Unterschied Bremsen - Nachgeben

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ehem User

Unterschied Bremsen - Nachgeben

Beitrag von ehem User »

Hallo, ich habe mal eine (blöde) Frage an euch:

Woher weiß ein Pferd, ob es jetzt auf eine annehmende Zügelhilfe nachgeben oder anhalten/bremsen soll :?:

Mein Pferd ging früher immer auf Zügelkontakt gegen den Zügel mit Kopf nach oben, und ich hab ihr beigebracht, stattdessen im Genick nachzugeben. Wenn ich jetzt aber bremsen möchte, rollt sie sich ein und rennt weiter. Ich brauch ca. 10 meter bis ich sie vom trab in den schritt hab bei bestimmten ausreitstrecken (woanders kürzer, aber auch verhältnismäßig lang) und vom schritt zum halt ca. die hälfte... und das auch nur mit Kraftaufwand.
Gewichtshilfe interessiert sie herzlich wenig.
Ich bin halt jetzt seit gut einem jahr nicht mehr richtig auf ihr geritten, weil sie lahmt, und die strecke, die ich da gestern reiten war, kannte sie auch nicht wirklich. in der gegend war sie mit mir im sattel das letzte mal vor über einem jahr. ich reite sie nur jetzt für eine Woche, weil es vom TA angeordnet ist, und zu gucken was sie macht, auf Belastung... wegen dem lahmen...

aber wie soll sie jetzt eig. unterscheiden, ob nachgeben oder anghalten oder bremsen? ich weiß seltsame frage, haltet mich bitte nicht für doof :oops:

lg Rebecca
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sacramoso
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Re: Unterschied Bremsen - Nachgeben

Beitrag von sacramoso »

Hallo Letizia,

blöde Fragen gibt es nicht ;-)

Ich würde deine Frage folgendermaßen beantworten: den Unterschied macht der Sitz, bzw die Sitzhilfe. Eine Zügelhilfe alleine ist m.E. Sinn- Wirkfrei, sie sollte lediglich die über den Sitz gegebene Hilfe unterstützen.

Grüße
Sacramoso
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kolyma
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Re: Unterschied Bremsen - Nachgeben

Beitrag von kolyma »

Das Ganze (also das Bremsen/Anhalten) ist ein Zusammenspiel verschiedener Hilfen. Als aller Erstes durch den Sitz, dann durch die Schenkel und als aller, aller letztes durch Zügel - wobei dieser nicht bewußt angenommen wird, sondern das Pferd wird hin die Zügelhilfe hinein geritten - die Hand zieht dabei nicht zurück (sie sollte NIE ziehen!), sondern fungiert eher als weiche Wand.
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ehem User

Re: Unterschied Bremsen - Nachgeben

Beitrag von ehem User »

ja klar, zügel allein geht normal nicht, ist mir klar ;) nur das Problem ist, dass das piri nicht klar ist, dass es sowas wie gewichtshilfen gibt (also meinem pferdi). was mach ich dann? ;D
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sacramoso
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Re: Unterschied Bremsen - Nachgeben

Beitrag von sacramoso »

Hm, wie darf ich mir das vorstellen, daß dein Pferd keine Gewichtshilfen kennt? Nach meiner Erfahrung reagiert eigentlich jedes Pferd auf den Sitz und entsprechende Hilfen.

Da wäre vielleicht die Frage: liegt das Problem wirklich beim Pferd oder vielleicht auch bei dir, bzw tritt das Probelm auch bei anderen Reitern auf?
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Heupferdchen
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Re: Unterschied Bremsen - Nachgeben

Beitrag von Heupferdchen »

Hallo Letizia,

für einen Gangartwechsel muss ich die Beine meines Pferdes in den Takt der neuen Gangart 'reinbewegen'. Zum Antraben aus dem Schritt mache ich dafür das jeweilige Hinterbein schneller und setze es sozusagen in den Takt des diagonalen Vorderbeins ->Pferd trabt an.

Zum Durchparieren zum Schritt muss ich dieses Hinterbein wieder 'bremsen', d.h. ich folge mit meinen Hüftknochen nicht mehr der Rückenbewegung, sondern blockiere diese. Damit verlangsame ich das Hinterbein -> wir sind im Schritt.
Mit den Zügeln halte ich gegen und gebe nach dem Übergang nach. Zum Durchparieren spanne ich - äh - ich würde sagen - Bauchmuskulatur, Beckenboden, diesen Muskel zwischen den Schulterblättern und die inneren Oberschenkelmuskeln an. Keine Hexerei, in der Reiterei bekannt als 'Parade'.

Will ich mein Pferd z.B. im Trab verkürzen, sagen meine Beine und das Becken: 'Trab weiter' (folgen also rhythmisch der Beckenbewegung), meine Zügelhand sagt: 'komm mit der Nase mehr zu mir' (ich verkürze also den Außenzügel). Das klappt am besten in einer passenden Lektion, die auchverkürzend/versammelnd ist (zu Beginn einer Einheit z.B. in einer Volte).

Ganz allgemein:
Wenn man reiten möchte (gerade im Gelände), wäre für mich eine gute und systematische Grundkonditionierung Pflicht. Da finde ich es wenig sinnvoll, bestimmte 'Tricks' wie das von dir beschriebene 'Nase verkürzen' rauszugreifen, wenn die Basis noch nicht stimmt.

Mit Sicherheit ist es gut, wenn dein Pferd über den Rücken läuft (was du ja mit deiner Zügelhilfe erreichen möchtest).
Aber anhalten zu können, hätte bei mir Priorität.

Reiten ohne anhalten zu können ist natürlich Mist. bei den Westernreitern gibt es fürs Anhalten den 'one rein stop', bei dem nur ein Zügel angenommen wird. Der wird auch seitlich geführt, da wird nicht einfach dran gezogen. Es gilt die Regel 'one rein for control, two for communication'. Solche Dinge solltest du dir aber von einem Trainer zeigen lassen, anstatt selbst zu experimentieren.

Würde mein Pferd auf meine Parade nicht reagieren (z.B. in einer Paniksituation), würde ich nach einem Signalwort den One-Rein-Stop einleiten, mit dem man ein Pferd sehr effektiv anhalten kann.

Mit einem Stimmsignal kannst du immer arbeiten, dazu ist bei Reiter und Pferd keine besondere reiterliche Vorbildung nötig. Das sollte aber vorher am Boden geübt werden, und die Clickerer können dazu sicher noch mehr sagen.
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kolyma
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Re: Unterschied Bremsen - Nachgeben

Beitrag von kolyma »

Wegen Stimmkommando: Bei mir hat es sich bewährt, dass ich mir ein tief, aus dem Bauch kommendes "Hoooooooooo" angewöhnt habe. Bei der Parade soll man ja auch kontrolliert ausatmen - wenn ich also die Luft durch das Stimmkommando aus mir ströhmen lasse, ändert sich dadurch die Körperspannung, welche das Pferd auch direkt spürt.
Ich kann die Lippen auch nur zum "Hoooooo" öffnen und dabei "nur" ausatmen - aber das Pferd nimmt die Änderung der Körperspannung dennoch wahr.

Ist vielleicht effektiver als ein "brrrrrrr" bei dem man nicht so ausatmen kann.
Ein lang gezogenes "Haaaaaaaaaalllllt" wäre vielleicht auch eine Idee.
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Nelchen
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Re: Unterschied Bremsen - Nachgeben

Beitrag von Nelchen »

Stimmkommando hätte ich dir auch vorgeschlagen, Eins, wobei du selbst ausatmest. Hooooo z.B.
Du kannst auch versuchen das Anhaltkommando mit den Zügeln anders zu geben. Hände etwas höher, als wölltest du sie vorn ausheben, oder nur einseitig annehmen.( und dann eben rumnehmen, wenn sie nicht hält) Das runterholen sollte dann eher mit tiefer Hand erfolgen. Ruhig am Anfang etwas übertrieben, auch die Gewichtshilfe, wenn sie das noch nicht so kennt. Und wenn sie denn mal steht, freuen , wie verrückt und evtl. Keks.
Und: Geduld, Geduld! Freu dich, wenn dein Pferd auf Zügelkommando den Kopf senkt, vor allem, wenn sie es anders gemacht hat vorher und lass ihr Zeit den ganzen Wirrwar an "Zeichen" zu verstehen. ;)
LG Katrin

Ein Tänzer scheint nur denen verrückt, die die Musik nicht hören.
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La Espanola
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Re: Unterschied Bremsen - Nachgeben

Beitrag von La Espanola »

Ich atme auch aus und das ist unser Signal zum verlangsamen. Allerdings klappt sowas ja nicht von anfang an.
Und Zügelhilfen kann man sehr Diferenziert geben. Nachgeben mache ich übers annehmen und halten. Wenn ich früher gebremmst habe hab e ich das über leichtes Anheben der Hände gemacht.

Dadurch kommt meist der Kopf etwas Höher und das Gewicht verlagert sich nach Hinten -> das Pefrd wird lansgamer weil anstrengeder.

Wenn es sich einrollt darf ich fragen welches Gebiss du benutzt?
ehem User

Re: Unterschied Bremsen - Nachgeben

Beitrag von ehem User »

sacramoso: das ist eine gute frage ;) sie reagiert halt einfach nicht darauf... ob da Problem bei mir liegt weiß ich auch nicht.... ich bemühe mich, aber sich selbst zu beurteilen ist immer nicht so leicht ;)

heupferdchen: vielen dank für die ausführliche antwort! ich probiere das das nächste mal mal aus... ich bin gespannt =)
ich stimme dir voll und ganz zu das das natürlich ein bisschen ungeschickt war, mit dem nachgeben lernen... aber nun ist es so.... ein stimmsignal haben wir schon, "steeeeeeeh". am boden reagiert sie darauf auch super! auf der koppel beim reiten eig. auch...

kolyma: danke für den guten tipp! dann bin ich mit meinem steeeeeh eig eh gut dran =) ich werde nächstes mal nochmal bewusst aufs ausatmen und die körperspannung achten!

nelchen: danke für die mutmachende antwort =) =) die Hände höher hat mir eine Freundin in fb auch gerade empfohlen. das probiere ich auf jeden fall auch mal aus! ist eigentlich total logisch, das mit dem anheben und so. aber selbst kommt man da ja nie drauf ;)

la espanola: auch dir danke für die antwort. und ich benutze kein Gebiss, sondern einen lg-zaum =)

lg und vielen vielen dank dass ihr euch alle die zeit nehmt so ausführlich zu antworten!!!
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