Erfahrungen mit Scheutraining?

Moderator: Keshia

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Biggi01
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Erfahrungen mit Scheutraining?

Beitrag von Biggi01 »

Hallo,

macht jemand von euch Scheutraining mit seinem Pferd, und habt ihr den Eindruck, dass das Pferd dadurch wirklich "scheufrei" wird?

Der Grund für meine Frage ist, dass ich letztens beim Ausreiten mal wieder sehr große Probleme mit flatternden Plastikplanen hatte. Das volle Programm mit Wegspringen und Fluchtversuchen.

Dazu muss man wissen, dass wir zuhause auf dem Reitplatz problemlos das Pferd auf so einer Plane abstellen können, und auch die Plane über den Rücken legen. Dazu liegen am Rand vom Reitplatz große Quaderballen Stroh, die ebenfalls mit weißer Plane abgedeckt sind. Die stören gar nicht, höchstens mal , wenn wirklich richtig Sturm ist.

Was ich damit sagen will: Bei uns hilft das Gewöhnen an Gegenstände, Geräusche o. Ä. zuhause gar nicht gegen Scheuen, wenn uns die Sachen draußen begegnen. (Ich könnte ähnliche Beispiele mit Kühen, Mülltonnen, usw. aufzählen.


Geht es euch ähnlich?
Oder habt ihr andere Erfahrungen gemacht?
Oder mache ich grundsätzlich etwas falsch dabei?

Vielleicht könnt ihr berichten, was ihr so mit euren Pferden in dieser Richtung macht und übt, und inwieweit es etwas nützt ;) .
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Dressur soll sichtbar gemachte Liebe sein. Freddy Knie sen.
ehem User

Re: Erfahrungen mit Scheutraining?

Beitrag von ehem User »

Ich habe neulich meine aufstiegshilfe um 3m verschoben und das hat schon gereicht, damit meine süße ihr hufe in dir Hand nahm und flüchten wollte. Sie ließ sich aber schnell davon überzeugen, das das Monster immer noch das selbe ist :-D
Will damit sagen, zu 100% wird man es nie abstellen können. Dafür ist es halt ein Fluchttier.
Mit viel Routine, kann aber bestimmt der fluchtinstinkt um einiges drosselt werden.
Also Routine Routine Routine.
Planen immer wieder neu positionieren. Viel raus ins Gelände und viele Monster begutachten. :-D
Zuletzt geändert von ehem User am Fr 10. Jan 2014, 14:48, insgesamt 1-mal geändert.
puscheltier
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Re: Erfahrungen mit Scheutraining?

Beitrag von puscheltier »

Man übt eher den Umgang mit der Situation, als die Entgruselung einer bestimmten Sache. Das Pferd versteht nicht, dass eine Plane eine Plane ist, wenn sie sich anders bewegt, riecht, eine andere Farbe hat. Aber man kann lernen zusammen mit Schrecksituationen umzugehen, darum geht es meiner Meinung nach eher im Scheutrainig.
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SueAnna
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Re: Erfahrungen mit Scheutraining?

Beitrag von SueAnna »

Hallo Biggi,

also ich mache mit meinen Beiden (4,5 Jahre und 15 Jahre) sehr gerne Scheutraining :) Mir geht es dabei aber nicht darum, ihnen vor allen möglichen Sachen die Scheu zu nehmen, sondern darum, dass sie so selbstbewusst werden, sich die Dinge anzusehen und zu merken: Ah, frisst mich gar nicht und zu merken, Frauchen passt auch auf uns auf ;) Dieses Training verlagere ich auch ins Gelände, denn auf dem heimischen Platz kann man Frauchen gleich mal leichter glauben, als im Gelände, wo man vllt als Pferd auch noch alleine unterwegs ist.

Im Gelände gehe ich auch an die Sachen heran, die sie interessieren oder vor denen sie wirklich Scheu haben und versuche ihnen zu zeigen, dass sie nicht gefressen werden :D Wenn wir dann zwei, drei Mal vorbeigegangen sind und sie nicht mehr wirklich gucken, dann ist diese Stelle auch abgehakt und beim nächsten Mal wird einfach weiter geritten oder gelaufen. Gerade bei meiner Kleinen merke ich, dass sie da ihre neugierige Nase auch rein stecken will. Bestes Beispiel war letzte Woche. Wir mussten an einem Holzstapel vorbei, der mit Plane abgedeckt war und am Tag vorher noch nicht da war (klar, dass das auffällt). Zuerst hat sie sich geziert an die Plane heran zu treten, als sie sich dann aber entschlossen hatte, das Ding zu berühren, hat sie gemerkt, dass es ihr nichts tut und hat dann sogar rein gebissen und wollte sie runter ziehen (hier habe ich dann mal eingegriffen ;)).

Ich weiß nicht, ob dir meine Erfahrungen helfen, aber so ist es bei uns :)

lg Steffi
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Scheckenfan
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Re: Erfahrungen mit Scheutraining?

Beitrag von Scheckenfan »

Jedes "Monster" ist immer wieder neu für's Pferd, die Verallgemeinerung zu "Plstikplane" oder "Müllsack" ist menschlich.

Wofür Schrecktraining hilft ist meines Erachtens

1) dass der Mensch lernt, mit Schreckreaktionen seines Pferdes umzugehen und Strategien zu entwickeln, dem Pferd die Ungefährlichkeit der Sache zu zeigen

2) dass das Pferd lernt, dem Menschen zu vertrauen bei all den komischen Sachen, die der Mensch da so anschleppt.


Wenn du beim Ausritt Probleme mit Planen hattest:
- Hast du schon Schrecktraining auf dem Platz vom Sattel aus gemacht?
- Hast du Schrecktraining auf andere Orte als den Platz verlegt?
- Hast du berittenes Schrecktraining woanders als auf dem Platz gemacht?
Und nicht zuletzt:
Wie gehst du damit um, wenn dein Pferd scheut, und du nicht gerade im "Schrecktraining-Modus" bist sondern eigentlich gerade lieber in Ruhe ausreiten/Dressurreiten/Springen/mit Mitreritern quatschen/... willst?
DAS ist nämlich daswichtigste Schrecktraining - wie ihr mit unvorhergesehen auftauchenden Huchmampfs umgeht.
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst in dieser Welt.
- Mahatma Ghandi
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Keshia
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Re: Erfahrungen mit Scheutraining?

Beitrag von Keshia »

Hallo Biggi :-)

Ich schließe mich allen in dem Punkt an, daß ein Scheutraining sehr wenig bringt, wenn man ein Pferd einfach nur an Gegenstände gewöhnt. Dann kennen sie die blaue Plane, aber nicht die durchsichtige. Gewöhnung ist für mich kein Scheutraining. Ich kann zum Beispiel ein Pferd ohne Probleme über eine Plane führen, wenn ich vor gehe. Aber dasselbe Pferd scheut sich, über dieselbe Plane zu gehen, wenn ich es aus Distanz alleine darüber schicke.

Echtes Scheutraining modifiziert das natürliche Fluchtverhalten des Pferdes. Das natürliche Verhalten sieht so aus, daß ein Pferd sich nähert, um dann wegzuspringen. Modifizieren kann ich dieses Verhalten z.B. dadurch, daß ich es sich annähern lasse, und bevor es von selbst wegspringt, leite ich es langsam wieder vom Gegenstand weg. Das ist wichtig, denn so lernt das Pferd, in so einer Situation auf meine Signale zu hören. Dies setzt allerdings voraus, daß ich in entspannten Situationen erstmal in der Lage bin, mein Pferd aus der Distanz zu leiten. Heißt, ich muß in der Lage sein, es in allen 4 Richtungen aus Distanz begrenzen zu können.

Gute Anregungen für solch ein Training finden sich bei A. A*uilar, z.B. im Buch "Wie Pferde lernen wollen". Auch Peter K. arbeitet nach dem Prinzip der Modifizierung des Fluchtverhaltens.
Das Pferd muß die Situation alleine meistern, aber währenddessen auf die Signale des Menschen reagieren. Ich finde das besonders unterm Sattel sehr wichtig. Es stärkt auch unheimlich das Selbstvertrauen des Pferdes und die Beziehung zum Pferd. Es lernt zum einen, daß es solche Situationen meistern kann und zum anderen, daß die Signale, die vom Menschen kommen, genau richtig sind. (Wegleiten, bevor es wegspringen kann - man kann sich auch langsam entfernen. Wieder annähern, wieder entfernen, noch mehr annähern, überwinden, und es passiert nichts! Der Mensch paßt auf.)
Der späte Wurm entgeht dem Vogel.

"Wenn Du meinst, daß das Abenteuer gefährlich ist, probier's mal mit Routine. Die ist tödlich."
(Paolo Coelho)

Leni Müller sucht das Glück
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