Spazierengehen

Moderator: Keshia

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kolyma
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Re: Spazierengehen

Beitrag von kolyma »

Wallinka hat geschrieben:allerdings frage ich mich, ob ein Pferd, was wirklich in Panik ist, sich über den Schmerz einer Kette soweit beruhigen ließe, dass es führbar bleibt? Bei meinem würde es das "ich will weg!" vermutlich nur verstärken.
Bei Panik nicht - aber bei Kasperlestheater schon.
Der Steiger bei mir am Stall hat ja keine Panik - der will halt einfach nicht mitgehen. Ob ein paar Mücken tatsächlich Panik auslösen... Nunja... Dann rennt er auch mit Kette weg. Wenn es aber "nur" Unwohlsein ist - bzw. der Hang lieber eigene Entscheidungen zu treffen, dann kann eine Kette durchaus Überzeugungsarbeit leisten.

Ich würde mal dreist behaupten, dass die meisten Losreißer sich nicht aus Panik losreißen, sondern weil sie gelernt haben, dass sie es halt können. Sei es jetzt weil sie Stalldrang haben, die Mücken nerven oder das Gras auf der gegenüberliegenden Wiese saftig rüberflirtet.

Habe ich ein Pferd in Panik, kann gar nix das Pferd halten. Keine Kette, keine Trense, kein Steigergebiss oder sonstwas. Und selbst eine sehr gute Beziehung kann bei Panik und tiefem, instinkthaften Verhalten oft nicht mehr das Pferd dazu bewegen zu bleiben. Aber - und das ist das Gute - sowas passiert ja recht selten. Ich weiß, bei meinem Pferd brennen bei Schafen alle Sicherungen durch. Wir haben eine sehr gute Verbindung - aber da will er nur noch seine Haut retten.

Wenn er Angst hat oder erschrickt springt er zur Seite oder trippelt um mich rum - meist kommt dabei der Strick nicht einmal unter Spannung. Bei Panik sieht das anders aus.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


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ehem User

Re: Spazierengehen

Beitrag von ehem User »

Mir ist mein ehem. Pferd vor ca. 3 Jahren mal losgeschossen und ich konnte es nicht mehr halten. Da waren wir gerade ein paar Tage im neuen Stall (im selben Dorf) und ich hatte ihn ca. 500m davon entfernt grasen lassen. Plötzlich erschreckte er sich und schoss sofort los. Ich hatte ein Halfter drauf und eine Longe dran. Trotzdem hatte ich keine Chance und musste loslassen. Er lief eine Runde und regte sich so fürchterlich auf, dass alles rufen nicht halft. Dann galoppierte er in einem Affenzahn ein Stück den geteerten Feldweg runter in Richtung neuem Stall. Leider stand an der rechten Seite ein geparkter Nissan Micra, dem er (warum auch immer) nicht ausweichen konnte. Er lief frontal hinten in das Auto rein! Anschließend lief er auf den Hof, so dass ich ihn grasend dort vorfand. Er hatte „nur“ ein paar Schnittverletzungen an der Brust, wovon zwei Stellen genäht werden mussten. Auch die Osteo, welche ein paar Wochen später da war, konnte nichts gravierendes finden. Er war hinterher auch nicht panisch oderso…
Das Auto war Totalschaden (Heck und Dach eingedrückt) aber seht selbst... Der Schaden belief sich inkl. Gutachter auf ca. 10.000,- welche zum Glück die Haftpflicht bezahlte.
Trotzdem habe ich bis heute keine Angst spazieren zu gehen. Ich denke es war einfach ein besch… Unfall. Aber dennoch bin ich sehr aufmerksam und beobachte mein Pferd genau. Ich bilde mir ein, so besser abschätzen zu können, wie er reagieren wird/könnte.
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kolyma
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Re: Spazierengehen

Beitrag von kolyma »

Oh mein Gott! Das ist so der Alptraum von jedem Pferdebesitzer. Gut, dass es so glimpflich ausging...
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Abendsonne

Re: Spazierengehen

Beitrag von Abendsonne »

Aber warum rennt ein Pferd in ein Auto REIN, können sie nicht assoziieren, dass es aua macht wenn sie reinknallen? Denken sie, dass das Auto ein Kumpel ist der jetzt gleich mitrennen wird wenn man ganz schnell auf ihn zuschießt? Und dann rennt das Auto doch nicht weg? Ich verstehe das nicht, in der Prärie rennen Wildpferde doch auch nicht in Felsen rein???
Das kapiere ich nicht. :?: :?: :?:

Ich bin auch der Meinung, ein Tier in Panik gehorcht seinen Instinkten, was auch so von der Natur vorgegeben ist.
Sonst würden die Pferde in der Wildnis auch nicht überlebt haben. Von daher lassen sie sich weder von parkenden Autos aufhalten noch von Schmerzen im Maul. Bei meiner Stute würde das nichts helfen, sie würde nur noch viel mehr weg vom Schmerz rennen wollen. Da käme sie nicht zur Besinnung.

Naja, alles in allem denke ich, das Losreißen durch Gleichgewichtsstörung versuchen zu unterbrechen könnte was bringen... Eher als Werkzeug im Maul.
Nucades
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Re: Spazierengehen

Beitrag von Nucades »

Abendsonne hat geschrieben:Aber warum rennt ein Pferd in ein Auto REIN, können sie nicht assoziieren, dass es aua macht wenn sie reinknallen? Denken sie, dass das Auto ein Kumpel ist der jetzt gleich mitrennen wird wenn man ganz schnell auf ihn zuschießt? Und dann rennt das Auto doch nicht weg? Ich verstehe das nicht, in der Prärie rennen Wildpferde doch auch nicht in Felsen rein???
Das kapiere ich nicht. :?: :?: :?:

Ich bin auch der Meinung, ein Tier in Panik gehorcht seinen Instinkten, was auch so von der Natur vorgegeben ist.
Sonst würden die Pferde in der Wildnis auch nicht überlebt haben. Von daher lassen sie sich weder von parkenden Autos aufhalten noch von Schmerzen im Maul. Bei meiner Stute würde das nichts helfen, sie würde nur noch viel mehr weg vom Schmerz rennen wollen. Da käme sie nicht zur Besinnung.

Naja, alles in allem denke ich, das Losreißen durch Gleichgewichtsstörung versuchen zu unterbrechen könnte was bringen... Eher als Werkzeug im Maul.
Och, einer meiner Hunde ist mal in vollem Lauf gegen das Nummernschild eines parkenden Autos gekracht, weil sie sich nicht entscheiden konnte, ob sie rechts oder links vorbei laufen will. Und sie war nicht in Panik, im Gegenteil, eher voller Vorfreude. Manchmal scheinen wohl auch Instinkte nicht viel zu nutzen :nix:
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A.Z.
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Re: Spazierengehen

Beitrag von A.Z. »

Meine Katze ist auch schon im wilden Lauf in eine Schranktür gekracht, obwohl sie vorbei gekonnt hätte. :nix:

Tiere machen auch Fehler.

Der Mensch hat sich das in Urzeiten zur Jagd zunutze gemacht und Herdentiere - u.a. auch Pferde - über Abbruchkanten in den Tod getrieben. Normal würden die auch umdrehen, ehe sie in den Abgrund stürzen.
Wieviele in der Situation auch vor Steine oder Felswände rennen würden, wer weiß.

Aber ich pflichte bei, dass ich nicht der Illusion unterliege, ein Pferd in diesem Zustand halten zu können. Nicht am Halfter, nicht am Kappzaum, nicht am Gebiss. Wenn der erste Ruck es nicht klar werden lässt, ist es zu spät.

Solche Unfälle können einfach passieren. Deshalb wird ja nicht umsonst eine Versicherung für die Haftpflicht empfohlen. Großes Tier ist im Zweifelsfall großer Schaden. :-o
Viele Grüße Angela

Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)

In memoriam
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Abendsonne

Re: Spazierengehen

Beitrag von Abendsonne »

Um MEIN Spazieren gehen upzugraden: heute waren wir spazieren. Heute ist sie vorbildlich neben mir hergegangen. Ein paar mal wollte sie (am Nachhauseweg) schneller und ging kurz mehr vorne, aber ich habe jetzt eine neue Entdeckung gemacht.
Evtl. nicht zum Nachmachen, aber ich machs. Ich gehe, wenn sie schneller wird vor sie hin, ich gehe dabei rückwärts und rückt sie mir zu sehr auf die Pelle, halte ich sie mit dem horizontal gehaltenen Strick in beiden Händen vor ihrer Nase auf Abstand. Geht sie langsamer, wird gleich gelobt. Geht sie dauerhaft in meinem gewünschten Tempo, drehe ich mich langsam um und wir gehen nebeneinander. Wird sie wieder schneller drehe ich mich zu ihr hin.
Hat jetzt super geklappt.
Keine Angst, in Wohngegenden oder wo es sein kann, dass sie erschrickt (das kann immer sein, ich weiß, trotzdem kann ich sie einschätzen), mache ich das nicht.
Hat gut hingehauen und sie ging super vorbildlich daneben her. Mit viel Stimmlob.
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kolyma
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Re: Spazierengehen

Beitrag von kolyma »

Hast du schon mal den Old-Man-Walk ausprobiert?
Das heißt, sobald sie schneller wirst gehst du mit betont langsamen und langen Schritten. Hilft bei meinem Pferd super. Es scheint ihn immer so ein bisschen aus den Tritt zu bringen und er ist mehr oder weniger "gezwungen" sich mir anzupassen. Das war einer der wenigen guten Ratschläge die ich mal aus nem HMS-Seminar mitgenommen habe.
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Abendsonne

Re: Spazierengehen

Beitrag von Abendsonne »

Ja ich wußte nicht, dass das old Man heißt. Ich gehe halt, um ihre Aufmerksamkeit zu überprüfen und ihr zu zeigen, dass sie aufpassen muss was ich tu, einfach zwischendrin langsamer. Sie verringert aber gleich auch ihre Geschwindigkeit. Und ich kann anhalten ohne Stimmkommando, bleibts auch stehen.
Abendsonne

Re: Spazierengehen

Beitrag von Abendsonne »

Einige der wenigen guten Ratschläge? Horseman-Ship-Kurse sind doch hochheillig und so natural!!! Die müssen doch gut sein??!! :-D
Ach so, wenn sie schneller wird meinst du, habs grad überlesen... Ja dann ist sie halt mit ihrer Schulter definitiv vor mir. Dann verlange ich aber, dass sie korrigiert und stehen bleibt. Weil wir müssen ja wieder "zusammen kommen".
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