Verladen - Wie gewöhnt sich das Pferd an Dinge hinter ihm?

Moderator: Keshia

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Sheitana
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Re: Verladen - Wie gewöhnt sich das Pferd an Dinge hinter ih

Beitrag von Sheitana »

Ich würde mich an eurer Stelle nach einem guten und vor allem mit Jungpferden erfahrenen Trainer umschauen, der derartige Dinge mit dem Pferd übt. Vor Allem erstmal Grunddinge am Boden.
Mia77

Re: Verladen - Wie gewöhnt sich das Pferd an Dinge hinter ih

Beitrag von Mia77 »

Hmmm, ich denke, manche Dinge kann und sollte man sich auch ohne Trainer erarbeiten. Im Sommer war doch eh eine Trainerin da und im Herbst die Bereiterin hat doch auch am Boden mit ihm geübt.
Wenn er jetzt schon relativ problemlos auf den Hänger geht, finde ich nicht, dass ein externe Trainer zwingend erforderlich ist. Die Beiden sind ja auch nicht grundsätzlich unerfahren...

Ich denke, für euch ist es grundsätzlich wichtig, dass ihr einen Plan habt bzw. euch einen solchen macht, wie ihr grundsätzlcih mit ihm arbeiten wollt. Ich denke für ein Pferd ist es schwierig zu unterscheiden, wenn an manchen Sachen ausschließlich mit positiver Verstärkung gearbeitet wird und an manchen Sachen halt Grenzen gesetzt und durchgesetzt werden. Ich glaube die Trainerin hatte einen Horsemanship-Hintergrund (Richtung P.?), dann hat die zumindest schon mal nicht ausschließlich mit positiver Verstärkung gearbeitet und grundsätzlich müsste er da auch das Weichen an sich gelernt haben. Ich meine lalilu hatte auch von Vorder- und Hinterhandweichen gesprochen, das würde ich dann mal nicht auf Fingerzeig üben, sondern ihn dabei tatsächlich berühren. Ggf. könntet ihr das zu zweit machen lunimaus berührt und lalilu, die ja gehandicapt ist, kann zur Sicherheit mitgehen und falls er auf die Berührung nicht reagiert, das Signal, auf das er üblicherweise reagiert geben, ohne Körperkontakt.
Ich habe es mittlerweile selbst bei verschiedenen Pferden erlebt, dass sie lernen müssen, leichtem physischen Druck zu weichen und dem nicht entgegen zu gehen.

mal offtopic:
Ist das nicht eigentlich das genaue Gegenteil von Targettraining?

Ich denke ganz wichtig, sind klare und sehr deutliche Signale, die das Pferd versteht und verstehen kann. Vielleicht kann man dann auch noch ein Stimmkommando für Weichen überhaupt einführen "weg" "geh" oder so? (Das habe ich selbst noch nie probiert, ist nur so eine Idee, die gerne diskutiert / verworfen werden darf)

Muriel, bei dem Fjordi hat er sich auch mal in die "falsche" Richtung bewegt? Also der Gerte entgegen oder Dich ggf. sogar mit der Schulter weggedrängelt? Wie hast bzw. hättest Du dann reagiert?
Ich finde übrigens Lob bei einem Hauch von für uns richtiger Reaktion existentiell, wenn man möchte, dass das Pferd versteht. Alleine Druck wegzulassen hat mir nie so große Erfolge gebracht.
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Lalilu
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Re: Verladen - Wie gewöhnt sich das Pferd an Dinge hinter ih

Beitrag von Lalilu »

Sheitana hat geschrieben:Ich würde mich an eurer Stelle nach einem guten und vor allem mit Jungpferden erfahrenen Trainer umschauen, der derartige Dinge mit dem Pferd übt. Vor Allem erstmal Grunddinge am Boden.
Dazu bräuchten wir aber einen nutzbaren Arbeitsplatz und den haben wir im Moment schlicht und ergreifend nicht.
Davon ab ist er im Umgang absolut nicht gefährlich - das Weichen auf Druck muss er eben noch lernen - Hinterhand- und Vorhandweichen auf Druck (nach NHS) kennt er übrigens, nur auf Anfassen und körperlichen Druck eben nicht.
Und das muss er, komplett unabhängig vom Hängertraining eben erstmal lernen.
Das Dinotagebuch :sigh:
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Muriel
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Re: Verladen - Wie gewöhnt sich das Pferd an Dinge hinter ih

Beitrag von Muriel »

Muriel, bei dem Fjordi hat er sich auch mal in die "falsche" Richtung bewegt? Also der Gerte entgegen oder Dich ggf. sogar mit der Schulter weggedrängelt? Wie hast bzw. hättest Du dann reagiert?
ggf *lachanfallkriegt*

also, beim Haflteranziehen hat er so gegen einen gedrückt dass man fast umgefallen ist, manchmal auch mit nachdrücklichem "RUMMS". Beim Putzen: "gehst du bitte rum", leichtes Antippen der Hinterhand meinerseits. Reaktion: "NÖ. Und damit du das auch richtig verstehst, mach ich Dich PLATT" - sofortiges Herumschwenken der gesamten Hinterhand gegen mich inklusive Einquetschen gegen die Wand. Hab mich dann mit Hufkratzer zwischen die Rippen gewehrt. :evildevil:

leichtes Gerteberührung im Bereich der Hinterhand, oder zischendes Geräusch des Peitschenschlages: sofortiges hohes Ausschlagen mit beiden Hinterbeinen und bocken, Ohren anlegen etc.
Losgehen: 1. Schritt grundsätzlich nach seitlich auf mich drauf.

Gerte gegen die Schulter zeigen: direktes Abwenden auf mich zu (das hab ich sogar irgendwo auf Film, wo wir daran arbeiten).

Also viel Möglichkeiten, kreativ an dem Umgang mit Druck zu arbeiten. :lol:

Lunimaus, wo wohnt Ihr denn? Gerne per PN.
"Gegen Zielsetzungen ist nichts einzuwenden, sofern man sich dadurch nicht von interessanten Umwegen abhalten lässt."
M. Twain
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Muriel
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Re: Verladen - Wie gewöhnt sich das Pferd an Dinge hinter ih

Beitrag von Muriel »

hab ein paar Filmchen aus der Anfangszeit gefunden. :-D

1. Akzeptieren der angelegten Hand, Click gibt es dann wenn er den Druck von sich aus von der Hand wegnimmt. Und ja, ich machte das absichtlich wenn er angebunden war.
http://www.youtube.com/watch?v=6gY6B2ZCWeA

2. hier sieht man zu Beginn seine Reaktion auf Peitschenberührung
http://www.youtube.com/watch?v=W4WD5EkyXi0

3. Gegen die Gerte gehen (ab 1.17)
http://www.youtube.com/watch?v=ZvFrYKHGt6I

hier sehr moderat, ich frage auch nur sehr reduziert, ich wollte ihn nicht provozieren, nur die Gerte als Begleiterscheinung üben.

und so sieht das heute aus :-D
http://www.youtube.com/watch?v=eJIi1b0X87s


in den Outtakes sieht man dass es noch gelegentlich vorkommt, aber er stresst sich nicht mehr so dabei. Wichtig war auch ihn (fast) nie für seine Rempeleien, sein Dagegengehen oder sein Ausschlagen zu strafen, sondern es soweit wie möglich zu ignorieren und so schnell wie möglich etwas zu finden, das man bestärken konnte.
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Wallinka
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Re: Verladen - Wie gewöhnt sich das Pferd an Dinge hinter ih

Beitrag von Wallinka »

wow, da habt ihr ja einiges durch und viel erreicht :hutab: (und ich glaub, ich möcht nicht wissen, was er vorher erlebt hat, dass er der Meinung war, man müsse sich so vehement gegen Menschen durchsetzen)
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.
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Muriel
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Re: Verladen - Wie gewöhnt sich das Pferd an Dinge hinter ih

Beitrag von Muriel »

jap, deshalb hat auch das "simple" "die Schulter mit der Gerte rausschicken" bei uns knapp 3 Jahre gedauert. Ab jetzt können wir dann langsam mal ernsthaft mit LK-Arbeit anfangen :lol:
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Muriel
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Re: Verladen - Wie gewöhnt sich das Pferd an Dinge hinter ih

Beitrag von Muriel »

Das Thema mit der berührungssensitiven Hinterhand *hust* bin ich auch schrittweise angegangen.
erst, natürlich, abstreichen mit der Gerte, jedes bisschen akzeptieren und ruhig bleiben bestärkt, bis das soweit entspannt ging.
Dann, wie oben beschrieben, das Weichen über Antippen seitlich an der Hüfte.
In der Bewegung war das wieder anders, da hat es ihn immer noch gestresst, wenn auf einmal die Gerte kam.
also auch hier: Abstreichen in der Bewegung. Als das gut ging, wieder ein Kriterium hinzugefügt und zwar von oben hinten auf die Kruppe tippen, knapp über dem Schweifansatz. Daraufhin hat er zwar zuerst wieder ausgekeilt, aber dann die Kruppe ein wenig abgesenkt : :click:
So konnte ich an dieser Stelle einen "Knopf" einbauen.

Dann haben wir an Körpertargets gearbeitet, und dann mit dem langen Targetstab unter anderem auch rückwärts angefragt ("Knopf": Sitzbeinhöcker). Als das gut ging, das Gleiche mit der "bösen" Gerte, bis das auch als Anhaltesignal funktionierte (Anhalten über Abstreichen ca von der Sattellage aus über die Rückenlinie nach hinten über schweif etwas weiter runter) und er aus dem Schritt/Trab anhielt und ins Rückwärts.

Seitliche Berührung war immer noch schwierig, also hab ich mit Knietarget begonnen, wieder mit der Gerte (ich hänge an meinem Leben ;) ) immer aus sicherer Position von etwa Höhe der Gurtlage.

Immer wieder habe ich ihn in der Bewegung dann mit Berührungen der Gerte konfrontiert, alles was Abwehr war ignoriert und alles was in die richtige Richtung ging bestärkt. Auch zb wildes Peitschenschwingen (weit weg von ihm, hinter meinem Rücken angefangen) - das gab erst richtig Stress von ihm (ohren anlegen, wild gucken, Ausschlagen, bocken) und sobald er dabei die idee hatte, vorwärts zu gehen, Click und Ruhe.
So hab ich nach und nach die Hinterhand und das ganze Peitschen/Gertenthema mit "guten" Punkten gefüllt, so dass er immer mehr die Wahl hatte: Stresse ich mich jetzt, gehe dagegen, oder kann ich mir etwas Futter verdienen?

Solange er noch Probleme hatte, mit der Schulter nach aussen zu gehen und sein Gwicht zu verlagern, habe ich kein Schultertarget (Schulter zu mir her) gemacht, das hätte ihn verwirrt. Ich hab da meinen Focus sehr lange auf "weg von mir" gelegt.
Auch da wieder mit kleinsten Anfragen: zb rückwärts durch die Ecke (langsam, am Strick). Dabei einen Finger als Fühler an der Schulter. Ein Pferd kann auf zweierlei Art rückwärts durch die Ecke - entweder gegen die Biegung, dann drückt die Schulter eher herein, oder es schwenkt die Hinterhand herein, dann geht die Schulter von mir weg. Ich habe ihn da ausprobieren lassen, und sobald mein Fühlerfinger mir sagte, dass der die Schulter weg von mir bewegt, :click:
Ebenso beim Laufen - Finger an die Schulter, aber nicht als "Du sollst weg gehen" sondern nur als Fühler - wenn dann entweder durch meine eigene oder seine Gewichtsverlagerung oder Balanceänderung eine Verringerung des kontaktes spürbar wurde, :click:
So hab ich dann quasi nebenbei den angelegten Finger als Signal für "geh da weg von" etabliert.
Es hat natürlich gedauert, aber jetzt ist er so superfein, dass ich den Finger kaum ans Fell legen muss und er "weicht".

Erst als ich mir ganz ganz sicher war dass er das ohne Stress verstanden hat, hab ich hier an der Schulter wieder mit der Gerte gearbeitet und ganz zum Schluss dann auch direkten Druck eingesetzt - das war dann ein nachhaltiges "ich weiss jetzt dass Du weisst was ich möchte, und ich weiss dass Du es kannst, also möchte ich JETZT dass du das SOFORT tust."
Dazu kommt bei einem schulterlastigen Pferd das sich gerne auf einer Schulter abstützt (massiv) natürlich eben das ganze Thema Balance, was wir "nebenbei" erarbeitet haben - ich kann gerade das Schulterweichen nicht verlangen, wenn es dem Pferd körperlich unendlich schwer fällt.

Jack war da (und ist es noch) eine harte Nuß, aber er hat mich unendlich viel gelehrt bis jetzt. Und vor allem hat er mir gezeigt, dass diese Art des Umgangs mit Druck im Training mit Clickertraining wirklich vereinbar ist.
"Gegen Zielsetzungen ist nichts einzuwenden, sofern man sich dadurch nicht von interessanten Umwegen abhalten lässt."
M. Twain
ehem User

Re: Verladen - Wie gewöhnt sich das Pferd an Dinge hinter ih

Beitrag von ehem User »

Lalilu hat geschrieben:
Sheitana hat geschrieben:Ich würde mich an eurer Stelle nach einem guten und vor allem mit Jungpferden erfahrenen Trainer umschauen, der derartige Dinge mit dem Pferd übt. Vor Allem erstmal Grunddinge am Boden.
Dazu bräuchten wir aber einen nutzbaren Arbeitsplatz und den haben wir im Moment schlicht und ergreifend nicht.
Davon ab ist er im Umgang absolut nicht gefährlich - das Weichen auf Druck muss er eben noch lernen - Hinterhand- und Vorhandweichen auf Druck (nach NHS) kennt er übrigens, nur auf Anfassen und körperlichen Druck eben nicht.
Und das muss er, komplett unabhängig vom Hängertraining eben erstmal lernen.
Habt ihr nicht die Möglichkeit, an einem Putzplatz oder so zu üben?
Irgendwo ein Stück, wo ihr ein wenig Ruhe habt?
Die Größe eines Reitplatzes muss es doch gar nicht haben, für die Dinge, die ihr üben wollt.

Ansonsten weiß ich ehrlich gesagt nicht so richtig, was ihr euch für Tipps erhofft, wenn du so rigoros betonst, dass ihr gar keine Möglichkeit habt, zu arbeiten? :nix:
Aber vielleicht habe ich das auch missverstanden :-)
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Muriel
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Re: Verladen - Wie gewöhnt sich das Pferd an Dinge hinter ih

Beitrag von Muriel »

Die Größe eines Reitplatzes muss es doch gar nicht haben, für die Dinge, die ihr üben wollt.
*zustimm* ich hab im Winter teilweise auf 5x5 Meter unterm Dach geübt, das war zeitweise die einzige begehbare trockene Fläche.
"Gegen Zielsetzungen ist nichts einzuwenden, sofern man sich dadurch nicht von interessanten Umwegen abhalten lässt."
M. Twain
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