Benötige bitte euren Rat...

Moderator: Stjern

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Weibi
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Benötige bitte euren Rat...

Beitrag von Weibi »

Bin seit einiger Zeit ein wenig rat- und hilflos und hoffe ein Austausch mit euch lässt mich die Dinge wieder etwas klarer sehen. Mittlerweile bin ich mir überhaupt nicht mehr sicher ob mein Weg für mein Pony und mich überhaupt der richtige ist. Ich würde mich freuen wenn ihr absolut ohne Bedenken eure Meinung schreibt, momentan drehe ich mich nur noch im Kreis. Falls der Text nicht viel zu lang wird und ihn überhaupt jemand von euch liest...

Ich fange einfach mal an:
Ich habe mir meinen ganz großen Traum erfüllt und ein eigenes Pony gekauft. Einen Haflingerwallach, spät angeritten, dann immer wieder für mehrere Monate pausiert, da überbaut. Sechsjährig habe ich ihn gekauft, gebisslos angeritten, sicher longiert, insgesamt wenig gearbeitet aufgrund gesundheitlicher Probleme der Vorbesitzerin.
Mein ursprünglicher Wunsch war ein Pony zum Spaß haben, zum Ausreiten, lieb haben, Quatschkram, eventuell den ein- oder anderen Wanderritt und möglichst ohne die ganzen unschönen Szenen aus dem Schulunterricht. Unsere Beziehung ist von meiner Seite recht unsicher gestartet, Keshia hat mir in den ersten Wochen geholfen und wir wurden, würde ich behaupten, ein ganz gutes Team. Nach zwei Monaten habe ich eine Reitlehrerin zur weiteren Ausbildung dazu geholt.

Desto mehr ich gelesen habe, desto sicherer wurde ich, dass er wirklich gut und schonend ausgebildet werden soll. Gut gymnastiziert, damit er mich gesund tragen kann. Meine Reitlehrerin nahm ihn also im Februar in Beritt, zweimal pro Woche, einmal hatte ich Reitunterricht. Mein Pony war nicht begeistert, diskutierte gerne, Spaß haben wir seither eigentlich nie auf dem Platz sondern nur draußen im Gelände.
Er hat sich in diesen Monaten wirklich gut gemacht, läuft seit- und rückwärts, ist respektvoller im Umgang geworden, gleichzeitig habe ich aber das Gefühl, dass das Ganze immer mehr kippt. Beim Beritt schaue ich mittlerweile immer zu und da wird schon ordentlich gearbeitet. Pony wirkt genervt, geht gegen den Schenkel, gegen die Hand, im Endeffekt sehe ich jetzt genau die Szenen die ich ursprünglich vermeiden wollte. Schonende Ausbildung stelle ich mir anders vor. Auf der anderen Seite ist es mir auch klar, dass er sich natürlich nach Möglichkeit so einfach wie möglich macht und er bei meiner Reitlehrerin auf Granit stößt.
Mittlerweile habe ich den Beritt auf einmal pro Woche reduziert, einmal habe ich Reitunterricht, die Motivation bei der Platzarbeit fehlt ihm völlig. Eigentlich habe ich den Eindruck, dass er auf feinere Hilfen mehr und mehr abstumpft. Irgendwie hat sich auch unsere Beziehung verändert, er kommt zwar noch schmusen, dieses unbeschwerte in unserer Beziehung ist aber irgendwie zunichte.

Ausritte wurden nach und nach seltener, zwei Tage fallen sowieso weg, dann möchte ich noch mit ihm üben, wenn ich dann mit ihm draußen bin kann ich nicht mehr wirklich abschalten. Mir kommen ständig Gedanken wie "benutzt er die Hinterhand?", "ist die Kopfhaltung so in Ordnung?", "geht er einigermaßen über den Rücken?". Ich hoffe ihr versteht was ich meine, irgendwie ist dieses zwanglose weg. Im Moment komme ich mir mehr wie der Fitnesstrainer meines Ponys vor als der Besitzer. Wenn ich jeden Tag reite denke ich mir ich muss dringend BA machen. Auch wenn er daran nicht wirklich Spaß hat, ich nicht wirklich Ahnung habe und mir beim longieren völlig dämlich vorkomme. Klar macht er was ich will, aber er hat keinen Spaß daran.
Habe mir schon überlegt einen anderen Reitlehrer zu suchen, wirklich etwas vernünftiges gefunden habe ich aber noch nicht. Entweder es wird auf Tuniererfolge abgezielt, die Reitlehrer kommen nicht wegen einer Person, haben nur alle zwei Wochen Zeit, etc. Ob ein Reitlehrerwechsel mein eigentliches Problem ändert weiß ich nicht. Meine Reitlehrerin ist eine ganz liebe, vom alten Schlag, etwas unkonventionell.

Die Tochter meiner SB meint der Weg sollte das Ziel sein. Sehe ich ganz genauso. Nur wenn mein Pony keinen Spaß an Platzarbeit hat, wie soll er denn dann eine vernünftige Grundausbildung erhalten und gleichzeitig noch schön dabei aussehen? Ich bin ganz ehrlich, so wie mein Pony draußen läuft, so ist er für mich perfekt. Er hat ordentlich go, ist sicher, hört in 95% der Fälle gut zu und ist immer händelbar. Auf dem Platz ist er dagegen eine richtige Schlaftablette, ich muss ihn mit der Gerte aufwecken, bin ständig am treiben, er zieht gegen den Zügel, ich gebe nicht nach, es ist ein einziger Krampf. Nach etwa 20 Minuten gibt er dann nach, macht sich rund, wird aber nochmal zäher und Leichtigkeit stelle ich mir auch anders vor. Ich weiß es wirklich nicht. Mir ist klar, dass ein Pferd in der Ausbildung noch unrund ist, die Hilfen deutlicher sein müssen. Aber ob das so richtig ist?
Ganz ehrlich, am liebsten würde ich den Unterricht und den Beritt erstmal pausieren, viel mit ihm raus gehen und dann schauen ob wir mit regelmäßigen Unterricht, vielleicht einmal pro Woche besser hinkommen. Gleichzeitig habe ich aber furchtbare Angst ihm dadurch gesundheitlich zu schaden. Ich möchte ja trotzdem mit ihm ins Gelände und ihn nicht durch mein Geradeausgehoppel kaputt machen.
Seit ich mein eigenes Pony habe stecke ich in einem Teufelskreis. Auf der einen Seite möchte ich einfach nur ein Geländepony, auf der anderen Seite weiß ich, dass ich ihm dadurch schade. So wie er sich beim Beritt aber sträubt bin ich mir mittlerweile nicht mehr sicher ob es wirklich so schlimm ist... Vielleicht möchte ich es uns auch einfach unbewusst nur einfacher machen, ich weiß es nicht.
Ich weiß nur, dass ich Unmengen an Geld in ihn stecke und er dadurch definitv nicht glücklicher geworden ist. Vielleicht ist das Leben als Reitpferd aber auch so. Dreimal die Woche Arbeit und viermal Spaß. Wenn ich denn mal abschalten könnte...

Wie bekommen es andere Leute hin, dass ihre Pferde willig alle möglichen anstrengenden Lektionen abspulen. Mein Pony kann ich normalerweise wunderbar über Stimmlob ködern. Bei der dressurmäßigen Arbeit bekommen wir es aber irgendwie nicht übertragen. Gut er geht jetzt bei mir rückwärts, bei meiner Reitlehrerin weigert er sich immer mal wieder vehement, eine schöne Rückenlinie konnte ich ihm so aber noch nicht beibringen. Das muss man erreiten und das Pony muss auch verstehen was der Reiter möchte.
Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich mal so etwas schreiben würde. Ursprünglich war ich so glücklich mit ihm, egal was er mir gegeben hat. Und jetzt denke ich nur noch über seine Kopfhaltung nach. Das kann es doch nicht sein? Wie gesagt es läuft eigentlich nichts wirklich schief, er begrüßt mich, ist im Gelände absolut verlässlich, geht mit mir überall hin und kommt auch zum schmusen. Ich habe einfach ein furchtbar ungutes Gefühl, ich habe die Verantwortung für ihn und möchte das er gesund bleibt und ganz alt wird. Dafür möchte ich alles tun, er hat einen Lebensplatz bei mir und er wird mich nur noch mit den Hufen nach oben verlassen.

Falls irgendwer diesen wirren Text verstanden hat, würde ich mich sehr über Meinungen freuen.
Napipony
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Re: Benötige bitte euren Rat...

Beitrag von Napipony »

Ich versteh dich, weil es mir zwischenzeitlich auch so ging, nu rim Sinne von: bin ich zu schwer für das Pony, mach ich es kaputt....

Zitat: "Ganz ehrlich, am liebsten würde ich den Unterricht und den Beritt erstmal pausieren, viel mit ihm raus gehen und dann schauen ob wir mit regelmäßigen Unterricht, vielleicht einmal pro Woche besser hinkommen."

Ich finde, das war mein gedanke, als ich angefangen hab zu lesen. Macht Pause, macht das woran ihr Spaß habt, geht mal Wochenlang nur ins Gelände, geht spazieren, macht Quatschkram, dass, wa sdir einfällt, wenn du zu deinem Pony gehst. Ich hab nach meiner Krise genau das gemacht inklusive mehr Freitage, damit ich auch zur Ruhe komme.
Du bekommst dadurch ein Pny, was merkt, dass es nicht mehr diskutuieren muss und wenn dir danach ist, frag auf Waldwegen bißchen Reitkram ab, wenn dir danach ist. Und ehrlich klingt eure RL nicht nach dem richtigen für euch.
Vielleicht hilft dir mein geschreibsel ein bißchen :whistle:
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lungomare
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Re: Benötige bitte euren Rat...

Beitrag von lungomare »

da schließ ich mich an. pause. wenn er auf dem platz immer saurer wird und gegenwehr leistet, verleidet es ihm das geritten werden ja immer mehr. von jetzt auf gleich machst du das pony nicht kaputt, wenn ihr gemütlich ins gelände geht und wieder spaß habt. du musst ihn nicht immer trainieren (personal trainer - das bild fand ich irgendwie sehr plastisch) wollen, so denk ich, denn er hat ja nun eine grundlage. die fällt auch nciht weg, wenn du jetzt zwei monate ins gelände dödelst. wobei du schon o klingst, als würdest du da acuh ein paar dressurgeschichtchen mit einbauen....

weniger denken, mehr reitn ? ;-) und in aller ruhe andere reitlehrer ausprobieren. nicht jetzt sofort, jetzt würde ich den sommer mit pony genießen. zum herbst hin dann, mit etwas abstand.
Choose being kind over being right and you'll be right most of the times.
... die mit der buchstabenfressenden Tastatur..
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Lady Ooteenee
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Re: Benötige bitte euren Rat...

Beitrag von Lady Ooteenee »

Ich senfe auch mal dazu, weil es mir bis vor kurzem ein bisschen ähnlich ging. Im Prinzip kann ich aber bei Lungo und Napi unterschreiben.

Du schreibst, dass er für dich im Gelände perfekt ist - na, dann, mach, wozu du Lust und woran du Spaß hast. Es sieht ja so aus, als habe er auch Spaß dabei.

Lass RU und Beritt mal eine Zeit lang weg, einfach testweise, und schau, was es bei euch ausmacht, wenn du nur Gelände hoppelst. Davon fällt ein junges gesundes Pony nicht tot um, schätze ich mal :kicher:

Und ein paar Übungen kann man ja auch immer mal einbauen, bzw. kann man ihnen deutlich mehr Sinn geben, als im Viereck, zB einen Busch in korrektem Bogen umreiten oder im Seitengang die Wegseiten wechseln, oder sowas.

Aber für's erste würde ich ein wenig "Seele baumeln lassen" verordnen. Auf dass sich wieder so ein :sigh: -Gefühl einstellt. :-n

Ich drück euch jedenfalls die Daumen, dass ihr eure Leichtigkeit wiederfindet.
Liebe Grüße,
Lady Ooteenee :cantina:

Sprich, Freund, und tritt ein.

"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben?" Gandalf in Die Gefährten, J.R.R. Tolkien
ehem User

Re: Benötige bitte euren Rat...

Beitrag von ehem User »

Fachlich kann ich dazu nichts beitragen weil ich nie mehr als ein bisschen im Gelände rumtragen lassen gelernt habe.

Aber ich glaube bei euch läuft gerade einiges schief und ihr solltet an dieser Stelle die Notbremse ziehen und eine Pause einlegen.
Keine generelle Pause, aber zumindest eine von der ungeliebten Platzarbeit, dem Beritt und dem Unterricht da ihr damit offensichtlich kreuzunglücklich seid. Nehmt euch doch einfach mal eine Weile für euch, zum Beispiel diesen Sommer. Macht was euch beiden (!!!) Freude bereitet und wenn das ausgedehnte Spazierritte sind, dann tut das! Von ein paar Geländeritten ohne Dressurarbeit dazwischen geht kein Pferd kaputt. ;)

In dieser Zeit kannst du überlegen was du wirklich willst: weiter bei dieser RL Unterricht nehmen oder während der Pause ganz in Ruhe eine neue suchen? Den Schwerpunkt erstmal auf andere (gymnastizierende) Aktivitäten legen, oder ...?

Wenn ihr in dieser Pause dann wieder den Spaß am Zusammensein gefunden habt und du dich vielleicht ein bisschen von dem "der muss aber gymnastiziert werden"-Gedanken befreien konntest, könnt ihr nochmal neu starten.
Vielleicht kannst du die anstrengende Platzarbeit mit etwas Positivem verbinden? (Clickert ihr oder verwechsle ich euch gerade mit jemandem?) Was macht er denn gerne? Das könntet ihr zum Beispiel als Pause einschieben wenn er sich ein paar Minuten angestrengt hat und brav mitgearbeitet hat sodass er irgendwann weiß: Wenn ich mir Mühe gebe, passiert etwas Tolles! :dance1:


Ich kenne diesen "Gymnastizierungswahn" in Ansätzen auch. Herr Pferd ist schon älter und das hat man dem Rücken eine Weile ziemlich angesehen. Ich habe mich da richtig reingesteigert und alles was ich gesehen habe war der furchtbare Rücken. :-o Meine krampfhaften Versuche etwas dagegen zu unternehmen schlugen fehl weil mein Großer sowas von dagegen war, dass keine Arbeit möglich war. :oops:
Als ich das eingesehen und akzeptiert habe, mich wieder auf die spaßigen Dinge konzentriert und nicht jede klitzekleine Entwicklung des Rückens als Anlass für die nächste Panikattacke genommen habe, wurde es besser.
Wir konnten wieder vernünftiger arbeiten, ich habe auf den Großen gehört und an Tagen an denen er keine Lust hatte nichts erzwungen. Und plötzlich wurde der Rücken wieder besser, dabei taten wir augenscheinlich doch fast nichts (max 1-2 Mal pro Woche 10-15 Minuten FiS im Schritt, manchmal eine Woche lang gar nichts und dazwischen immer wieder kleine Übungen für den Rücken, zB Bauchheben). Aber wenn doch, dann hat er ehrlich, motiviert und unverkrampft mitgemacht und das hat tausendmal mehr gebracht als das ständige, erzwungene Rumgemurkse zuvor. :) Inzwischen können wir (an guten Tagen) frei FiSen und gestern haben wir mit Handarbeit angefangen und es funktionierte fantastisch, obwohl er sich bis vor kurzem bei jedem Versuch in diese Richtung doof stellte und exakt das Gegenteil von dem machte, was ich wollte. :lol:

Was ich damit sagen will: Etwas erzwingen zu wollen bringt nichts, und schon gar nicht wenn man nicht 100%tig dahintersteht (wenn ich das richtig verstehe, willst du ja selbst lieber ins Gelände). Mach dir keinen Stress (ich weiß, das ist leichter gesagt als getan ;) ) und schau was möglich ist. Manchmal ist weniger viel mehr als man glaubt und drei Mal die Woche ernsthafte Dressurarbeit erzwingen bringt bestimmt weniger als ein, zwei Mal für ein paar Minuten etwas "richtiges" zu arbeiten, dafür aber mit Freude und ehrlichem Bemühen.


Inwiefern es möglich ist ein Pferd durch Bodenarbeit/Handarbeit/Longieren so zu trainieren, dass es Ausritte ohne Schäden übersteht, weiß ich nicht. Vielleicht kann zum fachlichen Thema noch jemand mit mehr Ahnung etwas beitragen. :)

EDIT: Huch, jetzt war ich ziemlich langsam.

Was mir spontan noch einfällt: Abgesehen von Dressurzeugs kann man im Gelände ja auch prima über unebene Wege gehen, Hänge noch und runter klettern und über Baumstämme steigen um das Pony fit zu halten. Damit kommt ihr allemal über die Ddressurfreie Zeit, falls du dir deswegen Sorgen machst. ;)
Zuletzt geändert von ehem User am Di 22. Jul 2014, 22:51, insgesamt 1-mal geändert.
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faraway
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Re: Benötige bitte euren Rat...

Beitrag von faraway »

Ich war letztens bei einem Dressur-Kurs zuschauen, mit einem recht bekannten spanischen Trainer. Das, was ich vor Allem von dort mitgenommen habe, ist ein Satz, den er zu einer Reiterin mit jungem Pferd (7jährig, wie meine) sagte. Er sagte: "Alles, was ein Pferd in dem Alter lernen muss, ist deinem Körper zu folgen. Denk nicht über das perfekte Schulterherein oder was auch immer nach, sondern lass ihn lernen." Den meisten Leuten da hat er geraten, viel mehr ins Gelände zu gehen. Vorwärts, und zusammenfinden.
Ich kann dich gut verstehen. Wenn ich z. B. mal einen Regensamstag lang Videos angeguckt habe oder zuviel in irgendwelchen Büchern gelesen hab, dann geht mir das mindestens eine Woche lang ähnlich wie dir. Man fühlt sich so hinter all diesen Anforderungen herhinkend. Aber letztendlich macht man sich nur selber kirre...

Wie wäre es denn, wenn du deine RL auf diesen Eindruck von dir ansprichst? Ihr sagst, dass du gerade gerne mehr ins Gelände mit ihm gehen möchtest? Und nur zur eigenen Beruhigung sie vielleicht um ihre Meinung bittest, ob dein Pony genug gymnastiziert ist, um das ohne Schaden mitzumachen. Und dann mach doch einfach mal ein paar Wochen so, wie es dir in den Kopf kommt, und finde wieder den Draht zum Pony, den du jetzt vermisst. Irgendwann kommt vielleicht auch wieder die Lust am Sandkasten, und wenn du mit Spaß dran gehst, wird das Pony bestimmt auch wieder mehr Spaß entwickeln.

Noch was: Viele Sachen kann man auch in kleinen Häppchen in einen Ausritt einbauen, ohne dass die Hoppas gleich merken, was sie tun :kicher: Meine Madame ist im Gelände grundsätzlich begeisterter und leichter zu Anstrengungen zu überreden. Das haben wir irgendwann auch ein bisschen mit auf den Platz nehmen können (z. B. bei den Seitengängen: Flüssig hab ich die erst im Gelände bekommen. Jetzt klappts auch zu Hause, wobei ich so reite "wie draußen", immer Häppchenweise)
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kolyma
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Re: Benötige bitte euren Rat...

Beitrag von kolyma »

Würde ich auch raten - pausiert mal.

Das was du beschreibst kenne ich auch ganz gut. Aber normalerweise kommen auf schlechte Phasen auch wieder Gute. Es ist völlig normal, dass ein Pferd in der Ausbildung auch mal keine Lust hat, dass es gegen den Schenkel geht, usw. Und es ist auch normal, dass es "zäher" wird, wenn es nachgibt, da diese Haltung erst mal anstrengender ist bis sich die richtige Muskulatur zum Tragen gebildet hat.

Wenn du aber denkst, dass das alles nur noch Frust schafft und du auch nicht dahinter stehen kannst und willst (was ich verstehe - die Ausbildung eines Jungpferdes ist nicht immer ein Zuckerschlecken), dann ist eine Pause das was jetzt ansteht. Lasst doch einfach die restliche Weidesaision die Seele baumeln, geht raus, geht spazieren und macht Quatschkram.

In der Zwischenzeit findest du vielleicht andere Wege, die du beschreiten möchtest.

Was mich angeht - ich könnte hier noch einiges zum Thema "klassische Dressurausbildung" und die Schwierigkeiten mit so nem Gemütstier berichten. Da ich aber eher für die konventionelle und klassische Ausbildung stehe ist alles was ich dir dazu sagen kann keine Hilfe für dich, weil das vermutlich nicht dein Weg ist. Und jeder muss seinen Weg gehen. Viele Wege führen zum Ziel. Und nicht jeder Besi und nicht jedes Pferd muss den Weg der klassischen Dressur gehen. Es gibt andere Möglichkeiten zu sehen, dass sein Pferd gesund bleibt.

Dein Pferd spürt jedenfalls deine Zweifel und Unzufriedenheit - das nimmst du auch mit auf den Platz. Daher kannst du ihm auch schwer Freude daran vermitteln. Das ist wie wenn zwei Leute joggen gehen und beide mies drauf sind. Das macht beiden keinen Spass ^^
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

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hafibande
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Re: Benötige bitte euren Rat...

Beitrag von hafibande »

Hallo Weibi,

ich kann Dich sehr gut verstehen und kenne solche Gedanken und "Phasen" auch. Und ich finde es wunderbar, dass Du Deinen wachen Blick und Dein Bauchgefühl in Bezug auf Deinen Dicken nicht ignorierst, sondern auf diese Zeichen achtest und über sie nachdenkst.

Und ich würde darauf hören, wenn Du das Gefühl hast, dass Platzarbeit ihm nicht gefällt und der Beritt ihm so nicht gut tut. Und all diese unguten Gefühle nimmst Du ja auch mit in den Sattel.

Was mir geholfen hat, ist einerseits, uns Situationen zu schaffen, in denen wir einfach Spaß haben, und das auch vom Boden aus. Das sind Zirkuslektionen, Spaziergänge, Bodenarbeit nach Parelli, Springen am Seil, Quatschkram gegen Leckerlie (z. b. Pylonen apportieren oder mich auf Inline-Skates ziehen lassen - Pony ist aber auch eingefahren...:-))

In Bezug auf Platzarbeit ist meine Devise:
a) viel Abwechslung! Nicht dauernd dieselben Dinge üben, sondern eigentich jedes Mal einen anderen Trainigsschwerpunkt setzen und
b) Den Dingen einen Sinn geben. Pony biegt sich eindeutig lieber auf Volten oder Schlangenlinien um Pylonen herum oder hebt die Füße gern, wenn ich Stangen oder Cavaletti hinlege. Er ist dann oft motiviert und denkt gut mit. Das ist vielleicht die Verbindung zu meinem Punkt a: Ich baue mir "Muster" im Kopf, die ich reiten will und mache ein Spiel daraus zu schauen, wie schnell er das Muster herausgefunden hat. Das spornt ihn an.

Vor allem aber halte ich es mit dem Grundsatz, dass alles, was wir tun, Spaß machen soll. Uns beiden. Und wenn ich merke, dass Pony keinen Spaß an diesem Tag hat, dann lasse ich es sein oder mache etwas anderes mit ihm. Und meine Erfahrung ist:
Er nutzt das nicht aus. Ich glaube, er ist dankbar und macht beim nächsten Mal um so kooperativer mit. Pferde sind halt auch nur Menschen :lol:

So, jetzt weiß ich nicht, was ich Dir noch schreiben kann, um Dir Mut zu machen... noch etwas: Pausen sind nicht schlimm. Die jungen Hüpfer haben ruck-zuck wieder Kondition und Muskeln UND sie vergessen NICHTS. NIEMALS. Was immer sie gelernt haben, ist wieder abrufbar und in kürzester Zeit da.

LG!
Stefanie
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Keshia
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Re: Benötige bitte euren Rat...

Beitrag von Keshia »

:umaermel:
Weibi, so wie du schreibst, finde ich eine Pause auch genau richtig. Ich persönlich finde es sooo wichtig, daß man mit seinem Pony Spaß hat, sich an kleinen Fortschritten freut und es lieber langsamer, dafür aber vertrauensvoll und lustig angeht. Ich hab in deinem Tagebuch ja schon davon gelesen, und wenn es dich so beschäftigt, dann vertrau deinem Bauchgefühl.

Vielleicht ist ein Problem des Beritts, daß die Trainingseinheiten eine bestimmte Länge haben (müssen)? Ich weiß nicht, wie lange M. immer mit Nano arbeitet, aber ich mache ja gerade mit Leni einige Erfahrungen. Ich war schon mit allen Pferden, mit denen ich gearbeitet habe eher auf der Spur "weniger ist mehr", aber jetzt merke ich, wie wichtig es gerade bei den jungen Pferden ist, daß man es auch mal nach 10 Minuten gut sein läßt, wenn es gut geklappt hat. Wenn aber eine Dreiviertelstunde Beritt gezahlt wird, fällt sowas manchmal unter den Tisch. (Weiß aber wie gesagt nicht, wie das bei euch ausgemacht ist und durchgeführt wird.)

Für die Motivation finde ich es total wichtig, daß man aufhört, wenn es gerade am Schönsten ist. ;-)

So wie ich es bei dir im Tagebuch herausgelesen habe, fehlt es Nano ja inzwischen nicht an Kondition. D.h., das, was jetzt am Platz anstünde wäre Kraft und Verstehen. Und die Kraft trainiert sich am besten, wenn's Pony vorher verstanden hat, damit es die richtige Haltung einnimmt. Ihr findet sicher einen Weg, das so umzusetzen, daß Nano einen Grund sieht, sich anzustrengen. Für Pferde ist es oft ein Grund, wenn sie genau merken, ah, das war jetzt erwünscht - und das merken sie, wenn sie gelobt werden und wenn nicht zu viel verlangt wird sondern nach 2 guten Ausführungen Ende ist. Meiner Vermutung nach fehlt Nano das Ende. :nix:

Also nicht verzagen, du kannst ihn sicher wieder motivieren. Mit deinem Bauchgefühl im Gepäck und nem GPS-Tracker ;-) findest du sicher euren Weg wieder.



P.S.: Krass, zwischen Anfangen zu schreiben und Abschicken gab es 6 neue Beiträge hier. :kicher:
Der späte Wurm entgeht dem Vogel.

"Wenn Du meinst, daß das Abenteuer gefährlich ist, probier's mal mit Routine. Die ist tödlich."
(Paolo Coelho)

Leni Müller sucht das Glück
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Weibi
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Re: Benötige bitte euren Rat...

Beitrag von Weibi »

Puh vielen Dank, ich bin ganz überwältigt von euren Antworten. Dachte eigentlich den wirren Text liest niemand :?
Im Gelände arbeitet er viel besser mit als auf dem Platz, wir reiten Tempiwechsel im Trab und Galopp, Übergänge, Slalom, mal ein paar Schritte seitwärts. Natürlich nie mit der Genauigkeit die meine Reitlehrerin erwartet. Wenn ich alleine mit ihm auf dem Platz bin ist er auch entspannter. Die Tochter meiner Stallbesitzerin meinte, dass wir beide im Reitunterricht total verkrampft wirken. Alleine klappen die Übungen zwar nicht so gut, er wirkt aber wohl williger. Warum das so ist weiß ich nicht. Ich glaube ich mache mir einfach zu viel Druck.
Wurde mal angesprochen warum mein Pferd denn den Kopf nicht runter nimmt auf dem Platz. Seitdem bin ich noch verkopfter, obwohl das absoluter Unsinn ist und ich es sogar selbst weiß. Im Gelände läuft er nie wie eine Giraffe, auf dem Platz braucht er lange bis er gelöst ist. Er wird ja eigentlich auch erst seit 5 Monaten vernünftig und regelmäßig gearbeitet. Vielleicht war das einfach zu viel und zu schnell und ein 12jähriger läuft natürlich souveräner und ein besserer Reiter bekommt mein Pony auch sehr schnell rund. Sehe ich ja an meiner Reitlehrerin...

Meine Reitlehrerin möchte ich nur nicht von heute auf morgen pausieren, ich buche sie monatlich und zahle auch am Anfang des Monats einen Pauschalpreis. Ohne Vorwarnung möchte ich sie da nicht rein laufen lassen. Vielleicht bringt es ja schon etwas Entspannung wenn wir etwas anderes machen. Doppellonge oder Langzügelarbeit vielleicht? Donnerstag werde ich mal mit ihr reden.
Ihre Meinung ist, dass Nano an sich nett läuft, sie nur Gelände gehen als wesentlich ungefährlicher einstuft als falsche Gymnastizierung. Sie sieht nur auch, dass ich ehrgeizig bin und versucht natürlich auch mein Pony dahingehend zu fordern. Alles nicht so einfach aber ich denke ihr habt recht. Der einzige Fehler in unserer Beziehung bin gerade wohl ich. Bin so ein schrecklicher Kontrollfreak und ein absoluter Kopfmensch. Mein Dicker kippt vermutlich nicht gleich um nur weil wir nicht so oft auf dem Platz reiten.

Ach ja mein Pony wird in der klassischen Dressur ausgebildet. Zumindest theoretisch. Inwieweit das wirklich der klassische Weg ist kann ich nicht beurteilen.

Danke euch allen, ich muss mir jetzt nochmal genau eure Antworten durchlesen. Ihr seid echt toll und helft mir gerade wirklich sehr...
Nur kurz an Keshia: du hast recht, es fehlt wirklich das Ende. Die Übungen wiederholen sich immer wieder und wieder, bis er sie nahezu perfekt ausgeführt hat. Ich glaube an dem Punkt denkt sich meiner aber nur noch den Stinkefinger. Ich höre nach ein paar guten Tritten auf, bzw. wenn er anfängt sich im Trab rund zu machen. Grundkondition hat er eine sehr gute und einen Gehirn-GPS-Track würde ich sofort kaufen. Eine Marktlücke!
Vermutlich will meine Reitlehrerin mir zeigen, was er alles kann und wie sehr er sich verbessert. Tut er ja auch, nur der Weg gefällt mir nicht wirklich...
So ich lese jetzt, ihr seid wirklich toll!
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