Böse Regenschirme

Moderator: Keshia

Mick77
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Böse Regenschirme

Beitrag von Mick77 »

Hallo in meinem Tagebuch rätsel ich schon seit bestimmt einem Jahr wie ich das Problem Regenschirm in den Griff bekomme.
Warum frage ich erst jetzt: Das Regenschirmproblem hat sich massiv verschlechtert. :(
AAALLLLSSOOOO
Ihre Regenschirm Karriere im Kurzbericht:
Als sie vor 3 Jahren zu mir kam und wir Regenschirmen begegneten, nahm sie sofort die Varinate FLUCHT. Keine Millisekunde Spitzte sie die Ohren. 2 millisekunden später waren wir eine Staubwolke. :?
Ich erklickerte das sie den Regenschirm geschlossen und offen mit dem Maul berührte und konnte dann immerhin im GROßEN Bogen an entgegenkommenden Regenschirme vorbei reiten.
Nun ist es wieder so, das sie sofort reißaus nimmt. :( Sie ist sonst ein entspanntes Tier, auch im Wald, geht unerschrocken über Brücken, Flüsse, weite Weiden und Traktoren. Alles null Problemo., Naja Fahrräder mit angängern sind doof, aber selbst das Dixi klo ist ihr mitttlerweile bekannt, und es darf auch mal woanders stehen, und sie macht kein Theater.

NUN: Habe ich eine super liebe sehr gut reitende RB die auch Jungpferde eingeritten hat über Jahre. Sie hat Fjörgyn perfekt im Griff und konnte mittlerweile mit einem Kinderregenschirm reiten und ihn neben und über ihr schwenken.
Nun war es soweit den Schirm auf Erwachsenen Größe zu bringen. Ich bin in der Zwischenzeit auch mit kleinem Schirm geritten. 8-)
Der große Schirm macht ihr schon SEHR viel Angst. Solange er sich nicht bewegt (in ein Hütchen gesteckt oder auf der Schulter eines Stillstehenden Helfers) geht es einigermaßen. Aber reiten wir von hinten drauf zu, dann ist große Panik angesagt. Oder wenn der Mensch sich mit Schirm bewegt ist auch alles vorbei.
Wenn ich sie führe vertraut sie mir soweit, das sie mitkommt. Sitze ich drauf rennt sie mit mir weg. :(
Mittlerweile muss ich 2 Sekunden vor dem Durchgehen abspringen, denn sie lässt sich dann nur sehr schwer beruhigen.

Berühren mit dem Schirm lässt sie sich etwas aufgeregt gefallen.
Das ist sicher kein neues Thema, und ich habe mir 2 Bücher gekauft die über Scheutraining berichten, aber ich finde nicht immer so richtige Parallelen zu unserem Fall, daher wollte ich euch um eure Mithilfe und Gedanken bitten.

PS Auch die wirklich sichere Reiterin bekommt sie nicht in Richtung Schirm geritten (in Laufrichtung) also muss es nicht zwingend mit meiner Angst zu tun haben.

Fjörgyn ist wie gesagt sonst ein absolut braves Pferd, auf dem jedes 3 Jährige Kind entspannt um den Platz reiten kann.
Heute beginnt der Rest deines Lebens,jetzt oder nie, und nicht irgendwann, schau auf dein Ziel, kein Traum ist vergebens, JETZT fängt die Zukunft an!
U.J.
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ehem User

Re: Böse Regenschirme

Beitrag von ehem User »

Mick77 hat geschrieben:PS Auch die wirklich sichere Reiterin bekommt sie nicht in Richtung Schirm geritten (in Laufrichtung) also muss es nicht zwingend mit meiner Angst zu tun haben.
Verstehe ich das richtig, das Problem ist ein in gleicher Richtung gehender vor euch her laufender Mensch mit geöffnetem Schirm?

Mh, funktioniert es hier nur mit dem großen Schirm nicht? Oder auch mit dem kleinen? Das konnte ich hier jetzt nicht so recht rauslesen ...

Ansatzpunkte wären hier vielleicht: Pferdi kann das Gesicht nicht sehen - den Menschen vor euch her rückwärts laufen lassen, so dass sie auch das Gesicht sehen kann. Dann umdrehen und den Schirm nach vorne nehmen, so dass Pferdi den Hinterkopf sehen kann. In Kombination dann erst den Schirm halb geschlossen halten und ihn nach "Gewöhnungsgrad" immer weiter öffnen.

Das wahlweise zunächst mit dem kleinen Schirm üben und dann auf den großen wechseln ...

Hoffe, das hilft euch ein bisschen.
Wallinka
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Re: Böse Regenschirme

Beitrag von Wallinka »

Ich glaub, ich würde da erstmal versuchen, den Kreislauf Regenschirm sehen, draufzugeritten werden müssen und durchgehen" zu durchbrechen. Versuch doch mal rauszufinden, bis zu welchem Abstand sie den von ihr weggehenden Schirm ertragen kann, dann hälst du sie nen halben Meter vorher an, steigst ab und führst sie dran vorbei. Ich könnte mir denken, dass der Druck, da jetzt dran vorbei zu müssen, die Angst so verstärkt, dass sie es nicht aushalten kann. Und wenn sie merkt, dass du ihre Angst ernstnimmst und ihr hilfst, sie mutiger werden wird und der Abstand zum Regenschirm nach und nach kleiner werden wird.
Wichtig dabei ist, dass sie (falls irgend möglich) in der Trainingszeit nicht wieder in eine Situation gebracht wird, in der sie flüchten muß. Das kann das Training sehr nach hinten werfen.
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.
Mick77
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Re: Böse Regenschirme

Beitrag von Mick77 »

Hallo, ja es ist in überwiegend in Laufrichtung das Problem. Von anderen Seiten, geht sie seitwärts aber immerhin daran vorbei.
Ich denke auch das es keinen Sinn macht bis zu dem Punkt zu gehen das sie durchgeht. Das ist für keinen Förderlich.
Mit dem kleinen Schirm geht es deutlich besser. Aber meistens haben ja eher große Leute einen Schirm im Wald.
Ich überlege ob ich auf dem Platz mal ne Weile einen Schirm aufstelle, so haben wir das Problem gelber Sack gelöst. Irgendwann war es "normal" das der da rum flattert.
Danke schon mal für eure Gedanken.
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Scheckenfan
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Re: Böse Regenschirme

Beitrag von Scheckenfan »

Das Video hab ich letztens gefunden, fand ich sehr interessant - und lässt sich sicherlich auf Regenschirme übertragen:
https://www.youtube.com/watch?v=6CDwc4s1LAQ

Das mit Clickern kombiniert dürfte recht effektiv sein. Sehr interessant fand ich die Idee, dass das Pferd die Idee bekommen soll, dass es die Situation kontrollieren kann - zeigt es das richtige Verhalten, wird die Gefahr weggenommen.

Hab gerade vor zwei Tagen mal die "Methode" ausprobiert (wie gesagt mit Clickern kombiniert) - ausgerechnet mit nem Regenschirm. Und das Pferd, das vorher den Schirm wirklich, wirklich gruselig fand, ließ sich nach 15 min überall mit dem Schirm berühren, konnte unter dem Schirm langlaufen, den Schirm berühren, ihm folgen, von ihm verfolgt werden und schreckte auch vor den Geräuschen, die ein geschüttelter Schirm machte, nicht mehr zurück. Öffnen und Schließen konnten wir den Schirm auch, durchaus auch sehr schnell hintereinander - und das Pferd hatte dem Ausdruck nach enorm an Selbstvertrauen gewonnen. Fand ich schon ein tolles Ergebnis.
Gerade bei diesem Pferd war die Idee, dass er die Situation kontrollieren kann, ein totaler Schlüssel, weil er bei zu viel Stress sich der Situation einfach "ergibt" und alles über sich ergehen lässt ohne entspannt zu sein. Erlernte Hilflosigkeit lässt grüßen.
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Mick77
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Re: Böse Regenschirme

Beitrag von Mick77 »

Hmmm ich verstehe. Das ist wirklich ein guter Ansatz. Den Schirm weg zu nehmen, und sie ihn "kontrollieren" zu lassen. das absteigen und heran führen finde ich eigentlich nicht so gut, weil sie dann ja merkt das ich absteige (sicherheitshalber). Sie wird dann mitkommen und ihn anstupsen, aber ich frage mich ob das sinn macht?
Ich werde morgen mal wieder mit ihr Trainieren. Mal schauen wie es wird.
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Wallinka
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Re: Böse Regenschirme

Beitrag von Wallinka »

Die zweite Hälfte finde ich auch gut, die erste Hälfte des Videos gefällt mir nicht so sehr. Das kann ich vielleicht mit einem Pferd machen, das sich nur ein bißchen aufregt, aber bei einem wirklich panischen Pferd dürfte das nicht funktionieren.
Und was das Absteigen und daran vorbeiführen angeht: irgendwie gibt es immer die Meinung, das das Pferd dann gewonnen hätte, weil man ja abgestiegen ist. Ich seh das anders: Wenn ich merke, dass mein Pferd noch nicht so weit ist, an einer Gefahr vorbeigeritten zu werden, ist es meine Aufgabe als Leitmensch, die Aufgabe so zu vereinfachen, dass das Pferd sie bewältigen kann. Dadurch beweise ich, dass ich vertrauenswürdig bin und aufpasse, das Vertrauen des Pferdes wächst und es wird sich irgendwann auch ruhig vorbeireiten lassen. Das geht aber nur, wenn ich es nicht immer wieder in diese Angstschleife hineindränge.
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Scheckenfan
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Re: Böse Regenschirme

Beitrag von Scheckenfan »

@ Wallinka: Das Absteigen kann (muss nicht) aber auch dazu führen, dass das Pferd sich darin bestätigt sieht, dass die Sache eben wirklich gefährlich ist, weil der Reiter darauf eindeutig reagiert.
Das ist wie bei Hunden, deren Leine man ganz ganz kurz fasst, wenn ein anderer Hund kommt - das wird zur selbsterfüllenden Prophezeiung, der Hund wird mit Sicherheit aggressiv oder anderswie verhaltensauffällig.

Daher ist es manchmal der bessere Weg, nicht zu reagieren und dem Pferd darüber klar zu machen, dass es nichts gibt, dass es zu fürchten hat. Wobei man selbstverständlich alle "Fragen" vom Pferd beantworten sollte, aber das ist keine Änderung der Situation, denn die Fragen sollte man tunlichst immer beantworten.
Z.B. Pferd guckt deutlich zur Seite und "glotzt" = Frage: Du, ich seh da was, ist das gefährlich? Antwort vom Reiter: Nein, ist es nicht, hab ich schon gesehen = leichtes treiben auf der hohlen Seite/Anlegen des äußeren Schenkels als Anfrage zu (minimaler) Biegung zur anderen Richtung/leichtes Zupfen am Zügel.

Wenn ich eine Situation für so brenzlig halte, dass wir nicht sicher daran vorbeikommen, versuche ich abzusteigen bevor mein Pferd überhaupt daran denkt sich Sorgen zu machen.

Ich steige schon auch mal ab, aber seeeehr sehr selten :nix:

Liegt aber vielleicht auch dran, dass ich bisher immer nur Reitelche mit mind. 160 Stockmaß geritten bin. Da hüpft man nicht eben mal schnell runter und gleich wieder drauf. :nix:
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kolyma
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Re: Böse Regenschirme

Beitrag von kolyma »

Sehe ich wie Scheckenfan. Ich steige im Notfall ab. Bei allem anderen versuche ich dem Pferd klar zu vermitteln, dass er gerne schauen darf, aber wir uns nicht festglotzen.

Ich halte es da ein bisschen wie Geitner:

"Pferd - deine Aufgabe ist es diesen Weg gerade aus zu laufen, deine Aufgabe ist es nicht dich um Dinge außerhalb dieser Aufgabe zu kümmern. Das besorge ich."

Das klingt irgendwie lapidar - aber ich versuche dem Pferd zu vermitteln, dass ich mich kümmere er er sich auf das Laufen konzentrieren kann, da ich die Situation völlig unter Kontrolle habe. Dabei lasse ich mein Pferd in Ruhe gucken. Aber Geglotze, Festgestarre und Aufgespule unterbinde ich so, wie Scheckenfan es beschrieben hat - vorbei treiben, den Kopf wieder möglichst gerade stellen, usw.

Wenn mein Pferd mir jetzt zeigt, dass er wirklich, wirklich Angst hat (kein Getue - das kann er nämlich auch, den Unterschied merke ich), dann steige ich ab und führe vorbei.

Wir haben ein ähnliches Problem mit Schafen. Da bin ich oft schneller unten als Pferd kucken kann. Da brauch ich auch nicht warten - das ist eine derartige blinde Panik, dass ich bei großen Herden auch gar nix riskiere. Man muss immer abwägen - Sicherheit geht in jedem Fall vor. Dann führe ich vorbei oder ich führe sogar weg, wenn die Gefahr so groß scheint, dass ich mich und das Pferd in Gefahr bringe.
Das heißt, wenn auf dem potentiellen Fluchtweg eine Straße kreuzt trete ich freiwillig den Rückzug an. Da ist es mir auch völlig schnurz, ob ich meinem Pferd damit bestätige, dass es Angst haben kann... Das Risiko will ich nicht tragen und schon gar nicht die eventuell dadurch entstehenden Konsequenzen.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


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Wallinka
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Re: Böse Regenschirme

Beitrag von Wallinka »

Das ist eben das, was ich meine, wenn ich sage, man muß den richtigen Punkt fürs absteigen finden. Das Pferd sollte noch nicht beunruhigt sein.
Und ich denke, unkontrolliert davonschießen und die daraus erfolgenden Reaktionen des Reiters, um drauf zu bleiben/die Situation wieder unter Kontrolle zu bekommen, zeigen dem Pferd auch, dass es Recht hatte, Angst vor der Situation haben zu müssen.
Was anderes ist es, wenn das Pferd zwar aufgeregt, aber ansprechbar ist. Da kann ich bestimmt auch von oben einiges erreichen.
Aber es geht ja denke ich erstmal darum, zu verhindern, dass das Pferd die Situation immer und immer wieder auf seine Weise löst und sich das einschleift und ihm stattdessen eine für den Menschen annehmbare Alternative zu bieten.
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