Brauchen Pferde Menschen...

Moderator: Keshia

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Hina_DK
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Re: Brauchen Pferde Menschen...

Beitrag von Hina_DK »

Ne, ganz so wörtlich oder "menschlich" war das auch nicht gemeint ;). Aber wenn ein Pferd die Erfahrung macht, dass sein Besi z.B. 5 mal die Woche kommt und immer recht entnervt und gestresst ist, mit den Gedanken sowieso ganz wo anders, dann ist das auch keine Freude für das Pferd. Die lesen uns doch von oben bis unten aus, jedes Muskelzucken von uns können die viel besser deuten, als wir selbst. Abgesehen davon, dass Menschen, die nicht entspannt sind, auch nicht entspannt reiten können und auch eine sehr unverständliche Körpersprache haben und auch das spürt das Pferd sehr deutlich. Eine Wohlfühlstimmung kommt da beim Pferd genauso wenig auf, wie beim Besi, meist genau das Gegenteil. Mensch funktioniert nicht richtig, Pferd versteht nicht richtig, Pferd funktioniert nicht richtig, Mensch wird immer genervter. Solche Pferde merken aber sehr schnell, wenn dann das Zusammensein z.B. zugunsten eines wirklich entspannten Wochenendtages umgestellt wird, dass dann die gemeinsame Zeit wesentlich angenehmer ist. Ich gebe Dir natürlich Recht, dass Pferde auch Trauer empfinden können für den Moment aber vor allem schöpfen sie doch aus ihren Erfahrungen, die sie ganz direkt mit ihrem Menschen gemacht haben und so eine Erfahrung kann eben auch sein, dass es seinen Menschen in letzter Zeit nur noch gestresst erlebt hat oder eben nicht täglich sieht, dafür aber entspannt.
Viele Grüße
Hina

Probiers mal mit Gemütlichkeit
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-Tanja-
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Re: Brauchen Pferde Menschen...

Beitrag von -Tanja- »

Ich sehe das Zusammensein immer gerne unter dem Aspekt: was hat das Pferd davon?

Wir versorgen unsere beiden ja selbst. Wenn ich mit dem Auto angefahren komme und noch 500 m entfernt bin, kann ich die beiden schon oft auf dem Paddock stehen und spielen sehen. Sie sehen dann aber meistens im gleichen Moment mein Auto, hören damit auf, schauen, und dann trollt sich mein Junger schon in Richtung Paddockeingang, weil er weiß, daß ich nun komme. Meistens wiehert er mir auch entgegen.

Ich glaube aber, daß das hauptsächlich damit zusammenhängt, daß ich 1. die Hauptbezugsperson bin und 2. diejenige, die immer füttert. Es kommt sicherlich nicht nur auf die Fütterung an. Sonst würde z. B. auch mein Oldie nicht immer mal gerne, wenn ich mich einfach so in den Paddock auf die Aufstiegshilfe setze zu mir kommen und einfach so, ganz entspannt, neben mir stehenbleiben. Da habe ich auch das Gefühl, daß er das Zusammensein genießt. Und auch mein Junger ist immer sehr interessiert, wenn ich was mit ihm mache, z. B. Boden- oder Handarbeit.

Ansonsten glaube ich aber, daß Pferde den Menschen nicht brauchen. Sie brauchen eine artgerechte Unterkunft und kompetente Verpflegung, sie müssen gut geritten werden, damit sie körperlich keinen Schaden nehmen und man muß pferdisch und nicht menschlich mit ihnen umgehen, damit sie seelisch in Form bleiben. Und aus den letztgenannten beiden Gründen frage ich mich immer: was hat das Pferd davon, wenn ich da bin und mich mit ihm - außerhalb der Stallarbeit - beschäftige. Das ist eine gute Frage um sich selbst auch immer zu hinterfragen: mache ich das richtig?

Es ist z. B. auch immer eine Frage, die ich Leute gerne stelle, die beim Spazierengehen zum Stall kommen, versuchen die Pferde zu streicheln oder zu füttern. Daraus haben sich oft schon interessante Unterhaltungen ergeben, die jedoch zu 99 % mit der Erkenntnis für diese Menschen endeten: durch dieses füttern und streicheln - fremder - Tiere befriedigt der Mensch sich selbst - das Pferd ist dabei Nebensache.

Wenn ich meine Pferde, wie demnächst wegen einer mehrwöchigen Reha anstehend, nicht sehen kann, habe ich deshalb keine Bedenken. Sie stehen in einem Offenstall und werden zweimal täglich durch meinen Mann versorgt. Sie werden kein Problem damit haben, wenn mal vier Wochen niemand mit ihnen was macht, sie krault oder sonstwie ins Ohr flötet.
Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
Sabrina
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Re: Brauchen Pferde Menschen...

Beitrag von Sabrina »

Muss sagen, ich finde Deine Frage echt supi! :-)

Den anderen muss ich schon recht geben und eigentlich müsste ich meinen Senf auch nicht dazu geben, aber ich tu´s trotzdem :breitgrins:

Mal bei meiner alten RB angefangen... sie war diejenige die damals aufm Paddock auf Mom und mich zukam und uns angestupfelt hat. Seit dem Moment war sie immer bei uns, hat selbst sogar ihren Herdenchef mal weggejagt wenn wir da waren. Sobald es aber raus ging und wir uns vom Stall in Richtung Platz oder Wald begeben hatten, war anfangs die Hölle los. Da wollte sie unbedingt zurück und zu ihrem heißgeliebten Herdenchef. Mit der Zeit ging das nur ins leichte unkontrollierte vorstürmen über und das wars. Sie kam aber immer, sobald ich rein kam, auf mich zu. Die SB (zeitgleich auch die PB) interessiert sich bis heute noch nicht für diese Stute und joa... Alle haben Angst vor der Maus, Mom und ich waren so ihre Menschen und beim Rest tat sie blöd. Als sie damals "Proberitten" wurde von einer andren "RB" (da ich ja mein Schimmelchen bekam) hat die Fuchsstute mich andauernd angeschaut (insofern sie mal Zügelfreiheit bekommen hatte...) "Was tut die da oben? Wieso lässt Du das zu?"
Abgesehen von der Geschichte mit ihrem Herdenchef war sie wirklich unendlich froh wenn ich kam. Wenn ich mal nicht da war, war sie selber auch nicht so auf der Höhe - hat man mir erzählt.
Als wir dann damals den Hof verlassen haben, hab ich ihr versprochen sie zu holen und sie soll sich bis dahin total unmöglich benehmen! Bei egal wem :teehee:
Das tat sie soweit auch bis, anscheinend, seit Herbst 2013. Seitdem hat sie anscheinend eine neue RB...
Ob ich für sie wichtig war7bin? Keine Ahnung... Ihre Reaktionen und wie sie auf mich einging war schon was besonderes...

Ronja ist ... war, eher so die Selbstständige bis wir den Hof gewechselt haben. Seitdem hängt - Klebt! sie an Joule. Sobald Frau Friesi mal alleine ausreiten geht, spinnt Frau Ronja und ich existiere für sie schon gar nicht mehr.
Bei Ronja hab ich schon mal das Gefühl das sie ganz glücklich ohne die nervigen Menschen wäre ;)
An anderen Tagen, wenn Joule da ist, da kann es sein, da klebt sie an mir und knuddel und mach und tu.
Komm ich mal ein, zwei Tage nicht, ist Ronja auch immer leicht depri und schlecht gelaunt. Sobald ich da bin, hab ich ein Schoßhündchen :-)

Ob sie uns brauchen? Wohl eher nicht. Sie sind alle sehr selbstständig und würde man sie frei lassen, glaube ich kaum, das berauschend viele, bis gar keine Pferde zurückkommen würden. Wenn dann nur, weil sie vielleicht ein wenig faul sind was Futtersuche betritt :D (Denk ich halt :D)

Ob sie uns als ihren Hauptmenschen erkennen? Ich denk mal ja. "Besitz" gibts nicht in ihrem Wortschatz, klar. Aber Mensch nur für sich werden sie wohl kennen. Sie freuen sich das Du da bist...


Nun ja, ich glaub ich hab mich mal wieder so wirr wie immer ausgedrückt, das es so klingt, als hätte ich das Thema nicht verstanden. Falls ja, tut es mir echt leid :tuete:

So. Senf dazugegeben! :D
Wer sein Pferd anschreit,
kann nicht erwarten,
dass es auf ein Flüstern hört...

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Fionnlagh
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Re: Brauchen Pferde Menschen...

Beitrag von Fionnlagh »

Ich glaube, unsere Hauspferde brauchen den Menschen insofern, dass ihnen einfach langweilig ist :nix:
Meiner steht im Offenstall in einer 12-köpfigen Herde, vor allem junge Wallache und die spielen täglich stundenlang. Trotzdem kann das, denk ich, nicht drüber hinweg täuschen, dass sie nie wirklich was TUN müssen. Sie müssen ihr Futter nicht mühsam unter Schnee hervor suchen und keine ewig weiten Strecken zurück legen, um zu trinken. Sie müssen vor keinem Raubtier fliehen, sie müssen sich nicht fortpflanzen, meistens keine Jungiere großziehen usw.
Ich glaub nicht, dass mich mein Pferd vermisst, wenn ich nicht da bin, aber ich glaube schon, dass ihm oft langweilig ist und ich weiß, dass er sich fast immer freut, wenn ich ihm was zu TUN anbiete. Und deshalb hab ich schon oft ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn nihct so auslasten kann, wie es eigentlich nötig wär :(
"Ich habe es noch nie getan, darum glaube ich, dass ich es kann." Pipi Langstrumpf
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kolyma
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Re: Brauchen Pferde Menschen...

Beitrag von kolyma »

Sehe das wie Fionnlagh - ich sehe es in meiner Pflicht dafür zu sorgen, dass mein Pferd körperlich und geistig ausgelastet ist. Denn - Offenstall hin, Offenstall her - 24h Weide hin und her - das ist definitiv nicht das, was Pferde in freier Wildbahn an "Arbeit" täglich haben. Wir haben im Sommer schöne, weitläufige Koppeln - und dennoch ist das nie und nimmer genug Bewegung für ein Pferd. Auch von den Umweltreizen, der Anstrengung Futter zu finden oder Probleme zu lösen ist das einfach zu wenig.

Daher wird mein Pferd täglich bewegt. Mein Mann und ich teilen uns die Aufgabe, so muss nicht jeder täglich hin. Aber freie Tage hat er durchaus wenige. Gestern hatte er frei, da habe ich ihn einfach auf die Winterkoppel gestellt, damit er sich frei bewegen kann. Leider gibts bei uns im Winter keinen geregelten Koppelgang. Nur Offenstall. Und genau da sehe ich meine Aufgabe eben für Bewegung zu sorgen.

Mein Pferd "freut" sich eigentlich immer wenn ich komme. Er ist jetzt nicht so der überschwengliche - aber er kommt an den Zaun sobald mein Auto in den Hof einbiegt. Er geht mit Fremden nicht mit, nur mit uns. Allerdings liegt das auch an der Rasse.

Hätte ich viel weniger Zeit, würde ich mich nach einem anderen Haltungskonzept mit mehr Auslauf und Bewegungsanreizen umsehen müssen. Das würde für mich aber auch bedeuten, dass ich fast eine Stunde Fahrzeit einkalkulieren müsste. Ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich mal nicht zum Pferd kann.

Andererseits gibts bei uns am Stall sehr viele Leute, die ihre Pferde nicht täglich bewegen, die nur zum füttern vorbei kommen, evt. noch misten - das wars. Auch diese Pferde machen keinen unglücklichen Eindruck. Sie haben ihre Pferdefreunde und gut - nen dicken Bauch und kaum Muskulatur - aber sie sind nicht unzufrieden. Ihre Besitzer erkennen sie auch und sicher empfinden sie genau so Zuneigung.

Also unterm Strich glaube ich, dass man da kein "das muss so und so sein" Urteil fällen kann. Jedes Pferd-Mensch-Paar ist einzigartig und hat seine Art des Zusammenseins. Das muss man akzeptieren und solange das Pferd nicht verwahrlost oder gequält wird ist in meinen Augen alles ok.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

leidenschaftliche Pferdefotografie: https://www.facebook.com/melanie.viereckel.photography
ehem User

Re: Brauchen Pferde Menschen...

Beitrag von ehem User »

Ich glaube das hängt von der Pferd- Mensch Beziehung die man hat ab.

Mein Pony bekommt sein Heu in Heunetzen, wenn der Stallmensch kommt um es ihm neu aufzuhängen sucht Luke seine Chance ab zu hauen. Mensch öffnet das Tor und fährt mit einem Lader rein, steigt an der einen Seite ab und in dem Moment kommt Luke und läuft auf der anderen Seite durchs Tor und weg ist er. Der Stallmensch ist ihm völlig egal. Beim von der Wiese holen ist er ihm auch schon abgehauen.

Wenn ich komme brummelt oder wiehert er immer außer er pennt oder döst grade. Wenn ich da bin klebt der an mir wie Kaugumi wo ich bin ist er auch .
Wenn wir losmaschieren macht er oft eine lange wackelnde Nase und schlenkert mit dem Kopf kommt mir dann vor als würd er fragen: Was machen wir heute?

Er ist voller Emotionen und zeigt sie auch sehr stark. Ich klicker viel mit ihm und bringe ihm viele Dinge bei und ich merke schon das er danach viel darüber nachdenkt. Er steht voll darauf.

Es kam schon oft vor das wir was neues geübt haben, er es an dem Tag noch nicht ansatzweise verstanden hat und er mich am nächsten Tag genau mit dieser Übung begrüßt hat. Er konnte es dann auf einmal . Also hat er bei meiner Abwesenheit darüber nachgedacht und im Kopf geübt.

Mittlerweile mache ich es jetzt so das wenn wir am Tag etwas geübt haben und ich das Gefühl habe das es ihn verrückt macht das er nicht dahinter kommt, das ich an solchen Tagen noch mal Abends hinfahre um zu schauen ob er schon eine Idee hat damit er nicht die Ganze Nacht darüber nachgrübeln muß. Oft schreit er mich dann am Abend schon von weiten an. Dann weiß ich genau: Ja er hat jetzt eine idee die er mir zeigen will.

Ich besuche ihn aber auch Täglich egal ob ich einen stressigen Tag habe oder nicht. Meistens bekomme ich schon gute Laune wenn ich ihn sehe. Für mich macht es keinen Unterschied ob er ein Pferd oder ein Hund ist außer das er nicht bei mir im Haus wohnen kann.

Tanja schieb: " und man muß pferdisch und nicht menschlich mit ihnen umgehen, damit sie seelisch in Form bleiben."

Was heißt Pferdisch und was in dem Fall Menschlich?

Gehen wir vom NHS aus ist das in meinen Augen auch nicht korekkt Pferdisch. Denn währe es Pferdisch müsste das Pferd es nicht erst lernen . Eine Spache die ein Lebewesen von Natur aus spricht muß es nicht neu lernen sondern versteht sie auf anhieb.

Wissenschaftler haben rausgefunden das Tiere ein sehr starkes Emotionales Gefühlsleben haben , teilweise stärker ausgeprägt als bei uns Menschen.Sie fühlen genau die gleichen Gefühle lassen sich aber oft viel stärker davon leiten als der heutige Mensch.
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Sanojlea
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Re: Brauchen Pferde Menschen...

Beitrag von Sanojlea »

Ich kann das meiste von Hina unterschreiben, ausser:
Ach so, ein Pferd weiß eigentlich in dem Sinne nicht direkt, zu wem es gehört, es weiß aber, wer mit ihm zu tun hat, kennt seine Bezugspersonen und wen es mag und wen nicht. Dass wir und nicht evtl. der Stallbesi als Futtergeber es gekauft haben, das weiß es natürlich nicht, dazu müsste es ja unser Besitzdenken verstehen. Vielleicht ist es auch gut so, dass sie das so nicht verstehen können, denn irgendwie ist es ein blöder Gedanken, dass man sich seinen Freund kaufen musste.
Ein Pferd weiß sehr wohl wer es für sich beansprucht und wem es gehört und es weiß auch zu wem es sich zugehörig fühlt oder das es den Menschen mit dem es sich verbunden fühlen kann noch sucht!
Ich erlebe das zu Zeit leider live und in Farbe das ein Pferd aus Aylas Herde seinen Besitzer nicht will und seinen Menschen sucht und dieses Pferd weiß wem es gehört! Es unterscheidet zwischen Stallbetreiber, mir + meinem Freund, dem Besi und anderen sehr genau und reagiert nicht nur auf alle unterschiedlich, nein ich hab wirklich den Eindruck das Pferd kennt die Rollen der Personen.
Nelchen hat geschrieben:
und auch ein Pferd versteht meiner Meinung nach, wenn jemand die Woche voll Termine hat
Na, das versteht ein Pferd nicht! Woher soll ein Pferd wissen, was ein Termin ist? Ganz so vermenschlichen würde ich das nicht. Ein Pferd vermisst, ein Pferd will Spaß, will spielen, arbeiten, ein Pferd liebt und trauert, aber es hat kein Verständnis für Termindruck in der Menschenwelt. :-ü
Und wenn andere Pferde mit ihren Menschen zusammen sein können und es selbst nicht, kann es schon Trauer empfinden in dem Moment, aber es kann sich nicht auf den nächsten Tag freuen, weil da sein Mensch kommt. So ticken Pferde nicht. Sie leben im Hier und Jetzt.Das ist alles, was für sie zählt.
Genau!
"Ich will alles daran setzen und mein Bestes geben, damit diese Pferde in ihrem freundlichen Wesen gut über mich urteilen und damit Harmonie walte, getragen vom Einvernehmen zwischen zwei Lebewesen."
Reitmeister Nuno Oliveira
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sacramoso
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Re: Brauchen Pferde Menschen...

Beitrag von sacramoso »

Brauchen Pferde Menschen??

NEIN.

Pferde als Wildtiere kommen ausgesprochen gut mit sich und ihrer Umwelt zurecht. Sie sind bestens an der Leben in freier Wildbahn angepaßt. Ein Mensch stört hier nur. Bzw ist ein Freßfeind.

Und wo lebt ein Pferd bei uns in freier Wildbahn? Nirgends.

Wir haben die Pferde domestiziert und für uns nutzbar gemacht. Wir schränken ihren Lebensraum ein durch Zäune und Koppeln, bzw in Europa haben wir ihren natürlichen Lebensraum vernichtet oder für unsere Zwecke besetzt.
Daraus erwächst eine Pflicht für den Menschen sich um das Pferd zu kümmern, den in dieser Lebensweise ist das Pferd auf uns angewiesen und braucht uns. Als Futterlieferant, zur Pflege, zur Beschäftigung, für die Gesunderhaltung, etc.

Vielleicht noch ein zusätzlicher Gedanke:
Rein evolutionär gesehen zieht das Pferd aus seinem Zusammenleben mit dem Menschen deutliche Vorteile. Wir halten Pferde, versorgen und züchten sie und tragen somit massiv zu ihrer Arterhaltung bei. Im Vergleich zu Wildtieren die vom Aussterben bedroht sind geht es der "Tierart Pferd" relativ gut in unserer vom Menschen geprägten industriealisierten Welt.
Als Gott erfuhr daß Reiten nur für die Besten ist erschuf er noch Fußball :dance1:
ehem User

Re: Brauchen Pferde Menschen...

Beitrag von ehem User »

Mir kommt da noch ein weiterer Gedanke: Unsere Herde besteht aus ca. 14 Pferden. Von denen kommen die Besitzer mehr oder weniger regelmäßig und sowie er/sie auftaucht, spitzt das entsprechende Pferd auch die Ohren. Das eine kommt, das andere lässt sich lieber holen. Nun sind zwei Pferde dabei, deren Besitzer entweder sehr selten kommen oder gar nicht. Letztere Ponystute zeigte sich in der Herde ziemlich giftig, suchte ewig Streit und schien mit sich und ihrer Welt nur mäßig glücklich. Ich wage zu behaupten, daß die Pferde es mitbekommen, wenn die einen betüdelt werden und die anderen nicht. Da kommt keiner, der krault, Kekse dabei hat oder einfach ein bisschen "da" ist. Auch wenn wir immer ein freundliches Wort für jedes Pferd haben, die Unterschiede sind da.
Eines Tages habe ich mich der Ponystute angenommen, sie geputzt, angefangen mit ihr zu arbeiten. Mittlerweile reite ich sie auch und Fazit des Ganzen ist: Sie hat sich völlig verändert, ist freundlicher geworden, schließt sich den anderen Pferden mehr an, kommt auf Zuruf. Bei der Arbeit zeigt sie einen unglaublichen Will to please, möchte alles Recht machen und lernt in einer irren Geschwindigkeit. Wenn sie von irgendetwas erschreckt wird, stellt sie sich hinter mich, glaubt mir aber, wenn ich ihr erkläre, dass dort nichts Schlimmes ist. Sie ist voller Vertrauen und scheint auch unbedingt vertrauen zu wollen.
Sie hat mich adoptiert, ohne dass sie mir rechtlich gehört. :)
Gleichzeitig hat sich auch mein Großer verändert. Als Herdenchef mochte er sie nur mäßig und vertrieb sie, wenn sie ihm zu nahe kam, mittlerweile läuft sie ihm hinterher, sie stehen gemeinsam an der Heuraufe, kommen zusammen, wenn ich sie rufe.

Es ist schon mehrfach gesagt worden: Für sich genommen brauchen uns die Pferde nicht. Eine solche freie Situation ist aber so gut wie nirgendwo mehr gegeben. Daher können sie die Dinge nur noch in ihrem Umfeld beurteilen, und das sieht nunmal Stall, Weide, Paddock o.ä. im Dunstkreis von uns Menschen vor.
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Nelchen
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Re: Brauchen Pferde Menschen...

Beitrag von Nelchen »

Brauchen Pferde Menschen??

NEIN.
Richtig!
Brauchen Pferde Menschen??

NEIN.
Falsch!

:mrgreen: Nein, es ist kein Versehen, dass das hier zweimal steht. Beides stimmt! Ich gehe mal einen Schritt weiter, weil mir auffällt, dass hier von zwei Dingen geschrieben wird.
Das oberste Zitat bezieht sich auf den Gedanken, könnten Pferde allgemein ohne uns und unsere Zuneigung existieren?
Und letzteres gehört zu: Könnten unsere Pferde ohne uns und unsere Zuneigeung existieren?
Und da behaupte ich könnten sie nicht! Weil es sie schlichtweg so nicht geben würde. Sobald sich Jemand ein Pferd anschafft( wie das klingt :roll: ), beginnt eine Interaktion von Spiegelungen eines Weges, welchen Jeder(Pferdebesitzer in dem Fall) auf seine Weise geht. Heißt soviel wie: das Pferd reagiert auf die Umstände, die es umgibt und bildet entsprechende Eigenarten, Reaktionen und Daseinsformen aus und wird so auch einzigartig. Es gibt kein Pferd, wie ein Zweites, genauso, wie es jeden Menschen nur einmal gibt. Also ohne MICH würde demnach MEIN Pferd auch nicht existieren( so wie es ist und sich verhhält) Das ist mal ne ganz andere Ebene der Betrachtungsweise.
Es hat bestimmt der EIne oder Andere schon mal die Erfahrung gemacht,z.B. wenn ein Pferd verkauft wurde, dass es sich total verändert hat beim neuen Besitzer. ( zum Guten oder Schlechten , sei dahingestellt)
Aus dem Schaf wurde ein WOlf und aus dem Unzähmbaren ein Lämmchen. Ist nicht so selten.
Und die, die noch andere Ebenen in die Betrachtung ihrer Realität aufgenommen haben, als jene, die man mit 5 Sinnen erfassen kann, den erzähle ich sicher kein Geheimnis,wenn ich sage, dass unsere Pferde auch immer eine Aufgabe bei/ mit uns haben. Wenn wir jetzt behaupten, sie bräuchten uns nicht. Was würde dann aus der Aufgabe? :|
LG Katrin

Ein Tänzer scheint nur denen verrückt, die die Musik nicht hören.
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