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innere Anspannung
Verfasst: Di 17. Sep 2013, 01:15
von Pia
Erstmal - bescheuerte Zeit, aber kann nich schlafen...
Und dann hoff ich, dass ich das hier in den richtigen Bereich schreibe??
Also mir fällt des öfteren bzw eigl fast immer beim Reiten auf, dass ich eine gewisse innere Anspannung hab. Weiß aber nich woher das kommt.
Ich habe keine Angst oder auch nie irgendwas schlimmes erlebt. Vom Pferd fallen passiert halt mal, aber war eben nie schlimm.
Es geht dann meist ganz gut, wenn ich wirklich bewusst tief atme, schultern einmal Kreise und mir sage, dass das quatsch is, weil ich hab echt keinen blassen Schimmer warum das so ist.
Und ich mein wenn ich irgendwo doch etwas Angst hätte, würde ich dann ohne Sattel, nur mit Halfter reiten? Und das nich nur in Halle und Platz, sondern auch den weg zur Koppel.. Also versteht ihr, was ich meine?
Kennt ihr auch soeben Gefühl oder könntet ihr euch das erklären?
Re: innere Anspannung
Verfasst: Di 17. Sep 2013, 07:54
von Stjern
Ich würde darauf tippen, dass da etwas unbewusst abläuft oder vorhanden ist.
Vielleicht kannst Du versuchen darauf zu achten, ob Du dieses Phänomen auch in nicht-pferdebezogenen Situationen bei Dir beobachten kannst. Das könnte Dir mehr Hinweis darauf geben, wann Du mit Anspannung reagierst.
Da Du schon so gut bist, dass Du es gemerkt hast, kannst Du versuchen auf andere körperliche Anzeichen zu achten. Verspannen der Schultern hast Du schon indirekt beschrieben. Was machen die Hände, die Füsse, einzelne Muskelgruppen in Armen und Beinen? Was macht der Puls, der Blutdruck?
Ein anderer Punkt ist, wie kann man das auflösen, wenn man es bemerkt. Auch da scheinst Du schon eine Taktik zu haben "bewusstes Atmen". (Evtl. hälst Du sogar den Atem an, oder etwas an während der Anspannung?) Atemtechniken sind erlernbar. Genauso wie viele andere Entspannungstechniken. Es gibt Literatur und auch Kurse.
Die Frage, warum Du das machst, ist die drängende Frage. Vielleicht konzentrierst Du Dich stark und willst (unbewusst) nichts falsch machen und das erzeugt die Anspannung?
Wenn es im Umgang mit dem Pferd auftritt, nimmst Du evtl. eine Anspannung des Tieres wahr? Ich reagiere z.B. sehr stark darauf, wenn mein Pferd sich anspannt.
Ist die Anspannung evtl. durch irgendetwas in der Stallumgebung getriggert? Gibt es Menschen, die Du nicht magst, die aber ständig "anwesend" sind oder sein könnten? Sorge, dass andere Dir vorhalten könnten, dass Du Dein Pferd nicht "im Griff" hast, etc.
Gibt es doch ein Erlebnis im Zusammenhang mit Pferden, das Du schon fast vergessen hast, dem Du bewusst keine hohe Bedeutung beimisst, das aber unbewusst wirkt?
Bist Du ein eher vorsichtiger Mensch, der eben doch ein wenig Sorge hat, das er körperlich zu Schaden kommen kann?
Kommt die Anspannung aus einem ganz anderen Lebensbereich (Arbeit, Haus, Familie) und es fällt Dir irgendwie im Zusammenhang mit dem Pferd auf?
Ich denke, dass Du den wichtigsten Schritt schon getan hast. Du hast es erkannt und kannst es wahrnehmen und entwickelst Techniken die Anspannung aufzulösen. Die Erklärung warum Du Dich anspannst, kommt vielleicht eines Tages aus irgend einer ganz anderen Ecke geflogen.
Ich habe mal ins Blaue hinein geschwafelt, aber vielleicht steckt ein Tipp drin, der Dich weiterbringen kann.
Re: innere Anspannung
Verfasst: Di 17. Sep 2013, 08:29
von Keshia
Hallo Pia,
ich kenne das sehr gut, was du beschreibst. Ich weiß auch sehr genau, woher das bei mir kommt, bzw. kam. Jahrelang bin ich in Ställen geritten, in denen ein gewisser Leistungsdruck vorherrschte. Zunächst vom Reitlehrer aus, da hatte ich anfangs einen, der rumbrüllte, wenn was nicht klappte. Da hatte ich schon Bauchschmerzen, wenn meine Mutter mich zum Reiten hinfuhr.
Später war ich in Ställen mit netten Reitlehrern, wo es aber Druck aus der Stallgemeinschaft gab. Da stand man am Rand der Halle und gab seine Bewertungen und Kommentare über die anderen ab.
Diese Anspannung habe ich jahrelang "mitgenommen", geholfen haben mir viele viele viele entspannte Ausritte mit Menschen, die einfach nur in ihrer Freizeit reiten wollen und keine Turnierambitionen verfolgen. Bewußt habe ich das nicht gemacht

aber jetzt, wo ich deinen Thread hier lese, fällt es mir auf.
Re: innere Anspannung
Verfasst: Di 17. Sep 2013, 08:48
von Schnucke
Hallo Pia,
kanst du denn differenzieren woher diese Anspannung kommt. Wie Keshia schon anhand ihrer Beispiele schrieb kann eine Anspannung aus mehreren Gründen bestehen. Angst wär nur ein Auslöser, aber es gibt noch viele mehr.
Ich kann zB nicht gescheit Reiten wenn Fotografiert wird, weil sich in mir drin alles zusammenkrampft, aber das Problem hab ich nicht nur beim Reiten. Druck den man sich selber macht, weil man es beonders gut machen will, weil man voran kommen will, weil man dasPferd gesunderhaltend reiten will usw. äußert sich auch in Spannung. Manchmal nehmen wir auch ein bischen zuviel aus dem Alltag mit aufs Pferd, Ärger über irgendetwas kann auch Anspannung verursachen.
Da wär jetzt wichtig, daß du genau hinspürst was die innere Anspannung verursacht.
Was mir immer ein wenig hilft ist sich vor dem Reiten "leer" machen und bewußt zu entspannen. Da gibt es viele gute Techniken auf demMarkt zB Autogenes Training. Aber da hast du ja schon mit dem bewußt atmen einen Weg gefunden, wichtig wär es für mich rauszufinden woher die Spannung kommt.
Re: innere Anspannung
Verfasst: Di 17. Sep 2013, 09:04
von Pia
Danke für eure antworten
Naja ich sag mal so, auf Arbeit fühl ich mich überhaupt nich wohl. Die bereichsleiterin.. Puh, da hab ich schon immer noch weniger Lust, wenn die die gleiche Schicht hat, wie ich
Ich arbeite im Handel bei Kaufland und gerade in der Obst Gemüse Abteilung, wo ich bin, wird sehr viel verlangt. Vor allem an Schnelligkeit wird echt Stress verlangt. Seit ich vor der bereichsleiterin einmal in tränen ausgebrochen bin, weil ich.nich wusste, wie ich das alles schaffen soll, seitdem ist's zwar etwas besser, aber noch lange nich angenehm, denn zu meckern hat se trotzdem noch ne Menge
Was auch ne Rolle spielt, ist, dass es körperlich echt hart is. Sone Kiste zb Orangen wiegt sicher locker Mal 10 Kilo und mehr. War auch schon bei der Physiotherapie. Meinen rücken tut eigl täglich weh, mal mehr mal weniger...
Naja jedenfalls ist.mir aufgefallen, dass auf Arbeit oft mein Kiefer verspannt ist.
Ja und aufm reiterhof.. Hmm, mit den Leuten da hab ich.keine Probleme. Das ist ja sogar, wenn ich allein reite.
Vllt stell ich zu hohe Erwartungen an mich selbst. Ich muss zugeben ich bin eher ungeduldig. Gerade in Bezug aufs Pferd muss ich immer aufpassen, dass ich nicht zu schnell zu viel verlange.
Re: innere Anspannung
Verfasst: Di 17. Sep 2013, 09:08
von calista
Ich habe gerade ein online-Seminar "Tai Chi und Qi Gong" für Reiter angefangen. Es gab ein Webinar dazu und da wurde - für mich völlig logisch- erklärt, dass wir Reiter mit den Hilfsmitteln des Fussgängers aufs Pferd steigen. Sprich Laufen lernen ist ein Kleinkindprozess, der so lange geübt wird, bis die Muskeln die Laufenabfolge automatisiert beherrschen und daher diese Bewegungsfolge vom bewussten Prozessbereich im Hirn in den unbewussten verlagert. Dann können wir neben laufen auch reden, essen, telefonieren usw. Reiten beginnen wir sehr viel später und bis reiten ein unbewusster Prozess im Hirn wird, müssten wir es so intensiv üben, wie wir laufen geübt haben (abgesehen davon, dass im Teenager- und frühen/späteren Erwachssenenalter das Einprogrammieren eines Bewegunsprozesses wahrscheinlich schon viel schwieriger ist als bei einem Kleinkind - meine Vermutung), ich glaube, die wenigsten schaffen das in kurzer Zeit. Und dann macht das Pferd auch noch eigene Bewegungen, die macht der Fußboden/das Fahrrad/das Auto nicht (hoffentlich), so dass reiten zu den schwierigen Bewegunsabläufen gehört und Muskeln beansprucht, die wir als Fussgänger nicht brauchen (die kleine Haltemuskulatur im Rücken, die wir nicht bewusst anspannen können, im Gegensatz zum langen Rückenmuskel). Was ich damit sagen will ist, die Anspannung dürfte vergehen, wenn der Bewegungsablauf unbewusst geworden ist (wenn nicht andere, äußere Dinge für die Anspannung verantwortlich sind).
Re: innere Anspannung
Verfasst: Di 17. Sep 2013, 09:49
von Heupferdchen
Ach je, Pia, dein Alltag klingt ziemlich stressig ...
Mir geht es ähnlich, dass ich mir dem ganzen Stress und Druck, dem man so ausgesetzt ist, gar nicht bewusst bin. Und wenn dann mal einer nachfragt, komme ich selber erst drauf, was mich belastet.
Beim Reiten helfen mir zwei Dinge gegen Anspannung im Sattel:
Konzentration (auf mich, auf mein Pferd, darauf, wie sich alles anfühlt). Nicht im Sinne von Anstrengung, sondern im Sinne von Ankommen im eigenen Körper, auf dem Pferd. Dann verschwimmt die Umgebung ganz von selbst.
Gar nichts 'wollen': Seit ich versuche, die Zeit mit dem Pony als Auszeit zu betrachten, bei der ich gar nichts 'erreiten' muss - reite ich paradoxerweise deutlich besser.
calista, hmm, ich bin nicht so überzeugt, ob diese Art von Anspannung, die Pia beschreibt, tatsächlich mit mangelndem reiterlichen Training zu tun hat (und darauf läuft deine Argumentation ja hinaus). Eine feste Kiefermuskulatur hat noch keinen Sitz stabilisiert - für mich fühlt sich 'Anspannung, weil neuer Bewegungsablauf' anders an als (zumindest meine) reiterliche Anspannung. Ich sehe aber schon, dass es Sitzfehler gibt, die einen lockeren Sitz unmöglich machen. Und deren Korrektur bringt oft innerhalb von Minuten sichtbare Effekte - ohne lange Trainingsphasen bis hin zur unbewussten Bewegung.
Was auch interessant war: Anfang letzten Jahres bin ich zum ersten Mal seit langem wieder vom Pferd gefallen, meine RB hatte mich abgebuckelt. Ich hab mir nichts getan, bin sofort wieder drauf. Keine Ängste, kein Kopfkino, ich habe nichts gemerkt. Wochen später hatte ich Reitunterricht, und mein Reitlehrer fragt mich nach ein paar Minuten : 'Du bist so angespannt. Bist du in letzter Zeit mal runtergefallen?'
Re: innere Anspannung
Verfasst: Di 17. Sep 2013, 09:56
von Pia
Ich glaube auch nicht unbedingt, dass es am Training liegt.
Das mit dem Kiefer ist auch nur auf Arbeit.. Beim Reiten ist das mehr so allgemein, mehr so im ganzen
Re: innere Anspannung
Verfasst: Di 17. Sep 2013, 10:06
von ehem User
Hallo Pia!
Kannst du einen Zeitpunkt festmachen wo das mit deiner Anspannung angefangen hat? Dann könntest du versuchen zu Forschen ob sich da gleichzeitig irgendwas anderes verändert hat.
Kannst du ganz abschalten wenn du zum Pferd gehst, oder hast du immer noch den Stess aus der Arbeit in dir?
Kann das verkrampfen mit deinen Ruckenschmerzen zusammenhängen? Eine Art unbewusste Schonhaltung? Wenn es um verspannte Pferde geht sind die ersten Fragen immer on Gesundheitliche Ursachen ausgeschlossen werden können
Wie reagiert dein Pferd auf deine Anspannung?
Lg
Re: innere Anspannung
Verfasst: So 22. Sep 2013, 22:09
von Nelchen
....Und wenn du mal Musik hörst beim Reiten?
Mit deiner Bereichsleiterin, das ist ja doof. Lernst du noch?
Sowas auf Dauer, kann einen ( psych.) krank machen. Da würde ich an deiner Stelle in Erwägung ziehen, da mal was zu ändern.