Ohne Sattel reiten - schädlich, hilfreich?

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ehem User

Ohne Sattel reiten - schädlich, hilfreich?

Beitrag von ehem User »

Hallo!

Was denkt ihr über das ohne-Sattel-reiten?


Ich stelle es mir nicht angenehm für ein Pferd mit wenig Rückenmuskeln vor, dass man da so punktuell Last tragen muss.
Oder ein Reiter eher viel zu viel Gewicht hat (nun ja.. ab wann ist das der Fall?) und dann vl noch nicht ausbalanciert sitzt.

Aber was ist zB wenn es sich um ein kompaktes Pferd handelt, gut bemuskelt, breiter angenehmer Rücken zum ohne-Sattel-Reiten.
Wäre es für euch dann vertretbar wirklich ohne Sattel zu reiten?
Fellsattel wäre hier natürlich eine optimale Lösung, oder eine andere gute Polsterunterlage.

Meint ihr, dass das Reiten ohne Sattel den Sitz "versaut"? Oder vl den Sitz verbessert und die Balance verbessert?
Oder irgendwas dazwischen?


Bin gespannt auf eure Meinungen! ;)
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Schnucke
Pegasus
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Re: Ohne Sattel reiten - schädlich, hilfreich?

Beitrag von Schnucke »

Also ob schädlich oder nicht, hab ich mir nie richtig Gedanken drum gemacht :tuete: . Bei meiner Tonnentrakistute hatte ich allerdings das Gefühl sie findet es toll ab und an ohne Sattel geritten zu werden, allerdings hab ich ein Lammfell drunter gelegt.
Für meinen Sitz ansich fand ich es nicht schlecht, klar der Schenkel liegt je nach Dicke des Pferdes eher Stuhlsitzig, also da hat es absolut eher negatives gebracht. ABER was Balance und mitgehen in der Bewegung angeht ist es absolut genial, weil man ohne Sattel um soviel mehr spürt. Die Ausritte ohne Sattel auf meinem Tonnenpferdchen haben mir dazu verholfen mein großes Schwingding Donda überhaupt sitzen zu können. Außerdem ist es für meinen Rücken die beste Therapie, weil die Bewegung einfach mehr durch kommt und man richtig "durchbewegt" wird.
Keine Stunde im Leben, die man im Sattel verbringt, ist Verloren (Sir Winston Churchill)

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ehem User

Re: Ohne Sattel reiten - schädlich, hilfreich?

Beitrag von ehem User »

ich hab mosh jetzt die letzten 5 monate mit reitkissen (fellsattel, jetzt ride-on-pad) angeritten.
sehr langsam, also anfangs nur 10 min.
inzwischen alle gangarten im gelände, meist reit ich so 2 mal 15-20 min, je nachdem, was er sagt. ich reite fast ausschließlich trab und galopp, den schritt führe ich meist.

achso, 180-WB, keine schwung-wunder, weich gefesselt, gut zu sitzen. denke nicht, dass ich das bei jedem pferd könnte.
ich achte pingelig drauf, dass er vorwärts geht, und nicht verhalten, aber für mich bequem dahertrabt.

hat ihm bisher nicht geschadet, er hat ordentlich aufgemuskelt in der zeit. wenn er mich nicht aufm rücken wollte, brauchte er mich ja nicht aufsteigen lassen, hat er früher auch gemacht ;-)

schwierig ist es für mich, im trab was anderes als gradeaus zu reiten. das ist aber wohl meine unfähigkeit. aber da kommt halt schon diese riesen-schrittlänge und das erdenktliche trägheitsmoment ;-) und schwuppst sitz ich nicht mehr richtig.
und korrekten, sehr deutlichen drehsitz ohne sattel im trab ist schon nicht ganz ohne, find ich.

aber ganz klar - das leichttraben fehlt. grade wenn es von woanders her probleme gibt (bei uns jetzt erst kiefer/genick, dann hufgelenke). dann verhält er sich oder eilt - und dann ist es mir unmöglich, ihn zu lösen, weil ich einfach nicht zum lockeren sitzen komm. könnte mir vorstellen, dass es leichttrabend besser wäre.

ich muss dazu sagen, dass ich überzeugt bin, mit sattel wär ich schon deutlich öfter abgeschossen als mit dem fellsattel oder ride-on-pad. ich hab ziemlich bammel vorm umstieg :shy:
ud ich fürchte, man kann sich da leicht was vormachen (grad weil allgemein angenommen wird, es wäre so viel schwerer ohne sattel). es ist einfach was anderes. ich kann ohne sattel unheimlich viel probieren - ich bin nicht so reglementiert wie durch nen sattel. kein sattel bietet einem SO viel bewegungsspielraum.

grund war bei uns allerdings, dass ich mienen sattel verkaufen musste, um tierarztrechnungen zu bezahlen (und er hätte eh angepasst werden müssen), und dass ich davon ausgehen musste, dass es - wie immer zuvor - bei 3-5 mal drauf sitzen bleibt und dann wieder der totalausfall kommt. daher wollte ich erstmal sicher gehen, dass er WRIKLICH reitpferd wird.
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Möhrchen
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Re: Ohne Sattel reiten - schädlich, hilfreich?

Beitrag von Möhrchen »

Ich bin 25 und für mich war ohne Sattel reiten das normalste auf der Welt solange ich noch keine 18 war und keinen Führerschein hatte. Wir konnten unseren Sattel leider nicht am Offenstall lassen da dort viel geklaut wurde.
Daher bin ich in der Lage im Gelände so ziemlich alles zu reiten was geht. Über Baumstämme und Graben springen, im gestreckten Galopp dahin fliegen usw. Das einzige was immer schwer war und sein wird ist der Nähmaschinen Ponytrab :lol:

Ich glaube geschadet hat es den Pferdchen nicht. Und außer nasse klebrige Hosen im Sommer habe ich auch keinen Schaden davon getragen.
Wenn jemand verklemmt und verkrampft ohne Sattel reitet sieht´s wieder anders aus, aber das ist ja auch mit Sattel nix gutes.
* Merlin und das Tagebuch*

"Haflinger sind nicht stur - sie geben ihren Menschen lediglich die Chance,
ihre Entscheidung nochmals zu überdenken!"
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Lottehüh
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Re: Ohne Sattel reiten - schädlich, hilfreich?

Beitrag von Lottehüh »

Ich bin Lotti aufgrund unpassenden Sattels auch lange ohne Sattel geritten. Ich fand es wunderschön, so viel Nähe zum Pferd zu haben und jede kleinste Bewegung zu spüren - ganz abgesehen vom waremn Hintern im Winter ;-)

Allerdings ist Lotti ja nun recht breit und daher konnte ich viel von meinem Gewicht auf die Oberschenkel verlagern (hat auch Übung gekostet), weil ja sonst die menschlichen Sitzhöcker dem Pferd doch sehr punktuell in den Rücken puhlen. Als ich mich das erste Mal einfach so auf Lottis Rücken gesetzt habe, hat sie mir sofort gesagt, dass ihr das sehr unangenehm ist. Seit ich das mit den Oberschenkeln verteilen konnte, war es gut :)
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
bine_mn
Schulpferd
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Registriert: Di 22. Mai 2012, 09:00

Re: Ohne Sattel reiten - schädlich, hilfreich?

Beitrag von bine_mn »

Hi.
Ich muss mich Möhrchen voll und ganz anschließen. Vor meiner Reit"karriere" hab ich ca. 10 Jahre voltigiert (also ganz früher auf blankem Rücken und später mit Pad) und war in den Ferien viel auf Ferienreiterhöfen. Auf diesen Höfen hat gar nicht jedes Pferd einen Sattel. Man bekam nur für den Unterricht einen Sattel und alles freie Reiten drum herum war immer ohne Sattel. So hab ich quasi Reiten gelernt :)
Ich hab nun meine beiden Ponys seit über 18 Jahren und bin beide schon immer sehr viel ohne Sattel geritten. Im Gelände reite ich seit über 10 Jahren quasi 100% ohne Sattel und gebisslos. Nur für Gymnastik auf dem Platz oder in der Halle habe ich mal einen Sattel drauf und eine richtige Trense mit Gebiss. Seit über 2 Jahren reite ich nicht mehr ganz ohne was, sondern mit meinem Lammfellsattel. Den hatte ich angeschafft, weil meine Stute schon älter ist (inzwischen 27) und im Winter teilweise ihr Rücken etwas knochig wurde. Ich wollte es hauptsächlich für sie bequemer machen, finde es aber inzwischen für mich auch absolut genial. Meine Stute hat auch eine Beule hinter der Schulter entwickelt (sie hat leider Schimmelmelanome), wo tierärztlich betrachtet kein starrer Sattel mehr drauf soll. Ich reite sie also seit 2,5 Jahren absolut gar nicht mehr mit einem Ledersattel, sondern nur noch mit dem LFS. Mein Wallach trägt mal sporadisch seinen Westernsattel, von 1 pro Woche (aktuell, Sommer, Reitwiese) bis 1 x alle paar Monate (Winter), sonst auch nur den Lammfellsattel (Ausreiten).

Ich wiege gut 50 kg, bin also eher ein Leichtgewicht.
Meine damaligen schweren Baumwesternsättel brachten mit Pad + Gurt schon um die 20 kg auf die Waage. Ich hatte immer das Gefühl, dass meine Ponys (Dt. Reitponys) das gewichtsmäßig schon belastet. Man kennt ja den Gesichtsausdruck seines Pferdes. Wenn ich mit Gebiss-Trense ankomme oder mit einem richtigen Sattel, sprachen/sprechen die Gesichter immer Bände :) Inzwischen hab ich einen baumlosen Westernsattel, der nur noch die Hälfte wiegt und der Lammfellsattel wiegt ja um die 3-4 kg. Wenn ich mit dem Plüschi ankomme, beschwert sich jedenfalls keiner der beiden!

Rückentechnisch kann ich bei beiden Ponys keinerlei Probleme durch das sehr viele Ohne-Sattel-Reiten bemerken. Und ich praktiziere das ja nun schon wirklich lange. Reit-technisch brauche ich für mich keinen Sattel. Ich springe auch ohne Sattel (früher) und mache auch sonst jeden Hoppser mit. Das ist alles Übungssache, denke ich. Ich kenne jedenfalls genug Leute, die öfter von ihrem gesattelten Pferd fielen als ich oder sogar mit schlecht gegurteten Sätteln/schlecht sitzenden Baumlossätteln inkl. Sattel die Biege machten. Ebenso kenne ich viele Pferde mit (Rücken)problemen vom nicht passenden Sattel. Das bleibt einem und dem Pferd alles erspart, wenn man sattellos reitet ;)

Gruß Sabine
ehem User

Re: Ohne Sattel reiten - schädlich, hilfreich?

Beitrag von ehem User »

ohne sattel mit halfter und führstrick durch die lüneburger heide - so hab ich reiten gelernt...
und richtig MIT sattel reiten hab ich nie gelernt :kratz:

ich wieg so 65 kilo, mosh über 700. mehr als das gewicht stören ihn meine sitzbeinhöcker, denke ich - und mich stört sein enorm hoher und weit in den rücken reichender widerrist... aber mit fellsattel oder ride-on-pad kein problem
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Heidemi
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Re: Ohne Sattel reiten - schädlich, hilfreich?

Beitrag von Heidemi »

Also ich und meine Schwester sind als Kinder auch ganz viel ohne Sattel geritten, haben da also schon gelernt, wie es ohne geht.
Grundsätzlich bin ich immer wieder gern ohne Sattel geritten udn als ich meiner alten Stute einen sau teuren Sattel habe anpassen lassen, der dann alles andere als passend war, habe ich den zurück gegeben und bin sie nur noch ohne geritten. Sogar mit 26 Jahren noch einen Kurs klassische Dressur. Ohne Beanstandung des in puncto Material sehr strengen Trainers.
Ihc bin sie in der regel komplett blank geritten.
Auch mein Ostheo, der alle Pferde regelmäßig sieht ist zufrieden und sagt mir immer, dass ich so weiter machen soll.
Meinen VB Wallach bin ich lange auch ohne Sattel geritten, aber er hat einen hohen Rist und da ist das nicht so super. Ich war gut dran gewöhnt, aber darum reite ihc ihn lieber ohne. Er war sehr wenig bemuskelt und hat mit ohne Sattel reiten super Muskeln aufgebaut.
Bei meiner anderen Stute war gar nicht klar, ob sie jemals reitbar sein wird, drum habe ich mir erst mal die Investition eines Sattels verkniffen, der kam erst dazu, als ich wusste, dass das klappt.
Nur meinen Ponymann reite ich nciht so gern ohne, weil er sehr rund ist und gern mal eine 180° Wendung aus dem nichts springt, wenn neben ihm eine Ameise hustet. Da gibt der Sattel doch ein wenig mehr Hilfestellung.

Ansonsten finde ich, dass gerade Anfängern der Sattel ein sehr trügerisches Bild von SIcherheit gibt, was nciht zutrifft, noch dazu fühlen Anfänger wenig vom Pferd durch den Sattel. Daher finde ich, dass es sehr hilfreich gerade am Anfang sein kann, auch ohne Sattel zu reiten.

Der Sitz ist mit ohne anders, aber da er sich natürlihc ergibt, konnte ich nciht feststellen, dass das meinen Sitz im sattel verändert hätte.
Das einzige, was ich ohne Sattel vermisse, ist die Möglichkeit des Bügeltritts.
Ansonsten habe ich noch nie ein Pferd gesehen, dass, wenn es pferdegerecht gesund geritten wird, Schaden daran genommen hätte.
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Maxima
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Re: Ohne Sattel reiten - schädlich, hilfreich?

Beitrag von Maxima »

Irgendwie bin ich als Kind ganz wenig ohne Sattel geritten, ich habs dann erst bei meinem Hannoveraner angefangen, mehr aus der Not heraus als er keinen Sattel tragen konnte. Der war jedoch recht knochig mit riesen Widerrist, ich war auch recht dürr so daß es bei einer vorübergehenden Notlösung blieb, die dem Pferd und mir nicht sonderlich angenehm war.
Trotzdem hab ich zu der Zeit schon gemerkt daß mir das fürs Gleichgewichtsgefühl unheimlich viel bringt und daß ich im Sattel nicht wirklich im Gleichgewicht saß.

Heute reite ich ja unsere kugelrunden Schwarzwälder und da kam recht schnell die kindliche Freude am ohne Sattel reiten wieder hoch. Und auf diesen Pferden ist das für beide Seiten eine richtig angenehme Sache. Meist reite ich zwar mit Pad, aber das eigentlich nur weil ich die piekenden Haare im Hosenboden hasse *G*

Ich finde, als Reiter profitiert man unheimlich wenn man ohne Sattel reitet.
Liebe Grüße
Ulla

Wir werden in Ewigkeiten nicht mehr gut machen können, was wir den Tieren angetan haben. (Mark Twain)

Maximas Tagebuch
ehem User

Re: Ohne Sattel reiten - schädlich, hilfreich?

Beitrag von ehem User »

Ich hatte als Kind schon ein Pony - aber keinen Sattel. Bei uns im Dorf gab es einige Kinder mit Ponys. Alle ritten ohne Sattel. Sättel waren was für die Leute die Tuniere ritten, wir waren ja "nur" auf den Wiesen und in den Wäldern unterwegs :lol: Mir geht es da so ein bisschen wie Mosheline, ich habe nie richtig reiten mit Sattel gelernt :mrgreen:

Als meine Tochter ihr erstes Pony bekam, war es mir immer sehr wichtig, dass sie auch viel ohne Sattel reitet. Ich denke es hilft schnell eine gute Bindung aufzubauen. Auch bin ich davon überzeugt, dass Reiter, die ohne Sattel reiten gelernt haben, weniger oft vom Pferd fallen. Man entwickelt einfach einen siebten Sinn dafür, wann das Pferd vielleicht doch einen sonst eher unerwarteten Bocksprung oder Satz zur Seite macht.

Als wir in Schweden gelebt haben, hat meine Tochter in einer Shetlandpny Reitschule reiten gelernt. Dort wurden reglemäßig Reitstunden ohne Sattel gemacht. Die Kinder und die Ponys hatten dabei immer viel Spaß. Die Kinder mussten sogar ohne Sattel und freihändig über kleine Sprünge. Ich glaube, das schult das Gleichgewicht und das Vertrauen gleichermaßen.

Heute reiten wir unseren Haffi beise überwiegend mit Fellsattel, aber ab und zu auch ganz ohne alles. Er findet es gut.
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