Piebald hat geschrieben:Meine Quintessenz aus 10 Jahren gemeinsamem Umgang mit Tieren ist, dass die Tiere sehr wohl gut unterscheiden und lernen können, bei welchem Menschen sie was zu erwarten haben. Mein Umgang mit den Tieren ist oft weitgehend anders als der meiner Frau oder unserer Gäste und deshalb bekommen wir auch von den Tieren was anderes zurück und was anderes gespiegelt.
So banal es klingt: Das liegt einfach daran, dass Menschen unterschiedlich sind. Jeder Mensch ist ein Individuum mit seiner persönlichen Ausstrahlung, Aura und Energie. Selbst wenn zwei (oder mehrere) Menschen die gleichen Umgangsprinzipien und Regeln mit den Tieren verfolgen, tun sie es auf ganz unterschiedliche Art und Weise und die Tiere reagieren deshalb auch unterschiedlich darauf.
Seit ich aber gemerkt habe, wie genau die Tiere einschätzen können und sich merken, mit wem sie es zu tun haben, und daraus auch tatsächlich die Konsequenz ziehen und völlig unterschiedlich auf Menschen zu reagieren fällt es mir nicht mehr so schwer, meine Frau oder andere Menschen einfach Dinge mit den Tieren machen zu lassen, die ich selbst nicht oder ganz anders machen würde.
Was ich immer gut und bereichernd finde, ist das reflektieren und der gegenseitige Austausch darüber, welche Erfahrungen und Beobachtungen man bei sich, den anderen und den Tieren macht und sammelt, welches Verhalten zu welcher Reaktion führt, ohne dass man dabei versucht, den anderen zu bevormunden oder zu überzeugen.
Wichtig ist mir, wie ich mit den Tieren umgehe und wie sie auf mich reagieren. Was andere mit meinen Tieren machen und was sie dann zurückbekommen oder gespiegelt bekommen und welche Erfahrungen sie miteinander machen ist eine Sache zwischen ihnen und meinen Tieren, in die ich mich möglichst nicht einzumischen habe, wovon ich aber viel lernen kann. Einzige Ausnahme: Wenn es zum Schmerz oder Schaden für Mensch oder Tier kommen kann, dann greife ich natürlich ein und setze klare Grenzen und Regeln.
DAS finde ich einen ganz prima Beitrag! Mir geht es mittlerweile ähnlich, während es mir früher fast körperlich weh getan hat, wenn jemand nicht ganz so, wie ich es gerne hätte, mit meinem ersten Pferd umgegangen ist, kann ich mittlerweile ganz gut einschätzen, bis zu welchen Grenzen ein anderer Umgang für die Tiere ok ist.
Wir haben auch eine Menge Tiere. Ich habe 4 Ponys, 1 Katze, 1 Kater, GöGa hat 1 Hund, 1 Kater, jede Menge Rindviecher, zusammen haben wir eine ganz schöne Viecherei

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Wir hatten anfangs eigentlich völlig unterschiedliche Ansätze und klar haben wir uns häufiger "gestritten" / "diskutiert" (und tun es auch heute noch, aber seltener), wie wir mit den Tieren umgehen sollten. Welche Sachen uns in der Erziehung wichtig sind etc. Im Rückblick finde ich es ungeheuer bereichernd. Wir lernen voneinander. Während ich anfangs überkritisch und überpingelig war, hat der GöGa oftmals alle Fünfe gerade sein lassen/ bzw. nicht aktiv erzogen, war dann aber erstaunt, als ich mich einmal durchsetzte und das erste Rindvieh auf meine Weise ans Führen gewöhnt habe, dass das nicht gar so schlecht funktioniert hat und vor allem, dass es dauerhafte Erfolge waren und wir die Tiere auch später noch meist ziemlich problemlos führen konnten, auch bei längerer Phase ohne üben. Da hat er sich schon so manches - was erst belächelt wurde

- abgeschaut oder bittet mich halt, dass ich bestimmte Erziehungssachen übernehme.
Auf der anderen Seite habe ich gelernt, dass nicht alles 100 %ig sein muss, dass davon kein Tier stirbt oder wirklich Schaden nimmt, wenn er es nicht genauso macht wie ich, dass die Tiere auch dann sehr gut ver- und umsorgt sind.
Sein Hund war anfangs kaum erzogen (ist beim Spaziergang durchgebrannt etc.) und da hat er mich viel machen lassen, ganz ehrlich, das wäre für mich schlecht vorstellbar, weil sein Hund jetzt oftmals auf mich im Endeffekt doch besser hört und ich an seiner Stelle echt eifersüchtig wäre. Für ihn ist das ganz ok so

, er kann halt wirklich gut teilen. Ich lerne da sehr viel von ihm und es tut mir gut.
Wir lieben unsere Tiere alle und das Wichtigste ist: "Wir gehen beide mit Respekt vor dem Mitlebewesen mit ihnen um." Auf dieser Basis kann ich gut damit leben, dass Manches nicht ganz so läuft, wie ich es eigentlich machen würde, ich musste auch schon feststellen, dass seine Weise durchaus auch mal besser funktioniert. Aber unsere Tiere haben zu jedem von uns eine gute Verbindung und wissen, dass sie sich auf uns verlassen können. Für mich ist das auch eine Entlastung, weil ich weiß, dass die Viecherl gut versorgt sind, auch wenn ich mal nicht da bin. Und umgekehrt halt für ihn genauso.
Wichtig ist finde ich, dass wenn Beide mit dem Tier umgehen, auch Beide erziehen müssen und dürfen. Will ich nicht, dass der Partner ebenfalls Erziehungsarbeit leistet, dann sollte ich nicht erwarten, dass der Partner sich mit kümmert...
Sano, Du hast doch eine Tochter, wie sieht es denn bei ihr aus, beteiligt er sich da an der Erziehung? Wenn das mit Deiner Tochter funktioniert, bin ich im Endeffekt davon überzeugt, dass das auch mit Hund funktioniert, es darf halt nicht in Perfektionismus ausarten, weil ihr wahrscheinlich doch unterschiedliche Ansichten habt, was perfekt ist, das könnte dann schon eher zu Streit führen...