ich kann kopf, schulter und hintern jetzt unabhängig voneinander ansprechen und "verschieben"
Hmm, vielleicht ist das ganze ein Missverständnis - HH und VH verschieben gehört für mich ganz sicher zur Grundausbildung. Aber ich trainiere das mit anderen Lektionen, z.B. Hinterhandwendung und Vorhandwendung. Ich hab keine Ahnung und noch nie ein Pferd bis in höhere Klassen ausgebildet. Aber neulich habe ich festgestellt, dass man, sobald das Pferd sich sauber biegt und an den inneren und äußeren Hilfen steht, Seitengänge 'einfach so' reiten kann. Ohne, dass man ein Reindrücken der Kruppe etc. pp. separat trainieren muss.

Ob man einem Pferd, das sich (noch) nicht biegen kann und das die Balance verliert, mit Seitengängen sinnvoll helfen kann, kann ich nicht beurteilen. :nix: Ich kann nur definitiv sagen, dass ICH es nicht kann. Anderen möchte ich das nicht absprechen. Und dass das Reiten von Seitengängen DEN REITER schult, kann ich bestätigen. :-n
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kolyma
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Re: Seitengänge

Beitrag von kolyma »

Jap - bei der FN kommen die Seitengänge (also die echten Seitengänge) erst ab Klasse L. Meiner Meinung nach macht das auch Sinn, da man vorher alle Grundvoraussetzungen dafür (Takt, Losgelassenheit, Schwung, Geraderichtung) schon sehr weit heraus gebildet hat. Für die Seitengänge und die korrekte Ausführung dieser benötigt das Pferd die genannten Punkte und entsprechende Kraft in der Hinterhand. Das Pferd soll schon Tragkraft besitzen. Der Seitengang setzt ja voraus, dass das Pferd weit unter den Schwerpunkt fußt, dabei Last aufnimmt und sich somit über seine Körpermitte "hebt".

Es soll ja nicht drüber geschoben oder gezogen werden. Daher muss Biegung und Stellung bereits so weit sitzen, dass ich mit dem Zügel nur noch Begrenze aber nicht mehr Stellung und Biegung untersützen muss.

Eine gute Übung um zu überprüfen ob diese Voraussetzungen schon stimmen kann man die Lektion Zirkel vergrößern/verkleinern reiten. Kann ich hier den inneren Zügel quasi durchhängen lassen und das Pferd bleibt in Stellung und Biegung kann ich langsam mit Seitengängen anfangen. Braucht das Pferd aber noch den inneren Zügel ist man noch nicht so weit.

Wir haben auch schon die ersten Schritte Travers begonnen. Meine RL ist absolut strickt dagegen die Lektion aus der Kehrtvolte oder dem Kurzkehrt zu reiten, weil man damit dem Pferd etwas Falsches beibringt, was man später wieder mühsam korrigieren muss. Ein Kurzkehrt ist ein Kurzkehrt und das Pferd muss das entsprechend auch verstehen.

Wir reiten von der Mittellinie (bei A) im Schulterherein auf C zu. Das Pferd ist entsprechend gestellt und gebogen. Ab X wird der innere Bügel etwas mehr belastet, das äußere Bein eine handbreit hinter den Gurt genommen und das Pferd damit aufgefordert unter den neuen Schwerpunkt das Reites zu treten. Hier reicht Anfangs auch nur ein halbwegs korrekter Tritt.
Danach das Pferd unbedingt gerade stellen und gerade aus reiten. Niemals das Pferd so halbwegs seitwärts dappen lassen. Nur ein korrekter seitwärts Tritt ist korrekt. Die Pferde gewöhnen sich sonst an zu schummeln und latschen über die innere Schulter einfach weiter.

Anfangs sinds nur ganz, ganz wenige Tritte. Aber das Pferd muss was man möchte auch erst mal verstehen lernen.

So machen wir es auf alle Fälle. Das Ganze braucht viel Zeit und Geduld und ein Pferd was eben gut vorbereitet wurde. Das dauert entsprechend.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

leidenschaftliche Pferdefotografie: https://www.facebook.com/melanie.viereckel.photography
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