Pferd ohne Longenarbeit antrainieren - Erfahrungen?

Moderator: Keshia

ehem User

Pferd ohne Longenarbeit antrainieren - Erfahrungen?

Beitrag von ehem User »

Hallo,

meine Stute darf nach längerer Auszeit wieder antrainiert werden und jetzt wollte ich mal fragen, wie man das ohne Longieren, am besten/effektivsten gestalten könnte.

Sie steht auf einer Weide mit leichtem Hang, hat da also ein bisschen was zu klettern und ist dementsprechend nicht völlig unbemuskelt. Hätte jetzt erstmal an Spazierengehen gedacht, aber das ist ja eigentlich auch nichts anderes als die Bewegung, die sie auf der Weide hat. Zumal beim Grasen natürlich hinzukommt, dass sie den Kopf dabei immer schön unten hat und den Rücken aufwölbt.

Die Herangehensweisen scheinen da ja sehr unterschiedlich zu sein, einige legen einfach den Sattel drauf und fangen mit Ausritten im Schritt an, die langsam gesteigert werden, wobei die Belastung für den Rücken im Schritt ja wiederum höher ist, als im Trab oder Galopp.

Würde mich freuen, wenn ihr mir da eure Erfahrungen zu beisteuern könntet. Longieren kommt leider wirklich nicht in Frage, bevor jemand auf die Idee kommt, es trotzdem vorzuschlagen. ;)


Liebe Grüße
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Equester
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Re: Pferd ohne Longenarbeit antrainieren - Erfahrungen?

Beitrag von Equester »

Kurzzügelarbeit beim Spaziergang, ich nehme dazu ein Sidepul. Immer ein wenig arbeiten, am langen Strick laufen lassen, wieder arbeiten. Ich würde mit 20/80 anfangen. 20 % Arbeit, 80% Spaziergang und das dann langsam in der Wertigkeit verschieben. Wenn Du dann wieder anfängst zu reiten, 12,5 Minuten Reiten, 20 Minuten laufen (Rat meiner Osteo: 10 Minuten sind zu kurz, 15 zu lang :breitgrins2:), damit sie sich langsam wieder an den Sattel und das Reitergewicht gewöhnen kann und langsam den Anteil Reiten steigern.
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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Scheckenfan
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Re: Pferd ohne Longenarbeit antrainieren - Erfahrungen?

Beitrag von Scheckenfan »

Warum ist die Belastung des Rückens im Schritt höher als in Trab und Galopp :-e

Die Masse nimmt mit der Geschwindigkeit zu, somit kommt in schnelleren Gangarten mehr Druck auf den Sattel.


Equesters Vorschläge find ich sehr sinnig! :-n
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Keshia
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Re: Pferd ohne Longenarbeit antrainieren - Erfahrungen?

Beitrag von Keshia »

Mich würde auch interessieren, aus welchem Grund das Longieren keine Möglichkeit ist. Nicht, weil ich es trotzdem vorschlagen will, sondern weil daraus auch Alternativen als Ideen entstehen können. :-)
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ehem User

Re: Pferd ohne Longenarbeit antrainieren - Erfahrungen?

Beitrag von ehem User »

Hallöchen,

öhm ja gute Frage, warum die Belastung im Schritt höher sein soll. Habe es irgendwann mal so gelernt (und mir erscheint es immer noch ganz schlüssig). Im Trab kann man den Rücken durchs Leichttraben und im Galopp durch den leichten Sitz entlasten, was im Schritt so ja nicht der Fall ist.

Keshia, sie hat einen Befund an der Hufrolle, daher sind enge Wendungen tabu bzw. aufs Longieren bezogen, wären die Zentrifugalkräfte kontraproduktiv. Die HH soll immer schön aktiv sein, damit sie gar nicht erst anfängt, auf der VH rumzulatschen. Habe mich mit (gymnastizierender) Bodenarbeit bisher, ehrlich gesagt, noch nicht so recht auseinandergesetzt und kenne daher leider keine Übungen für die HH und den Rücken, die man auch als BA-Anfänger umsetzen kann. Würde mich da aber sehr über Tipps oder gerne auch Buchempfehlungen freuen. =) Am einfachsten wäre es natürlich, ich könnte sie von Anfang an unterm Sattel antrainieren (was einige ja durchaus so praktizieren, ohne Vorbereitung vom Boden aus), aber da weiß ich eben nicht, ob das so gut für ihren Rücken ist.

LG :)
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Schnucke
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Re: Pferd ohne Longenarbeit antrainieren - Erfahrungen?

Beitrag von Schnucke »

Wegen der Belastung im Schritt. Das kommt daher weil der Schritt keine Schwebephase hat und sich somit schwerer tut den Rücken aufzuwölben. Herr Plewa hatte das mal so schön erklärt, das schaffe ich natürlich nicht annähernd, aber seine Erklärung fand ich recht schlüssig.
Keine Stunde im Leben, die man im Sattel verbringt, ist Verloren (Sir Winston Churchill)

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ehem User

Re: Pferd ohne Longenarbeit antrainieren - Erfahrungen?

Beitrag von ehem User »

Mh, wie wäre es mit der Arbeit nach dem Longenkurs von Babette Teschen? Wenn du den noch nicht kennst, nicht verwirren lassen vom Namen, hierbei geht es nicht um das übliche auf dem Zirkel herumzentrifugieren, du kannst dabei die ganze Fläche der Halle/des Platzes nutzen. Auf der Homepage Wege-zum-Pferd.de gibt es auch noch andere Anregungen zur Bodenarbeit. Da sind wirklich schöne Übungen dabei und das was deine nicht kann, wie enge Wendungen z. B., kannst du ja einfach weg lassen.
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sacramoso
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Re: Pferd ohne Longenarbeit antrainieren - Erfahrungen?

Beitrag von sacramoso »

Das Problem kenne ichvon meinem Pferd auch. Ich würde dir zum Auftrainieren ein gemischtes Programm empfehlen:
-Spazierengehen (ggf. auch mal Joggen mit Pferd)
-Ausreiten im Schritt, gerne mit Bergauf- Bergab
-Bodenarbeit an der Hand, Bahnfiguren, Seitengänge, Stangen treten, etc

Im Prinzip kannst du in der Handarbeit nahezu das komplette Dressurprogramm duchführen ohne Gewicht im Pferderücken zu haben.
Als Gott erfuhr daß Reiten nur für die Besten ist erschuf er noch Fußball :dance1:
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Heupferdchen
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Re: Pferd ohne Longenarbeit antrainieren - Erfahrungen?

Beitrag von Heupferdchen »

Hallo l'eau,

ich geb's zu: ich habe mein Pferd nach einer Hufgelenksentzündung gegen die Empfehlung des TA mit Longenarbeit wieder antrainiert. Dabei habe ich allerdings peinlich auf gutes Laufen (soweit möglich) geachtet und akribisch nach Anzeichen für Überbelastung gesucht. Zum Glück keine gefunden. Muskulär hat er sich ganz gut entwickelt - allerdings erst ab dem Zeitpunkt, an dem ich den Trab (auf einem Zirkel mit 12 m Durchmesser) mit ins Programm genommen habe. Daneben haben wir kürzere Spaziergänge (bis 1h) unternommen, um Geist und Gelenke ein wenig in Schwung zu bringen. Einen Trainingseffekt hatten die kaum, da müsste man wohl deutlich länger unterwegs sein.

Das Problem all dieser Handarbeitssachen ist, dass man nur im Schritt und in verkürzten Gängen arbeiten kann - außer, man nennt ein Shetty sein Eigen. Richtig Muskeln bauen die erst in der versammelnden Arbeit auf, und so weit ist man mit einem Rekonvaleszenten idR ja nicht. :nix: Und bei dem gängigen Schritt-Seitengang-Gekreisel sehe ich selten Beispiele, bei denen das Pferd muskulär deutlich profitiert.

Beim Traben auf dem Kreis habe ich sehr auf Losgelassenheit geachtet. Das hieß für mich, mit allen Einwirkungen sehr zurückhaltend zu sein. Ich habe auch toleriert, wenn mein Pferd mal nicht in optimaler Haltung lief - denn ich glaube, dass eine Zwangshaltung am allerschädlichsten ist. Kein 'Kopf runter und gebogen' um jeden Preis, und eine Weile später bekam ich noch viel mehr geschenkt :herzi:

Dass Seitengänge im Schritt für die Hufrolle weniger belastend sind als eine gut ausgeführte Biegung im Trab, glaube ich irgendwie nicht :shifty:

Wie läuft dein Pferd denn unter dem Sattel? Wäre es denkbar, gleich mit kurzen Reitsequenzen anzufangen, z.B. in Verbindung mit einem Spaziergang?

Noch eine Sache: Hat die Hangkoppel so viel Hang, dass es für die Hufrolle belastend sein könnte? Meiner z.B. hat sich seine Lahmheit wohl auf der Hangkoppel zugezogen und war - nach längerer Odyssee - nach einer Haltungsumstellung auf ebene Koppeln innerhalb weniger Wochen lahmfrei.
ehem User

Re: Pferd ohne Longenarbeit antrainieren - Erfahrungen?

Beitrag von ehem User »

Aalso, wir haben zwei Jungpferde am Anfang mehr oder weniger im Gelände angeritten – zwar ohne Einschränkungen auf den Beinen, aber eigentlich aus ähnlichen Gründen, wir haben ein Traum Ausreitgelände und einen ziemlich tiefen Sandplatz – ich finde so grundsätzlich etwas Kondition bekommen ,geradeaus gehen und sich erstmal auszubalancieren kann man toll draussen üben, ohne auf dem Sandplatz ohne viel Balance um die Kurven zu „eiern“. Ausrüstung: Sidepull oder Trense mit Halfter drunter. Beide mit einem Balancezügel um den Hals, das hat sich sehr bewährt. Dann wie beschrieben, Schritt führen und Reiten abwechseln, kurze Trabsequenzen, langsam aufbauen.

Wenn dein Pferd vor der Zwangspause noch nicht sehr versammelt war und jetzt lange nichts gemacht hat – und dazu noch enge Wendungen zum Biegen vermieden werden müssen, kommst du ja nicht von 0 auf 100 in die Versammlung auf die Hinterhand

Deswegen wäre aus meiner Sicht ganz wichtig, sie erstmal möglichst bald in die Dehnungshaltung zu bringen - vorwärts abwärts mit aktiver Hinterhand. Da fällt mir auf Anhieb der gute alte T-Touch von Linda Tellington-Jones ein (Bücher gibt es), es gibt eine Übung, bei der man mit den Fingerspitzen am Bauch an einem Punkt touchiert, mit dem sie den Rücken aufwölbt, es gibt Arbeit am Schweif zur Aktivierung der Hinterhand und am Hals, um den fallen zu lassen.

Bei der klassischen Dressur hat unsere Trainerin am Anfang viel mit uns im Stand geübt, aufgetrenstes Pferd vom Boden aus, mit einem Druckpunkt oben im Maul und dem Gegenzügel über den Hals gelegt, trainiert prima das Nachgeben im Hals, in die Biegung und nach unten, ganz sanft – und ohne einen Schritt Belastung für die Vorderbeine. Bücher dazu weiss ich ehrlich gesagt grad nicht – weiss jemand was?

Und Dual-aktivierung fällt mir auch noch ein – mit blau-gelben Gassen und Pylonen, haben wir mit unserer Trainerin mal so zwischendurch gemacht, fördert auch das vorwärt-Abwärts und man kann dass variabel gestalten und enge Biegungen ja weglassen. (Bücher findet man auch gut)


Viel Glück für Euch und LG,
Trixi
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