Reiten lernen ohne Pferd

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Sanojlea
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Reiten lernen ohne Pferd

Beitrag von Sanojlea »

Hallo Leute!

Ich mache mir jetzt schon seit längerem Gedanken um mich und mein Jungpferd. Für mich steht fest das ich sie selbst ausbilden möchte, was Unterstützung ja nicht ausschliesst ;) Ich finde das reiten etwas sehr intimes ist und möchte keinen Fremden auf den Rücken meines Pferdes lassen.
Nun ist es nicht so dass ich noch nie geritten wäre aber ich bin alles andere als routiniert und mache mir Sorgen das ich mein Pferd in der Bewegung stören könnte. Ich sitze im Schritt glaube ich ziemlich locker, eher so wie ein Kind sitz, halt nicht im gelernten Reitersitz. Im Trab und Gallopp hört es sich dann aber wohl auf mit dem locker sitzen, da rutsch ich auch schnell mal vom Pferd.... Mein Sitz und meine Balance sind sicher weit von gutem reiten entfernt. (Wobei ich halt früher dieses "Hacken tief, Brust raus" Gedöns gelernt hab, sowas könnte ich vielleicht noch, halte ich aber auch nicht für zielführend)

Was gymnastizierendes Reiten angeht habe ich absolut keine Ahnung. Theorie geht vielleicht noch, also die wie es aussehen soll, wie man da aber hinkommt :nix: Ich werde wohl auch nie ein Dressurreiter werden, aber gesunderhaltend Reiten muss ja schon sein. Allerdings mache ich mir um diesen Part etwas weniger Sorgen. Ein junges Pferd reitet man ja nicht gleich in Anlehnung sondern möglichst entspannt und locker und erstmal auch grade aus im Gelände und das traue ich uns zu und alles weitere kann man sicher mit Unterstützung auch gemeinsam lernen.

Was ich aber lernen möchte bevor ich das erste mal auf Ayla steige ist in der Bewegung zu sitzen und eine theoretische Grundlage wie ich ihre reiterliche Ausbildung aufbauen kann. Ich meine jetzt nicht die Vorarbeit wie z.B. den LK sondern wirklich vom 1. aufsteigen an.
Da für mich reiten aber wie bereits erwähnt etwas sehr intimes ist, möchte ich nicht einfach Unterricht nehmen. Eine RB ist aus verschiedenen Gründen leider auch nicht realistisch und die seltenen Momente in denen ich vielleicht mal ein Pferd reiten darf mit dem ich mich verbunden fühle und wo ich denke es trägt mich gern, die werden zeitlich kaum reichen um besser zu werden.
Meine Frage ist nun ob es "Trockenübungen" gibt die einem helfen einen guten, lockeren, aufrechten Sitz zu bekommen.

Was ich mir noch vorstellen könnte wäre eine Center Riding Einheit, wenn das Pferd am Halfter geführt wird und alles passt wäre das auch ok, nur halt nichts für öfter.

Jaaaa lange Rede um die Situation zu erklären, kurzer Sinn:
Irgendjemand ne Idee was ich in den nächsten 3-4 Jahren tun kann um meinem Pferd ein guter Reiter zu werden OHNE auf irgendwelche Schulis zu müssen?
Ich dachte heute schonmal an Einrad fahren aber da bekomme ich bestimmt Panik drauf :shifty:
"Ich will alles daran setzen und mein Bestes geben, damit diese Pferde in ihrem freundlichen Wesen gut über mich urteilen und damit Harmonie walte, getragen vom Einvernehmen zwischen zwei Lebewesen."
Reitmeister Nuno Oliveira
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WaldSuse
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Re: Reiten lernen ohne Pferd

Beitrag von WaldSuse »

Also Centered Riding Trockenübungen sind auf jeden Fall hilfreich.Als ich noch Unterricht in CR hatte,stellte mich meine RL auf ein kleines Kindertrampolin,dort sollte ich Schritt,Trab und Galopp gehen.Das ist gar nicht so einfach und eine gute Schulung fürs Gleichgewicht.Besonders,wenn es dann auch noch an Richtungswechsel ging.Ich sollte mir auch eine Kugel in meinem Bauch vorstellen,die sich erst langsam rückwärts dreht.Und wenn ich das Pferd treiben möchte,lasse ich sie schneller drehen.Wenn ich mich dann noch gerade hin setze und einatme,geht Dustin tatsächlich schneller.Und wenn ich auf meinen eigenen Füßen unterwegs bin und mich auf die Kugel im Bauch konzentriere,spüre ich einen regelrechten Schub am Po,wenn ich sie schneller drehen lasse.In den Büchern von Sally Swift,besonders im zweiten Buch,gibt es noch Trockenübungen um das Gleichgewicht zu schulen,das Körperfeeling.
Aber reiten lernt man eigentlich nur durchs reiten....
Nicht müde werden,
sondern,
dem Wunder leise,
wie einem Vogel,
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Fionnlagh
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Re: Reiten lernen ohne Pferd

Beitrag von Fionnlagh »

Ich kann dich verstehen. Ich tu mir auch schwer mit Fremd-Pferden. In den vergangenen 4 Jahren, die mein eigenes Pferd zu jung zum reiten war, bin ich unterschiedliche Pferde bei unterschiedlichen Trainern geritten, aber nirgendwo hab ich es lange ausgehalten. Vor allem hautsächlich deshalb, weil ich immer das Gefühl hatte, die Pferde mögen es überhaupt nicht geritten zu werden. Ich kam mir immer vor als würde ich sie gegen ihren Willen benutzen...
Und mir ging immer die Beziehung ab. Ich kam, putzte die Pferde, setzte mich rauf, ritt und ging wieder, fertig. Irgendwie konnte ich mich damit einfach nicht anfreunden :nix:
Trotzdem reite ich derzeit wieder ein Fremdpferd unter ähnlichen Bedingungen, weil WaldSuse nämlich recht hat: Reiten lernt man nur durch Reiten ;)

Was aber, glaub ich, schon sehr helfen kann, ist wenn du eine Sportart ausübst, die für´s Reiten hilfreich ist: Tanzen zum Beispiel! Tanzen ist Rhythmus, Körperspannung, Bewegungsgefühl und Balance -> wenn man das hat, tut man sich beim Reiten, glaub ich, recht schnell recht leicht :)
"Ich habe es noch nie getan, darum glaube ich, dass ich es kann." Pipi Langstrumpf
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Romy
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Re: Reiten lernen ohne Pferd

Beitrag von Romy »

Sanojlea hat geschrieben:Meine Frage ist nun ob es "Trockenübungen" gibt die einem helfen einen guten, lockeren, aufrechten Sitz zu bekommen.
Es kann schon sehr viel helfen, sich das einfach vorzustellen, im Sinne eines mentalen Trainings. Das heißt, du könntest dich täglich ein paar Minuten auf einen Hocker setzen und so tun als ob du in allen Gangarten reitest. Dabei geht es nicht um die Bewegung an sich, sondern dass du diese in deinem Kopf aktiv erlebst.

Im Bereich Reiten weiß ich nur aus Erfahrungsberichten, dass das sehr gut helfen soll. In anderen Bereichen (z.B. Klavierspielen) gibt es dazu Studien, die zeigen, dass die Veränderungen im Gehirn infolge eines solchen vorgestellten Trainings ähnlich zu denen eines echten Trainings sind. Ich glaube im Sport-Bereich gibt es dazu auch einiges und wenn ich mich recht erinnere, hat eine Kollegin von mir sogar dazu promoviert. Wenn es dich näher interessiert, könnte ich probieren, entsprechende Artikel zu finden. Ansonsten kannst du es ja auch einfach selbst ausprobieren. :-)
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kolyma
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Re: Reiten lernen ohne Pferd

Beitrag von kolyma »

Ich hab irgendwie aus deinem Text heraus nicht verstehen können, warum du jetzt genau nicht Reitstunden nehmen möchtest... Außer, dass du Reiten als intim empfindest... Aber was genau ist am Reiten so intim, dass du es lieber im stillen Kämmerchen auf einer Attrappe üben möchtest statt bei einem kompetenten Reitlehrer, der dir die richtigen Bewegungen beibringen kann?
Wenn du später dein Pferd einreitest und du dir in deinem Autodidaktik-Studium etwas falsches beigebracht hast, dann wirst du von Anfang an deinem Pferd etwas falsches weitergeben. Körperliche Probleme äußern sich beim Pferd nicht sofort sondern über Jahre.

Das Pferd einer Bekannten wurde jahrelang falsch geritten. Beim Kauf wusste sie das nicht. Sie hat es jetzt ein Jahr und es ist unreitbar, weil das vordere rechte Stützbein durch jahrelange Fehlbelastung droht zu brechen...

Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber ich bin da einfach realistisch. Das Zusammensein mit einem Pferd besteht auch aus einer großen Verantwortung. Und wenn man sich entschließt ein Jungpferd einzureiten, dann sollte man auch an die eigene Ausbildung denken. Bis ein Pferd in Anlehnung gehen kann, dauert es knapp zwei Jahre intensivster Dressurarbeit. Bis es mal korrekt Vorwärts-Abwärts laufen kann (was unabdringbar ist!) bedarf es über einen absolut korrekt sitzenden Reiter, der das Pferd in keinster Weise im Rücken stört und der es schafft dem Pferd zu helfen einen Spannungsbogen aufzubauen, den Rücken aufzuwölben und korrekt unter zu treten.

Und das lernt man nicht mit dem Jungpferd, das sollte man schon vorher können. Und leider ist Reiten auch viel Technik. Klar, viel Einfühlungsvermögen - aber es ist Technik gepaart mit Einfühlungsvermögen. Beides kann man aus Büchern nicht lernen. Ich lerne aus einem Buch nicht, wie es sich anfühlt wenn das Pferd korrekt geht. Das lerne ich nur durch machen und dadurch, dass ich es erspüren kann. Und erspüren kann ich es nur auf einem Pferd.

Deinem Pferd zuliebe würde ich an deiner Stellen über deinen Schatten springen und mich auf die Suche nach einem guten Reitlehrer machen, der dein Anliegen versteht und der dir, bis dein Jungpferd groß genug ist, mindestens wöchentlich Einzelstunden gibt. Erst mal Sitzlonge und irgendwann frei reiten. Alles andere wäre deinem Pferd gegenüber nicht fair - denn jedes Pferd hat ein Recht auf eine gute Ausbildung - wenn es geritten werden soll.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

leidenschaftliche Pferdefotografie: https://www.facebook.com/melanie.viereckel.photography
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Scheckenfan
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Re: Reiten lernen ohne Pferd

Beitrag von Scheckenfan »

Da muss ich mal ganz fett bei Kolyma unterschreiben! Hätte ich nicht besser ausdrücken können.
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst in dieser Welt.
- Mahatma Ghandi
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sacramoso
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Re: Reiten lernen ohne Pferd

Beitrag von sacramoso »

Auch wenn es ein platter Spruch ist, es stimmt einfach: "reiten kannst du nur durch reiten lernen". Sicher gibt es viele Möglichkeiten das reiten lernen zu unterstützen wie zum Beispiel Gymnastik, Balanceübungen, etc. Aber das entscheidende beim reiten ist der Sitz und der kommt nur durch langjährige Übung und qualifizierten Unterricht (EInzelunterricht!!)
Du schreibst, daß du es nicht so mit dem Dressurreiten hast. Dressurreiten ist aber das A und O bei der Pferdeausbildung. Und ein junges Pferd braucht meines Erachtens einen sehr guten und ausbalancierten Reiter, der weiß was er tut.
Wenn du deinem Pferd einen Gefallen tun möchtest kann ich dir nur dazu raten über deinen Schatten zu springen und dir einen guten Reitlehrer mit eigenen Pferden zu suchen bei dem du intensiven Unterricht nehmen kannst und der dir dann auch später hilft dein eigenes Pferd auszubilden.
Als Gott erfuhr daß Reiten nur für die Besten ist erschuf er noch Fußball :dance1:
ehem User

Re: Reiten lernen ohne Pferd

Beitrag von ehem User »

Sanojlea hat geschrieben:Hallo Leute!

Ich mache mir jetzt schon seit längerem Gedanken um mich und mein Jungpferd. Für mich steht fest das ich sie selbst ausbilden möchte, was Unterstützung ja nicht ausschliesst ;) Ich finde das reiten etwas sehr intimes ist und möchte keinen Fremden auf den Rücken meines Pferdes lassen.
...Was ist am für Dich am Reiten "intim"?...

Nun ist es nicht so dass ich noch nie geritten wäre aber ich bin alles andere als routiniert und mache mir Sorgen das ich mein Pferd in der Bewegung stören könnte. Ich sitze im Schritt glaube ich ziemlich locker, eher so wie ein Kind sitz, halt nicht im gelernten Reitersitz. Im Trab und Gallopp hört es sich dann aber wohl auf mit dem locker sitzen, da rutsch ich auch schnell mal vom Pferd.... Mein Sitz und meine Balance sind sicher weit von gutem reiten entfernt. (Wobei ich halt früher dieses "Hacken tief, Brust raus" Gedöns gelernt hab, sowas könnte ich vielleicht noch, halte ich aber auch nicht für zielführend)
...Ohne Sitz und Balance kann man kein Pferd ausbilden - und das hat nichts zu tun mit Brust raus und Hacken tief. Und ein Pferd ausbilden wollen und im Trab und Galopp "mal schnell vom Pferd rutschen" - das geht gar nicht!...


Was gymnastizierendes Reiten angeht habe ich absolut keine Ahnung. Theorie geht vielleicht noch, also die wie es aussehen soll, wie man da aber hinkommt :nix: Ich werde wohl auch nie ein Dressurreiter werden, aber gesunderhaltend Reiten muss ja schon sein. Allerdings mache ich mir um diesen Part etwas weniger Sorgen. Ein junges Pferd reitet man ja nicht gleich in Anlehnung sondern möglichst entspannt und locker und erstmal auch grade aus im Gelände und das traue ich uns zu und alles weitere kann man sicher mit Unterstützung auch gemeinsam lernen.
...Da stellen sich mir zum dritten Mal die Haare auf :shock: Geradeaus ist sehr gut für Junge Pferde, aber ohne Anlehnung/Kontakt bekommt man den Rücken nicht trainiert. Und das ist die erste Voraussetzung für gesundes Reiten! Noch vor dem gymnastizierenden Bewegen/Reiten...


Was ich aber lernen möchte bevor ich das erste mal auf Ayla steige ist in der Bewegung zu sitzen und eine theoretische Grundlage wie ich ihre reiterliche Ausbildung aufbauen kann. Ich meine jetzt nicht die Vorarbeit wie z.B. den LK sondern wirklich vom 1. aufsteigen an.
...Reiten und Pferd ausbilden lernt man nicht in der Theorie. Da ist Erfahrung gefragt. Und wenn man die selber nicht hat, dann ist man dem Pferd gegenüber verpflichtet, sich kompetente Unterstützung zu holen. Ab der ersten Minuten!...


Jaaaa lange Rede um die Situation zu erklären, kurzer Sinn:
Irgendjemand ne Idee was ich in den nächsten 3-4 Jahren tun kann um meinem Pferd ein guter Reiter zu werden OHNE auf irgendwelche Schulis zu müssen?
...Nach meiner Erfahrung nach nicht! Wichtig wäre für dich und Dein Pferd, dass Du für Euch einen Ausbilder und ein Pferd suchst, dass zu Euch passt. Soll bedeuten: Ein Schul-Pferd, dass Deinem von den GGA und dem Temperament ähnlich ist und ein Trainer, der zu Deinen reiterlichen Zielen passt.
Im Laufe meiner Trainerjahre habe ich viele Leute kennen gelernt, die so ähnlich waren wie Du. Die ihre Pferde lieben, nichts verkehrt machen wollen, wegen schlechter Erfahrungen auf einen Trainer verzichtet haben; für die ihr Pferd und der vertrauensvolle Umgang sehr sehr wichtig waren/sind. Die teilweise sehr gutes Wissen in der Theorie hatten, aber in der Praxis irgendwann gescheitert sind. Weil Pferde Lebewesen sind und keine "ich hätte gerne..." Automaten.

Reiten lernt man nur durch Reiten - Punkt! :goforit:
Es tun, sich trauen. Fehler machen und daraus lernen. Ganz einfach. Nur "theoretisch" geht gar nichts... :-?
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Heidemi
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Re: Reiten lernen ohne Pferd

Beitrag von Heidemi »

...Da stellen sich mir zum dritten Mal die Haare auf
Ich will keinen Streit vom Zaun brechen und niemandem zu nahe treten.
Vielleicht ist ja auch die Schilderung der Ausgangssituation unglücklich/mißverständlich,...
Aber (ja, ich formuliere es mal provokativ) MIR stellen sich die Haare auf, wenn fast jeder wie ein Auto zu schauen scheint, wenn jemand sagt, dass Reiten eine intime Sache ist.
Ich oute mich mal indem ich "zugebe", dass es mir auch so geht. Reiten ist für mich ein Zauber und es ist mir eine Ehre, ein Pferd zu reiten! Und ja, ich kann verstehen, dass es einen Zwiespalt geben kann, wenn man sich einen ReitDummie ausleiht und mit ihm diesen höchst persönlichen Augenblick teilen will- wie jeden Tag x andere und dafür bezahlt... EIn ein wenig was von... na? Assoziationen?

Ich stimme schon zu, dass man reiten durch reiten lernt, aber hier auch der Hinweis von Romy, dass durchaus Bewegungsmuster im Gehirn durch Vorstellung angelegt werden können. Hier werden die selben Hirnregionen aktiv, wie bei der Bewegung selbst. Natürlich ist es ein Unterschied, ob man etwas macht, oder imaginiert, aber man kann durchaus über die Imagination Bewegungsmuster anlegen.

Und ja, Reiten sollte das Pferd gesund erhalten, befähigen, begeistern,...
Die Physiologie und die Physik geben da einen gewissen Rahmen, aber es gibt nicht den einen Weg dahin zu kommen.
Sicher ist es nicht verkehrt, sich da auch einiges an Fachwissen anzueignen, um die gesetzten Faktoren zu kennen. Also z.B. die Sache mit dem Gleichgewicht. Da ist die Schwerkraft ein Faktor, der nicht außer acht gelassen werden kann, zumindest auf dieser Welt. Da lässt sich schwer drüber streiten.
Streiten kann man sich schon wieder um Begrifflichkeiten.
Wie die unbedingt notwendige Anlehnung.
In meinem Wortschatz bedeutet es, wenn ich mich an etwas anlehne, dass dieses etwas mich hält. Denn ich lehne daran. Wenn man das plötzlich wegnimmt, falle ich hin. Ich persönlich möchte daher nicht, dass mein Pferd sich bei mir anlehnt und ich seinen Kopf tragen muss. Ich habe meine Pferde genau beobachtet und kam zu dem Schluss, dass sie ihren Kopf selber zuverlässig tragen können, ohne dass sie sich bei mir anlehnen müssen... Ich hätte gern, dass sie tragen.

Ich will das nur mal so in die Runde werfen, einfach auch um mir selbst ab und zu mal wieder zu sagen, dass ein wenig Demut ab und an nicht verkehrt sein kann und mir auch ganz gut stehen kann und dass das was ich für richtig halte, nicht für alle das Richtige sein kann und es auch andere Wege geben kann.

An der Stelle möchte ich noch gern aus der Reitvorschrift für eine Geliebte zitieren:

"Der beste Reitlehrer

Höre nun, da dich das Pferd trägt, nicht so sehr auf mein Wort als auf das Pferd. Das Pferd ist der beste Reitlehrer. Es ist der Meister, straft und belohn: er verschließt sich dir, wenn du auf andere Lehren hörst als die seinen. Lerne vom Pferd.
Reiten ist erst dann eine wahre Freude, wenn du durch eine lange Schule der Geduld, der Feinfühligkeit und der Energie gegangen bist, die dir das Pferd erteilt."

1924 Rudolf Georg Binding
Zuletzt geändert von Heidemi am Di 15. Apr 2014, 13:00, insgesamt 1-mal geändert.
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kolyma
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Re: Reiten lernen ohne Pferd

Beitrag von kolyma »

Demut ist ein sehr gutes Stichwort...
Denn Demut bedeutet auch, sich gewissen Dingen zu beugen und Gesetzmäßigkeiten anzuerkennen. Ich finde es höchst bedenklich wenn man das jetzt umdreht und sagt: Ich will nicht reiten lernen, weil ich Pferden gegenüber demütig sein will - und im selben Atemzug das Pferd als Reittier nutzt ohne die Bereitschaft zu haben, das zu erlernen.

Ein Pferd ist kein Auto. Und gerade deshalb ist man als Mensch ist der absoluten Pflicht sich dem Tier verantwortungsbewußt gegenüber zu verhalten. Und dazu gehört, wenn man sich schon mit seinem vollen Gewicht drauf setzt, was das Pferd unleugbar in seinen Bewegungen einschränkt und aus dem Gleichgewicht bringt, dass man das dann so gut wie möglich tut. Und der Mensch ist ebensowenig wie das Pferd zum reiten geboren. Beide müssen es lernen. Aber ein Blinder kann einem Tauben auch nicht das Schreiben beibringen...

Das Tier kann sich nicht wehren. Es ist seinem Besitzer auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Und je nach dem welche Weltanschauung dieser hat kann das in die ein und auch in die andere Richtung schlecht laufen.

Natürlich wollen wir alle nur das Beste. Aber schlechtes Reiten (und nicht reiten können ist immer schlechtes Reiten) schadet dem Tier auf die Dauer und fügt ihm Schaden und Schmerzen zu, welches man mit noch so viel Liebe und Tüddelei nicht ausgleichen kann. Und wenn man die Folgen auch mit sämtlichen Osteophaten rausmassieren lässt - es ist und bleibt dem Pferd gegenüber in keinster Weise fair. Demut hin - Demut her - davon kann das Pferd sich auch nix kaufen.
Sorry für die harten Worte. Aber mir tun da die Tiere wirklich leid.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

leidenschaftliche Pferdefotografie: https://www.facebook.com/melanie.viereckel.photography
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