Der Thread ist schon was älter, aber vielleicht hilft mein Beitrag ja dem ein oder anderen...
Ich hatte in meiner Kindheit den ein oder anderen gefährlichen Unfall mit Pferden, das hatte allerdings keine große Auswirkung auf mein Sicherheitsempfinden. Vor 12 Jahren hatte ich dann in der Reithalle einen schlimmen Sturz ( auch noch ohne Helm)bei dem ich kurz dachte mi das Genick gebrochen zu haben...
Vor ca. 6 Jahren eine Situation vom Boden aus, in der mich meine damalige Stute in einem völlig überforderten Zustand mehrmals angestiegen hat.
Nach der Situation vor 12 Jahren habe ich das erste mal wirkliche Angstsymptome entwickelt. Die Situation vor 6 Jahren hat die Symptome dann auch in Bodenarbeitssituationen hervortreten lassen...
Ich habe Jahre lang, fast ein ganzes Jahrzehnt lang einfach versucht diese Angst zu unterdrücken und auch vor anderen zu verheimlichen. Im Grunde hat mir das eine riesen Bürde auferlegt.
Vor ca.3 Jahren habe mich mir dann endlich eingestanden, dass ich in einigen Situationen wirklich sehr große Angst bekomme - im Grunde wie bei einer Traumatischen Belastungsstörung. in Situationen die mich in irgendeiner Art und Weise an die zwei Unfälle erinnerten, habe ich kurze Zeit Angst um mein Leben. Am Boden regiere ich sogar unwillentlich körperlich, in dem ich reflexartig Ausweichbewegungen mache wenn irgendwas in meinem Stammhirn denkt, ein Pferd könnte mich überrennen, ansteigen ... leider ist meine feinjustierung etwas fehlerhaft. Mein Körper vermutet das in Situationen in denen andere Menschen noch garnicht regieren.
Es war ein großer Schritt in Richtung Heilung in dem ich es mir selbst und dann anderen eingestanden habe. Diese Angst passt garnicht zu meinem Selbstbild und auch andere Menschen waren überrascht, weil ich so wohl nicht wirke.
Ich habe mich Jahrelang gezwungen in Situationen trotz Angst reinzureiten, irgendwie dran vorbei, oder zumindest irgendwie in die Ecke - erfolglos. Es wurde eigentlich immer schlimmer... Heute mach ich es anders. Ich lote aus wo meine Komfortzone ist und bewege mich mit dem Pferd erstmal in dieser. Wenn wir beide uns gut und sicher fühlen ( absolute Grundvoraussetzung) dann bewegen wir uns mal Richtung Rand und schauen was geht. Immer mit der Option wieder zurück in dem Komfortbereich gehen zu können. Und ja, das schränkt ein - aber so konnte ich nachhaltig schritt für Schritt meine Komfortzone erweitern und kann wieder viel mehr Dinge ohne Angst machen, die früher nur mit Angst gingen. Und das beste, es funktioniert auch mit sensiblen Pferden.
Beispiel Gruselecke:
Früher hätte ich mich und das Pferd da reingezwungen. Heute meide ich diese Ecke und reite erstmal dort wo es entspannt möglich ist. Sobald wir da entspannt unterwegs sind, erweitere ich unseren Radius Stükchenweise in Richtung Gruselecke. Das klappt eigentlich ganz gut. Im Gelände steige ich in Gruselsituationen ab und im Anschluss wieder auf. Anfänglich bin ich sehr oft ab und wieder aufgestiegen. Heute bin ich ganz stolz unseren ,,Endgegner-Weg" reiten zu können ohne dass sich die Stute erschrickt, da ich mittlerweile in der Lage bin ihr Sicherheit zu geben. Das habe ich aber über ein Jahr vom Boden aus vorbereitet.
Ich fühle mich mit diesem Weg mittlerweile sehr wohl. Leider bedeutet das auch, manche Sachen nicht mehr machen zu können. Ich kann leider nicht mit Menschen ausreiten die Absteigen verpönen. Da es immer mal sein kann, dass ich absteigen muss. Ich versuche im Allgemeinen die ,,da muss man halt durch - Fraktion" im Stall zu meiden.
Ich arbeite auch viel an Rittigkei und Durchlässigkeit da mir das Sicherheit gibt.
Im Allgemeinen habe ich mittlerweile eine überwiegend schöne und Angstfreie Zeit im Stall
Vielleicht hilft mein Erfahrungsbericht ja der ein oder anderen Person