Erlernte Hilflosigkeit

Moderator: Keshia

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WaldSuse
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Erlernte Hilflosigkeit

Beitrag von WaldSuse »

Nicht müde werden,
sondern,
dem Wunder leise,
wie einem Vogel,
die Hand hin halten.
ehem User

Re: Erlernte Hilflosigkeit

Beitrag von ehem User »

Ein sehr schöner Artikel :clap:
Wenn auch zu einem sehr traurigen Umstand.
ehem User

Re: Erlernte Hilflosigkeit

Beitrag von ehem User »

Toller Artikel....... lässt mich sofort an meinen Carlo denken, der auch viele solche Merkmale zeigt. Da werde ich mal weiterdenken, danke für den Hinweis!
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wiassi
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Re: Erlernte Hilflosigkeit

Beitrag von wiassi »

Interessanter Artikel. Das läßt mich an unseren Elmi denken, den wir "angeritten" (=ein Rennen gelaufen) gekauft hatten, der damals sehr ausgeglichen und ruhig wirkte, dem ihm fremden Trainer frei folgte und alles mit sich machen lies.
Er befand sich damals von uns auch unerkannt in genau dieser Situation. Bis drei fast frei auf großem Gestüt, dann schnell, schnell "angeritten", ein Rennen (hinterher) gelaufen, Kastration, Export nach Deutschland, Verkauf an uns..das war viel zu viel in kurzer Zeit.
Mein sensibler GG (u.a. Psychologe) hat zum Glück recht schnell erkannt, das was nicht stimmte und mit ihm dann überwiegend frei gearbeiten. Es hat trotzdem über drei Jahre gedauert, bis wir ihn zu spielerischem Verhalten animieren konnten, in dem wir frei und von sich aus gezeigte Verhalten bestärkten und belobten, wir clickern dabei jedoch nicht. Dieses erste Spiel des Futtereimer aufheben ist nach wir vor sein liebstes. Er variiert es inzwischen in Richung Apportieren. Seine Ausbildung ist zu einer echte Herausforderung geworden: Nachdem zu Anfang ja alles eben scheinbar schnell und gut klappte, haben wir dann die Power ganz rausgenommen und ihm viel mehr Zeit gegeben. In der Lernsituation selbst braucht er immer viele Pausen und Entspannungsphasen, damit er aufnahmefähig bleibt. Und lieber seehr kurze Lernphasen, die dann mit Abstand sehr oft wiederholt werden. Dann kommt bei ihm der "das kenn ich, das kann ich" Faktor zum tragen und er zeigt dann auch motiviert und begeistert, was er kann.
Mein persönlicher Highlight ist aber, dass er jetzt auch selbstständig ankommt und etwas machen will. Sei es einen kleinen Trick zeigen wie Beine kreuzen, "sprich" etc. oder synchron nebenherlaufen.
Wir machen nach wie vor mit ihm auch natural horsemanship, aber sehr auf ihn abgestimmt und mit viel Lob und Belohnung. Mit Druck kann er schwer umgehen, daher ist der "Druck" bei ihm eher das Ausbleiben der Belohnung und muss superfein dosiert werden. Aber er ist dadurch auch superfein im Umgang.
Einem Tier zu helfen, verändert nicht die ganze Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses Tier.

http://www.reitschwein.de
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Berry
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Re: Erlernte Hilflosigkeit

Beitrag von Berry »

Vor fast 20 Jahren war ich auf einem Kurs einer Aquilar-Schülerin, hab den Namen leider vergessen. Damals war das alles ziemlich "neu", Bodenarbeit, Horsemanship usw.
Wir sollten unter anderem unsere Pferde frei in den Round Pen stellen und schauen, was sie machen, wenn wir mit ihnen "kommunizieren" wollen. Viele Pferde haben den Menschen die Hinterhand zugedreht und sind weggegangen..
Die Trainerin hat damals gesagt, 90 % der Pferde sind so. Sie haben resigniert, weil sie nicht verstehen, was der Mensch von ihnen will, was sie machen sollen, deshalb oft grob angepackt werden, für sie völlig sinnlose Signale und ständigen Druck bekommen und immer unter Stress stehen. Sie haben aufgegeben, sind super leicht zu händeln, spulen ihr Programm ab so wie sie sollen (auch wenn sie nie verstehen, warum), sind "ruhig" und "brav". Sie haben mit dem Leben abgeschlossen und leben ständig mit dem Gefühl, das ein krankes Wildpferd hat, dem der Löwe im Nacken sitzt und das weiß, dass es nur noch Minuten sind.... Wenn sie dann aber mal "Freiheit" haben ohne Halfter und Strick, dann versuchen sie, nichts mit dem Menschen zu tun zu haben, ihn zu ignorieren und weg zu gehen.
Alle waren damals geschockt, weil sie doch ihre Pferde so lieben, alles für sie tun und dann laufen die im Round Pen weg! So eine Sichtweise war damals revolutionär, das Pferd muss doch gehorchen und tun, was der Mensch will und außerdem geht es ihm doch gut bei uns!
Mein Pferd war damals erst knapp 3 und fast roh auf der Hengstkoppel aufgewachsen, der war dann das Beispiel, wie ein Pferd "normal" reagiert, neugierig zum Menschen kommt und schaut, was der ihm bietet.
Viele sind damals zum Umdenken gekommen und haben hinterfragt, wie sie mit dem Pferd umgehen.
Ich denke, die Trainerin hat damals auch sowas wie die "erlernte Hilflosigkeit" gemeint.
Ursprünglich eigenen Sinn lass dir nicht rauben! Woran die Menge glaubt, ist leicht zu glauben.
Wolfgang von Goethe aus: Zahme Xenien
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larla
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Re: Erlernte Hilflosigkeit

Beitrag von larla »

Ein guter Artikel und so wahr!
Und Berry: Leider gibt es auch genug "überdressierte", die sich noch nicht mal ohne Strick trauen wegzugehen, vorallem nicht in den üblichen Arbeitsbereichen (Halle, Platz, etc.).
Ich freue mich über ein Pony, das mitarbeitet und trotzdem ganz selbstverständlich meine Unaufmerksamkeiten selber ausgestaltet :mrgreen:

Und ein guter Schutz gegen solch eine erlernte Hilflosigkeit scheint die Geburt als Ponystute einer Nicht-Gebrauchsponyrasse zu sein :mrgreen: :mrgreen: (Das jetzt bitte nicht zu ernst nehmen, wenn Mensch unbedingt will, bekommt er mit Sicherheit auch so ein Exemplar klein und kaputt :( - aber wenn ich denke, was meine Mädels so lustig mit einigen Horseman gespielt haben :mrgreen: - bis auf Blondie - Gebrauchspferderasse, die könnte man leicht klein bekommen, daher darf an sie auch kein Fremdling ausser 2 Menschen ran.)
Zuletzt geändert von larla am Do 28. Nov 2013, 10:53, insgesamt 2-mal geändert.
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b.e.a.s.t
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Re: Erlernte Hilflosigkeit

Beitrag von b.e.a.s.t »

Meine ist eine Mischung aus allem, klar folgt sie mir und ich lasse sie auch in unbekanntem Gebiet (bei Larla zu Besuch) wie selbstverständlich ohne alles neben mir laufen.

Belleza ist bei Gefahr auch eher ein Pferd was stehen bleibt und steif wird, als kopflos davon zu stürmen, allerdings geht sie relativ schnell zu der Gefahr hin, wenn ich diese berührt habe und ihr vermitteln kann das keine Gefahr davon ausgeht.

Gestern hatten wir solch eine Situation im Gelände, da stand ein Auflieger am Waldrand mit orangenen neuwertigen Waldmaschinen drauf, nachdem ich den Auflieger berührt habe, hat Belleza ihn erst mit der Nase angestupst, dann abgeleckt :-o .

Belleza findet aber Dinge wie Plane, Schirm oder sowas uninteressant, Gymnastikbälle sind gruselig und werden wenn sie zu ihr Rollen tot gebissen oder mit einem kräftigen Tritt aus der Hinterhand weg befördert...
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baloubalou
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Re: Erlernte Hilflosigkeit

Beitrag von baloubalou »

schade würde gerne den artikel lesen, nur leider habe ich ein lade problem :( kann mir da einer weiterhelfen das wäre toll :)
Rennfisch
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Re: Erlernte Hilflosigkeit

Beitrag von Rennfisch »

larla hat geschrieben: Ich freue mich über ein Pony, das mitarbeitet und trotzdem ganz selbstverständlich meine Unaufmerksamkeiten selber ausgestaltet :mrgreen:
:kaffeeprust: Schön hast du das formuliert, den merk ich mir :mrgreen: Mein Herr gestaltet meine Unaufmerksamkeiten auch gern aus, ist sehr (^10) an seiner Umgebung interessiert, meldet sich mit unterschiedlichen Graden von Heftigkeit wenn was nicht passt, lässt mich sehr genau wissen, ob er grade Lust hat oder nicht, stellt ziemlich hohe Ansprüche an seinen Menschen, und überrascht mich manchmal mit interessanten Versionen von "Wars das was du wolltest?".

... also er hat das Problem eindeutig nicht :mrgreen: Sein Frauchen kennt es dagegen aus eigener Anschauung, er hat mich erst da rausgeholt.
:aquarium2:
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Hina_DK
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Re: Erlernte Hilflosigkeit

Beitrag von Hina_DK »

Ein guter Artikel über Pferde, die gebrochen wurden, die einfach aufgegeben haben und nur noch funktionieren. Dies ist derzeit auch in der Isländerwelt ein heiß diskutiertes Thema. Im isländischen Fernsehen wurde ein Clip ausgestrahlt mit einer sehr bekannten Profireiterin und Trainerin über einen Kurs, bei dem sie zeigte, wie sie innerhalb kürzester Zeit schwierige Pferde anreitet. Es ist die uralte Cowboy-Methode. Zu diesen Kursen, die die dänische Trainein nicht nur in Island, sondern auch in Dänemark, Deutschland, Holland usw. abhält ströhmen immer wieder vor allem professionelle Bereiter. Nachdem der Bericht im isländischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, bekannten sich sowohl der Töltweltmeister als auch weitere namhafte Reiter und Trainer dazu, diese Trainingsmethode ebenfalls erfolgreich anzuwenden. Mittlerweile äußerten sich ja nun Veterenäre, Tierverhaltensforscher usw. zu dem Thema und immer geht es dabei natürlich auch um die damit erlernte Hilflosigkeit. Ein sehr schwarzes Kapitel vor allem auch im Profibereich, das leider auch recht verbreitet im Freizeitbereich ist. In Amerika ist es sogar eine der gängigsten Methoden, Pferde "gefügig" zu machen, ohne es auch nur ansatzweise anders versucht zu haben. Es geht also nicht nur um schwierige Pferde, sonden um den Alltag unzähliger Tiere.
Hier der Clip aus Island, der das so mahnend vor Augen führt. Die Stute hat 45 min gekämpft, bis sie sich aufgab Link entfernt, die ModerationDie Frau, die das am Monitor kommentiert ist die Leiterin der Veterenärbehörde, die schockiert ist darüber. Leiter tritt das neue Tierschutzgesetz erst am 1.1.2014 in Island inkraft, so dass das derzeit nicht geahndet werden kann.
Viele Grüße
Hina

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