Pferd rennt rückwärts hinter anderes Pferd

Moderator: Keshia

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Romy
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Re: Pferd rennt rückwärts hinter anderes Pferd

Beitrag von Romy »

Romy hat geschrieben:Oder soll es eher lernen, dass es solche Situationen auch ganz allein meistern kann, ohne die Unterstützung seines Freundes - oder dass es für es selbst vielleicht sogar besser ist, wenn es das alleine schafft?
Da ich per PN gefragt wurde, ob ich das doch noch erklären kann, schreibe ich hier mal ein paar Gedanken dazu auf. Für wen das nix ist, der kann es ja einfach ignorieren. ;) Ich schreibe einfach mal ganz kleinschrittig wie ich vorgehe, wenn das Pferd wirklich große Angst hat. Ist es weniger ängstlich sondern nur ein kleines bisschen unsicher, kann man sicherlich einiges davon abkürzen.

Das Prinzip beruht darauf, dass Annäherung an eine Gefahr für das Pferd etwas sein soll, das es kann und darf, nichts etwas, das es muss. Das mache ich deshalb, weil mein Ziel bei der ganzen Sache ist, dass mein Pferd gruselige Dinge als eine Herausforderung ansieht, die es sich lohnt zu meistern. Deshalb versuche ich nicht, das Pferd aktiv dazu zu bringen, da hin zu gehen, sondern selbst einfach daran interessiert zu sein. Das Pferd darf dann gern mitmachen. ;)

Zuerst würde ich vom Boden aus beginnen. Sobald das Pferd beim Ausritt vor einer Gefahr stehen bleibt, würde ich absteigen, dem Pferd eine Belohnung geben ("Danke, dass du mich gewarnt hast und für unsere Sicherheit sorgst!") und erstmal überhaupt keine Anstalten machen, zu dem Gegenstand hin zu gehen. Einfach weil ich jeglichen Druck dort hinzugehen vermeiden möchte, und sei es nur der psychische Druck, mir folgen zu wollen. Das einzige was ich tue ist dafür sorgen, dass das Pferd nicht ganz wegrennt, also zum Beispiel nicht weiter als die Länge meiner Longierleine es zulässt. Auf diese Weise warte ich einfach so lange, bis das Pferd innerhalb des Rahmens, den die Leine ihm lässt, einigermaßen ruhig ist.

Währenddessen fokussiere ich selbst interessiert auf das Objekt, aber wiederum so, dass es MEIN Interesse ist und kein Versuch, das Pferd dort hin zu bewegen. Oft wird geraten, dass der Mensch die Gefahr ignoriert, um so dem Pferd zu vermitteln, dass es nichts Besonderes ist. Wenn ich mich aber in das Pferd hineinversetze und mir zum Beispiel vorstelle ich sei im Dschungel und würde dort einen Tiger sehen, dann würde es mich ganz sicher nicht beruhigen, wenn mein Dschungelführer den Tiger nicht bemerkt oder nicht ernst nimmt. Ich würde daraus schließen, dass ich sicherer bin, wenn ich selbst aufpasse, anstatt mich auf diese offensichtlich blinde Person zu verlassen. Ganz genau dieses Gefühl möchte ich meinem Pferd nicht vermitteln. Dieses Achtsamsein des Menschen allein kann schon riesengroße Effekte haben (es gibt dazu einen sehr berührenden Erfahrungsbericht von jemandem, den ich auf Wunsch gern als PN versenden kann).

Sobald die ganz große Panik des Pferdes vorbei ist, wird es sich früher oder später dem Objekt nähern. Ich belohne dabei relativ passiv jeden Schritt, ohne aber zu versuchen, die Annäherungsversuche aktiv vom Pferd zu erfragen. Nun reagieren ja Pferde sehr unterschiedlich auf Gefahren, einige sind von Natur aus eher explorativ und andere neigen dazu, bei Angst einfach abzuschalten und dann nur noch rumzustehen als seien sie eingeschlafen. Gerade bei letzteren Pferden hilft es meiner Erfahrung nach sehr, wenn ich als Mensch völlig passiv bin. Schon ein freundliches Animieren mit Lob und Leckerlis kann das Pferd ausschalten. Bei diesen Pferden schaue ich dann irgendwo in die Ferne und richte keinerlei Aufmerksamkeit auf das Pferd, auch nicht, wenn es sich nähert. Ich halte die Leckerlis einfach passiv hin und das Pferd kann sie sich abholen, wobei ich ganz beiläufig mich und meine Leckerlihand näher und näher zur Gefahr hin positioniere. Weicht das Pferd zurück, gehe ich ebenso passiv mit. Eine detaillierte Beschreibung mit Videos gibt es hier.

Der Stand ist jetzt also der eines Pferdes, das aktiv und aus eigener Initiative versucht, sich der Gefahr zu nähern. Da ich ja wie vorab beschrieben relativ passiv bin, wird es vielleicht sogar schon vorausgehen, sollte das aber nicht der Fall sein, dann gehe ich selbst zum gefährlichen Gegenstand und beschäftige mich mit diesem, zum Beispiel indem ich ihn anfasse oder vorsichtig dagegen trete. Jede Berührung des Gegenstandes durch das Pferd belohne ich sehr enthusiastisch, so dass der Gegenstand ein Target wird und das Pferd lernt, dass es spezifisch dafür belohnt wird, diesen mit der Nase oder dem Huf zu berühren. Tue ich das bei allen möglichen Gegenständen, so lernt das Pferd früher oder später, dass das Explorieren solcher Gegenstände belohnend ist und es wird aktiv nach ihnen suchen, um sie zu berühren und dafür belohnt zu werden. Dabei muss man natürlich ein bisschen aufpassen, dass dieses Verhalten nicht selbst zur Gefahr wird - eine Freundin von mir hat sich auf diese Weise zum Beispiel ein Pferd herangezogen, das dann irgendwann zu jedem Traktor hinrennen wollte, egal ob stehend oder fahrend, um seine Nase dagegen zu drücken. :lol:

Innerhalb dieses Annäherungsspiels kann ich dann auch noch variieren, mit welcher Intensität und Geschwindigkeit das Pferd das tut. So hat zum Beispiel eine andere Freundin von mir immer ihr Pferd belohnt, wenn es einen geworfenen Ball zuerst berührte, aber sich anstatt dessen selbst mit einem Möhrenstück belohnt, wenn sie schneller war, so dass das ganze zu einem richtigen Wettlauf wurde. Ich mache das manchmal so, wenn ich mit mehreren meiner Pferde gleichzeitig trainiere: Wer zuerst am Ball ist, bekommt die Belohnung. Das kann man sicherlich auf die Situation mit dem ängstlichen Pferd und dem Beschützerpferd im Gelände übertragen.

Nun habe ich ganz viel über Annäherungen an Gefahren am Boden geschrieben, aber noch nichts übers Reiten. Das ist deshalb so, weil es kaum noch einen Unterschied macht, wenn das Pferd das Prinzip der aktiven Annäherung an die Gefahr erstmal verinnerlicht hat. Zumindest bei den Pferden die ich kenne ist der große Unterschied zwischen Reiten und Geführtwerden im Umgang mit Gefahren der, dass vom Boden aus der Mensch die aktive Rolle einnimmt und das Pferd nur noch folgen muss, wogegen es beim Reiten plötzlich auf sich allein gestellt ist und vielleicht sogar noch von hinten (also vom Reiter) Druck bekommt. Wenn aber schon vom Boden aus das Pferd es ist, dessen eigenständige Aktivität in Richtung der Gefahr belohnt wird, dann muss ich als Mensch beim Reiten eigentlich nur noch dasselbe machen: passiv bleiben und selbständige Annäherung belohnen.

Wenn das Pferd in solchen Situationen rückwärts rennt, dann würde ich nicht am Symptom arbeiten - also am Rückwärtsrennen - sondern viel grundlegender an der Bewertung der Situation ansetzen, also daran, dass gefährliche Dinge toll sind, weil sich eine Annäherung immer lohnt. Natürlich ist es hier ganz genau so wie beim Menschen: Wenn mir jemand vermitteln will, dass etwas toll ist, dann erscheint mir das weniger glaubwürdig, wenn er mich mit Druck dorthin bewegen muss. ;) Kann gut sein, dass sich das "Rittigkeitsproblem" im Sinne von "Ich muss auf die Anweisungen hören, egal was ich davon halte" nicht löst. Meine Interaktion mit Pferden fühlt sich allerdings wesentlich sicherer an, seit die Pferde wissen, dass sie nicht gezwungen werden, sich Gefahren zu nähern, sondern das Gefühl haben, dass sie immer einfach stehenbleiben oder bei Bedarf ein Stück weit davon weg können. Paradoxerweise ist dadurch fast jedes Bedürfnis, sich tatsächlich zu entziehen, verschwunden. :-)
ehem User

Re: Pferd rennt rückwärts hinter anderes Pferd

Beitrag von ehem User »

Romy hat geschrieben:mein Ziel bei der ganzen Sache ist, dass mein Pferd gruselige Dinge als eine Herausforderung ansieht, die es sich lohnt zu meistern.
sehr schöner satz. dein beitrag klingt für mich sehr logisch und nachvollziehbar. Besonders das beispiel mit dem tiger werde ich für mich persönlich mitnehmen, wie den rest auch ;)
Stjern
Einhorn
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Re: Pferd rennt rückwärts hinter anderes Pferd

Beitrag von Stjern »

Romy hat geschrieben: Jede Berührung des Gegenstandes durch das Pferd belohne ich sehr enthusiastisch, so dass der Gegenstand ein Target wird und das Pferd lernt, dass es spezifisch dafür belohnt wird, diesen mit der Nase oder dem Huf zu berühren. Tue ich das bei allen möglichen Gegenständen, so lernt das Pferd früher oder später, dass das Explorieren solcher Gegenstände belohnend ist und es wird aktiv nach ihnen suchen, um sie zu berühren und dafür belohnt zu werden.
Japp, das klappt gut. Unser Bärchen hat letztens die Schlagbohrmaschine untersucht, während mein Mann die Löcher für die Futtersäckehaken bohrte. Sehr süß. Als er dann an den rotierenden Bohrer wollte, musste wir ihn allerdings etwas wegschieben.
ehem User

Re: Pferd rennt rückwärts hinter anderes Pferd

Beitrag von ehem User »

Sehr interessantes Thema und eine schöne Ausführung von dir, Romy!

Gestern erst hatte ich so eine Situation beim Ausritt.
Der Weg bis zum Wald ist immer derselbe, d.h., mein Pferd kennt ihn in- und auswendig. Wir kommen dabei an einer Koppel vorbei, die mit einer Hecke zum Weg abgegrenzt ist. Coyote (mein Wallach) findet immer schon blöd, wenn die zwei Pferde, die dort wohnen, nicht auf der Koppel stehen, sondern noch auf ihrem Paddock, das nicht gut einsehbar ist, sind. "Wo sind die beiden????" "Noch auf dem Paddock" "Aber ich kann sie nicht sehen. Wo sind die beiden???"
Gestern waren dann zwei Vögel in der Hecke, d.h., es raschelte in der Hecke. Coyotes erste Idee war, umzudrehen :-D , was ich verhindern konnte. Er starrte dann angespannt die Hecke an und wollte eigentlich nicht dran vorbei. Normalerweise bin ich die Absteigerin vor dem Herrn, aber gestern wollte nur ungerne absteigen, weil ich derzeit mit einem baumlosen Sattel unterwegs bin und dann immer erst wieder eine Aufstiegshilfe finden muß.
Also habe ich Druck aufgebaut, ganz ruhig zwar und "nur" mit treibenden Hilfen, aber passiv in dem Sinne, wie Romy es beschrieben hat, war es nicht.
Gleichzeitig habe ich beruhigend auf ihn eingeredet "hey, das waren doch nur zwei Vögel, komm, das schaffst du" und ihn am Hals gekrault.
Daraufhin ist er auch (angespannt) dran vorbei gelaufen und gerade, als wir aus der Situation wieder raus waren und er sich beruhigen wollte, kam aus dem Wald eine Walkerin :-o :shock: :-o
An sich ja nichts beunruhigendes, aber in dem Moment das Tröpfchen zuviel.

Er hat sich dann richtig aufgebaut, fing an zu trippeln usw. und da bin ich dann abgestiegen.
10 Sekunden später stand er ganz ruhig und blickte nunmehr nur interessiert die Walkerin an.
Wir sind dann da stehen geblieben, bis die Walkerin an uns vorbei war, er sie aus der Nähe betrachtet hatte (und sie uns weder angesprungen noch nach uns getreten hat :lol: ;) ) und waren danach ganz entspannt ausreiten (am Waldeingang habe ich auch eine geeignete Aufstiegshilfe gefunden)

In der Vergangenheit habe ich ihn auch schon mit mehr Druck an irgendwelchen Gespenstern vorbeigezwungen, was immer den Effekt hatte (wen wunderts), dass er sich danach kaum wieder eingekriegt hat.
Es gibt Situationen, da kann ich ihn überreden, auch vom Sattel aus, ganz in Ruhe. Dann nähern wir uns schrittweise dem Gespenst, ohne dass er sich allzusehr anspannt und können dann relativ entspannt dran vorbei. Da lob ich ihn wie Bolle.

Aber es gibt eben auch die Gespenster, die ihn doch überfordern und da immer mitzukriegen, wie sehr er sich gerade ängstigt, ist nicht immer einfach und manchmal entscheide ich "falsch". Die Quittung kriege ich dann immer danach.....

Eine ganz andere Situation hatte ich mit ihm dieses Frühjahr.
Wir waren im Wald, wo ich dann an einer Wegkreuzung links abbiegen wollte. Weiter vorne geradeaus erschien ein riesiger Hirsch, der den Weg kreuzte, aber ein gutes Stück noch von uns entfernt.
Ich dachte, ach, ich bieg ja jetzt eh ab, ich reite einfach weiter. In dem Moment fing Coyote richtig an zu fauchen, also diese Steigerung von aufgeregtem Schnorcheln.
Da bin ich dann auch sofort abgestiegen, das war mir zu heikel.
Coyote war völlig aus dem Häuschen, auch als wir dann wie geplant links abgebogen sind. Er wollte sich nicht beruhigen, weshalb ich dann versucht habe, ihn abzulenken mit "uuuund halt, super, Leckerlie" "uuund los, super Leckerlie", sogar Kopf tief und er hat alles sofort gemacht, nur um in der nächsten Sekunde wieder vorzuschlagen, dass wir jetzt aber am besten im Galopp flüchten.
Ich hab ihn die ganze Runde über nicht beruhigt bekommen, obwohl ich selbst ziemlich entspannt war, ich dachte die ganze Zeit über, gleich kommt er runter, wir entfernen uns ja immer mehr vom Gruselhirsch. Ist er aber nicht, erst als wir die Runde hinter uns hatten und wieder aus dem Wald kamen.
In dieser Situation hatte ich ihn lediglich dazu überredet, NICHT so schnell wie möglich zu fliehen, sonstwie Druck ausgeübt hatte ich nicht. Ich wollte ihn nicht näher an den Hirsch rantreiben, wir haben uns immer weiter von der Stelle entfernt usw.
Keine Ahnung, was ihn da SO aus der Fassung gebracht hat, es war ja auch nicht der erste Hirsch, der uns begegnet ist.

Normalerweise ist er zwar schon schreckhaft, aber auch sehr neugierig und mutig und reinsteigern ist sonst auch nicht sein Programm (wir reden hier übrigens von einem Freiberger ;) ), allerdings baut er jedwede Spannung meistens in irgendeiner Form von Bewegung ab. Meist reicht es, ein Stück zu traben, es kann aber sein, dass er dann einmal kurz bocken "muß".
Insgesamt glaube ich, dass ich in manchen Situationen aus seiner Sicht "falsch" reagiere, das sind die Situationen wie oben angedeutet, wo ich das Maß seiner Angst unterschätze und so 100%ig vertraut er wohl noch nicht meiner Einschätzung von Gefahren. Da übe ich dann wohl zusätzlich zu seiner Angst auch noch Druck auf (und wenn es manchmal nur ist, dass ich auf jeden Fall will, dass wir irgendwo dran vorbeigehen).

Deswegen fand ich das, was Romy geschrieben hat, superinteressant.
Wünschen tue ich mir, dass wir irgendwann mal dahin kommen, dass er auf mein Urteil vertraut, d.h., wenn er was gruselig findet und ich ihm sage, es ist NICHT gefährlich, dass er mir das glaubt. Diese Situationen haben wir natürlich auch schon häufig genau so gemeistert, aber es gibt noch manchmal die Situationen, wo er mir das dann eben nicht glaubt.

Hui, sorry für den Roman....... :oops:
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kolyma
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Re: Pferd rennt rückwärts hinter anderes Pferd

Beitrag von kolyma »

Ich finde die Ausführungen auch sehr interessant. Das sind ja meist Situationen, wo man mit dem Pferd alleine ist.
Jedoch sind die Situationen mit meiner aktuellen nicht wirklich vergleichbar.

Reite ich alleine aus, und mein Pferd möchte an etwas nicht vorbei gehen, lasse ich ihn in aller Regel den Kopf erst mal senken und tief durchatmen. Meistens ist es dann schon gut. Ich kann ihn problemlos zu den Gegenständen hinreiten oder hinführen. Er kennt Gegenstände als Target und meist dockt er sich sofort mit der Nase daran fest. Er untersucht alles, ist neugierig und wird dafür auch belohnt. Ich steige ab, wenn er nicht hingehen möchte. Ich verfolge zwar nicht das Ziel, ihn komplett ohne Druck dort hin zu bewegen, ein aufmunterndes: "Na komm, ich versprech dir, es frisst dich nicht" gibt es in jedem Fall.
Mittlerweile geht er bei Spatziergängen gezielt zu Dingen hin, die er gruselig findet. Er wird ja bestätigt und in seinem Mut belohnt.
Und beim alleine Ausreiten wird es immer besser. Er gruselt sich vor Baumstämmen und ich habe ihm beigebracht, dass er den Huf auf Baumstämmen abstellen kann, was er ganz großartig findet.

Das beschriebene Problem taucht alleine und nur auf, wenn sein Kumpel dabei ist. Und er erzwingt sich das mit vollem Körpereinsatz. Etwas was ich nicht begreife, denn sonst macht er es ja auch nicht. Und die Strecken sind ebenso die gleichen, wie die Gegenstände, die ihm eigentlich vertraut sind.
Wenn ich schnell genug bin, kann ich ihn noch gezielt hinreiten - bin ich ne Spur zu langsam - rennt er rückwärts.

Für mich sieht es aus, als wäre es halt in dem Moment bequemer sich zu verstecken als sich zu konfrontieren, wo man sich ja trotzdem ein ganz kleines bisschen überwinden müsste. Mir ist zwar nicht klar warum, denn er wird für die Konfrontation mit Gruseligem IMMER belohnt. Sei es mit Stimmlob oder sogar, wenn es besonders mutig war, mit einem Keks...

Vielleicht ist es auch ne Rangfolge Sache, zwischen den beiden Pferden...
Aber ich werde es probieren mit stehen lassen, absteigen und ihn vor gehen lassen - was ja nichts anderes ist, was wir bei Spaziergängen eh regelmäßig üben.
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Re: Pferd rennt rückwärts hinter anderes Pferd

Beitrag von ehem User »

kolyma hat geschrieben:Vielleicht ist es auch ne Rangfolge Sache, zwischen den beiden Pferden...
sehr interessanter gedanke, gibt es dazu meinungen?
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kolyma
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Re: Pferd rennt rückwärts hinter anderes Pferd

Beitrag von kolyma »

Also ich führe die Beziehung der beiden gerne näher aus:

Mein Pferd steht in einem Offenstall, wo die Pferde in Kleingruppen gehalten werden. Er steht mit einer Traberdame und einem Anglo-Araber im Stall und ist dort auch der Boss.
Das andere Pferd steht zwei Ställe weiter und ist recht rangniedrig. Die zwei sehen sich eigentlich nur zu gemeinsamen Ausritten und über die Koppelzäune hinweg. Aber sie mögen sich sehr und fangen bei jeder Gelegenheit an, mit einander zu spielen und zu knutschen.

Bei meinem habe ich schon öfter auf der Koppel gesehen, dass er in neuen Situationen erst mal weg springt und sich dann nähert. Gerade neue Pferde scheinen in ihm erst Angst und dann Neugierde auszulösen.

Das mit dem problematischen Verhalten, habe ich wohl auch etwas gefördert (wie ich anfangs schrieb) - bei anfänglichen Ausritten habe ich auch durchaus den Kumpel vor gehen lassen, da der im Gelände noch um einiges gelassener ist als meiner (und meinen würde ich schon für ne halbe Lebensversicherung halten...)

Mein Pferd kann ich problemlos vorne und hinten laufen lassen. Auch beim galoppieren.
Allerdings hatte er zwischendurch ne Phase, wo er sich wirklich vor ALLEM erschreckt hat (ich hatte hierzu bereits nen Thread) und auch da habe ich, um ihm ein besseres Gefühl zu geben, durchaus den Kumpel vor gehen lassen. Ich konnte meinen phasenweise nicht vorne weg galoppieren lassen, da er sehr viel gescheut hat. Dahinter war es kein Problem...

Also wie gesagt, das ist ein durchaus, von mir selbst, hausgemachtes Problem.
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Re: Pferd rennt rückwärts hinter anderes Pferd

Beitrag von ehem User »

also, deiner ist eher ranghoch, der andere rangniedrig, beide stehen aber nicht zusammen. und auf gemeinsamen ausritten versteckt sich deiner gerne hinter dem kollegen. wenn beide zusammen spielen bleibt die von dir genannte rangordnung bestehen? die rangordnung könnte ja auch anders sein, als in ihren gruppen. angenommen der kollege wäre von den beiden ranghoch. für mich stellt sich nämlich die spannende frage, ob sich das ranghöhere tier hinter dem rangniederen "versteckt".
witziger weise ist es bei uns ähnlich. meine stute hat das sagen, aber wenn es brenzlig wird muß das shettylein ran-
wäre toll wenn das jemand auseinanderklamüsern könnte.
ich sehe es wie du, das problem ist sicherlich hausgemacht. ist auch einfacher sich hinter jemanden zu verstecken, als selber den ersten schritt zu machen. aber hier waren ja schon tolle lösungsansätze dabei!
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Lottehüh
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Re: Pferd rennt rückwärts hinter anderes Pferd

Beitrag von Lottehüh »

Eigentlich würde ich sagen, dass das Unsinn ist - der Ranghöhere darf sich den besten Futterplatz aussuchen und muss dafür aber in ner brenzlichen Situation den Kopf hinhalten - VOR den Rangniedrigeren.

Aber ich beobachte genau das bei meinen beiden auch: Lotti ist extrem rangniedrig, Pablo sehr Selbstbewusst was den Umgang mit anderen Pferden angeht, eher der Typ ranghoch - aber sonst ein riesen Schisser. Müssen die beiden auf die unterste Koppel, das heißt durch einen schmalen Waldpfad, wird Lotti vorgeschickt, weil der Schei*er sich nicht traut :roll:

Andererseits - kommt ein in seinen Augen bedrohliches Pferde, würde er sterben um seine Lotti zu verteidigen.

Bei ihm denke ich, dass es menschengemacht ist, dass er einfach Erfahrungsentzug hatte und deshalb Angst vor vielen Dingen hat. Lotti kann das besser, also darf sie vorgehen und in dem Moment die Führung bernehmen (sie darf - wenn auch nicht freiwillig :-P).
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
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Keshia
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Re: Pferd rennt rückwärts hinter anderes Pferd

Beitrag von Keshia »

Soweit ich weiß, vergeben Pferde Kompetenzen und haben nicht dieses zweidimensionale Rangdenken wie wir Menschen. kolymas Pferd hat doch auf mehreren Ausritten gelernt, daß der Kumpel kompetenter ist als er, was Wege an Gefahren vorbei finden angeht, denn er geht an den Hindernissen vorbei, vor denen er gescheut hat.
Daher sehe ich auch das Problem als nur zum Teil hausgemacht an. Zu einem Teil ist es einfach ein normales Pferd-Verhalten. Durch das Vorgehen-lassen des Kumpels wurde tatsächlich nur ein Symptom behandelt. Das Ergebnis war ein Pferd, das hinter einem anderen an dem Hindernis vorbei geht. Nur möchte kolyma, wenn ich das richtig verstanden habe, ein selbstbewußtes Pferd, das sich das auch alleine zutraut - auf ihr Signal hin. Das Wort Signal ist mir hierbei wichtig, denn es muß kein Druck ausgeübt werden, um das zu erreichen, aber es kann ein Signal gegeben werden, das dem Pferd sagt, was Mensch gerade von ihm möchte, bzw. ihm zeigt, wo der Weg am Hindernis vorbei führt.

Hierfür muß das Pferd lernen, daß das schon ok ist, was der Mensch sagt. Das ist Vertrauen in die Signale des Menschen und kann geübt werden, indem man das Pferd immer wieder ähnliche Situationen (gestellt auf dem Platz durch Plane, Flatterband, Engpässe, Wassergräben, etc.) alleine meistern lässt und es nur Signale vom Menschen empfängt, wo es gerade hinsoll bzw. nicht hinsoll. Meiner Meinung nach macht es hierbei einen großen Unterschied, ob ich das Pferd durch diese Situationen führe, indem ich vorgehe oder ob ich es hindurchschicke. Dabei kann ich ihm viel Zeit lassen, bis es selbst eine Idee davon bekommt, wie es das Problem lösen kann. Das kann auch in mehreren Etappen erreicht werden, so daß ich das Streßlevel niedrig halte.
Der späte Wurm entgeht dem Vogel.

"Wenn Du meinst, daß das Abenteuer gefährlich ist, probier's mal mit Routine. Die ist tödlich."
(Paolo Coelho)

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