Depressionen beim Pferd

Moderator: Keshia

ehem User

Depressionen beim Pferd

Beitrag von ehem User »

Hat jemand Erfahrung Erfahrung damit .
Ich habe im Moment eine Reitschülerin mit einem Pferd was sehr in sich gekehrt ist.
Die Stute wird bereits behandelt von einer Physiotherapeutin,damit wenigenstens die körperlichen Sachen behandelt werden , Sattel ist neu etc.
Die Stute ist 7 Tage die Woche unter hoher Belastung und Schmerzen ( Sattel, Sehnenentzündung etc) geritten und gesprungen worden.
Nach vielem Reden etc hat sich die Besitzerin auf einen Neustart eingelassen,den ich jetzt begleite.

Ich habe gestern beim Putzen zugeschaut und konnte folgendes beobachten
* extrem Berührungsempflich
* Ohren nie aufmerksam nach vorne
* Unterlippe hängt
*allgmeine leere Augen

Beim Reiten war die Stute wie weggetretten,kein Ohrenspiel etc, kaum Aufmerksamkeit,wenn neue Pferd in die Halle kamen etc.

Ich denke dieses Pferd muss psychisch aufgebaut werden und ist depressiv.
Hilft Clickertraining?
Hat jemand Ideen oder Erfahrungen?

Danke Mary
Rennfisch
Schulpferd
Beiträge: 780
Registriert: Do 28. Jun 2012, 12:11

Re: Depressionen beim Pferd

Beitrag von Rennfisch »

Ist das jetzt Zufall? Grade hatten wir hier einen Thread zur erlernten Hilflosigkeit: viewtopic.php?f=9&t=6960

Der Artikel ist wirklich interessant. Ich weiß zwar nicht, wie weit das auf die Stute zutrifft, aber evtl. hilft er dir trotzdem weiter?
:aquarium2:
ehem User

Re: Depressionen beim Pferd

Beitrag von ehem User »

Danke,lese ich mir direkt mal durch:)
ehem User

Re: Depressionen beim Pferd

Beitrag von ehem User »

Ja, Clickertraining kann hier auf jeden Fall helfen!

Ich habe schon ein paar in sich gekehrte, teilweise sogar richtig teilnahmslose Pferde geclickert und nach einem halben Jahr waren es ganz andere Pferde!

Allerdings muss die Clickerphilosphie in einer solchen Situation auch "gelebt" werden und nicht einfach nur zweimal die Woche ein paar Tricks erarbeiten. ;)
Das heißt, das Pferd darf mitentscheiden. Dazu braucht es bei so verschlossenen Pferden eine sehr gute Beobachtungsgabe, denn das Pferd wird z.B. dem Sattel nicht ausweichen, wenn es nicht geritten werden möchte.
Sobald das Pferd merkt, dass es für Fehler nicht bestraft, für Gutes gelobt wird und vor allem seine Meinung kundtun darf (die dann auch respektiert wird! Wenn sie nicht in die Halle möchte, wird sie nicht mit allen Mitteln heinbugsiert), wird es sich nach und nach öffnen.

Meine erste Reitbeteiligung war superbrav, lies alles mit sich machen und ist höchstens zusammengezuckt, wenn andere Pferde schon panisch davongeschossen sind.
Dass sie sich dabei nicht wohl fühlt, habe ich leider erst nach einer Weile gemerkt. Als sie selbstbewusster wurde und gemerkt hat, dass sie bei mir ihre Meinung sagen darf, fing sie an dem Sattel auszuweichen, der drückte. Vorher hat sie das alles ertragen und die kleinen Signale habe ich wohl übersehen. :cry:
Beim Ausreiten bot sie von sich aus schnellere Gangarten an, vorher musste man sie fast vorwärtsprügeln. Außerdem wurde sie aufmerksamer, hopste auch mal zur Seite, wenn sie etwas unheimlich fand. Durchgehen wird sie wohl nie, dafür ist sie nicht der Typ. Aber sie hat an ihrem Umfeld Interesse gezeigt und entsprechend darauf reagiert. :)

Ich würde mit der Stute erstmal viel Neues erarbeiten (kleine Tricks wie Hütchen umschubsen etc), damit sie Vertrauen ins Clickertraining bekommt.
Dann würde ich mich Schritt für Schritt an bekannte Dinge wie Satteln, Trensen etc. machen und das alles hochbestärken. Also ruhig nur den Sattel auflegen, Keks ins Pferd und wieder runter. Das immer Steigern und falls die Besitzerin damit einverstanden ist, würde ich das Clickern auch ins Reiten miteinbeziehen, damit sie erst gar nicht in ihre Alte "Depression" zurückverfällt.
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brexi
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Re: Depressionen beim Pferd

Beitrag von brexi »

http://www.pferdplus.com/news/neue-stud ... pressionen

als ich den Titel gelesen habe, musste ich an den Artikel denken.
Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein....
Arthur Schopenhauer
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Lottehüh
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Re: Depressionen beim Pferd

Beitrag von Lottehüh »

Danke für dieses Thema, bin gespannt auf die Antworten.

Ich habe in letzter Zeit oft darüber nachgedacht, ob ich Lotti hätte früher da rausholen können und falls ja, wie. Ich bin mir nicht sicher. Einerseits - clickern ja, hätte ich öfter machen können. Aber sie hat halt nix von sich aus gezeigt. Es wäre wieder nur "Mensch will dass Pferd was tut" gewesen.

Ich glaube, bei sowas braucht man auch einfach viel Zeit und Geduld. Und vor allem Verständnis fürs Pferd, für dessen Befindlichkeiten. Das lässt sich leider nicht in 2 Monaten wiedergutmachen, was vorher jahrelang verbockt wurde.

Ich denke, spazieren, grasen, clickern sind schon ein guter Ansatz. Aber es wird einfach dauern.

Ich hoffe Du findest den richtigen Weg!
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
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Lottehüh
Sportpferd
Beiträge: 2370
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Re: Depressionen beim Pferd

Beitrag von Lottehüh »

Ach und was ich ganz arg wichtig fände: Nicht putzen, sondern kraulen. Und dann DIE Stelle finden, an der Pferd gerne gekrault werden mag (Innenschenkel hinten ist bei uns ganz arg in ;-)). - irgendwie dem Pferd zeigen, dass Menschenhände ganz ganz tolle Dinge können und es so dazu bringen, die Berührung zu suchen.
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
ehem User

Re: Depressionen beim Pferd

Beitrag von ehem User »

Was für eine furchtbare Erfahrung, täglich jemanden auf ihren Rücken zu lassen, um unter Schmerzen von ihm bewegt zu werden! Da kommt zu dem körperlichen Schmerz ja noch die brutale Erfahrung, nicht als fühlendes Wesen mit eigenen Grenzen und Bedürfnissen wahrgenommen zu werden.

Ich würde dieser Stute erstmal ihren Körper und ihren eigenen Raum zurückgeben - das heißt, gar nicht reiten, sondern nur Zeit mit ihr verbringen ... Zeit, in der ich einen Raum (Weide, Platz ...) mit ihr teile, ohne auch nur irgendetwas von ihr zu wollen, so dass sie die Erfahrung machen kann, dass sie wieder selbst über ihren Körper verfügen darf, auch wenn ein Mensch dabei ist. Auf diese Weise entsteht nach einiger Zeit eine echte Verbindung. Dann würde ich mit Freiarbeit weiter machen, damit sie in der Interaktion ebenfalls die Kontrolle über ihren eigenen Körper und ein Gefühl von Sicherheit und Freiheit behalten kann.

Mit anderen Worten: Ich würde erstmal Raum schaffen, damit sie sich mit ihrem ganzen Bewusstsein wieder einfinden kann.
calista
Sportpferd
Beiträge: 1436
Registriert: Di 15. Mai 2012, 12:27

Re: Depressionen beim Pferd

Beitrag von calista »

Ich habe ein sehr introvertiertes Pferd, welches z.T. auch unter Depressionen leidet (aufgrund ihres Wesens = sehr mütterlich, und einiger TK-Gespräche denke ich, dass die "Fohlenlosigkeit" mein Pferd depressiv macht. Ist ein Mix und Grasallergiker, zur Zucht daher aus diesem Grund nicht geeignet). Ich kann das nur unterschreiben: kein Druck, viel Freiheit und eigene Entscheidungen treffen lassen. Kleinste Signale beachten und sich über ein "Anstupsen" freuen und nicht bestrafen. Bis so ein Pferd soweit ist, dass es mit uns komuniziert, dauert es, das darf man nicht ersticken. Calista ist super sensibel, manche Sachen brauche ich nur einmal verbieten (z.B. lasse ich sie z.Zt. abends hinter den Paddocks der anderen Paddockboxen frei grasen, sie hat nur einmal versucht, in einer offenen, fremden Box an dem dort aufgehängte Heunetz zu futtern) dann lässt sie das. Kraulen ist ebenfalls ein sehr wichtiger Hinweis und Beständigkeit meierseits, sowohl vom Umgang als auch vom Zeitvolumen her. Sie wartet ab einer bestimmten Uhrzeit immer auf mich. Für mich verbietet sich für dieses PFerd auch eine Reitbeteiligung. Ich könnte die Fehlversuche nicht aushalten.
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tara
Einhorn
Beiträge: 8833
Registriert: Di 15. Mai 2012, 11:44

Re: Depressionen beim Pferd

Beitrag von tara »

Bachblüten und Akupunktur können auch helfen.
Liebe Grüße
tara
☮️ 🇺🇦 🇮🇱

Ändere deine Einstellung zu den Menschen, und die Menschen ändern ihre Einstellung zu dir.
Samy Molcho



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