hengstiger Wallach jagt neue Stute

[ehem User]

Liebe Leute,

mich würde Eure Einschätzung zu folgendem interessieren:

Wir haben seit einigen Wochen einen Wallach aus Ungarn bei uns im Stall, der ziemlich hengstig ist, - sehr zur Freude meiner Stute, die nun endlich einen "echten Kerl" gefunden hat und regelrecht aufgeblüht ist mit ihm (und seiner alten Stute, die mit aus Ungarn gekommen ist). Als wir ihn und meine Stute das erste Mal auf der Weide zusammengebracht haben, gab es natürlich erstmal viel Quietsch etc. und er trieb sie ordentlich vor sich her, aber das war alles okay und im grünen Bereich. Damit hat er sich bei meiner Stute sozusagen bewiesen und sie ist sehr zufrieden mit ihm. Das ist wirklich so etwas wie eine große Liebe zwischen den beiden.

Nun ist seit gestern eine neue Stute im Stall, die eigentlich mit den dreien vergesellschaftet werden soll. Heute Nacht standen sie nebeneinander auf den Paddocks und vorhin haben wir meine und die neue Stute mal zusammen auf den Reitplatz gebracht, um zu sehen, wie es läuft. War okay! Dann haben wir probehalber die neue Stute (die ebenso wie meine Rehekandidatin auch nur eingeschränkt auf die Weide darf) auf die Weide zu den dreien gelassen. Das ging gar nicht. Der Wallach hat erst geguckt und sie dann gejagt wie ein Gestörter. Die neue Stute bekam richtig Angst und lief dann zum Ausgang und wollte sofort raus.

Diese Stute hat, wie die Besitzerin gerne oft erzählt, immer schon schlechte Erfahrungen mit anderen Pferden gemacht. Sie ist also immer das "getretene Pferd", die wegen ihrer Stoffwechselproblematik ohnehin immer eine Außenseiterin ist. Und auch die Besitzerin hat ein Einsamkeitsproblem und war vorhin sehr wütend auf den "blöden Wallach". Ich meinte, das das vielleicht einfach alles etwas zu schnell ging und wir den Pferden mehr Zeit lassen müssten. Außerdem war die Weide zum Kennenlernen vielleicht zu klein. Allerdings muss auch ich zugeben, ich war überrascht von der Vehemenz, mit der er diese kleine Stute gejagt hat. Das wirkte wirklich ziemlich brutal und anders als beim Kennenlernen mit meiner Stute. An meiner Stute war der Kerl interessiert, diese hier wollte er loswerden. Aber ist das nicht komisch für einen "Hengst"? Der müsste sich doch freuen, wenn sich sein Harem vergrößert. Oder will er da niemanden, auch keine Stute reinlassen, weil er seine beiden - und vor allem meine - Stute ganz für sich alleine will. Er ist wirklich wahnsinnig verschossen in mein Pferd und klebt an ihr wie Kaugummi.

Was meint Ihr? Habt ihr so ein aggressives, von einem Wallach ausgehendes Verhalten gegenüber einer Stute schon mal erlebt? Und gibt es da eine Chance, das sich das gibt?

Tanuschka

[Fionnlagh]

Ich hab so etwas bei meinem Wallach schon erlebt, ja.
Der ist ein super soziales Pferd, lässt sich überall problemlos eingliedern und hat bei Neuankömmlingen nie irgendwelche auffälligen Aggressionen gezeigt. Er ist recht hengstig und deckt auch durchaus mal. Wir waren 2 Jahre lang in einem Stall, in dem er eine Stute hatte, die seine war. Jedesmal, wenn ein neues Pferd kam (wir hatten recht viele Wechsel in dieser Herde ) hatte er Stress und konnte seine Stute nur begrenzt aus den Augen lassen. Er ist immer zwischen sein Stütchen und die Neuen gegangen (und hat dabei keinen Unterschied zwischen Wallach oder Stute gemacht). Allerdings wurde er nie aggressiv, bis auf eine Ausnahme: das war eine extrem unsichere Stute, die ständig Fohlenkauen gezeigt hat und sich überhaupt schwer mit anderen Pferden tat. Sie war schwer interessiert an meinem Wallach, aber er hat sie erbarmungslos gejagt, teilweise in Ecken gedrängt und auf sie eingetreten
Wir haben die Eingliederung dann viiiel langsamer gemacht und immer unter Aufsicht, das man dazwischen gehen konnte, falls nötig. Irgendwann hat sich die Sache beruhigt. Das hat gar nicht sooo lange gedauert, ein paar Wochen halt. Und nach einigen Monaten hat er angefangen, das Stütchen auch als sein Eigentum zu betrachten und wir mußten sie dann sogar mal auseinander sperren, weil er sonst angefangen hätte sie zu decken

[Sheitana]

Ich finde das in erster Linie völlig normal. Er hat jetzt seine kleine Stutenherde, die er beschützen muss und erstmal möchte er diese verteidigen. Wenn jetzt noch der Platz zu klein war wundert mich das nicht.
Unser früherer Wallach hat neue Stuten auch nie zu der Herde gelassen und diese erstmal abgeschirmt. Allerdings war immer genug Platz, dass das neue Pferd sich seinen Raum suchen und weit genug von der Herde wegbleiben konnte. Ohne, dass der Wallach seine Herde bedroht sah.
Wenn der Platz zu eng war, stand eure neue Stute quasi immer viel zu nah an der Herde, was den Wallach durchaus dazu veranlasst haben könnte so zu reagieren.

[tara]

wenn die neue das erste Mal rosst, wird er sie lieben.....

[eseilena]

Spontaner Gedanke (ohne Ahnung von der Materie zu haben): könnte es grundsätzlich eine Lösung sein, den Wallach und diese Stute alleine, ohne die anderen, zusammen zu stellen? So dass er sie kennen lernen und als "seine Neue" akzeptieren kann, ohne seine Herde abschirmen zu müssen. Und dann die anderen wieder mit ins Boot zu holen?

[Fionnlagh]

wenn die neue das erste Mal rosst, wird er sie lieben.....

das hat bei meinem nicht funktioniert
die stute hat ihn von anfang an angerosst wie blöd und er hat sie trotzdem gehasst.

[Heupferdchen]

Nun ist seit gestern eine neue Stute im Stall, die eigentlich mit den dreien vergesellschaftet werden soll. Heute Nacht standen sie nebeneinander auf den Paddocks und vorhin haben wir meine und die neue Stute mal zusammen auf den Reitplatz gebracht, um zu sehen, wie es läuft. War okay! Dann haben wir probehalber die neue Stute (die ebenso wie meine Rehekandidatin auch nur eingeschränkt auf die Weide darf) auf die Weide zu den dreien gelassen. Das ging gar nicht. Der Wallach hat erst geguckt und sie dann gejagt wie ein Gestörter. Die neue Stute bekam richtig Angst und lief dann zum Ausgang und wollte sofort raus.

Hallo Tanuschka!

Das ging ja ganz schön flott mit der Eingliederung. Gerade mal angekommen und am nächsten Tag schon dazugestellt. Ich denke, die Chancen stehen auch nach diesem recht missglückten Versuch recht gut, dass die vier eine prima Herde werden (zumindest sollte es nicht am Wallach scheitern).

Meiner Erfahrung nach ist bei Eingliederungen das größte Problem, wenn die 'Neuen' Panik bekommen und anfangen zu rennen. Das hat mir mein Wallach eindrucksvoll gezeigt, als wir ihn letzten Herbst mit einem Araber-Wallach vergesellschaften wollten. Ich wurde schon vorgewarnt, dass das Araberlein in solchen Situationen leicht kopflos werden kann. So kam es dann auch: Mein Pony ging im Schritt auf den Neuen zu, der hat sogleich Fersengeld gegeben.

Und dieses kopflose Davonrennen hat eine massive Reaktion bei meinem Pony ausgelöst: So zähnefletschend und dem Araber nachsetzend hab ich ihn noch nie in meinem Leben gesehen. Hätte ein Außenstehender in diesem Moment zugesehen, wäre für ihn wohl klar gewesen: Mein böses Pony jagt den armen kleinen Arabi. Aber meiner ist sonst zu Neuen zwar deutlich, aber immer nett. Wir haben abgebrochen.

Die Araber-Besitzerin hatte beim zweiten Zusammentreffen ein paar Tage später ihr Pferdchen am langen Führseil. Die ist sehr pferdeerfahren, generell würde ich ein solches Vorgehen nicht empfehlen. Meiner kam an, die beiden haben sich beschnüffelt, kurz danach war alles paletti. Die beiden standen dann ganztags drei Monate lang zusammen auf der Koppel oder im Auslauf, es gab nie eine einzige Schramme.

Ich würde dem Stütchen mehr Zeit geben, sie auf der Koppel erst mal separat stellen. Wenn sie dann rossig wird, einen neuen Versuch starten. Und versuchen zu verhindern, dass sie bei der Eingliederung ins Rennen kommt.

[Sheitana]

Oft ist das auch gar keine richtige Rosse, sondern auch nur ein Zeichen von "bitte tu mir nichts".

[ehem User]

Vielen Dank erstmal für Eure Antworten. Da freue ich mich, dass es noch Chancen gibt.
Ja, die neue kleine Stute ist sehr schnell panisch geworden und ist ins Rennen gekommen. Allerdings hat die ja eben auch jede Menge schlechte Erfahrung. Dafür fand ich sogar - und das fällt mir jetzt erst ein - ,dass sie erstaunlich forsch auf die drei zugegangen ist. Ich dachte so auf die Entfernung "die ist aber mutig". Naja, das war dann schnell vorbei.

Ich meine auch, dass das zu schnell gegangen ist. Und das wiederum hat etwas mit der Stallpolitik, bzw. dem Weidemanagement zu tun. Schwierige Sache!

Was meint Ihr zu eseilena`s Idee, sie versuchsweise mal mit ihm alleine zusammen zu lassen, ohne dass seine anderen Damen dabei sind?

Tanuschka

[Lottehüh]

Ich finde auch, dass nach einem Tag noch gar nix zu sagen ist. Der Wallach muss halt jetzt seine Stuten erstmal beschützen und alle müssne sich kennenlernen. Ich würde - wie schon jemand geschrieben hat - die neue Stute abgetrennt auf die Koppel dazustellen und das mal ein paar Tage beobachten.