Pferdeverhalten - organisch bedingt oder emotionell?

Moderator: Keshia

Axel
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Pferdeverhalten - organisch bedingt oder emotionell?

Beitrag von Axel »

Hi zusammen,

mir ist in verschiedenen Diskussionen aufgefallen, dass bei problematischem Pferdeverhalten oft zuerst gefragt wird, wie das Blutbild ausschaut oder wie gefüttert wird und dann über Mangelkrankheiten diskutiert wird.

Jetzt muss ich mal blöd Fragen: Wieso?

ich zitiere mal aus einem andern Thread:
Hina_DK:
Naja, vielleicht ist es beim Pferd eben auch mal wie beim Menschen, man ist ja auch nicht immer gleich, hat so seine eigenartigen Strähnen, wo man nicht weiß, woran es eigentlich liegt, am Wetter oder an der Schwiegermutter. Wir selbst fragen uns dann eigentlich nie, ob uns gerade irgendein Mineral fehlt oder ob wir eine Überdosis von irgendwas intus haben . Manchmal läuft man einfach Gefahr, in einem Pferd eine immer gleich funktionierende Maschine zu sehen und es auch gerne mal auf einen scheinbaren Typ festzulegen
Seht ihr das auch so?

Oder habt ihr die Erfahrung gemacht, dass Pferde mit Mangelerscheinungen sich besonders komisch verhalten?

Tschüs
Axel
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Sheitana
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Re: Pferdeverhalten - organisch bedingt oder emotionell?

Beitrag von Sheitana »

Für mich wird eher anders herum ein Schuh draus. Beim Menschen achtet man viel zu wenig darauf, ob Dinge organische Ursache haben.
Selbst gerade am eigenen Leib erfahren. Ich dachte immer "das ist halt so bei mir". Falsch gedacht, es liegt eine gesundheitliche Ursache dahinter.

Die Frage ist, achtet man bei sich selbst zu wenig drauf, oder beim Pferd zuviel? Die Wahrheit wird wohl irgendwie in der Mitte liegen.
Ich denke schon, dass man viele Charaktereigenschaften auch am Gesundheitsbild festmachen muss. Ich habe sehr viele Pferde gesehen, die sich verändern, wenn man ihnen Schmerzen genommen oder einen anderen Mangel beseitigt hat.
ehem User

Re: Pferdeverhalten - organisch bedingt oder emotionell?

Beitrag von ehem User »

Ich sehe es auch so wie Hina DK :-n
Pferde können genauso schlechte Tage haben wie wir. Auch ohne dass gleich ein Mangel vorliegt. Vielleicht drückt ihnen auch mal der Wetterwechsel auf den Kopf. Es gibt Querelen in der Herde, oder sie haben einfach nur schlecht geschlafen ...

Es muss also nicht gleich ein Mangel an irgendwas die Ursache sein. Andererseits kann sich ein Mangel aber eben auch heftig aufs Verhalten auswirken. Auch das ist beim Menschen nicht anders.

Daher sollte man am besten beides in Erwägung ziehen.
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Sheitana
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Re: Pferdeverhalten - organisch bedingt oder emotionell?

Beitrag von Sheitana »

Ich denke auch, man sollte unterscheiden: Hat mein Pferd eine schlechte Phase, oder ist es ein dauerhaftes Verhalten geworden?
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Equester
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Re: Pferdeverhalten - organisch bedingt oder emotionell?

Beitrag von Equester »

Axel hat geschrieben:Hi zusammen,

mir ist in verschiedenen Diskussionen aufgefallen, dass bei problematischem Pferdeverhalten oft zuerst gefragt wird, wie das Blutbild ausschaut oder wie gefüttert wird und dann über Mangelkrankheiten diskutiert wird.

Jetzt muss ich mal blöd Fragen: Wieso?
Das Blutbild gibt nicht nur Aufschluss darüber, ob an irgendeiner Stelle ein Mangel vorliegt, es gibt auch Auskunft darüber, ob das Pferd ein Problem hat. So kann z.B. ein leicht veränderter Wert verschiedener Punkte ein Hinweis auf Magen sein, oder eine Entzündung, die im Pferd schlummert, es kann auch auf Muskelprobleme hinweisen und noch vieles mehr, man muss nur wissen, wie man die Zusammenhänge darstellt.

Ein Blutbild ist nicht die Garantie dafür, dass bei korrekten Werten alles stimmt. Jedes Pferd ist anders und hat einen eigenen Bedarf. So bauen Vollblüter bestimmte Dinger schneller ab als z.B. ein Norweger. Bei manchen Pferden ist auch der individuelle Bedarf vielleicht da, wo bei anderen schon eine Erhöhung vorliegen würde usw. .

Man muss das Pferd immer im Ganzen betrachten, also wie läuft es alleine, wie mit Reiter, wie fühlt es sich an (hat es warme oder kalte Stellen am Körper), zeigt es Fellveränderungen, wie ist sein Verhalten allgemein und in speziellen Situationen, wie ist die Haltung, das Futter, die Beziehung zum Besitzer, zu den anderen Pferden, zum Stallpersonal und noch ein paar Dinge mehr. Wenn ich das genau beobachte und analysiere und dann noch ein aussagefähiges Blutbild habe, kann ich meistens (nicht immer) das Problem finden und evlt. durch Zugabe von irgendwelchen Mitteln beheben.

Das Futter ist extrem wichtig, weil es die Funktionen im Körper steuert. Fütter ich stetig zu wenig, bekommt das Pferd Probleme mit dem Magen, sie sind nunmal Dauerfresser. Die, die ein Magenpferd ihr eigen nennen, werden wissen, wie es ist, wenn sie sich zusehends hochspulen und man keine Chance hat, sinnvoll einzugreifen. Sie haben dann einfach nur Schmerzen und können gar nicht zeigen, wie liebenswert sie in Wirklichkeit sind. Fütter ich das Falsche oder muss ich viele Medikamente geben, muss ich die Leberwerte im Auge haben, weil Leberprobleme das Verhalten des Pferdes stark beeinflusst. Und ganz ohne Blutbild: hat ein Pferd zu wenig Auslauf, muss man sich nicht wundern, warum es beim Spaziergang förmlich explodiert, sie sind Lauftiere :nix: .

Manchmal fehlt wirklich etwas im Pferd und manchmal fehlt dem Besitzer etwas ;) und ganz selten muss man einfach damit leben wie es ist, weil es keine Verbesserung geben kann :nix: .
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
ehem User

Re: Pferdeverhalten - organisch bedingt oder emotionell?

Beitrag von ehem User »

also erstmale: emotionen geschehen im gehirn und das gehirn ist ein organ. insofern ist alles immer organisch ;-)


selbstverständlich haben pferd gute und schlechte tage.
aber hier macht normalerweise niemadn einen thread auf, weil sein pferd EINEN schlechten tag ab und an hat und danach wieder gute.
sondern in der regel wird gefragt, wenn sich das verhalten seit einiger zeit deutlich verändert hat - also einen trend zeigt über den kleinen auf und abschwüngen.
wenn ein mensch dauerhaft schlecht drauf ist, und sich dafür keine ursachen in vorangegangen ereignissen oder aktuellen situationen finden lässt, schaut man auch nach körperlichen ursachen.

und hier wird in der regel schon auch erstmal gefragt, ob sich etwas in der haltung, umwelt des pferdes usw verändert hat.
danach sind aber körperliche ursachen von 'problemverhalten' sehr häufig bei pferden.
unpassende haltungsbedingungen, unpasende fütterung, unpassende ausrüstung, unpassendes training sind leieder an der tagesordnung.

dazu haben sich viele derjenigen, die hier threads aufmachen auch schon vorher gedanken gemacht und einiges versucht, was dann häufig auch nachzulesen ist.

was ist beim menschen anders? ein mensch bekommt keine schlechte laune wegen unpassender schuhe oder rucksäcke - denn er muss damit nicht rumlaufen, er zieht sie aus, fertig. ein pferd ist darauf angewiesen, dass sein reiter die signale richtig deutet.

beispiel magnesiummangel: ich bin da immer sehr skeptisch gewesen und glaube auch, dass der magnesiummangel bei ach so vielen pferden im grunde ein bewegungs- und sozialkontaktmangel ist.
hab da auch nie dran gedacht - bis mein pferd wirklich seltsam wurde. da hab ich auch erst x andere sachen probiert und bin nur durch zufall aufs magnesium gekommen, weil ich es aus einem anderen grund gefüttert hatte und das pferd auf einmal wieder normal war.
und ich bin nunmal ein mensch mit einem begrenzten erfahrungsschatz, der sich maßgeblich aus meinem pferd speist. und wenn nun jemand ein ähnlich seltsames verhalten bei seinem pferd beschreibt, fällt mir das eben ein. wobei ich allerdings nie schreiben würde: das ist bestimmt - sondern es eben als eine möglichkeit einwerfe falls alles andere nichts erbringt.
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Re: Pferdeverhalten - organisch bedingt oder emotionell?

Beitrag von kolyma »

Da es sich ja im Eingangspost um ein Zitat aus MEINEM Thread handelt, fänd ich es nur fair, die ganze Diskussion darum ganzheitlich zu sehen. Ich wusste nicht, dass hier wilde Querposts an der Tagesordnung sind. Ich bin ein bisschen verstimmt, muss ich gestehen.

Nein, ich mache keinen Thread auf, weil mein Pferd EINEN schlechten Tag hatte. Mein Pferd benimmt sich seit Wochen nicht so, wie ich es kenne. Aus einem sehr gelassenen, neugierigen und mutigen Pferdchen wurde ein Angsthäschen. Höhepunkt der Geschichte war ein Sturz an einer völlig bekannten Strecke, weil mein Pferd ohne Vorwarnung an einer Stelle gescheut hat, an der es vorher monatelang ohne mit der Wimper zu zucken vorbei marschiert ist, in jeder Gangart.

So. Nachdem ich sämtliche Möglichkeiten in meinem Kopf durchgespielt habe, was mein Pferd so verändert haben könnte, habe ich den Thread eröffnet. Ich habe vorher auch schon mit anderen Leuten darüber gesprochen und keiner konnte sich das erklären.
Dankenswerter Weise habe ich hier einige neue Impulse bekommen - darunter auch, dass mein Pferd die letzten Wochen eine sehr hoch dosierte Selenkur bekommen hat. Bisher dachte ich, dass eine Überdosierung von Selen nur körperliche Nebenwirkungen hat - ich wusste nicht, dass die Wirkung sich auch auf das Nervenssystem auswirken könnte. Bisher ist es nicht geklärt, ob es tatsächlich ein Selenüberschuss war, aber die Argumentation war für mich einleuchtend, da alles andere ausgeschlossen werden konnte.

So, das ist mein Statement dazu. Man muss solche Fragestellung in seiner Ganzheitlichkeit sehen und nicht einzelne Posts aus dem Zusammenhang reißen.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


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A.Z.
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Re: Pferdeverhalten - organisch bedingt oder emotionell?

Beitrag von A.Z. »

Ein :ohm: einwerf.

Kolyma - hier möchte sicherlich niemand isoliert auf einen Teil deiner Frage antworten. Dass ausgerechnet deine Frage zu diesem Thread geführt hat, halte ich für Zufall.

Es ist durchaus nicht unerwünscht, Fragestellungen, die zu weit vom ursprünglichen Thema abführen und in sich interessant in ihrer Beantwortung sind, in einem eigenen Thema zu überdenken.

Bitte fühle dich dadurch nicht angegriffen, das hat hier mit Sicherheit niemand beabsichtigt.
Viele Grüße Angela

Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)

In memoriam
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Re: Pferdeverhalten - organisch bedingt oder emotionell?

Beitrag von kolyma »

Schon ok - ich entspanne mich. Ich wollte nur nochmal die Zusammenhänge aufzeigen. Denn ich glaube nicht, dass man erst das Blutbild konsultiert, wenn das Pferd sich komisch verhält... Wenn das funktionieren würde, wäre das einfach zu schön um wahr zu sein. :-D
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Re: Pferdeverhalten - organisch bedingt oder emotionell?

Beitrag von ehem User »

wusste nicht, aus welchem thread das zitat ist - aber dein thread war glaub ich der fall, wo ich das Mg einwarf, oder?
eben WEIL schon so viel vorher ausgeschlossen wurde.

dagegen gibt es hier eine thread zu einer stute, die nach herdenwechsel verändert ist - da hat glaub ich noch keiner was von blutbild oder organisch eingebracht.
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