Das Reitwaisen Forum

Hey,
ich höre immer wieder, dass Leute, wenn ihr Pferd was beim Putzen, Trensen, etc. falsch gemacht hat, einen Klaps verpassen damit "das Pferd besser hört".
Für mich ist das keine Methode, denn Pferde empfinden auch. Und wenn wir ständig einen Klaps für die Fehler, die wir im Leben machen, bekämen, würde das auch nicht schön sein.

Meine Pferdin ist ehr sensibel, dass habe ich schon beim ersten "Treffen" bemerkt. Sie ist unheimlich gut erzogen worden, aber auch sie macht kleine Fehler. Da weiß ich nie, wie ich sie am besten korrigieren kann, damit sie weiß, dass sie das nicht mehr machen soll.
Im Moment handhabe ich das so, dass ich dann sage: "Na, hörst du jetzt mal auf?"....oder so was. Aber was ist die beste und wirksamste Methode, die nichts mit einem Klaps oder gar schlagen zu tun hat?
Habt Ihr Ideen?

LaLuu hat geschrieben:Habt Ihr Ideen?

Lies mal hier im Forum ein paar Threads und Tagebücher. Da wirst Du einen guten Eindruck gekommen, wie "Fehler" definiert werden und wie man mit unerwünschtem Verhalten umgehen kann...

Dankeee

Ein strenges "Nein" sollte reichen, und ansonsten finde ich es sinnvoller, das Pferd für das, was es richtig macht zu loben / belohnen als es für "falsches" Verhalten zu bestrafen.
Wenn dir jemand ständig sagt "nein, lass das, mach dies nicht, mach das nicht" hast du dann Lust, dich für diese Person anzustrengen? Oder gibst du dir eher Mühe, wenn du gelobt wirst, auch wenn die ersten Versuche vielleicht noch nicht perfekt sind?

Hallo Laluu,

du kannst deinem Pferd viel beibringen, indem du es lobst, wenn es etwas richtig gemacht hat. Genau wie Cate schreibt, wirkt das unheimlich motivierend, das Pferd wird aufmerksam und strengt sich gern an.
Wenn du doch einmal "Nein" sagen möchtest oder mußt, dann ist es ganz wichtig, die Gefühle außen vor zu lassen. Werde auf keinen Fall wütend, wenn dein Pferd dich nicht sofort versteht.

Ein Beispiel: dein Pferd hampelt am Putzplatz oder vor der Aufstiegshilfe immer wieder zur Seite. Wenn du es dann korrigierst, dann läßt du es z.B. zwei Schritte nach rechts gehen, wenn es vorher zwei Schritte nach links ausgewichen ist. Durch Wiederholungen und einen strengen Tonfall beim "Nein" kann das Pferd erkennen: Ah, anscheinend soll ich da stehen bleiben.
Aber auch wenn es 5x hintereinander nach rechts oder links hampelt, ist hier Geduld ganz wichtig. Stell es freundlich an seinen Platz zurück.


Ansonsten macht ein Pferd erstmal grundsätzlich nichts "falsch". Es gibt höchstens Verhaltensweisen, die wir Menschen im Umgang mit dem Pferd nicht dulden können oder möchten. Manchmal hilft es deswegen auch ganz gut, das Fehlverhalten einfach zu ignorieren und stattdessen das richtige zu belohnen. Oder gleich ein Alternativverhalten zu bieten, das man belohnen kann.

Für das obige Hampelbeispiel würde das heißen, daß jedes Weichen zur Seite nicht beachtet wird, jedes Stehen bleiben aber gelobt wird. Manche bringen ihrem Pferd auch bei, daß es ganz toll ist, auf einer Matte zu stehen, so daß das Pferd auch optisch gut erkennen kann, wo es stehen soll.


Und wenn du merkst, daß du trotzdem wütend wirst auf dein Pferd, weil es einfach nicht das tut, was du möchtest, dann mach vielleicht wann anders weiter und laß es für den Moment gut sein. Ich spreche das mit der Wut an, weil das denke ich oft ein Grund für ein Schlagen des Pferdes ist. Der Mensch wird wütend und hilflos, weil er nicht mehr weiß, wie er seinem Pferd erklären kann, was es tun soll und was nicht.

Für mich ist loben ganz arg wichtig, aber manchmal kommt es eben auch vor, dass man sein Pferd "bestrafen" muss, bzw, ihm zeigen und sagen muss, dass das was es da gerade macht, nicht in Ordnung ist. Beispiel: Pferd fängt an und zwickt den Menschen oder überrennt ihn oder bleibt einfach nicht stehen o.ä. Bei mir kommt dann ein klares und strenges NEIN. Allerdings mache ich auch unterschiede, was das Pferd gemacht hat. Würde es z.b. beissen oder treten, dann kommt bei mir auch mehr wie nur ein nein. Wenn aber während der Arbeit was nicht richtig gemacht wird, dann kommt sofort nach dem Fehler ein Nein und sofort drauf wird es nochmal versucht...bis es klappt.

Von jeglicher körperlicher oder psychischer Gewalt würde ich auch unbedingt Abstand nehmen - es gibt aber schon Situationen, in denen eine Strafe sinnvoll sein kann...

Ich arbeite mit meinem Pferd fast ausschließlich mit positiver Verstärkung: Ich belohne, was das Pferd "richtig" macht und ignoriere normalerweise "falsches" Verhalten.
Zeigt das Pferd kein "richtiges", sondern nur "falsches" Verhalten, liegt das normalerweise daran, daß das Pferd noch nicht verstanden hat, was eigentlich "richtig" ist, also welches Verhalten ich wünsche. Dann liegt es an mir, dem Pferd das besser begreiflich zu machen! Jede Strafe wäre nicht nur unfair, sondern auch sinnlos...

Wenn das Pferd aber schon weiß, daß es etwas nicht tun soll, kann in manchen Fällen durchaus eine Strafe angebracht sein - ich arbeite dann mit negativer Strafe, d.h. ich füge nichts hinzu (Schläge...), sondern ich nehme etwas weg:

Beispiel: Mein Buck weiß, daß er sich nicht selbst am Futterbeutel bedienen darf - beißt er aber während des Trainings in den Futterbeutel, ignoriere ich das beim ersten Mal noch. Wiederholt sich das jedoch, verlasse ich den Trainingsplatz und nehme ihm damit in diesem Moment die Möglichkeit, sich noch eine Belohnung zu verdienen.
Da ihm das Clickertraining sehr viel Spaß macht und ja auch Futter einbringt, ist das schon eine deutliche Strafe - entsprechend ist seine Reaktion: Er folgt mir zum Tor, bleibt dort erwartungsvoll stehen und bietet nach kurzem Überlegen Höflichkeit an (wendet den Kopf ab). Für mich das Zeichen, daß er verstanden hat, daß er mich nicht anknabbern soll, sondern höflich sein - ich gehe also wieder auf den Trainingsplatz und wir machen weiter und reden nicht mehr von dem kleinen "Ausrutscher".

Ich setze das nur ganz selten und auch nur wohlüberlegt ein. Vor allem aber so ruhig und emotionslos wie möglich - ohne Schimpfen, laute Worte oder hektische Bewegungen! Aber wenn das Pferd etwas tut, mit dem es mich potentiell gefährden könnte (in Taschen oder den Futterbeutel beißen, mich bedrängen etc.), dann finde ich so eine Strafe durchaus angebracht. Und die Reaktion von meinem Pferd zeigt mir, daß es diese Strafe auch versteht...


In den meisten Fällen (90%?) ist es jedoch so, daß ein Pferd nichts "falsch" macht - es zeigt lediglich nicht das Verhalten, das ich gern hätte... Ich muß mich also an die eigene Nase fassen und mir überlegen, was ich im Training falsch gemacht, also nicht ausreichend erklärt habe

Aerinsol, deine Art finde ich zwar teils ganz gut, aber was machst du, wenn z.b. ein Tierarzt kommt und dein Pferd den TA anrempelt, oder eine Stallkollegin da ist und eine Karotte in der Hand hat und er sich diese rüpelig versucht zu holen? In solchen Situationen kannst du ja nicht erwarten, dass der TA geht oder die Stallkollegin geht.

Wenn ein Pferd zu mir rüpelig ist, dann ist es auch in den meisten Fällen zu anderen rüpelig.
Wenn es mit mir achtsam umgeht, dann auch mit anderen.
Ausnahmen habe ich bisher eher selten beobachten können.

Deshalb würde ich zuerst immer an der Kommunikation zwischen Pferd & nächster Bezugsperson arbeiten.
Falls Pferd und Besitzer noch nicht soweit in der feinen Kommunikation sind, aber ein Tierarzt-Besuch ansteht, dann hilft nur Geduld, Pferd ablenken wenn nötig Ich würde jedenfalls nicht meine komplette Strategie über den Haufen werfen, nur damit der Tierarzt 10 Minuten schneller vom Hof kann.

Und was den Miteinsteller mit der Karotte betrifft... so etwas würde mir nicht in die Tüte kommen, denn kein anderer hat meinem Pferd etwas zu geben und auch nicht vor Pferd´s Nase damit herum zu wedeln - egal wie gut erzogen das Pferd ist.

dann nehmen wir das Beispiel, dass die Stallkollegin Leckerlies in ihrer Tasche hat ...was glaub fast jeder Reiter hat....was macht ihr dann, wenn das Pferd anfängt zu nästeln? Natürlich kann man sagen, das Pferd ist schlecht erzogen, aber mit ignorieren wird es weiter nästeln Und ich kenne genug Pferde, die genau unterscheiden wissen, bei wem sie was machen können und bei wem nicht. Pferde sehen nicht jeden Menschen gleich an.
Ich als Hufpflegerin z.b. kann nicht unbedingt immer an alle Hufe automatisch ran, nur weil der Besitzer das kann.