Brauchen Pferde Menschen...

Moderator: Keshia

Abendsonne

Brauchen Pferde Menschen...

Beitrag von Abendsonne »

... die nicht "Futtergeber Nummer 1 sind"??

Sprich, wie ist es wohl für ein Pferd, wenn seine Besitzerin (weiß ein Pferd eigentlich, zu wem es "gehört") nicht regelmäßig vorbei kommt.
Ihr lest jetzt schon, hier schreibe ich über mein schlechtes Gewissen, dass sich oft dann bei mir einschleicht, wenn ich mal wieder eine Woche voller Termine hatte und unter der Woche rein gar nicht zu meinem Pferd gekommen bin.
Klar, versorgt ist meine Stute ja rund um die Uhr. Tags Koppelgang und Nachts die Box mit Futter.
Aber mit Streicheleinheiten und Flüstereien ins Pferdeohr ist es nicht "versorgt".

Heute sind die 2 Miteinstellerinnen ausgeritten und meine Stute war wohl allein zuhaus. Ich weiß, dass sie sich dann aufregt. :?: :?: Wie ist das wohl, ist nach so einem Tag das Pferd froh, wenn Frauli dann am nächsten Tag was mit ihm macht, oder ist es Pferden schlichtweg egal, hauptsache die Herdengenossen sind wieder da??

Denkt ein Pferd "ganz nett, dass die was mit mir macht (Besitzer), aber hauptsache ich bekomm mein Futter"??????? Sprich sind wir Besitzerinnen (diejenigen die nicht selber füttern und die Pferde regelm. rein und rausbringen) schlichtweg nicht so wichtig?

:roll: Komische Diskusion hier, aber ich stelle diese Fragen trotzdem. :roll:
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Schattenstern
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Re: Brauchen Pferde Menschen...

Beitrag von Schattenstern »

Also ich muss sagen schon nach zwei Monaten merke ich: Bilbo freut sich wenn ich komme und was mit ihm mache. Mehr als wenn mein Freund ihn bewegt. Er ist aber auch ein besonders Menschenbezogenes Exemplar, meine ehemalige RB war da nicht so, der wars egal ob sie bespaßt wurde oder nicht, hauptsache sie durfte raus und hatte genug zu fressen. Ich glaube da gibt es so Pferde und so Pferde...
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Sky4ever
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Re: Brauchen Pferde Menschen...

Beitrag von Sky4ever »

Ich glaube schon, dass meine Ponys sich über meine Anwesenheit freuen, und dass meine Streicheleinheiten für sie wichtig sind, auch wenn sie sonst bestens versorgt werden. Insofern schätzen meine Pferde bestimmt mein Dasein bei ihnen.

Meine Frage, die ich mir diesbezüglich immer stelle, geht mehr in die Richtung "Denken Pferde an uns, wenn wir gerade nicht da sind?" Sind sie also dazu in der Lage, über etwas nachzudenken, was gerade nicht aktuell vor ihnen steht?
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WaldSuse
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Re: Brauchen Pferde Menschen...

Beitrag von WaldSuse »

Ja,das frage ich mich auch manchmal...mein Pferd ist nicht der Typ für Gefühlsausbrüche,also freudig wiehernd im Galopp auf mich zu,das gibts bei ihm nicht,das ist nicht er.Er kommt auch selten von sich aus auf mich zu, und wenn,dann nur ein paar Schritte.
Aber,er senkt dann seinen Kopf und atmet mir sanft ins Gesicht.Er kennt mich,er er-kennt mich.Nicht bloß ein Futter gebendes Zweibein,nein,MICH.Er kennt meine Stimme,er kennt meinen Geruch,er kennt vielleicht sogar mein Gesicht.
Ich bin ein Teil seines jetzigen Lebens.Ob er mich vermißt,wenn ich mal keine Zeit für ihn habe,weiß ich nicht,ich denke aber eher nicht.Wir sind verbunden.Ich weiß,nicht alle hier halten von der TK was,aber für mich sind wir immer verbunden.
Wenn wir Menschen nicht wären,wer würde sie dann lieben? Wenn wir Menschen nicht wären,wer würde dann ihre Schönheit bewundern?
Ich rede jetzt natürlich nur von den Menschen,für die ihre Pferde auch ihre Freunde sind und keine Sportgeräte.
Nicht müde werden,
sondern,
dem Wunder leise,
wie einem Vogel,
die Hand hin halten.
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Hina_DK
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Re: Brauchen Pferde Menschen...

Beitrag von Hina_DK »

Viele Pferde mögen es, wenn ihr Besi kommt, ihre Nase krault oder eben was mit ihnen macht. Angewiesen sind sie aber nicht auf uns, sie sind auf ihre Herde angewiesen, sie sind auf ihr Futter angewiesen, sie sind drauf angewiesen, sich überhaupt bewegen zu dürfen. Wir sind im Grunde die sehr nette Abwechslung in ihrem Leben, auf die sie aber durchaus auch verzichten können. Im Alltag werden sie sicher kaum an uns denken, Pferde leben immer im Jetzt, sie leben nicht im Gestern und sie leben nicht im Morgen aber wenn wir mal für länger abhanden kommen, werden sie uns natürlich trotzdem wiedererkennen. Pferde lernen ja schließlich nicht nur einen Reiter zu tragen, sondern sie lernen ihn auch kennen und Pferde haben ein sehr gutes Gedächtnis. Wie beeindruckend wir für sie sind oder waren, das kannn wiederum recht unterschiedlich sein. Für viele Pferde denke ich, sind ihre Besis gute Freunde geworden.

Wenn Du nicht ständig anwesend sein kannst, würde ich mich trotzdem nicht grämen, das würde ich, wenn ich wüsste, die Grundbedürfnisse des Pferdes sind nicht erfüllt. Aber so lange es gut in seiner Herde aufgehoben ist und vernünftig versorgt ist, trotzdem ausreichend Bewegung hat, ist das Leben Deines Pferdes durchaus auch ohne Dich ganz in Ordnung :). Es gibt nur sehr sehr wenige Pferde, die sich so stark an ihren Besi binden, dass sie nicht ohne ihn leben können, in Depressionen verfallen, wenn er länger nicht da ist oder gar das Fressen einstellen. Oft sind das Pferde, die eher sehr isoliert und übermäßig auf den Menschen geprägt gehalten werden, ohne ausreichend soziale Kontakte zu Artgenossen.

Ach so, ein Pferd weiß eigentlich in dem Sinne nicht direkt, zu wem es gehört, es weiß aber, wer mit ihm zu tun hat, kennt seine Bezugspersonen und wen es mag und wen nicht. Dass wir und nicht evtl. der Stallbesi als Futtergeber es gekauft haben, das weiß es natürlich nicht, dazu müsste es ja unser Besitzdenken verstehen. Vielleicht ist es auch gut so, dass sie das so nicht verstehen können, denn irgendwie ist es ein blöder Gedanken, dass man sich seinen Freund kaufen musste.
Viele Grüße
Hina

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Rennfisch
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Re: Brauchen Pferde Menschen...

Beitrag von Rennfisch »

Hinas Meinung muss ich nicht viel hinzufügen, sie deckt sich ziemlich mit meiner. Ich würde mir Sorgen machen, wenn mein Pferd mich BRAUCHEN würde, damit es ihm emotional gut geht. Sich freuen, wenn ich auftauche, weil es dann Action gibt, das fände ich nett. Meistens freut er sich über die Leckerli, und ich könnte seiner Meinung nach ruhig wieder gehen :roll:

Zum letzten Absatz hätte ich auch ganz genau die gleiche Meinung, wenn mir da nicht mit meinem eigenen Pferd etwas passiert wäre. Ich hatte ihn keine Woche gekauft- gekannt haben wir uns vorher schon, ich bin ein paarmal mit ihm geritten- da war ein Kurs bei uns am Stall, an dem wir teilgenommen haben. Viel zu früh, aber ja :roll: Die Kursleiterin wollte mit Funky etwas vorführen, nimmt ihn mir ab, und zu meinem totalen Erstaunen (bis heute) hat er total irritiert gewirkt und sich ständig nach mir umgesehen :-e Das war noch eine Weile so, hat jemand anders als ich in meinem Beisein mit ihm gearbeitet, hat er dauernd in meine Richtung geschaut. Jetzt macht er das nicht mehr. Keine Ahnung... :nix:
:aquarium2:
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Hina_DK
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Re: Brauchen Pferde Menschen...

Beitrag von Hina_DK »

So ähnlich gings mir auch mit Reddi. Es war ja nie beabsichtigt, dass noch ein Isi dazu kommt. Drei Pferde sollten eigentlich genug sein. Da aber keins zu der Zeit reitbar war, durfte ich ihn reiten. Er stand ja auf dem Nachbarhof im Beritt aber die Bereiterin ist nicht mit ihm warmgeworden und war froh, dass sie eine "Doofe" für das Training mit ihm gefunden hatte. Der Besi war es vollkommen egal, wer sich mit ihm ärgert, er war für sie eh keine Freude. Aber Reddi und ich, da war gleich eine ganz feste Bindung da. Als er dann viele Wochen später verkauft werden sollte, kamen etliche Problereiter. Ich hatte "meinem" Reddi aber eingeschärft, sich ganz schlecht zu benehmen, damit wir noch eine Weile länger zusammen sein können und der hat das wirklich gemacht. Die Leute haben sich an den Kopf gefasst, was das für ein Pferd ist. Nur ein Mann, ein blutiger Reitanfänger, da war Reddi sehr freundlich, weil er ihn nicht verschrecken wollte aber seine Frau war strickt dagegen, ihn zu kaufen, als sie es dann auch versuchte ;). Reddi benahm sich so lange so unmöglich zu Jedermann, bis meine Familie klein beigab und Reddi bei uns einzog, seitdem ist er auch zu anderen Menschen wieder nett :lol:. Es gibt Pferde, die sich ihre Besis ganz gezielt aussuchen aber ich glaube nicht, dass die dann wie die Kletten an einem hängen und nicht mehr ohne einen leben können. Jedenfalls habe ich bei Reddi nicht das Gefühl, der hat auch genug ohne mich zu tun als Herdenchef und es gibt Tage, da hat er auch einfach keine Zeit für mich.
Viele Grüße
Hina

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Nelchen
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Re: Brauchen Pferde Menschen...

Beitrag von Nelchen »

Wenn man bedenkt, dass die Pferde, die im Leben grad bei einem sind, nicht ohne Grund da sind, wenn man davon ausgeht, dass die Pferde kein Bündel Instikte sind, sondern ebenfalls beseelt, wie wir. Warum bekennt man ihnen ab, ebenfalls zu lieben wie wir?
Ich habe eigene und EInstellpferde um mich gesellt und jedes einzelne kennt "seinen" Menschen. Und obwohl ich die EInstellpferde auch mit Streicheleinheiten "beglücke", wissen sie ganz genau, wenn ihre Menschen kommen. Die EInen freuen sich und erwarten sie und Andere sind froh, wenn keiner kommt. :roll:
Und ich lüge nicht, wenn ich behaupte, dass sie sogar nachfragen, wenn lange keiner kommt.
Vorteilhaft ist, wenn man es versteht. ;) Vielleicht stellt sich das schlechte Gewissen gar als ferner Ruf heraus! :mrgreen:
LG Katrin

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Hina_DK
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Re: Brauchen Pferde Menschen...

Beitrag von Hina_DK »

Aber erkennen wir ihnen das denn wirklich ab ? Mags vielleicht geben aber ein Pferd als unbeselt zu empfinden, da muss man schon selbst ziemlich unbeselt sein ;). Aber die Verbindung, die wir zueinander haben, führt ja nicht zwangsläufig dazu, dass wir permanent und regelmäßig zusammen sein müssen, sind wir oftmals ja mit unseren allerbesten Freunden auch nicht, nichtmal immer mit der Familie und in der Regel wird das gut akzeptiert, der Alltag funktioniert trotzdem normal und man freut sich dann, wenn man wieder zusammen ist. Oftmals ist das viel schöner, als wenn jemand recht gestresst und nicht so ganz bei der Sache zu seinem Pferd geht und das Pferd spürt, dass es eher das schlechte Gewissen ist, was die Besi dahin getrieben hat, sie aber zwangsläufig ganz wo anders mit den Gedanken ist. Pferde spüren uns viel mehr, als wir oft glauben und ich glaube nicht, dass es dann für ein Pferd ein schönes Gefühl ist, seine Besi so bei sich zu haben. Wie WaldSuse schon sinngemäß sagte, eigentlich ist man auch über Distanz verbunden und auch ein Pferd versteht meiner Meinung nach, wenn jemand die Woche voll Termine hat und auch vielleicht dann einfach mal die Puste raus ist und nur am Wochenende kommt, dann aber gut gelaunt und mit Ruhe und Zeit. Es geht ja nicht um "vergessene Pferde", wo mal alle 6 Wochen der Besi vorbei schaut, rein als Pflichtübung.
Viele Grüße
Hina

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Nelchen
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Re: Brauchen Pferde Menschen...

Beitrag von Nelchen »

und auch ein Pferd versteht meiner Meinung nach, wenn jemand die Woche voll Termine hat
Na, das versteht ein Pferd nicht! Woher soll ein Pferd wissen, was ein Termin ist? Ganz so vermenschlichen würde ich das nicht. Ein Pferd vermisst, ein Pferd will Spaß, will spielen, arbeiten, ein Pferd liebt und trauert, aber es hat kein Verständnis für Termindruck in der Menschenwelt. :-ü
Und wenn andere Pferde mit ihren Menschen zusammen sein können und es selbst nicht, kann es schon Trauer empfinden in dem Moment, aber es kann sich nicht auf den nächsten Tag freuen, weil da sein Mensch kommt. So ticken Pferde nicht. Sie leben im Hier und Jetzt.Das ist alles, was für sie zählt.
LG Katrin

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