2 jährige Stute - was ist altersgerecht? -

Moderator: Sheitana

ehem User

Re: 2 jährige Stute - was ist altersgerecht? -

Beitrag von ehem User »

Das sehe ich nicht so, dass sie schon viel zu viel kann. In der Herde müssen die Kleinen auch schon so einiges lernen, warum also nicht im Zusammenspiel mit den Menschen.
Absolute Kriterien udn Altersgrenzen/Tabus sehe ich da sowieso wenige. Viel mehr würde ich auf´s Individuum gucken. Alles was Spaß macht und spielerisch ist und nicht ins Zwanghafte ausartet ist mMn erlaubt. Die meisten Pferdeleben und wachsen mMn sowieso in einer viel zu reizarmen Umgebung auf. Lass Dich von ihr inspierieren und höre auf sie und auf Dein Gefühl, was sich im Zusammenspiel mit ihr gut und freudvoll anfühlt. Serafin wollte mit einem dreiviertel Jahr unbedingt mit den Vorderbeinen aufs Podest, also habe ich ihn gelassen und er hat dabei spielerisch gelernt, meine Körpersprache in dieser Situation zu lesen. Andere Dinge kamen viel später dran bzw er kann sie jetzt mit 4 immernoch nicht. So what? :nix: Er ist glücklich und ich bin es auch.
Das Wort "Bodenarbeit" klingt mir inzwischen auch viel zu bierernst und hängt mMn auch viel zu hoch. Das Pferd am Leitseil bewegen lernen, das Zusammenspiel von Deiner Körpersprache und der Reaktion des Pferdes erspielen kann so viel Spaß machen, dass es mit "Bodenarbeit" nicht gut beschrieben ist. Man kann spielerisch zusammen Bahnfiguren laufen, über Planen und Cavalettis klettern, Richtungswechsel machen, das Pferd um sich herum kreisen lassen, Tempo- und Gangwechsel erspielen. Trotzdem lernt ihr beide dabei ungeheuer viel und es ist eine schöne Beschäftigung.
ehem User

Re: 2 jährige Stute - was ist altersgerecht? -

Beitrag von ehem User »

Also das sie viel zu viel kann würde ich nun auch nicht sagen!
Sie lässt sich mit knapp zwei Jahren anbinden und putzen, ist schmiedefromm und lässt sich führen. Weicht rückwärts wenn ich es von ihr verlange, weil sie mir beim füttern zu frech wird und mehr ist es ja nicht.
Ich meine, sie ist immerhin 2 und so die Grundsachen muss sie meines Erachtens schon können.
95% der Zeit verbringen wir mir Quatsch machen und kuscheln, wenn ich mal einmal die Woche für 20 Minuten ihre Aufmerksamkeit fordere dann ist das schon viel.

Ich denke auch das ich spielerisch die gelernten Sachen festigen werde, mal ein Spaziergang mit ihr und den anderen machen, mal ein bisschen über Stangen klettern und evtl. mal ne Plane spielerisch mit einbauen!
Ansonsten darf sie auf jeden Fall bis sie drei ist Kind sein und Quatsch machen / evtl. ja auch noch etwas länger .

Ich bin ja schon froh, das die Kleine am vollen Leben bei uns teilnimmt. Heißt das sie mit vielen Reizen konfrontiert wird: sprich Hunde, fremde Menschen, laute Trecker, Motorräder, laute Musik (weil wir auch Partys in der Nähe vom Stall feiern), Schüsse der Jäger die im Wald sind, laute Nachbarskinder, sowie Feuerwerk und andere Knallereien :clap:
Das lernt sie so alles nebenbei ;)
ehem User

Re: 2 jährige Stute - was ist altersgerecht? -

Beitrag von ehem User »

Aber vielen Dank an euch alle für eure lieben Antworten, Tips und Meinungen
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Sheitana
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Re: 2 jährige Stute - was ist altersgerecht? -

Beitrag von Sheitana »

Ich finde die Frage ist immer wie man das macht.

Alles was du beschreibst konnte meine Stute auch schon relativ früh. Ich würde ein so junges Pferd dafür nur nicht aus der Herde nehmen, das passiert im Alltag und muss meiner Meinung nicht in extra "Einheiten" geübt werden.
Bis sie 3,5 Jahre war gabs es keine einzige "Trainingsstunde" wo ich mit ihr explizit etwas geübt hätte.

Allerdings scheiden sich dahingehend ja eher die Geister, was richtig und falsch ist... ;-)
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kolyma
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Re: 2 jährige Stute - was ist altersgerecht? -

Beitrag von kolyma »

Ich denke auch, dass du das eigentlich sehr gut machst.
Ich vertrete die Meinung, dass man damals schon wusste, warum man die Pferde bis sie drei Jahre alt waren in Ruhe gelassen hat und nur die Grundsachen verlangt hat.
Wäre es anders hätte man auch damals schon die Pferde viel früher eingesetzt - denn: Zeit ist nun mal Geld. Aber offenbar hat sich heraus gestellt, dass das frühe Arbeiten von Pferden kontraproduktiv ist. Und man hat herausgefunden, dass die körperliche und geistige Entwicklung stabilere, gesündere und geistig klarere Pferde hervor bringt, wenn man die Pferde in Ruhe aufwachsen lässt.

Bedenkt man, dass ein Pferd an die 30 Jahre alt werden kann, sind doch drei Jahre nur ein Wimpernschlag. Ich frage mich auch, warum man unbedingt mit zweijährigen Pferden arbeiten muss. Es ist nicht nötig. Ich glaube das liegt viel mehr im Wunsch des Besitzers begründet etwas machen zu wollen. Weil jetzt hat man schließlich ein Pferd, jetzt will man auch was davon haben. Aber nötig hat so ein Pferd Arbeitseinheiten mit dem Menschen nicht. Das reicht, wenn sie es mit drei lernen. Wäre ja so, wie wenn man nem dreijährigen Kind bereits lesen und schreiben beibringt. Natürlich kann man das machen - aber mit welchem Erfolg und was bringt es wirklich? Man weiß, dass diese früh geförderten Kinder nicht besser lernen als Kinder, die später anfangen. Das Gegenteil ist oft der Fall - sie sind nervöser und schnell überfordert. Der Trend der Frühförderung kehrt sich Gott sei Dank langsam um. Ich finde, da kann man durchaus Parallelen ziehen.

Und für mich ist alles Arbeit wo man vom Pferd Aufmerksamkeit und Konzentration verlangt. Schon stillstehen ist Arbeit.

Zu uns kam vor einem Jahr ein junger Württemberger Wallach mit Springpotential. Er war drei Jahre alt und war die drei Jahre komplett auf der Fohlenweide beim Züchter. Die Besis sind alle viertel Jahre mal hin gefahren um zu kucken. Fohlen-ABC hat hauptsächlich der Züchter gemacht und ist im täglichen Umgang entstanden. Ansonsten durfte er seine Zeit auf der Koppel verbringen.
Das ganze Jahr über haben die Besis jetzt angefangen was mit ihm zu machen. Das erste halbe Jahr bestand daraus, dass sie zwei Mal die Woche mit ihm um den Hof gelaufen sind (etwa 2 Kilometer), im Spätsommer kamen Ausritte als Handpferd dazu und seit einigen Monaten läuft er an der Longe. Das Pferd ist mittlerweile vier und sowas von klar im Kopf, neugierig und bemüht. Drei Jahre gar nix tun haben dem Pferd auf gar keinen Fall geschadet. Ich würde sogar sagen - ganz im Gegenteil.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


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Berry
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Re: 2 jährige Stute - was ist altersgerecht? -

Beitrag von Berry »

Doch, ich bin schon der Meinung, dass das für ein zweijähriges Pferd zu viel ist...
Wieso sollte ein zweijähriges Pferd alleine am Putzplatz stillstehen können, sogar für länger? Das ist etwas, was ich noch nicht mal von meinem 4jährigen verlange bzw. er lernt es grade langsam...
Wozu braucht ein zweijähriges Pferd Platzarbeit (auch nur ein bisschen)? Es braucht nur Weide mit anderen Pferden...
Dass es beim Spazierengehen nicht so klappt ist für mich ein Zeichen, dass das Pferd überfordert ist damit...

Mein Jungpferd war über 3 Jahre auf der Jungpferdeweide, hat in der Zeit gar nichts gelernt, weil Menschen nur von außen kontrolliert haben, dass alles in Ordnung ist. Und er ist, wie kolyma auch schreibt, völlig klar im Kopf, das coolste Pferd, dass ich je hatte. Er ist eifrig bei der Sache, wenn wir was neues lernen und ich habe in dem Alter (4) auch kein schlechtes Gewissen, etwas von ihm zu verlangen oder Übungen mehrmals zu wiederholen.
Ursprünglich eigenen Sinn lass dir nicht rauben! Woran die Menge glaubt, ist leicht zu glauben.
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ehem User

Re: 2 jährige Stute - was ist altersgerecht? -

Beitrag von ehem User »

Ich bin auch der Meinung, dass man nur das nötigste machen soll mit einem Jungpferd. Aber was ist das Nötigste? Ich denke, Isi_Luca war bis anhin so falsch nicht unterwegs.

Was denkt ihr, wie FROH ich war, dass die Züchterin mit meinem auch Dinge wie angebundenes Stehen am Putzplatz (in Verbindung mit Hufe machen) geübt hatte, als der Zwerg dann X Klinikaufenthalte und zwei Operationen am Huf über sich ergehen lassen musste?!

Ich finde mit solchen Eventualitäten soll und muss man rechnen.

Ansonsten stand aber meiner auch auf der Weide, ich besuchte ihn einmal monatlich und bis auf das Hufemachen, einen seltenen Spaziergang mit mir und ein klein wenig clickern, durfte er einfach nur aufwachsen bis 4.5jährig.
ehem User

Re: 2 jährige Stute - was ist altersgerecht? -

Beitrag von ehem User »

Berry hat geschrieben:Wieso sollte ein zweijähriges Pferd alleine am Putzplatz stillstehen können, sogar für länger?

Weil sie das Aufgrund ihrer schweren Verletzung leider lernen musste.
Natürlich ist es schön wenn das Leben eines jungen Pferdes optimal verläuft! Leider war das bei uns nicht so, weil sie sich mit knapp einem Jahr eine schwere Verletzung am rechten Hinterbein zugezogen hatte.
Also musste sie LEIDER schnell lernen still zu stehen und das auch leider noch alleine in einer Box für 3 Wochen in einer Tierklinik :heul: :heul: :heul: :why:
und DAS zog sich dann selbstverständlich noch eine Weile hin und immer wieder musste sie LEIDER alleine still und ohne ein anderes Pferd beim Verbandswechsel stehen.
Und nun ist es einfach so, das dieses Pferdchen mit ihren zwei Jahren von ganz allein vom Paddok runter zum Stall kommt und dort auch unangebunden lange allein bei mir steht.



Dass es beim Spazierengehen nicht so klappt ist für mich ein Zeichen, dass das Pferd überfordert ist damit...

und DA gebe ich dir vollkommen recht. Aber jeder macht nunmal Fehler.
Sie ist mein erstes Jungpferd und deshalb meine Frage. Ja es war vermutlich ein Fehler - den ich nun aber nicht wieder machen werde.

Und zum Thema Jungpferdeweide:
Diese Möglichkeit mit einer reinen Jungpferdeweide bot sich mir leider nicht. Der Versuch sie zu einem Spielkameraden zu stellen ging mit der Verltzung schief und ab da entschied ich dann sie bei mir zu lassen. So steht sie nun in IHRER Herde. Bei ihrer Mutter und meinem 24 jährigen Isi. Sie putzen sich alle gegenseitig und Spielen und so wie es den anschein macht ist sie damit auch sehr glücklich !!
Ich hätte mir ihr Leben bisher auch gern anders vorgestellt, und es tut weh wenn ich an Anfang letztes Jahr denke. Aber ich kann es nun nicht mehr ändern und so muss ich NUN das beste draus machen.
Darum erkundige ich mich auch und frage nach Rat, damit sie nun eine schöne Kindheit hat
ehem User

Re: 2 jährige Stute - was ist altersgerecht? -

Beitrag von ehem User »

Ich werde nun einfach einen Gang zurück schalten !! Keine "Bodenarbeit" mehr und auch keine Spaziergänge !!
Im Sommer geht es auf die Sommerweide - da heißt es spielen, Spaß und Action ;)

Ich danke euch für die Klaren Worte - Wenn man keine wirkliche Ahnung hat schießt man ja doch mal gern über sein Ziel hinaus und muss gebremst werden !!
Vor allem dann, wenn man von so vielen Seiten hört: "Du musst ihr frühzeitig RESPEKT beibringen, sonst tanzt sie dir auf der Nase rum - du musst das, du muss jenes, sonst wird das später nichts !!"
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Sheitana
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Re: 2 jährige Stute - was ist altersgerecht? -

Beitrag von Sheitana »

In eine reine Jungpferdeherde würde ich meine Jungpferde auch niemals stellen. Dann lieber ältere Pferde dabei.
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