Unvorsichtiges oder wirklich respektloses Pferd?

Moderator: Keshia

ehem User

Re: Unvorsichtiges oder wirklich respektloses Pferd?

Beitrag von ehem User »

Haruna, genau so läuft es auch in unserer Herde ab. :-D
Da ist Nelli auch "die Kleine", aber wenn die anderen schon längst gewichen sind, steht sie immernoch da. :lol:

Du kannst Dich ja erst einmal ganz zwanglos an die positive Verstärkung via Clicker rantasten. Sobald die höfliche Futternahme funktioniert, würde ich mich einfach mal an etwas Quatschkram (Ball schubsen oder ähnliches) heranwagen. Das finde ich immer ganz gut, um sich selber einzufummeln und am Timing etc. zu arbeiten. Der Mensch muss keine Angst haben, durch Fehler irgendwas gravierend zu verbiegen, außerdem lernt das Pferd so auf ganz spielerisch lockere Art das Prinzip.

Im Grunde haben wir uns dem Clickern genau so genähert. Und irgendwann kam die Erkenntnis "warum nicht immer, wenn es bei Spiel- und Spaßsachen doch so prima klappt". :nix:

Natürlich kann es am Anfang auch erst einmal in die andere Richtung pendeln. Dass das Pferd sehr unhöflich und bettelig wird, bzw. sehr fordernd. Man öffnet ja im Grunde erst einmal eine Tür. Aber das Durchhalten lohnt sich in jedem Fall.

Falls Du Dich ein bisschen einlesen möchtest, lege ich Dir die Bücher von Marlitt Wendt und Viviane Theby ans Herz. :-n Dort sind sehr viele Grundlagen und Tipps zu finden.
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Lottehüh
Sportpferd
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Re: Unvorsichtiges oder wirklich respektloses Pferd?

Beitrag von Lottehüh »

Ich möchte 2 Dinge dazu schreiben:

Erstens: „erlernte Hilflosigkeit“ / Depression – haben wir grad nen anderen Thread dazu. Ich kann leider manche Bilder nicht sehen, so auch die von Dir nicht. Aber wenn hier schon jemand schreibt, dass sie so in sich schaut, das war auch bei Deiner Beschreibung schon mein Gedanke, dann noch die Herkunft – ohohoh. Ich höre da auch ganz viel Lotti. Sei Geduldig. Sie wird lange brauchen, bis sie überhaupt einen Menschen an sich ranlässt. Bei Lotti hat es ca. 4 Jahre gedauert, bis sie komplett da raus war. Es wurde vorher schon viel besser, aber ich hatte immer das Gefühl, dass da noch was fehlt. Es wird sich lohnen, sie dorthin zu begleiten!! Halte durch!

Zweitens: Kaltblüter in der „Normalo“-Herde – das ist jetzt nicht wissenschaftlich hinterlegt oder irgendwas, das ist eine Beobachtung meinerseits: Die Kaltblüter haben irgendwie eine andere Sprache. Bzw. es ist dieselbe Sprache, aber eine andere Deutlichkeit. Lotti hatte am Anfang Panik vor anderen Pferden. Ich glaube, Warm- und Vollblüter „schreien“ in ihren Augen. Wenn sie „redet“, ist das alles ganz ruhig und fein. Ganz minimale Zeichen von Ohren bewegen etc. Wenn ein höherblütiges Pferd „redet“, ist das sehr schnell und extrem. Das fällt mir jetzt auch bei Pablo auf – seine Äußerungen sind so klar und deutlich. So extrem im Vergleich zu Lottis. Ich nehme da so viel wahr, weil er es so deutlich sagt, während sie ganz zarte, minimalste Veränderungen nutzt um sich auszudrücken. Ich glaube, Lotti hatte anfangs so Angst, weil sie sich wie in einem Irrenhaus vorgekommen ist. Sie war vorher Zuchtstute und „nur“ mit Kaltblütern ihrer Art zusammen. Sie hat sich dran gewöhnt, aber sie selbst redet immer noch sehr zart. Daher kann es natürlich auch kommen, dass Deine Stute in der Herde nicht verstanden wird bzw. auch nicht versteht. Und Lotti möchte eben auch, dass ich genauso zart mit ihr rede. Eine Berührung mit der Fingerspitze reicht, und sie tritt zurück. Versuche ich hingegen sie wegzuschieben, lehnt sie sich dagegen – keine Chance…

Heißt auch: ich finde Lotti ist viel sensibler auf meine Gefühlslage als andere Pferde. Ein noch feinerer Beobachter – und super sensibel.

Ich weiß nicht, wie es in Polen ist, aber in Belgien (da kommt Lotti her) kommen KBs beim Schmied in Ständer. Es kann also sein, das Deine Stute Hufegeben tatsächlich auch gar nicht kennt, war bei Lotti auch so. Lang hin als wolltest Du den Huf aufheben, bei der kleinsten Gewichtsverlagerung auf die andere Seite sofort loben (auch gut zu clickern ;-)), das ganze dann langsam steigern mit kurz Huf in der Luft, kurz festheben etc. Und ich finde es toll, dass Du Dich nicht von dem Gelaber der Frau hinreißen lässt.
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
noriker
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Re: Unvorsichtiges oder wirklich respektloses Pferd?

Beitrag von noriker »

Eine schöne Stute habt ihr da. Ich schliesse mich den Vorschreiberinnen an. 8 Monate habt ihr sie jetzt und vorher hat sie 11 Jahre lang ein komplett anderes Leben geführt. Die hat sowas wie einen Kulturschock. Bestimmt ist sie verunsichert, weil der vertraute Umgang so anders geworden ist.
Wir wissen nichts über ihre Vergangenheit, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass sie sowas wie Führen, Spazieren, BA usw. überhaupt nicht kennt. Als ich mir meinen ersten, damals 7 jährigen Noriker gekauft hab, konnte ich mir auch nicht vorstellen, das dieses Pferd eingefahren war, aber am Strick nebenherlaufen komplett unbekannt war. Lass euch Zeit, erkläre ihr alles genau und lobe sie viel, aber ich denke das macht ihr ja schon.
Es kann auch gut sein, dass sie sich ihrer Mas(s)e überhaupt nicht bewusst ist. Habt ihr schon mal mit Körperbandagen a la Linda Tellington Jones gearbeitet? Damit hab ich gute Erfahrungen gemacht.
Hufegeben: Vielleicht kennt sie nur Beschlagstand, hat Angst das Gleichgewicht zu verlieren, unsicherer Untergrund, Schmerzen, schlechte Erfahrungen, das kann eine Unmenge von Gründen haben.
Das mit dem Weglaufen im FIS könnte auch Überforderung sein. So eine Masse muss koordiniert werden. Babette hat an einem Vortrag gesagt, "das ist wie wenn wir auf einem Schwebebalken laufen müssten". Da kann man schon mal ein bisschen nervös dabei werden ;) Und Kaltis sind halt oft etwas introvertierter mit Pokerface, da rafft man nicht immer gleich was jetzt los ist.
Das körperbetonte ist auch eine Kalti Sache. Meine Jungs rüpeln auch miteinander, da darf man gar nicht hinschauen wenn die loslegen. Die Raufen lieber, als dass sie irgendwelche Laufspiele machen.
ehem User

Re: Unvorsichtiges oder wirklich respektloses Pferd?

Beitrag von ehem User »

Rennfisch hat geschrieben:Fesche Dame :sigh: Aber sag mal, ihr Blick auf dem Foto wirkt auf mich so verschlossen, nach innen gekehrt... seh ich schon Gespenster, oder ist sie wirklich so? Nach dem, wie du beschreibst, wie sie früher behandelt wurde (diese "Tipps" :angst: ) glaub ich gern, dass sie einfach nicht mehr mag.
Hm, ich denke das kommt schon hin. Sie ist wirklich recht verschlossen und introvertiert.
Aber ich muss zugeben, dass mir das anhand ihres Blickes noch noch gar nicht so aufgefallen ist. Aber jetzt wo dus ansprichst bzw. schreibst, dachte ich auch, stimmt irgendwie guckt sie wirklich so. Hab mir noch andere Bilder von ihr angeguckt, da wirkt sie genauso...
faraway hat geschrieben:Probier es aus! Ich kann dir auch nur Mut machen, diesen Weg mit der Maus zu gehen. Gerade wenn sie noch niemals lernen durfte, dass Menschen auch Spaß machen können, ist Clickern ein Weg, ihr das zu vermitteln. Und ihr auch zu zeigen, dass sie selbst machen darf, dass sie sich euch öffnen darf und kann. Sie hat warscheinlich die letzten 11 Jahre ihres Lebens nur das erlebt, was die Vorbesi dir an Rat-Schlägen gegeben hat... Woher soll sie mit so einer Geschichte auch Freude an Umgang mit Menschen haben? Dagegen sich acht Monate bei euch leider nur ein Klacks...
:dd:
Ja ich hab mir fest vorgenommen mit ihr (und auch den anderen beiden Stuten) mit dem Clickern zu beginnen.
Eure Antworten und Erfahrungen haben mich richtig dafür motiviert :-D

Auch versuche ich an alles, was ich mit ihr mache noch ruhiger und verständnisvoller ranzugehen.
Nicht mit dem Gedanken, sie ist stur oder will nicht, sondern wahrscheinlich versteht sie nicht oder kann nicht.

Und ihr habt auch Recht, nach 11 Jahren ( vermutlich schlechter ) Erfahrung, kann sie mir/uns nicht nach 8 Monaten schon vertrauen, da hab ich wohl etwas zu viel verlangt...
Ich gebe ihr natürlich die Zeit. Soll sie erstmal merken, dass sie uns ruhig vertrauen kann und dass wir ihr nicht weh tun.

Vielleicht hat ihr auch ihre bisherige Herde nicht so richtig gefallen (die mit den Warmblütern und Ponys).

Denn was mir aufgefallen ist:
Wir haben letzte Woche den Stall gewechselt. Sie steht jetzt in einem selbstversorger-Stall nur zusammen mit unserer anderen Stute Saya (ihre beste Freundin) und unserer kleinen 1,5 Jährigen Stute Yuri.
Saya kennt sie schon, seit sie vor 8 Monaten zu uns kam, da Saya schon verher da war und sie liebt Saya und richtet sich total nach ihr. Yuri stand vorher woanders und kam jetzt im selbstversorger Stall erst neu zu den Beiden dazu.

Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass sie innerhalb der einen Woche, in der die 3 jetzt zusammen leben, langsam etwas aufblüht. Die 3 sind vom ersten Tag an eine total friedliche Damen-Truppe, ohne das Kyoko rumgejagt wird oder sonstwas. Sie hat nur Saya im Rang über sich und die ist eh ihre Freundin und mit Yuri hat sie auch das erste mal ein Pferd unter sich. Ich denke das gibt ihr richtig Selbstvertrauen.
Mein Freund und ich waren richtig erstaunt, als wir Kyoko das erste mal ein anderes Pferd wegscheuchen sehen haben, wir dachten die kann das gar nicht, weil sie sich immer von jedem Pferd alles gefallen lassen hat und sich immer rumscheuchen lassen hat, ohne sich irgendwie zu wehren. Sie ist aber auch nicht grob zu Yuri.
Also sind eine richtig süße kleine Herde die 3 und scheinen sich alle voll wohl zu fühlen, trotz neuer Umgebung.

Und vor ein paar Tagen hat sich Kyoko total entspannt auf den Boden gelegt, es hat sie gar nicht gestört, dass wir dabei standen, hat sich sogar etwas kraulen lassen und fand das glaube ich nicht mal schlecht.
Wir sind dann aber ein paar Meter von ihr weggegangen, weil ich nicht wollte, dass sie uns vielleicht doch misstraut und wieder aufsteht, wollte ihr ihre Ruhe lassen.
Dann hat sie sogar ein Kopf abgelegt und Augen zu gemacht und einfach entspannt.
War einfach toll zu sehen :sigh:
Samtnase hat geschrieben:Falls Du Dich ein bisschen einlesen möchtest, lege ich Dir die Bücher von Marlitt Wendt und Viviane Theby ans Herz. :-n Dort sind sehr viele Grundlagen und Tipps zu finden.
Vielen Dank für deine Tipps!
Hab mir erstmal ein Buch von Marlitt Wendt und eine DVD und ein Buch von Viviane Theby bestellt.
Da informiere ich mich noch richtig, bevor ich dann loslege mit dem Clickern.

Einen Clicker hab ich auf jeden Fall schonmal ;)

Lottehüh hat geschrieben:Und Lotti möchte eben auch, dass ich genauso zart mit ihr rede. Eine Berührung mit der Fingerspitze reicht, und sie tritt zurück. Versuche ich hingegen sie wegzuschieben, lehnt sie sich dagegen – keine Chance…

Heißt auch: ich finde Lotti ist viel sensibler auf meine Gefühlslage als andere Pferde. Ein noch feinerer Beobachter – und super sensibel.
Ich habe das auf deine Beschreibung hin heute mal versucht. Sonst hatte ich mich mehr gegengelehnt, wenn sie sicht ein Stück zur Seite bewegen sollte, da hat sie immer gegengehalten.
Heute habe ich mit nur 3 Fingen immer kurz leicht gedrückt und "rum" gesagt und sie ging nach ein paar Sekunden tatsächlich ein Stück rum.
Wahr echt beeindruckt und hab sie natürlich richtig gelobt :)

Lottehüh hat geschrieben:Ich weiß nicht, wie es in Polen ist, aber in Belgien (da kommt Lotti her) kommen KBs beim Schmied in Ständer. Es kann also sein, das Deine Stute Hufegeben tatsächlich auch gar nicht kennt, war bei Lotti auch so. Lang hin als wolltest Du den Huf aufheben, bei der kleinsten Gewichtsverlagerung auf die andere Seite sofort loben (auch gut zu clickern ;-)), das ganze dann langsam steigern mit kurz Huf in der Luft, kurz festheben etc. Und ich finde es toll, dass Du Dich nicht von dem Gelaber der Frau hinreißen lässt.
noriker hat geschrieben:Hufegeben: Vielleicht kennt sie nur Beschlagstand, hat Angst das Gleichgewicht zu verlieren, unsicherer Untergrund, Schmerzen, schlechte Erfahrungen, das kann eine Unmenge von Gründen haben.
Da sie im Ständer gehalten wurde, ist es ja sehr Naheliegend, dass ihr die Hufe auch dort gemacht wurden.
Das sie damit Schmerzen und/oder schlechte Erfahrungen verbindet, kann ich mir auch gut vorstellen... Mein bisheriger Hufschmied ist leider nicht der Zärtlichste und wird schnell ungeduldig. Er hält sie für total respektlos und dumm :roll:
Den werde ich aber eh nicht nochmal kommen lassen, der letzte Termin hat mir gereicht, ich bin noch auf der Suche nach einem geduldigen verständnisvollen Hufschmied...

Wir werden das mit ihr weiter üben und langsam die Zeit, in der die Hufe oben sind, steigern. Mit viel Lob.

noriker hat geschrieben:Es kann auch gut sein, dass sie sich ihrer Mas(s)e überhaupt nicht bewusst ist. Habt ihr schon mal mit Körperbandagen a la Linda Tellington Jones gearbeitet? Damit hab ich gute Erfahrungen gemacht
Nein haben wir noch nicht. Aber wir haben eine CD von Linda Tellington Jonas, in dem sie das Band gezeigt hat und auch schon Gutes davon gehört. Haben schonmal überlegt eins zu bestellen, aber bisher eben noch nicht gemacht.
Ich denke, ich werde mal eins bestellen ;)


Ich danke euch für eure vielen Antworten, das hat mich dazu gebracht, vieles zu überdenken bzw umzudenken und auch mehr Verständnis für ihr Verhalten zu entwickeln
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Re: Unvorsichtiges oder wirklich respektloses Pferd?

Beitrag von Rennfisch »

:klatschen: :clap:

Dass sie sich schon neben euch hinlegt ist doch ein gutes Zeichen! Vielleicht hat sie nur drauf gewartet, dass endlich jemand kommt, der ihr zuhört- und das seid ihr. :-d

Interessanter Lesestoff ist auch Reaching the Animal Mind (Die Seele der Tiere erreichen auf dt., find ich dezent schlecht übersetzt, aber was solls) von Karen Pryor, der Entwicklerin des Clickertrainings. Ich habs verschlungen :mrgreen:
:aquarium2:
noriker
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Re: Unvorsichtiges oder wirklich respektloses Pferd?

Beitrag von noriker »

@Harona, hei das klingt ja super mit der neuen Stall und Herdensituation.
Psst. Ich hab mir übrigens das Band nicht gekauft, ich hab einfach so einen alten Verband genommen, wie man sich bei Verletzungen um Arm oder Bein wickelt. Das ging auch gut. Ich grüble grad wie die richtig heissen. So beige, mit Elastik.
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Maxima
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Re: Unvorsichtiges oder wirklich respektloses Pferd?

Beitrag von Maxima »

Hallo Haruna,
schön mal wieder von Deiner tollen Stute zu hören - ich finde die soooo hübsch!

Es wurde zwar eigentlich schon alles gesagt, aber ich kann das auch nochmal bekräftigen - Kaltis haben einen völlig anderen körperlichen Umgang untereinander. Ich betreue eine Gruppe von 4 Schwarzwälder Jungstuten und hab auch eine Weile gebraucht, bis ich diese "extreme Respektlosigkeit" begriffen habe. Ich wurde weggeschoben und umgeworfen, bekam keinen Millimeter Platz gemacht, egal wie doll ich geschoben und gedrückt habe.... Bis ich die Damen mal in Ruhe beobachtet habe. Die machen das untereinander ganz genauso, die dotzen ungebremst aufeinander, und zwar völlig ungeachtet jeglicher Rangfolge. Aber bei kleinsten Bewegungen der Ohren oder des Kopfes, bei einem angedeuteten Anspannen der Hinterhand weichen sie einander blitzartig.

Und so habe ich meinen Umgang mit ihnen darauf abgestellt. Ich habe parallel an meinem Freiraum und ihrem Respekt mir gegenüber gearbeitet. Das Schwierigste war wirklich, daß sie überhaupt mal eine Idee davon bekamen, daß sie auch mir weichen und auf mich aufpassen müssen. Dazu hab ich einige wenige Male das HB-Männchen gemacht, wild mit dem Mistboy oder dem dicken Führseil gefuchtelt bis ich tatsächlich mal eine Ausweichbewegung erhalten habe. Und die wurde dann sofort überschwänglich gelobt. Gleichzeitig hab ich am ganz feinen Weichen per Fingerspitze gearbeitet. Heute machen sie auf ganz sanfte Berührung an der Schulter willig Platz und rennen mich beim Misten auch nicht mehr um. Nur ab und zu werd ich noch zur Flunder wenn ich zwischen zwei der dicken Grazien gerate... Und wegschieben lassen sie sich auch heute noch nicht.

Wenn man mal diesen "Viel (drücken/schieben/draufhauen) hilft viel" Gedanken überwunden hat und grade bei diesen vermeintlich so groben Pferden ganz, ganz fein arbeitet dann erschließen sie einem wirklich freudig ihre ganze Kooperation! Und ist der Anfang erstmal da, geht es immer schneller und immer leichter vorwärts.

Ansonsten ganz viel Glück im neuen Stall, das hört sich gut an. Seid ihr da dann jetzt Selbstversorger?
Liebe Grüße
Ulla

Wir werden in Ewigkeiten nicht mehr gut machen können, was wir den Tieren angetan haben. (Mark Twain)

Maximas Tagebuch
ehem User

Re: Unvorsichtiges oder wirklich respektloses Pferd?

Beitrag von ehem User »

Hallo Leute,

es fällt mir echt schwer das hier zu schreiben, vor allem nachdem ihr alle so lieb versucht habt, Kyoko und uns zu helfen.
Ich komme mir jetzt total doof vor euch vor...
Und überaupt fühle ich mich so schlecht dabei...

Mein Freund hat Kyoko verkauft...

Ihr wisst gar nicht, was hier in den letzten Wochen abgegangen ist...
Ich muss dazu schreiben, Kyoko gehörte meinem Freund.

Aber bisher war das immer so, dass alle 3 Pferde einfach "unsere" Pferde sind.
Auch wenn Saya mein Reitpferd, Yuri mein Wunsch-Jungpferd und Kyoko lt. Vertrag usw seine Stute war.
Das gabs aber nicht, im Grunde waren alles unsere...

Ich weiß nicht ob ich jetzt ganz ausfühlich schreiben soll, wies dazu kam, es ist ziemlich viel vorgefallen...

Zumindest lief es mit Kyoko und mir schon besser. Zwar hatte ich immer noch ziemlich Angst vor ihr, aber wir haben mit clickern begonnen und uns so etwas angenährt.
Mit meinem Freund wurde es nicht besser, im Gegenteil.
Das mit dem Clickern hat ihm alles irgendwie zu lange gedauert, er wollte immer schon weiter und wir waren gerade mal bei der Höflichkeit.
Naja das ging noch weiter mit viel hin und her.

Jedenfalls hat mein Freund alleine und für sich beschlossen, Kyoko wird verkauft.
Darüber war ich total schockiert, zum Einen von der Tatsache selber und zum Anderen darüber, dass er das einfach so beschlossen hat, ohne mich da irgendwie mit einzubeziehen.

Das ganze hat zu dem heftigsten Beziehungskrach geführt, den wir in den ganzen letzten fast 10 Jahren (solange sind wir schon zusammen) hatten.
Ich dachte echt, das wars...
und das obwohl wir im August eigentlich heiraten wollten :(

Es hieß die ganze Zeit sie ist ja sein Pferd, er möchte nicht mehr, dass ich mich da einmische usw.

Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie furchtbar jetzt die letzten Wochen waren.
Ich hänge sehr an Kyoko und ich habe das echt nicht gewollt, aber als dann irgenwann mein Freund noch mit Vorwürfen anfing wie "du liebst das Pferd mehr als mich" oder "ist ja schön, dass du dich so für das Pferd einsetzt, ist dir ja scheinbar wichtiger als ich" usw.

Das war der Punkt wo ich aufgegeben habe...

So richtig verziehen habe ich mir das noch nicht.
Aber wäre ich dran geblieben, hätten wir uns am Ende vielleicht doch getrennt und dann hätte er Kyoko auch bloß verkauft...

Und irgendwie konnte ich die Stute nicht über meine Beziehung stellen...
Das klingt jetzt wahrscheinlich fies...


Zwischen meinem Freund und mir ist zwar wieder Ruhe eingekehrt, obwohl ich die ganzen Verwürfe in dem Streit noch nicht ganz überwunden habe...

Außerdem musss ich jeden Tag an Kyoko denken... wirklich jeden...

Ich hab aber drauf bestanden, dass ich wenigstens beim Verkauf mitmachen kann und Entscheidungsrecht habe, was die neue Besitzerin angeht...
Zumindest kann ich sagen, dass Kyoko zu guten Leuten gekommen ist.
Hat eine mittelgroße Herde, viel Platz und nette Leute, die gut zu ihren Pferden sind. (Zumindest hatte ich den Eindruck)

Trotzdem muss ich ständig an sie denken.
Jedes mal hoffe ich, dass sich die Leute melden und schreiben wie sie sich inzwischen eingelebt hat usw.
Sie haben ja gesagt, dass sie mir berichten wollen...

Jedenfalls während ich Kyoko nachtrauere und mir Vorwürfe mache, hat sich mein Freund ein neues Pferd (Wallach) gekauft.
Ich bin ja nur die jenige die sich hauptsächlich um die Pferde kümmert und sich mit ihnen beschäftigt.
Was das und die mit den Pferden verbundene Arbeit angeht, sind es dann wieder unsere Pferde.
Und dann hat er sich bei dem Kauf noch total verarschen lassen von dem Verkäufer.... aber das ist ein anderes Thema...


Ich möchte euch allen nochmal für eure Hilfe, die Tipps und die vielen Anregungen danken und mich dafür entschuldigen, dass ich hier eure Zeit beansprucht habe... und irgendwie alles umsonst....
Es tut mir leid!
noriker
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Registriert: Fr 1. Jun 2012, 17:35

Re: Unvorsichtiges oder wirklich respektloses Pferd?

Beitrag von noriker »

Oh je, sei mal lieb umärmelt. Ziemlich starker Tobback, den du da schlucken musst. :schulter2:
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Purgatori
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Re: Unvorsichtiges oder wirklich respektloses Pferd?

Beitrag von Purgatori »

Wer weiß, vielleicht wars besser so? Wenn dein Freund nicht bereit ist, die nötige Geduld und Zeit ins Projekt Pferd zu stecken, endet es ja nur in einem Krampf. Ist zwar schade, aber andere Leute lieben ihre Pferde auch.
Ich wünsch dir alles Gute für die Beziehungskrisenbewältigung (hier gilt: es gibt wohl kein Ehepaar, das langjährig verheiratet ist, deren Beziehung nicht wenigstens einmal auf der Kippe gestanden hat) und hoffe, dass das neue Pferd einfacher zu händeln ist und die Geschichte sich nicht wiederholt.
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