Kontakt und schnuppern lassen?

[WaldSuse]

Mir geht da was im Kopf rum......
Ich bin es als Hundebesitzerin gewöhnt,daß die Hunde sich Artgenossen angucken,sich beschnuppern.Außerdem riechen und schnuppern sie in allen Ecken,an mehr oder weniger (aus Menschensicht) appetitlichen Dingen....
Wie haltet ihr es mit euren Pferden?
Ich lasse Dustin an Pferdeäppeln riechen,wenn er es will.Ich finde es immer wieder interessant,ihn dabei zu beobachten,wie er in solchen Momenten ganz Pferd ist,wie er konzentriert den Geruch auf sich wirken läßt,wie er nachdenkt.....und dann weitergeht.Ich denke mir,daß es wichtig ist für sein Selbstverständnis als Pferd,für seine Orientierung in der Gegend.Außerdem habe ich gerade heute wieder beobachtet,daß er auch an,nur bei Schnee für Menschenaugen sichtbaren,Hufspuren riecht,schnorchelnd.Denn es waren hier kurz vorher Mayo und Tristan lang gelaufen und er nahm tatsächlich wie ein Spürhund die Spur der beiden auf.
Ich lasse ihn auch an anderen Pferden schnuppern,wenn wir welche unterwegs treffen,denn er ist total verträglich und freundlich.
Nun habe ich lernen müssen,daß ich mit diesem Verhalten wohl ganz allein da stehe,denn die anderen Pferdebesitzer wollen nicht,daß ihre Pferde von Dustin beschnuppert werden und daß ihre Pferde ihrerseits Kontakt zu Dustin haben.Auch das Beriechen der Äppel wird von so ziemlich allen Reitern,die ich bisher kennen gelernt habe,den Pferden verboten.
Begründet wird das mit einem Argument,und zwar der Angst vor ansteckenden Krankheiten.
Natürlich ist ein Pferd kein Hund,aber ein Rudelwesen.Und ich bin immer wieder erstaunt,wie ähnlich die Verhaltensweisen sind.Obwohl die Hunde die "Jäger" und die Pferde die "Beute" sind.
Die meisten Hundebesitzer sind offene,nette Leute,gerne zu Kontakt und einem Schwatz bereit.Sind Pferdebesitzer da anders?
Ich bin durchaus verantwortungsbewußt,wenn Dustin nicht verträglich wäre,würde ich ihn natürlich nicht zu fremden Pferden lassen.Und wenn mir gesagt wird,daß das andere Pferd nicht verträglich ist,dann halte ich selbstverständlich Abstand!Und wenn Dustin kein Interesse an dem anderen Pferd zeigt,dann gehen wir natürlich in aller Ruhe vorbei.
Natürlich werde ich in Zukunft von anderen Pferden Abstand halten,denn wir hatten da eine Begegnung,in der sich die Pferde super lieb und freundlich miteinander unterhalten haben,ich wurde aber wie ein Schulmädchen behandelt...brauch ich nicht nochmal.
Bin ich einfach zu naiv?

[kolyma]

Ich lasse mein Pferd nicht an rumliegenden Haufen riechen, weil mein Pferd sich dann oft recht hengstig aufführt. Drüber makiert und wohl recht viel Adrenalin ausschüttet und dann anfängt unhöflich und rempelig zu werden. Anfangs war das schon eine intensive Erziehungssache. Mittlerweile ignoriert er andere Haufen weitesgehend, weil er weiß, dass, wenn ich ihn am Bändel habe, er das nicht darf. Genau so wenig wie fressen. Ich habe auch keine Lust bei Ausritten an jedem Haufen anhalten zu müssen. Und mein Pferd ist einer von der Sorte, der Verbote gut akzeptieren kann - aber mit "heute darfst du, morgen aber nicht" nicht klar kommt und das nicht versteht.

Bezüglich anderer Pferde... Mein Pferd ist auch sehr verträglich und schlägt vorne nicht aus. Aber andere Pferde machen das durchaus mal. Vor allem wenn wir Reitern begegnen, könnten solche Situationen durchaus gefährlich werden. Ich habe schon mal erleben müssen, dass zwei Reiterinnen sich begegnet sind - sie die Pferde haben schnuppern lassen, und sich eines der Pferde auf dem Absatz umgedreht hat und nach dem anderen Pferd geschlagen.
Da man sowas nie wissen kann, lasse ich mein Pferd nicht schnuppern. Mir ist das zu gefährlich. Vor allem wenn jemand noch auf dem anderen Pferd sitzt.

Pferde die sich nicht kennen können sich für den Menschen sehr unberechenbar verhalten. Meiner Erfahrung nach empfiehlt es sich nicht. Auch wenn es schade ist.

[ehem User]

Nein, du bist nicht zu naiv

Ich habe auch so ein Schnüffeltier. Nicht nur Pferdeäpfel auch Veränderungen im Boden werden immer wieder gerne beschnüffelt. Wenn er dann z.B. so eine extrem gefährlich aussehende Bodenschwelle beschnüffelt hat, geht er eigentlich meist mutig drüber. Beim nächsten mal muss er dann eigentlich auch nicht mehr schnüffeln.

Ich sehe das ganz wie du, es hilft ihm bei seiner selbstwahrnehmung und bei der Wahrnehmung und Einschätzung seiner Umgebung.

Äpfelschnuppern hat ja auch was mit Revier markieren zu tun - auch bei Pferden. Kann man ja einigermaßen zu seinen Gundten Nutzen, wenn man ein Pferdeklo anlegen will.

Schade, dass wir uns beim Ausreiten noch nicht begegnet snd da hätten sich bestimmt zwei gerne beschnuppert. Aber du hast Recht, die meisten Reiter finden das merkwürdig. Wir machen das eigentlich auch nie bei fremden Reitern. Interessant ist aber schon, wie interchiedlich er auf das beschnüffeln unterschiedlicher Pferde reagiert. Freundlich ist er eigentlich immer, aber bei einem Pferd von einer Freundin, dass er vorher nicht kannte, wollte er am liebsten sofort spilen. Die haben sich direkt freundschaftlich-frech in die Nasen gezwickt, wenn du verstehst, was ich meine

Das Letzte wobei ich bei sowas denke, ist übrigens, dass sich mein Pferd an irgendetwas anstecken könnte. Geht mir bei Menschen aber auch so.

[Biggi01]

Meiner darf anderen Pferden hallo sagen, auch mit Körperkontakt, wenn das für den Besitzer des anderen Pferdes o.k. ist. Und an Pferdeäpfeln riechen darf er auch. So viele liegen da nicht rum, dass ich immer anhalten müsste .

[Jochen]

Waldsuse, die Argumente, die man Dir entgegenhält, scheinen mir alle auf Angst zu gründen.

Von solchen Pferdemenschen und deren Argumenten halte ich mich fern, denn Angst vor Kontrollverlust ist reichlich uninteressant und kann recht aggressiv machen; und ihre Pferde sind ihnen oftmals ähnlich. (Verständlicherweise: "Wie der Herr, so's Gescherr.")
Auch meine Pferde sind da kaum interessiert.
Wir kümmern uns um unseren Kram und gehen unserer Wege, Feierabend.

Bei erfahreneren (und weltoffeneren) Geländemenschen haben wir dieses Problem natürlich nicht. Die funktionieren normal, und ihre Pferde auch, und da läuft dann alles normal.

Aber gute Geländereiter sind dünn gesät. Ist halt 'ne eigene Spezies. So ist das nun mal.

Liebe Grüße aus der Provence, Jochen

[GilianCo]

Naja, gerade wenn dann mal wieder Herpes und Co umgeht, wird deutlich, das ich mein Pferd vermutlich auch nicht an jadem fremden Pferd schnüffeln lassen würde. Wenn wir hingegen im Nachbarstall sind, darf er schon schnuppern, wenn es sich ergibt, und er das möchte. (er möchte es ja auch nicht immer, mein Großer). Ansonsten finde ich es total vernünftig, wenn man sein Pferd nicht mit jedem Pferd, was man im Gelände trifft, schnüffeln läßt. Für mich hat das auch wenig mit Kontrollverlust zu tun.

Ich finde im Grunde, mein Pferd darf schon Pferd sein - aber das ist er ja quasi auch, im Sommer 24 h und im Winter den ganzen Tag lang, wenn er auf der Weide mit seiner Herde steht. Da kann er den Kontakt suchen, oder sich alleine stellen, wie es ihm gerade besser gefällt.

Bei Hunden (weil das Beispiel zu Beginn gebracht wurde) halte ich es übrigens sehr danach, wie der Besitzer reagiert. Bei ängstlichen Besitzern würde ich meinen Hund nicht schnüffeln lassen, weil ich weiß, das er sehr dominant ist, und selbst wenn er dem Gegenüber nichts tut, die ängstlichen Hundehalter meist schon beim ersten Knurren panisch werden. (und ich habe lange nicht gemerkt, WIE genau ich da die BESITZER beobachte... um dann entsprechend meinen Hund zurückzurufen, wenn die Besitzer das große P bekommen...)

[kolyma]

Also ich war früher da sehr, sehr unbedarft. Ich hätte mein Pferd an jedem Pferd schnüffeln lassen - damals meine RB.
Aber da ich später, auf Sternritten, sehr unschöne Szenen gesehen habe (wie mein Beispiel mit dem tretenden Pferd) und auch mal ein Pferd, welches beim Auskeilen nach vorne die andere Reiterin am Bein getroffen hat - habe ich mir dann gedacht, dass das wohl eher keine gute Idee ist.
Ich weiß doch nie, wie das andere Pferd reagiert. Und oft wissen es die Besitzer der anderen auch nicht.

Das hat nichts mit Kontrollverlusst zu tun, sondern einfach mit Sicherheitsdenken.

Selbst Pferde die im selben Stall leben und täglich beieinander stehen können bei Nasenkontakt plötzlich sehr heftig reagieren, wenn halt grad mal die Laune schlecht ist. Gestern hat mein Wallach Nasenkontakt mit seiner Stute aufgenommen. Mit dem Ergebniss, dass er in Sekundenschnelle zwei heftige Tritte einstecken musste... Die Dame ist nämlich rossig... Tja, sowas weiß ich bei Ausritten eben auch nicht. Und ob mich der Besi darüber vorher informiert - dafür würde ich die Hand nicht ins Feuer legen.

Natürlich ist das schön, dass hier so supersoziale Pferde mit ebenso routinierten und erfahrenen Geländemenschen unterwegs sind. Wenn wir uns mal im Gelände begegnen, darf mein Pferd gerne mal schnuffeln... Da kann ich dann auch beruhigt sein...

[WaldSuse]

Ich sage schon mal DANKE!! für die offenen und ehrlichen Antworten! Ich sehe ein,daß ich schon unbedarft war und zu wenig bedacht hab,wie viel Kraft so ein Pferd nun mal hat....Aber an Äppeln riechen darf er weiterhin,wenn er will.

[Hina_DK]

Darüber habe ich mir noch nie bewusst Gedanken gemacht aber ich wäre jetzt überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass da jemand ganz strikt was dagegen haben könnte. Ich glaube, in der Isländerwelt denkt niemand so. Ganz im Gegenteil, bei Ritten mit fremden Isis werden die trotzdem bei einer Rast alle zusammengestellt, es sei denn, da ist mal ein ganz speziell unverträgliches Exemplar dabei. Bei uns sind alle Reiter in der Umgebung zudem bekannt, allerdings nicht unbedingt immer alle Pferde, denn im Isländer-Berittstall nebenan wechseln die doch recht häufig. Irgendwie ist es aber fast wie selbstverständliches "Familientreffen", wenn man sich begegnet. Bei fremden Reitern kann man sich auch sicher verständigen, ob so ein Pferd evtl. bei einem direkten Kontakt Probleme macht.

Durch solche offenen Begegnungen war ich auch schon direkt Nutznießer. Reddi stand ja damals nebenan im Beritt, um wieder auftrainiert zu werden. Die Bereiterin ist mit ihm immer an unserem alten Paddock vorbeigeritten und unsere drei sind dann jedesmal zum Zaun gestürzt. Nach wenigen Tagen wussten sie, wann die kommen und standen schon da und warteten. Sie blieb dann mit ihm stehen und sie durften sich anfreunden. Nach einiger Zeit habe ich dann das Training mit ihn übernommen. Da war an einen Kauf noch überhaupt nicht zu denken aber ich habs genauso gemacht, wir sind dann eben immer zu den drei lustigen Kumpels geritten. Als Reddi dann später zu uns kam, war die Eingliederung im Prinzip schon so gut wie erledigt. Paddock auf, Reddi rein, großes Hallo, sofortige Übergabe der Chefstelle an ihn und alle zusammen ran ans Heunetz .

Was die Äppel anderer Pferde angeneht, eigenartigerweise interessieren sich meine nicht sonderlich dafür aber ich würde es ihnen auch nicht verbieten.

[eseilena]

Ich mag das garnicht, wenn fremde Reiter ihre Pferde -insbesondere, ohne zuvor zu fragen- schnuppern lassen.

Kürzlich erst gesehen: Kontakt von Fremden über den Koppelzaun hinweg. Ich weiß, dass meine Stute da schonmal nach vorne austritt. Wie schnell bleibt da ein Pferdebein im Elektrozaun hängen. Oder trifft das "gegnerische" Pferd oder den Reiter. Mir ist das wegen der Verletzungsgefahr und beim Koppelzaun: Ausbruchsgefahr zu gefährlich. Den Aspekt "übertragbare Krankheiten" finde ich auch wichtig.

Mein Pferd darf im Regelfall an Äppelhaufen schnuppern, aber nicht an fremden Pferden