Hufgeschwür - Behandlungsmethoden

Moderator: Sheitana

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Calicion
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Hufgeschwür - Behandlungsmethoden

Beitrag von Calicion »

Spannendes Thema!
Betrifft leider viele Leute :augenroll2: und da das Thema ÖFFENTLICH zu lesen ist, haben evtl auch mehr Leute was von den Erfahrungen ;)

Mein Pferd hatte Anfang diesen Jahres ein Hufgeschwür.....

Da er in der Zwischenzeit 17 Jahre alt ist und er damit noch nie Schwierigkeiten hatte, nehme ich stark an, dass der Auslöser die lustigbunten Fütterungsideen des damaligen SBs waren :langweilig:
Hufgeschwüre waren in unserem Stall schon fast an der Tagesordnung und man "munkelte" schon, dass sowas ansteckend wäre :boum:

Pferd war also stocklahm.......man konnte sich seine Lauferei nicht ansehen ohne an Notschlachtung zu denken :bibber:
Es war wirklich ultramegaübel :azuck:

Gnä Herr wollte aber nicht auf weich in der Notbox stehen, sondern machte dort Ausbrechversuche :panik: , bei denen er Gott sei Dank erwischt wurde und somit stand Pferdchen auf dem Betonpaddock im Matschwetter in der Herde......

Seine Entscheidung! :pueh:

Behandelt habe ich ihn nur mit Wickeln (Wolle + Leinen + heißes Wasser).

3 Tage ist er ultramegagrottenschlecht gehampelt :ohhh:

Dann ging es ihm besser - er ging aber deutlich lahm.

Nach einer Woche Wickelei ist das Hufgeschwür am Kronrand aufgegangen.
Die Koppeln (24 h Koppelgang) waren zu der Zeit (kurz nach Weihnachten) sehr matschig.
Ich ließ es offen und wickelte weiter.

Das Pferd war wieder lahmfrei - allerdings war der Huf noch eine ganze Zeit lang (Wochen!) etwas wärmer als der andere.

OK, ich gehöre zu den Leuten, die dann jeden Tag fingern und rumgrapschen ...... :shy:

Bis heute toitoitoi ist kein weiteres Geschwür aufgetreten, die Austrittstelle wächst demnächst ganz raus.

Wie habt ihr die Hufgeschwüre bei euren Pferden behandelt, wie lange hat es gedauert, kam nochmal was nach?
Mein Schimmelchen-TB
Vom Hoffen auf bessere Zeiten
Die Keinfriesen

Wir ändern die Anforderung von "reiten" in "bewegen" und erteilen einen neuen Entwicklungsauftrag :breitgrins:
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lungomare
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Re: Hufgeschwür - Behandlungsmethoden

Beitrag von lungomare »

Gute Idee, Calicion :breitgrins: einfach mal sammeln, was so an Möglichkeiten zur Behandlung besteht und was sich bewährt hat.

ich hatte ja dieses Jahr auch erstmalig ein HG beim Pony. bzw waren es drei: eins in der ersten Märzwoche, eins in der ersten Juniwoche, eins in der ersten Septemberwoche - bin schon sehr gespannt auf die erste Dezemberwoche...

Da es nicht lokalisierbar war (bzw beim ersten suppte es nach drei tagen Anguss unterm Strahl raus) und Pony einfach überall reegierte, das Bein dick war und sie auf hartem boden nicht belasten mochte, auf weichem aber mit Angussverband spazieren lief, als wär alles gut, hab ich sie weiterbewegt. Halt spazieren gelaufen. nach jeweils vier-fünf Tagen war wieder ruhe, ohne dass ich irgendwo austrittsstellen gesehen hätte.

Letzte Woche beim hufe ausschneiden kam in der Zehe vom HG-Huf ein schwarzes Loch zum Vorschein, dem ich mal gefolgt bin.... nach ca 1,5cm hab ich das Graben dann aber wieder eingestellt. Auf ihrem Paddock hab ich sie so stehen, spazieren/reiten tun wir aber nur mit rundum-Bereifung, damit kein schmodder mehr reinkommt. insbesondere auch keine steine. ich nehme an, in unserem Fall hat es sich jeweils wieder verkapselt und ist weitergezogen, daher dieses alle-drei-monate-wieder. bim zweiten standen wir auch im Gelände und ich wusste nciht, wie das dreibeinige Pony heimkriegen... Keine Ahnung, ob es eine Möglichkeit gibt, rauszufinden, ob wirklich alles raus ist. wenns am Kronrand rauskommt, würde ich das mal vermuten - und wnns Pferd nicht lahmt eher viel bewegen, damit ie Durchblutung angeregt wird. wenn mans eröffnet, ausgiebig spülen plus anschließend triefigen Rivanolverband, damit bei jedem Schritt Rivanol reinspült. das geht ja aber grad bei denen am Kronrand nciht so toll.

Ich war ncoh nie in der SItuation, dass ich bei einem (Kunden)Pferd ein HG sicher hätte lokalisieren können, daher hab ich auch nie was aufgeschnitten. Klar dürfen wir hufleute das auch nciht, wenns aber ganz deutlich wäre (fetter schmodderrand an der WL und Pferd da empfindlich), würd ich wohl schon mal nachgucken, was da geht.
Finde ansonsten immer mal alte HGs, gern in Eckstrebenwinkeln. die sind dann aber schon passé

Fakt ist auf jeden fall, dass es kaum SItuationen gibt, die einem derartig den letzten Nerv rauben können, wie ein dreibeinig umherhoppelndes Pferdchen mit Hufgeschwür und üblen Schmerzen - da tun mir dann auch die Pferdebesitzer immer massiv leid, seit ich das am eigenen auch mal erlebt hab. zumal man oft herzlich wenig tun kann, außer wickeln/angießen. Medikamente sind, solang es nicht auf ist, ja auch käse, weil alle schmerzmittel auch entzündungshemmend sind, und das ganze eher aufhalten.
Dien Wickelei finde ich super interessant, hab sie aber ncoh nie angewandt. Bzw doch, früher bei unserem ersten Rehepony, aber jetzt nicht bei Hufgeschwüren: hatte da auch ganz interessiert bei Dir mitgelesen, Calicion, als Du davon berichtet hattest.
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... die mit der buchstabenfressenden Tastatur..
ehem User

Re: Hufgeschwür - Behandlungsmethoden

Beitrag von ehem User »

Ich hatte für meine Stute die Osteo hier, stellen und biegen war kaputt in eine Richtung, Pferd lief hinten irgendwie komisch. Es war nichts warm, nichts geschwollen, die Pferde hatten getobt. Insgesamt dreimal war die Osteo da, es wurde auch besser und eine Woche nach dem letzten Osteotermin lief sie eigentlich schon nett.
Ich putzte die Hufe und sah einen 3 cm Riss am Ballen des Hinterhufes, blöde, verletzt..... es war noch Feuchtigkeit dran, also erst mal desinfizieren mit Betaisodonna.
Am nächsten Tag war die Stelle am Ballen noch feucht und ich hab Hufe ausgekratzt, da fiel mir auf, dass die Eckstrebe ein kl. schwarzes Löchlein hatte. Hab mein Hufmesser geholt und gekratzt, oh, das Loch wurde größer, hab meine H2O2 Flasche geholt, die eine lange schmale Spitze zum Spülen hat und hab das Löchlein gespült.... schwupps verschwand die Spitze gut 1 cm tief in der Eckstrebe..... hab dann noch den Riss am Ballen mit H2O2 gespült.
Dann hab ich mich nicht getraut weiter zu schneiden, die Stute hat aber nichts gesagt und habe erst am Folgetag das Messer wieder geschwungen. Die Eckstrebe ist nun zu 2/3 entfernt, sie war unterhöhlt, war eh nur sehr dünn und hab ihr dann einen Hufverband mit Betaisodonna auf einer Mullkompresse angelegt. Am nächsten Tag war der natürlich verschwunden, aber die Stelle sieht trocken aus. Ich werde die Tage noch mal nachschneiden, da ist noch Gammelhorn.

Ich habe seit einem Jahr das Problem, dass sie kleine Gammelkanäle in den Eckstreben hat, die Hufform ist noch nicht so wie ich es gerne hätte, obwohl wir auf gutem Weg sind. Die Gammelkanäle sind wirklich klein, etwas dicker als eine Stecknade und wirklich tief bis in den Eckstrebenwinkel hinein..... Ich hab sie nicht bis zum Ende verfolgen können, das traue ich mich nicht, obwohl ich es gerne täte..... Teils hab ich sie einfach ignoriert, eine Zeit lang hab ich sie konsequent verfolgt und sie auch häufig mit H2O2 oder Betaisodonna desinfiziert. Das Hufgeschwür war aber unter einer Eckstrebe, die unauffällig war und keine ersichtlichen Gammelkanäle zeigte....


Ich wüsste gerne weshalb sie diese Gammelkanäle hat und was ich anstellen muss damit sie verschwinden.
Auch wenn sonst keine Anzeichen dafür sind, vermute ich, dass sie mit dem Stoffwechsel zusammenhängen, eben weil sie schon ein Jahr vorhanden sind. Und es sind wirklich keine ungepflegten Hufe, sondern eher im Gegenteil.....
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Morena3
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Re: Hufgeschwür - Behandlungsmethoden

Beitrag von Morena3 »

Hallo,
ich stelle hier nochmal, auf Wunsch, den Link zum Wickel und den Buchtitel ein. Hier ist der Link zum Wickel: http://www.ecus.net/Ein.Wickel.htm
und der Buchtitel ist: Die Bein- und Hufleiden der Pferde, von Oberst Peter Spohr.

Ich wollte gerade meinen Erfahrungsbericht zum Sehnenschaden, hat zwar nicht unbedingt was mit Hufgeschwür zu tun, aber die Methode, mit dem Leinen und der Wolle ist die gleiche, einstellen, aber leider wurde der Thread gelöscht. Was ich eigentlich sehr schade finde :-( , weil es nämlich tatsächlich funktioniert und damit so einige Pferdchen gerettet werden könnten ...

LG Sabine
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Re: Hufgeschwür - Behandlungsmethoden

Beitrag von Sheitana »

Hier der Bericht von morena:
Also mit diesem Hufwickel direkt nicht, aber ich habe mit denselben Materialien (nach Oberst Peter Spohr) bei einem 5 jährigen mit Sehnenschaden sehr gute Erfahrung gemacht.
Bei meinem damaligen Pferd wurde ein Einschuss nicht erkannt, er wurde tagelang auf Hufgeschwür behandelt, welches keines war. Ich habe dann den Ta gewechselt und der hat das sofort gesehen was los war. Inzwischen war die Entzündung schon im Fesselgelenk und in der Sehnenscheide und hat da sehr viel zerstört. Das Pferd blieb ca. 3 Wochen zum Punktieren und Spülen in der Klinik, danach kam es nach hause und mußte weitere 6 Wochen in der Box verbringen. Naja, nach ca. 3 Monaten ist der Gute ausgebüxt und munter über den Acker gallopiert... Jedenfalls war er danach wieder stockelahm. Ich habe ihn dann mit Sauerkrautwickel auf die Weide gestellt und einfach den Sommer über laufen lassen. Den Sauerkrautwickel habe ich ca. 10 Tage gemacht, hat aber nicht wirklich was gebracht. Vier Tage bevor ich ihn über die Regenbogenbrücke schicken wollte, hörte die Lahmheit auf. Ich habe damals von einer ganz netten Frau das Buch von Oberst Peter Spohr bekommen und habe mich ganz strikt an die Anweisungen in dem Buch gehalten. Die Temperaturen, Zeiten und vor allem die ganzen Massagen. Nach ca. 3 Tagen fing an sich am Röhrbein so eine graue Schmierschicht zu bilden, total speckig und einfach ibäh. Nach sieben Tagen ging die Haut auf und es süffelte Eiter, Medikamente und all so ein anderer Schmonz aus dem Bein. Da es so auch beschrieben stand habe ich einfach ganz stumpf weiter gemacht, ohne da groß mir Gedanken drüber zu machen ob dies nun richtig sei. Das Pferd hat es sichtlich genossen, er war überhaupt nicht abgeneigt gegen die Massagen und Wickel. Jedenfalls hat es ca. 3 Wochen gedauert, bis der ganze Dreck aus dem Bein raus war und dann verheilte die Haut dort und man konnte später diesbezüglich auch nichts mehr sehen, also keine Narben o. ä.. Insgesamt hat die ganze Sache ein 3/4 Jahr gedauert und das Pferd war wieder reitbar. Manchmal hat man in engen Wendungen einen Miniticker gehabt, aber sonst lief er lahmfrei in allen Grundgangarten.
Ich hatte ihn dann verkauft (aus beruflichen Gründen) und das Buch in Kopie damals mitgegeben. Ich hoffe, die haben es weitergemacht, weil ich ganz stark glaube, dass er wieder gesund geworden wäre/ist.
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Re: Hufgeschwür - Behandlungsmethoden

Beitrag von Morena3 »

Oh Sheitana, ich könnte Dich knutschen :-D...
Ein ganz dickes Danke schön und jede Menge Kekse von mir... natürlich nur die guten von Kanne ;-)...
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Re: Hufgeschwür - Behandlungsmethoden

Beitrag von Sheitana »

Da kriegen meine Pferde immer nur die Hälfte von, den Rest muss ich selbst essen.... :-D
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Re: Hufgeschwür - Behandlungsmethoden

Beitrag von Morena3 »

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Re: Hufgeschwür - Behandlungsmethoden

Beitrag von Cate »

Das Buch vom Spohr gibts in irgendeiner Unibibliothek als pdf .... nur so zur Info.
Muß mal suchen, ob ich den Link wiederfinde :-e
Es ist sinnvoll, sich mit dem Üben anzufreunden, denn man wird weit mehr Zeit mit Üben verbringen als damit, perfekt zu sein - Maren Diehl

Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock :puppy: :puppy:
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Re: Hufgeschwür - Behandlungsmethoden

Beitrag von Morena3 »

Oh, das wäre super :-D
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