Pferd sieht keinen Sinn Auszureiten

Moderator: Keshia

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Hina_DK
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Re: Pferd sieht keinen Sinn Auszureiten

Beitrag von Hina_DK »

foxy48, ich glaube, das ist wirklich ein sehr entscheidender Punkt. Bei uns spielt das z.B. ganz sicher eine große Rolle. Wir haben nur wenige Möglichkeiten, das meiste sind lanweilige schnurgerade Aspalt- oder Schotterwege, kein Wald und eigentlich ätzend langweilig. Ich bin immer froh, wenn wir nach der Ernte einfach querfeldein über die Felder und Wiesen und über die Hügel reiten dürfen, da kommt auch bei meinen Reddi mehr Motivation ins Pferd :).
Viele Grüße
Hina

Probiers mal mit Gemütlichkeit
bine_mn
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Re: Pferd sieht keinen Sinn Auszureiten

Beitrag von bine_mn »

Hi.
Wenn Dein Pferd Spazieren gehen gerne mag, auch wegen den Graspausen, dann bau das doch in das Ausreiten mit ein.
Wenn bei uns die Weidesaison zu Ende ist und auf den Weiden halt auch nix mehr drauf ist, sind für meine Ponys die Ausflüge zum Gras auch echte Highlights. Ich verbinde dann Ausreiten, Spazieren und Grasen miteinander. Man hat ja auch die näheren Grasstellen irgendwann abgegrast und um im tiefsten Winter noch sattes Grün zu finden, müssen wir immer weiter raus. Ich mache dann so Touren von knapp 2 Std., wo ich anfangs reite (wegen Straße, ca. 30 Min. Schritt) und dann ab dem Feldweg spaziere (ca. 20 Min. Schritt) und dann kommt am entferntesten Punkt vom Stall eine Graspause (ca. 30 Min.) und dann Rückweg wieder spazieren + reiten (20-30 Min.). Meine Ponys (19 + 27) sind ja beides Rentner und so eine Tour ist schon ne Strecke für die (würde ich auch durchgehend nicht reiten). Aber die wissen eigentlich, dass wir immer irgendwo weit weg anhalten und sie dann Pause bekommen (kennen auch die Stellen!). Die sind dadurch auch total motiviert und übereifrig. Ich sehe das einfach als Belohnung an und ich finde die Pause dann auch wichtig (die beiden sind halt auch nicht mehr so 100% fit). Ich lasse sie auch dann oft so lange Grasen bis der Heißhunger gestillt ist (30-60 Min.). Ich nehme mir meist Putzzeug mit und putze dann halt währenddessen (die Zeit kann man vorher dann sparen) oder rufe mal meine Mutter an, die sich auch über ein längeres Telefonat freut. Oder man trifft Leute mit Hunden oder Nachbarn aus dem Dorf zum Quatschen. Die Zeit geht schon irgendwie rum!

Meine Stute ist übrigens ihr Leben lang schon immer am liebsten in der Halle geritten worden anstatt draußen. Sie konnte in der Halle ihre Lektionen abspulen ohne groß Stress oder Aufregung zu haben. Draußen im Gelände gibt es eben Gefahren und Sachen, die Angst machen und die schützende Herde ist nicht dabei und und und... Meine Ponys sind absolute Lebensversicherungen im Gelände und scheuen nahezu nie, bei Nichts, aber innerlich muss es doch aufreibend sein für sie und vielleicht ist es das Ungewisse, weil sie nie genau wissen, wohin es geht und wer da wieder seinen Müll hingeschmissen hat und welches Tier da den Weg kreuzt. In der Halle ist es alles bekannt und die Halle gibt Sicherheit.

Jetzt sind wir in einem Stall seit 1,5 Jahren ohne Halle/Platz und wir müssen also raus. Da haben sie sich gut dran gewöhnt und Rausgehen ist halt jetzt die einzige Alternative zum Paddock :) Wenn ich Omi schon ausgehfertig habe und den Wallach noch sattel, geht sie sogar schon vor und stellt sich vors Grundstückstor und wartet darauf, dass es losgeht.

Gruß Sabine
milli
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Re: Pferd sieht keinen Sinn Auszureiten

Beitrag von milli »

@piebald
du hast schon recht. und ich bin ein sehr selbstkritischer mensch, der in alle richtungen denkt und du darfst mir glauben, dass
ich mich schon oft gefragt habe, ob mein pferd mich spiegelt. aber ich glaube das nicht. denn mein pferd hat ja auch ein eigenleben.
er ist nicht nur bei der arbeit ein ganz ruhiger sondern auch in den restlichen 23 h, in denen ich nicht da bin.
und er war schon immer so. ich habe ja geschrieben, dass ich bereits nach 2 wochen als ich ihn gekauft hatte, den ta da hatte, weil ich
mir sicher war, dass mit diesem pferd etwas nicht stimmt. und während dieser ersten beiden wochen hatte ich kaum was mit ihm zu tun, außer
dass ich ihn von der koppel geholt habe.
er war auch schon 5 monate weg in beritt. null kontakt zu mir. und er war kein anderer.
ich bin früher nur springpferde geritten und war auf turnieren aktiv. nie war ein pferd unter mir soooo ruhig.ich kannte bis dahin nur gehfreudige
und leistungsbereite pferde.
deshalb konnte ich auch nicht glauben, dass dieses pferd gesund ist. sehr lange habe ich danach gesucht wo der haken ist. ein chriopraktiker sagte mal:
er kommt mir vor, als würde er im falschen körper stecken ;-). er hat viele therapeuten gesehen. der große haken wurde nie gefunden. er hatte immer die eine oder
andere blockade aber nie so, dass einer gesagt hätte, dass er nicht normal belastbar wäre.
ich kenne ihn nur fast drei jahre und bin mir nun ziemlich sicher, dass es tatsächlich seine natur ist. nicht nur ich sehe ihn so, auch die anderen
miteinsteller.

zur akademischen reitkunst:
danke hina, dass du das schon so schön erklärt und tolle worte gefunden hast. ich habe mich für diese reitweise entschieden, dass die ar eine tolle
möglichkeit ist, sein pferd gesund zu gymnastizieren und es auf seinen job als reitpferd sinnvoll vozubereiten. es ist aber schon richtig, dass die
pferde dort i.d.r sehr ruhig gearbeitet werden. für meinen eh schon so ruhigen kerl vielleicht nicht immer von vorteil. deshalb ist es mir auch so
wichtig ihm ein kontrastprogramm zu bieten. deshalb will ich ja mit ihm raus, damit er auch einfach mal nur laufen kann. aber das will er ja nicht....

er hat aber bei k.s. wo er zur schiefentherapie auch eine andere reitweise kennengelernt. seine bewegungsfreude war da aber nicht größer.

@foxy: ja, neues gelände findet er interessanter. auch wenn wir auf einem kurs sind, ist er ein neues pferd. neue umgebung. alles aufregend. ich erkenne ihn
kaum wieder. allerdings bin ich nicht wirklich mobil mit meinem pferd, so dass ich zum ausreiten nicht wegfahren kann. die anfangswege sind da leider
meist die gleichen. erst wenn man länger unterwegs ist, kann man mehr variieren.

fühligkeit:
das könnte auch noch ein thema sein. er war ja immer barhuf. aber trotz hufschuhen immer noch leicht fühlig auf unseren steinigen wegen. er ist jetzt vorne
beschlagen. hinten noch schuhe. vielleicht benötigt er tatsächlich einen komplettbeschlag.
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Heupferdchen
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Re: Pferd sieht keinen Sinn Auszureiten

Beitrag von Heupferdchen »

:patsch: Ach milli, jetzt erinnere ich mich -
ein großer, süßer, aber recht ungelenker Brauner, der lange Schwierigkeiten hatte, an der Longe zu galoppieren, oder? Und eine sehr engagierte, alles richtig machen wollende Besi?

Ich könnte mir schon vorstellen, dass euch 'geradeaus und ins Gelände' gut tun würde. Hast du nicht Mitreiter, die als 'Zugpferde' fungieren können? Laufen in der Gruppe macht den meisten Pferden deutlich mehr Spaß.

Meiner lief, als er Hufprobleme hatte, ein paar Monate wie mit angezogener Handbremse. Der Hufzustand war gut, die Sohle dick, die Sohlenwölbung nahezu perfekt, der ganze Huf vielleicht etwas kurz. Dann der Duplo-Beschlag - und von einem Tag auf den andern lief der wieder vorwärts.
milli
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Re: Pferd sieht keinen Sinn Auszureiten

Beitrag von milli »

@heupferdchen
ja ja, das müssten wir sein :-D
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tara
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Re: Pferd sieht keinen Sinn Auszureiten

Beitrag von tara »

ich kannte mal einen jungen Friesen (3), der für meine begriffe immer zu langsam unterwegs war, gerade als junges Pferd. Da gab es NIE einen Satz, ein Hupfen oder sonst eine Temperamentsäußerung. Die Besi lies ihn gewähren. Nach Jahren, ich glaube er war 10, stellte sich heraus, daß er einen massiven unentdeckten Herzfehler hatte. Dieses Pferd hat einfach nie schneller gekonnt. Hätte die Besi ihn gefordert, wäre er sicher schon viel eher umgekippt.
Liebe Grüße
tara
☮️ 🇺🇦 🇮🇱

Ändere deine Einstellung zu den Menschen, und die Menschen ändern ihre Einstellung zu dir.
Samy Molcho



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milli
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Re: Pferd sieht keinen Sinn Auszureiten

Beitrag von milli »

zugpferde haben wir. aber er lässt die gerne ziehen ;-). nur wenn einer von hinten überholen will, dann wird er grantig...
ich versuchs nun mal mit dem flachland. nicht so anstrengend und die weite motiviert eher zum laufen. mal gucken ob ich seine endorphine rauskitzeln kann :galopp:
ich weiß auch, dass ich nicht alles richtig machen kann und fehler gehören dazu. aber ne schöne zeit mit ihm zu haben, ist mir einfach wichtig!!!
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kolyma
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Re: Pferd sieht keinen Sinn Auszureiten

Beitrag von kolyma »

Ich glaube auch, du redest dir ein, dass dein Pferd so ein Schluffi ist. Das ist wie eine selbsterfüllende Prophezeihung. Sei doch mal ein bisschen egoistischer. Sag - ich will Spass im Gelände haben - wir gehen jetzt ausreiten! Und zwar in Schritt, Trab und Galopp. Und wenn wir galoppieren freu ich mich ganz arg, juchze und feure ihn mal so richtig an - mir egal ob er Spass hat oder nicht - ICH werde auf alle Fälle Spass haben.

Davon wird er sicher nicht depressiv werden. Im Gegenteil - vielleicht kannst du ihn mit deiner Begeisterung auch anstecken. Pferde mögen gerne ihren Besitzern gefallen. Und wenn er deine Freude spürt, freut er sich sicher mit. Vielleicht ist er auch nur so dröge, weil du das von ihm erwartest. Du sagst ja selbst, dass er nach dem Motto lebt: Probiers mal mit Gemütlichkeit - das ist ein Stempel den du ihm aufgedrückt hast und er verhält sich entsprechend deinen Erwartungen.

Das ist im Leben übrigens oft der Fall. Unsere Vorurteile formen unser Weltbild. Versuche mal deine Sichtweise zu ändern und ihm die Möglichkeit zu geben andere Facetten an sich zu entdecken.

Ich bin überhaupt nicht der Esotheriker - aber es stimmt. Die Dinge sind meist so, wie wir sie sehen. Das hat aber oft gar nichts mit der Realität zu tun.
Schmeiß mal deine Superbesi über Bord und mach was dir Spass macht. Damit hemmst du nämlich nicht nur dich sondern auch dein Pferd.

Bezüglich AR - da hab ich wenig Ahnung von, ich reite klassisch. Aber man muss seinen Reitstil schon auch seinem Pferd anpassen. Meiner braucht auch viel Vorwärts. Er muss erst mal zwanzig Minuten auf Toren gebracht werden bevor ich ihn wirklich an den Zügel reiten kann - sonst stirbt er mir ab. Wenn ich nach dem Aufwärmen mit Volten anfangen würde (beispielsweise) würde ich jegliches vorwärts im Keim ersticken. Auch Langzügel darf ich nicht zu oft machen - das bremst ihn aus. Gerade junge Pferde müssen gut vorwärts gearbeitet werden, sonst erstickt ihr Ausdruck, ihre Körperspannung und sie können ihre Gänge nicht ordentlich ausbilden. Nach dem Vorwärts kann man dann sicher seine Übungen machen, die man in dieser Reitweise halt so macht. Aber erst mal muss das Pferd wach sein.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

leidenschaftliche Pferdefotografie: https://www.facebook.com/melanie.viereckel.photography
ehem User

Re: Pferd sieht keinen Sinn Auszureiten

Beitrag von ehem User »

Ich habe jetzt nicht alle Beiträge im einzelnen gelesen, wenn ich was doppelt poste, dann sorry.

Du hast den TA bereits da gehabt, richtig? Was genau ist da gemacht worden?

Meine Stute war im letzten Jahr auch sehr träge. Ich habe mir dann von einer THP einen auf ihren Trainingsplan abgestimmten Futterplan erstellen lassen, seitdem ist es wesentlich besser geworden. Ihr fehlte schlicht die Energie, um aktiv und motiviert mitzuarbeiten. Deiner ist ja noch recht jung, noch in der Entwicklung. Kann es u.U. auch ein Energiedefizit sein? Nicht falsch verstehen, ich sage nicht, dass er zuwenig bekommt, aber Wachstum und Muskelaufbau können auch sehr anstrengend sein.

Vielleicht findet er die Umgebung aber tatsächlich einfach furchtbar öde und seinen Job in der Herde wesentlich wichtiger.
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foxy48
Remonte
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Re: Pferd sieht keinen Sinn Auszureiten

Beitrag von foxy48 »

Noch so ein Gedanke, der mir gekommen ist:
bist du ein Mensch mit hohem oder eher niedrigem Muskeltonus?

Für eines meiner Pferde hatte ich eine Reitbeteiligung, die in meinen Augen eigentlich schön weich im Sattel mitschwang. Allerdings war das Pferd da oft so träge, dass ich manchmal eine Erkrankung befürchtete und, um das beurteilen zu können, selbst in den Sattel stieg. Und siehe da: mein "krankes" Pferd wirkte auf einmal wieder völlig wach und gesund und schritt flott vorwärts.

Ich will damit nicht sagen, dass ich eine so tolle Reiterin bin - eine hohe Körperspannung kann bei einem sehr blütigen Pferd genau falsch sein - aber die Kombi schaukelnd-schwingender Reiter wirkte offensichtlich sehr einschläfernd auf das Pferd.

Achte doch mal drauf: "trägst du dich selber", wenn du im Sattel sitzt oder lässt du dich tragen?
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