Möchte beißen (am liebsten ins Gesicht)

Moderator: Keshia

ehem User

Re: Möchte beißen (am liebsten ins Gesicht)

Beitrag von ehem User »

Lange genug stand mein Pferd in Pensionsställen, so dass ich weiß, dass man in manchen Gegenden wirklich froh sein kann, wenn die Pferde wirklich jeden Tag überhaupt raus kommen, egal bei welchem Wetter usw.

So war ich im ersten Stall auch froh, dass dies so war und dachte auch, ah ist doch ne gute Haltung.
Mein Pferd sah das ganz anders und als er anfing zu koppen, habe ich einen OS gesucht.
Nicht nur das Koppen hörte auf. Mein ganzes Pferd hat sich ungelogen vom ersten Tag im OS an so positiv verändert, war viel ausgeglichener, kooperativer usw, das hätte ich nie gedacht vorher.

Das hängt also auch sehr vom Pferd ab.
Es gibt viele Pferde, die mit täglichem Auslauf in der Gruppe und nachts Box gut klarkommen.

Manche eben aber auch gar nicht.

Wie du selbst schon sagst, zeigt die Stute eine ungewöhnlich heftige Abwehr.
Dementsprechend muß es sie ja auch irgendwo "drücken" und ich würde nicht mit einem Trainer gegen die Symptome vorgehen, ich würde in diesem Fall echt nach der Ursache forschen.

Das muß nicht die Haltung sein, das kann ich ja gar nicht beurteilen, wie die Stute damit klar kommt.
Aber es könnte ja auch sein, sie hat Schmerzen???
Vielleicht tut ein Zahn weh?

Übrigens finde ich es toll, dass du dich für diese Stute, die nicht deine ist, hier so "ins Zeug" legst!
Benutzeravatar
Neddie
Sportpferd
Beiträge: 1463
Registriert: Mo 14. Jan 2013, 08:18

Re: Möchte beißen (am liebsten ins Gesicht)

Beitrag von Neddie »

Na ja, die Besitzerin ist ja drauf und dran sie zu verkaufen, und das tut mir echt Leid für beide, zu mal ich nicht weiß, ob dann nicht jemand kommt, der meint "die bekomm ich schon klein" :angst:
Aber ich habe jetzt noch nicht ganz verstanden, was ihr gegen den Trainer habt? Wenn man jemanden a la Monty Roberts und Co. ins Boot holt, sucht der ja wohl mit einem nach der Ursache, oder nicht?
„Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.“

Kurt Tucholsky
Benutzeravatar
Keshia
Pegasus
Beiträge: 10877
Registriert: Fr 15. Feb 2013, 10:27
Wohnort: Oberbayern

Re: Möchte beißen (am liebsten ins Gesicht)

Beitrag von Keshia »

:-) Das sehe ich auch so. Ein guter Trainer guckt sich die Situation(en) an und behebt nicht nur die Symptome sondern verweist gegebenenfalls auf andere Experten oder gibt Tips zur Haltungsänderung (anderer Boxennachbar, Umzug in einen Offenstall, etc.) So, wie es für mich klingt, braucht die Besitzerin jemanden, der einen konkreten Plan entwickeln kann, weil sie selbst überfordert ist. Ein Trainer kann schon durch seine Anwesenheit Rückhalt geben. Allerdings muß man jemanden finden, der menschlich paßt und entsprechende Erfahrung hat. :nix:
Der späte Wurm entgeht dem Vogel.

"Wenn Du meinst, daß das Abenteuer gefährlich ist, probier's mal mit Routine. Die ist tödlich."
(Paolo Coelho)

Leni Müller sucht das Glück
:animals-cow:


www.pferde-lehren.de

Praktikum CR und TTEAM in der Schweiz
Benutzeravatar
Lottehüh
Sportpferd
Beiträge: 2370
Registriert: Fr 18. Mai 2012, 11:21

Re: Möchte beißen (am liebsten ins Gesicht)

Beitrag von Lottehüh »

Also gerade einen Monty Roberts fände ich in diesem Fall eine ganz ganz falsche Adresse und genau das ist das, was diejenigen sagen wollen, die sagen, dass ein Trainer hier nicht hilft.

Monty Roberts will sich das Pferd unterwerfen und will, dass es ihm folgt – egal durch was. Ich habe leider bei ihm noch nicht gesehen, dass er Verhaltensweisen von Pferden hinterfragt. Er zieht sein Programm durch, das für ihn das Allheilmittel ist und dann funktioniert das Pferd. Hier bräuchte man aber doch jemanden, der sich das ganze anschaut und sieht, wo das Pferd Probleme hat, welche Situationen für das Pferd so elementar belastend sind, dass es meint, sich so verhalten zu müssen. Man braucht erstmal jemanden, der das Pferd versteht und es dem Menschen übersetzt, dann kann man ans Training gehen – falls das dann überhaupt noch notwendig ist.
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
ehem User

Re: Möchte beißen (am liebsten ins Gesicht)

Beitrag von ehem User »

Ich denke schon, dass ein Trainer in Keshias Sinne das Richtige wäre. Ein Trainer im "landläufigen Sinn", also einer, der das Pferd trainiert, wohl eher nicht.

Ich hatte noch nicht das Vergnügen mit Herrn Roberts, aber aus allem was ich von ihm gelesen und gesehen habe würde ich schon denken, dass er mehr als das Join Up kann, welches von so vielen seiner "Jünger" ja ganz anders gezeigt wird als von ihm selbst. In seiner Original HP nennt er sich ja immerhin "The man who listens to horses" , der Pferdeflüsterer ist eine schlechte deutsche Übersetzung dafür, also wenn er zufällig gerade des Weges käme, würde ich ihn vllt. schon mal um seine Meinung fragen ;-)
Benutzeravatar
foxy48
Remonte
Beiträge: 261
Registriert: Di 15. Mai 2012, 13:24

Re: Möchte beißen (am liebsten ins Gesicht)

Beitrag von foxy48 »

Du hast berichtet:
Die beiden stehen jetzt seit 5 Tagen in der Box, weil die andere Stute verletzt ist und nicht alleine stehen bleibt.
Ich könnte mir schon vorstellen, dass sich die Situation dadurch verschärft hat, oder? Und deshalb kam auch der Hinweis auf artgerechtere Haltung. Wenn die Pferde ansonsten zu mehreren draußen sind und der Platz groß genug ist, sich aus dem Weg zu gehen, ist der Normalfall natürlich in Ordnung. Aber ausgerechnet die Stuten, die sich nicht besonders grün sind, als Gesellschaftpferde nahe aneinander zu heften, ist mMn nicht besonders geschickt. Das in Verbindung mit dem "nicht-austoben-können" und eventuell noch weiterer Punkte macht schon extrem unglücklich und gereizt.

Warum haben die Leute nicht eine andere Stute als Gesellschaftspferd ausgewählt oder wechseln wenigstens ab? Nur weil sie zufällig in der Nachbarbox steht?
Benutzeravatar
Schnucke
Pegasus
Beiträge: 13051
Registriert: Di 15. Mai 2012, 10:12

Re: Möchte beißen (am liebsten ins Gesicht)

Beitrag von Schnucke »

Um hier wirklich Ratschläge zu geben fehlen viel zu viele Hintergrundinfos, man kann so ja nichtmal einen Grund fürs beißen finden. Es fehlt zB die komplette Vorgeschichte des Pferdes die ich als sehr wichtig erachte.

Aber abgesehen von den fehlenden Teilen, kann ich das Pferd durchaus verstehen. Auch Pferde haben eine Intimsphäre und wenn dort eingedrungen wird reagieren manche eben durchaus forsch, manchmal auch weil die vielen kleinen Zeichen davor übergangen wurden, das muß auch gar nicht im hier und jetzt sein, sondern kann irgendwann mal passiert sein.

Ich hab auch ein Pferd was mit beißen Richtung Gesicht reagieren kann. Ich kenne die Vorgeschichte nicht, aber kann aus den ganzen kleinen Puzzlestücken langsam zusammenbasteln, daß es fürs Pferd wohl nicht immer schön war. Ursache fürs beißen ist hier Angst, weil die Erfahrung des Pferdes sagt, jetzt kommt was ganz schlimmes. Diese Stute reagiert ganz extrem auf Körpergeruch, erst riecht sie an einem, was man auch als Einladung deuten kann und dann beißt sie blitzschnell wenn man sich ihr weiter nähert. Manchmal hab ich bei ihr das gefühl sie hätte gerne Nähe, hat bekommt aber Angst weil sie zuviel auf einmal zuläßt und sich selber darüber erschreckt und einen dann eben rigoros auf Abstand schickt.
Einem Fremden würde ich nicht raten allein in oder an ihre Box zu gehen. Sie hat sich auch in der ersten Zeit bei uns ungern holen lassen und hat dann auch mal ihren Hintern zugedreht und gedroht, bei Mißachtung hat sie auch durchgezogen.
Polly ist nun ein Jahr bei uns, vieles hat sich gebessert, aber sie ist immer noch nicht das freundlichste Pferd. Sie mag es nicht wenn sie Heu hat und gestört wird. Männer die Alkohol getrunken haben sollten nicht in ihre Nähe kommen. Aber wir können mit ihr umgehen, sie kommt auch mal zum schmusen, aber ins Gesicht fassen ist einfach nicht, Hals, Schulter ist ok, aber mehr mag sie nicht und das respektiere ich auch. Putzen im Gesicht ist wieder etwas ganz anderes, das geht.
Zum aus der Box holen, gehörte in der ersten Zeit Geduld, Geduld und nochmal Geduld. Einfach an der Boxtür stehen und warten, daß das Pferd kommt belohnen, bei uns nur mit Worten, und freundlich sein. Dazu ein extrem sicheres Auftreten immer gleiche Rituale, klare Grenzen setzen, aber nie Gewalt anwenden.
Bei Polly können wir nur raten was dieses Pferd erlebt hat, Schläge waren aber sicher an der Tagesordnung. Wenn ich auf ihre Aktioonen also mit Schlägen reagiert hätte, wär das bis dahin gewonnnene Vertrauen wieder weg gewesen. Sie beißt aus Angst, vor dem was kommen könnte und auch Selbstschutz, weil sie ihren sicheren Raum verteidigen will. Je mehr sie wieder lernt dem Menschen zu vertrauen, desto mehr verschwindet dieses erworbene Verhalten.
Das zusammenleben mit diesem Pferd ist schwierig gewesen, sie hat mich oft an den Rand der Selbstbeherrschung gebracht, weil es nicht einfach ist ihre Aktionen einzuschätzen und dann auch richtig zu handeln. Und eines sollte man bei so einem vers**ten Pferd richtig reagieren, mit genau der richtigen antwort auf die jeweilige Aktion. Immer gleichbleibend auftreten, damit das Pferd eine Chance hat den Menschen einzuschätzen. Damit schafft man Vertrauen und Sicherheit und somit die Grundlage für ein gutes Zusammenleben.
Keine Stunde im Leben, die man im Sattel verbringt, ist Verloren (Sir Winston Churchill)

Form und Farbe
Benutzeravatar
faraway
Lehrpferd
Beiträge: 3435
Registriert: Sa 30. Jun 2012, 10:49

Re: Möchte beißen (am liebsten ins Gesicht)

Beitrag von faraway »

Ich unterschreibe voll bei Schnucke. Bei meiner wars zwar nicht beißen, sondern mit dem Kopf den Menschen ausknocken, vom Effekt (und vom Umgang damit) aber sehr ähnlich. Jetzt erst, nach vier gemeinsamen Jahren, beginnt sie ein Anfassen am Kopf (nach Anfrage) auch zu genießen und kann entspannen dabei - aber NUR bei mir. Bei anderen ist sie zwar wesentlich gelassener geworden, aber es ist ihr weiterhin unangenehm und wenns zuviel wird, droht sie. So etwas dauert also unter Umständen lang...

Aber ich dachte auch an Magen, das schlägt ja wenns fies weh tut so aufs Pferdegemüt, dass die richtig unleidlich werden. Und würde auch zu Problemen beim Reiten passen und dazu, dass sie sich ungern holen lässt weil das einfach unter BElastung nauch mehr weh tut... Aber auch zu x anderen körperlichen Problemen. Insofern würde durchaus ein kompetenter Dritter, der sich das Pferd anguckt sinnvoll sein, aber nicht (nur) unter dem Aspekt "Verhalten wegtrainieren"
Wenn nur die Liebe, die Liebe existiert - so ist Zeit ein absurdes Konzept.
Forugh Farrokhzad an Ebrahim Golestan


Frau Vina - Piratin unterm Edelweiß
Zwei Hafinasen - TB 1
Benutzeravatar
Neddie
Sportpferd
Beiträge: 1463
Registriert: Mo 14. Jan 2013, 08:18

Re: Möchte beißen (am liebsten ins Gesicht)

Beitrag von Neddie »

Ah ja, das wäre natürlich auch etwas, einen Gesundheitscheck wegen Magen (und eventuell Zähnen)! :idea:
@Lottehüh: Das ist hier die falsche Stelle, um eine Diskussion um Monty Roberst los zu treten, ich denke, die anderen haben verstanden worum es mir ging (das man keinen RL als Trainer holt, sondern jemanden, der auf das Verhalten des Tieres eingeht).
Mensch Schnucke, Hut ab, ich finde es großartig, dass du das so hin bekommen hast!
„Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.“

Kurt Tucholsky
Benutzeravatar
Mannitu
Fohlen
Beiträge: 34
Registriert: Fr 2. Okt 2015, 13:17
Wohnort: Südhessen

Re: Möchte beißen (am liebsten ins Gesicht)

Beitrag von Mannitu »

Piebald hat geschrieben:Also, wie auch immer, ich finde, hier zeigt ein Pferd eindeutig Notsignale und Hilferufe, und zwar ganz dringend..
Meiner beißt auch, um mir seine Not mitzuteilen.. :boxen:
Grade erst vorgestern wieder, ich darf jetzt einen fetten blauen 15 cm großen Notruf auf dem Oberschenkel bewundern.
Aber was soll ich sagen - das Pferd hat eben immer Recht. Wenn ich seine vorherigen Signale nicht kapiere :schaem:, was soll er sonst auch machen?
Eigentlich muss ich ihm sogar :danke: sagen, schließlich muss ich gefälligst lernen, seine Zeichen ernst zu nehmen. Die große Frage ist nur - womit hat er diesmal Recht?

Heute war die TÄ da, um mal zu schaune, ob vielleicht was weh tut. Sie hatte es schnell raus: Aua am Fuß. Die Tamponade zur Behandlung seiner tiefen Strahlfäule war zu dick und zu fest drin, das hat gedrückt. Und ich Trottel wunder mich, warum er den Huf nicht mehr geben will, böse wird und dann irgendwann beißt, wenn ich ihn allabendlich verarzten will. Schließlich will ich ihm damit was Gutes tun..

Zu seiner Vorgeschichte: Ich habe ihn schon als beißendes, schlagendes Pferd gekauft, weil ziemlich empfindlich, in der Vergangenheit von irgendwelchen Vorbesitzern wohl ziemlich misshandelt und zu allem Überfluss auch noch als Schulpferd eingesetzt. Es gibt geeignetere Pferde dafür.

Durch frühere Tritte/Bisse durfte ich erfahren:
Er wurde getreten und mit Mistgabeln geschlagen. Beine machten ihm panische Angst. Auch sich führen zu lassen stresste das arme Tier. Dagegen haben wir recht erfolgreich Vertrauens-, Führ- und Antiangsttraining gemacht.
Putzen findet er abscheulich. Das habe ich zum einen gelernt soweit wie möglich zu respektieren, andererseits versucht, es mit Clickertrainig positiv aufzuladen. Das klappt bescheiden.

Allerdings haben wir auch Respektsprobleme, die größtenteils mit Drohungen seinerseits ausgetragen werden. Was eigentlich immer ganz gut funktioniert hat, ist Wegschicken. Doch nimmt er das vermehrt als Provokation auf, so dass ich mich im Moment mit einer Gerte bewaffne, um mir Respekt zu verschaffen. Hauen muss ich ihn nicht, das haben ja schon andere vor mir erledigt.
Bei der Arbeit ist er mit der Gerte zum Glück (noch) entspannt, deshalb suche ich nach einer anderen Lösung, ich hätte nämlich gerne, dass das so bleibt..
Man ist nie am Ende,
man ist immer am Anfang einer Aufgabe.
Antworten