Apfeltauchen - Problemstellung und Bewertung des Verhaltens

Moderator: Keshia

ehem User

Re: Apfeltauchen - Problemstellung und Bewertung des Verhalt

Beitrag von ehem User »

Kolyma, wnn du jetzt schon mal weisst, dass er sich auf dich verlässt, finde ich das ein sehr schönes Ergebniss. Ich würde das jetzt auch nochmal versuchen, wenn du ausser Sichtweite bist - einfacher, nur ein Apfel und ein Eimer, um zu sehen, wie er alleine damit umgeht.

Und an alle anderen, die dass schon mal versucht haben - wie ist es denn eigentlich mit der Bewertung des Verhaltens? Wo seht ihr die Trennung zwischen Intelligenz und einfach nur schmerzbefreit ;) ?

Ich hab dass mal mit unserem Herrn Haflinger versucht. Der hat mit Wasser allerdings so garkein Problem. Also hat er keine 30 sek gebraucht, weil er einfach die ganze Nase inklusive Nüstern in den Eimer gesteckt hat, bis er den Apfel gegen den Eimerboden gedrückt hat. (normaler Eimer, 3/4 voll Wasser) Danach hat er den Apfel mit jeder Menge Wasser im Maul und Nüstern tropfenderweise verzehrt. Der Blick dazu war " Und was soll das ganze jetzt?". Aber das ist ja jetzt nicht automatisch Intelligenz, sondern einfach nur eine Veranlagung zum Wasserschwein - oder wie sieht ihr dass? :)

Lg, Trixi
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WaldSuse
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Re: Apfeltauchen - Problemstellung und Bewertung des Verhalt

Beitrag von WaldSuse »

Ich finde das durchaus intelligent,und zwar die ganz persönliche Intelligenz deines Pferdes.Er hat gelernt,daß es nichts ausmacht,wenn pferd mal kurz mit der Nase unter Wasser kommt.Meinem würde das NIE einfallen. :snooty:
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kolyma
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Re: Apfeltauchen - Problemstellung und Bewertung des Verhalt

Beitrag von kolyma »

Meiner ist ja auch extrem wasserscheu und geht nur extrem ungerne durch Pfützen. Daher würde ich so ein Verhalten, wo das Pferd einfach mit dem Kopf unter Wasser taucht vor allem als "mutig" interpretieren. Das Pferd bekommt in der Zeit ja auch keine Luft. Und jeder der schon länger unter Wasser war, weiß, dass man da leicht in Panik geraten kann. Er bleibt aber ruhig und hält einfach die Luft an. Ich finde das für ein Pferd durchaus beachtlich.
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ehem User

Re: Apfeltauchen - Problemstellung und Bewertung des Verhalt

Beitrag von ehem User »

Ich hab mich glaube ich etwas zu ironisch ausgedrückt - ich bin total stolz auf unseren Dicken für die "Problemlösung" - und es passt auch zu ihm - er ruht sehr in sich selber und lässt sich selten wirklich komplett aus der Fassung bringen. Das kann soweit gehen, dass er ihm sogar seine Herde oder seine Ausreitbegleitpferde egal sind, wenn er gerade was anderes will. Macht er dann zur Not auch alleine.

WAs ich meine ist - wenn ein Pferd mit Angst vor Wasser oder vor unbekannten Situationen sich "was einfallen" lässt - Eimer umkippen, Besitzer um Hilfe bitten - oder aber auch das ganze ignorieren und sich nicht stressen - dann finde ich DIE Reaktion mindestens genauso klug !!
Unser Haffi frisst auch Wasserpflanzen im Teich, wenn man ihn lässt - für was zu Essen die Luft anhalten ist für ihn keine anstrengende Aufgabe :-D - kommt also immer auf das Pferd und die Lösung an, wisst ihr was ich meine?

Lg, Trixi
ehem User

Re: Apfeltauchen - Problemstellung und Bewertung des Verhalt

Beitrag von ehem User »

Den Versuch wollte ich auch schon immer mal machen! Hab sogar Äpfel da, mal sehen ob ich morgen dran denke :-D

Man könnte es natürlich jetzt auch so interpretieren, dass dein Pferd dich quasi als Werkzeug nutzen wollte. Das ist ja jetzt nicht gerade unintelligent ;) Oder aber er ist einfach konditioniert darauf, dass es von dir das leckere Futter gibt und wenn er es sich nicht selbst besorgen kann, dann musst du ja in dem Fall die richtige Ansprechpartnerin sein.

Passend dazu hab eich gerade angefangen "Die Intelligenz der Pferde" zu lesen :mrgreen:
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kolyma
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Re: Apfeltauchen - Problemstellung und Bewertung des Verhalt

Beitrag von kolyma »

Taugt das Buch denn was?

Man kann ja die Reaktionen der Pferde immer so oder so auslegen... Daher meine Frage nach der Interpretation. Mein Schwager ist Biologe in Schweden und arbeitet gerade an einer Studie über das Belohnungssystem von Mäusen. Er meinte heute auch, dass er immer wieder Mäuse im Experiment hat, die sich einfach nicht konditionieren lassen. Die Mäuse sollen beispielsweise einen Hebel drücken um eine Belohnung zu bekommen. 9 von 10 Mäusen machen das. Aber eine ist immer dabei, die das nicht macht. Die Frage ist - hat sie Schwierigkeiten die Aufgabenstellung zu verstehen? Funktioniert das Belohnungslernen bei dieser einen Maus nicht? Ist sie geistig fehlentwickelt? Ist diese eine Maus die Anti-Maus, die einfach alles verweigert?

Ich finde das sehr interessant.
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ehem User

Re: Apfeltauchen - Problemstellung und Bewertung des Verhalt

Beitrag von ehem User »

Kolymna
Das mit dem Apfeltauchen ist ja eine super Idee. Werde ich auch mal ausprobieren mit meinen beiden Schlaumeiern und dann berichten.
Und dein Pferd finde ich sehr intelligent, schließlich bedeutet es ja den geringsten Aufwand SEINEN Menschen einzuspannen. Und die besten Überlebenschancen hat nun mal der Minimalist. Zu den Übersprungshandlungen:
wie oft sind wir genervt, wenn das Pferd anscheinend einfach nicht kapiert, was wir wollen. Man könnte gelegentlich mit dem Fuß aufstampfen oder mit den Händen fuchteln. Aber WIR haben uns ja eine gute Impulskontrolle antrainiert. ;) Wäre wirklich interessant, was er ohne Mensch tut.
Teppich ausrollen hat mein Kleiner übrigens ganz schnell kapiert. Er rollt in manchmal sogar wieder ein und guckt nach, ob beim 2ten Mal wieder was zu finden ist. :-D
Jochen
bzgl. Panikhaken Ich nehme seit Jahren Schlüsselringe, die ich ans Halfter hänge. Klappt prima, sind preisgünstig und rollen sich nicht ein.
Justme
Vielleicht kannst du dich mal melden, ob sich das Buch zu lesen lohnt ?
ehem User

Re: Apfeltauchen - Problemstellung und Bewertung des Verhalt

Beitrag von ehem User »

Die Antimaus :lol2:

Übrigens kann man das Verhalten nicht am Alter festmachen - ähnlich wie deiner hat sich meine RB verhalten. Ein damals vielleicht 23jähriger Hafiwallach ;)
Der hat zuletzt den Eimer umgekippt, nachdem er eine Weile wirklich Frust geschoben hat, und ich bin nicht sicher, ob das Eimer umkippen Zufall war. Denn sein Frust äußerte sich unter anderem im heftigen Scharren.
Eine Stute, ähnliches Alter, war gar nicht interessiert. Vielleicht Tagesform, aber wirklich NULL Interesse. Ich hab ihr den Apfel direkt an die Lippen gehalten, da kam der Kopf 20cm mit, das wars dann. :teehee: - Sonst isst sie aber normal.
Und die dritte im Bunde, vielleicht 5 Jahre jünger als die anderen beiden, hat wirklich nachgedacht.
Sie hat zuerst versucht, den Apfel an den Rand zu drücken, da rutschte er aber weg. Daraufhin hat sie ihn gen Boden gedrückt, fand es aber sichtlich unangenehm, mit den Nüstern unter Wasser zu sein. Sie hat dreimal angefangen, immer ein bisschen tiefer, und immer aufgehört, wenns ihr zu unangenehm wurde. Kurz durchgeatmet, weiter. Mit ganz konzentriertem Gesichtsausdruck.

Ich fand es total spannend, die unterschiedlichen Herangehensweisen zu beobachten, auch, wenn sie mir nur bestätigt haben, wie ich die Pferde ohnehin eingeschätzt hatte.
Aber spätestens die 'jüngste' Stute hat gezeigt, dass Pferde unglaublich intelligent sind :-n
ehem User

Re: Apfeltauchen - Problemstellung und Bewertung des Verhalt

Beitrag von ehem User »

Mädels, ich bin erst auf Seite 23 von 127 und davon sind schon 8 Seiten Inhaltsverzeichnis und Titelseiten :P Die Illustrationen sind schon mal seeehr schön!

Es wurde aber zu Anfang auch das behandelt, was hier gesagt wurde. Nämlich, dass es sehr von der Interpretation desjenigen abhängt, der die jeweilige Studie durchführt. Zitat: "Zudem neigt jeder beobachtender Mensch dazu, das Verhalten des Tieres sehr subjektiv zu deuten und zu bewerten. Wir interpretieren Pferdeverhalten oft nach menschlichen Maßstäben, setzen Fähigkeiten als gegeben voraus oder beurteilen Fehler vorschnell als rein negativ."

Bisher: Verständlich und anschaulich geschrieben - man liest gerne weiter :)
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Jochen
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Re: Apfeltauchen - Problemstellung und Bewertung des Verhalt

Beitrag von Jochen »

Bitte entschuldigt meinen Telegrammstil: Mein Rechner, noch unter Garantie, ist beim Computerschrauber, und auf dem Tablet tippen ist recht mühsam bei meinen Wurstfingern.

@ Canonball: Prima Idee, die Schlüsselringe!

@ Nüstern unter Wasser: Meine Thalie (wird in zwei Monaten sieben) hatte beim Schwimmen auch immer Probleme damit. Bis mir im dritten Sommer endlich einfiel, daß ich ihr ja nie gezeigt hatte, wie man unter Wasser ausatmet (komisch, bei Menschenkindern habe ich das noch nie vergessen...).

Den Trick hat sie ganz begeistert nachgemacht, und kam dann "im Tiefen" schlagartig vielleicht doppelt so weit — ohne sich zu verschlucken!
Halt mich fern von der Weisheit, die nicht weint, der Philosophie, die nicht lacht,
und der Größe, die sich nicht vor Kindern verbeugt.


Gibran Khalil Gibran, "Handful of Beach Sand"
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