Meinungsäußerung vs. Trainingsbedarf

Moderator: Keshia

Rennfisch
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Registriert: Do 28. Jun 2012, 12:11

Re: Meinungsäußerung vs. Trainingsbedarf

Beitrag von Rennfisch »

Lizari hat geschrieben:Naja, für mich waren dabei zwei Dinge wichtig: Erstens dass ich, wenn ich etwas von ihr will, es so klar und eindeutig will, dass ich ihr ein deutliches JA senden kann (ohne selbst innerlich mit hinderlichen Gedanken oder ängstlichen Gefühlen beschäftigt zu sein). Diese Energie braucht sie, um etwas für mich zu tun. Und zweitens, dass sie Vertrauen gewinnt und merkt, dass ich auf sie achte. Wir stehen manchmal am Anfang einfach ein bisschen auf dem Platz herum, oder ich gehe hin und her und gucke, was sie damit anfängt (Körpersignale), oder wenn sie sich bewegt, gehe ich mit ... funktionieren tut das, wenn ich mich auf die scheinbare "Sinnlosigkeit" dieses Verhaltens einlasse, das eigentlich Kommunikation ist. Und nach einer Weile sind wir soweit und können zusammen was tun.
Hm, hm... ich fürchte, so ein deutliches JA, wie Funky es bräuchte, kann ich gar nicht senden. Ich brauch Hilfsmittel dazu... meine Methode, ihn nach der Meinung zu fragen, ist auch so gestrickt: Ich halte ihm z.B. den Kappzaum hin, dreht er sich weg, lass ich es halt.
Ich glaube, eines der Probleme ist, dass Du das Clickern separierst. Bzw. es ist das Hauptproblem. Es ist doch nachvollziebar, dass Dein Pferd am liebsten macht, wofür es gelobt und bestärkt wird, und das in Verbindung mit einem Leckerlie. Würden wir es nicht genauso machen, wenn wir die Wahl hätten?
Mir ist schon klar, dass ich mir damit einige Wege verbaue, dass ich das clickern von der "Arbeit" abtrenne, aber das war eine bewusste Entscheidung. Als ich es letzten Herbst/Winter anders versucht habe, hatte das Folgen, die mir (in Form von Angst) bis jetzt z.T. in den Knochen stecken. Ich weiß jetzt, oder glaube zu wissen, woran es lag, nämlich dass ich seine Mitarbeit, sein Vertrauen in mich, etc., "kaufen" wollte, ohne dass ich mich als tatsächlich als vertrauenswürdig und kompetent in seinen Augen erwiesen hatte. Ehe ich mich's versah, war ich zu dem degradiert worden, wovor einen die Clickergegner immer warnen, nämlich zum Leckerlispender, und Funky hatte sich zum Leithengst unserer Zweierherde befördert. Und ich meine nicht den Rashid'schen passive leader.
Irgendwann war ich dann soweit, einzusehen, dass das so nicht weitergehen kann. Das war dann der Zeitpunkt, wo ich mir sagte: Also gut, clickern ja, ABER manche Sachen müssen ganz einfach ohne gehen, und vor allem muss ich an mir arbeiten, damit ich Funky überzeugen kann, dass ich schon weiß wovon ich rede. Unsicherheit beim Menschen spürt er ganz genau, und dann übernimmt er, und das schneller als man schauen kann.
Mittlerweile kommen wir wieder ganz gut miteinander zurecht, und ich baue meine Ängste nach und nach wieder ab. Eine gewisse Grundnervosität beim clickern ist aber immer noch da, vor allem beim frei clickern. In letzter Zeit hab ich ihn dafür angebunden gelassen (weil wir sowieso Sachen geübt haben, die angebunden funktionieren, Hufe heben, Körpertargets...), heute wollte ich es frei probieren- prompt schnalzt der Puls wieder hoch. Heute wollte er selber auch gar nicht mitmachen, er ist schnurstracks zurück in seine Box marschiert und hat Heu gemampft. Das soll mir doch was sagen?

@wiassi, dein Elmi klingt nach dem Gegenteil von Funky :lol: Zweimal hintereinander das gleiche machen ist schon fad, dreimal geht gaaaaar nicht. Natürlich, die altbekannten Lieblingsübungen gibts bei ihm auch (Kinntarget... wie der sich verbiegen kann, um mir das Kinn in die Hand zu drücken, wenn die gerade ganz woanders liegt und versucht ganz was anderes abzufragen, das ist gigantisch :mrgreen: ). Neue Aufgaben stoßen bei ihm zwar meistens auf Skepsis (Wat willstn jetzt schon wieder?), aber er versucht sie zu lösen, und wenn mensch sich nicht ganz blöd anstellt, lernt er auch total schnell. Aber wehe, man langweilt ihn mit einer Aufgabe, dann geht er innerlich auf Urlaub.
Nur: Von selber kommt er auch nicht, die Initiative muss von mir ausgehen, und so hoch kann ich meine Motivation gar nicht schrauben, dass ich ihn anstecke, wenn er nicht will. Funky könnte auch sehr gut ohne mich, solang er seine Kumpels und sein Futter hat, da sind sich unsere zwei einig ;)

Inzwischen glaube ich, bin ich einem Teil des Problems auf die Schliche gekommen :shifty: Nämlich meinem schlechten Gewissen, immer wieder das gleiche mit ihm zu machen. So wahnsinnig abwechslungsreich ist BA, Stangentraining, spazierengehen und mal clickern nämlich auch nicht. Vor allem fiel diesen Sommer spazierengehen wegen Mörder-Bremsenaufkommens ja auch noch flach :-z
Jetzt haben wir unser Programm nochmal erweitert, um Dualaktivierung und Fahren vom Boden, und prompt gehts mir besser. Dienstag ist er mir nach der BA sogar freiwillig durch die Halle gefolgt (er hätte nicht müssen, ist mir aber über die halbe Halle Entfernung nachgezottelt und dann neben mir geblieben, es war also auch kein "Ich komm dich mal holen damit wir endlich gehen können").
:aquarium2:
Ayira
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Re: Meinungsäußerung vs. Trainingsbedarf

Beitrag von Ayira »

So, Threat gefunden :-D

Wir haben ja heute schon gesprochen, aber was mit jetzt beim Lesen noch eingefallen ist:

Favy ist ja auch nicht die Motivationskugel in Person. Auf der Koppel kann er rennen - wenn es sein muss 6 riesen Runden im gestreckten Galopp, nur um einen armen Shaggy zu piesacken. Und dann komm ich und führe ihn in die Halle hoch. Oder reite ihn in der Halle. Den Weg hoch und runter, fuchtle ich alle paar Meter mit der Gerte, damit der Herr da hinten nicht einpennt. Und beim Reiten bin ich großteils auch damit beschäftigt, ihn vom einschlafen abzuhalten und ihn dafür mehr vorwärts zu schicken. Es gibt so Sachen in unserer Beziehung, die will ICH einfach machen. Er ist mein ein und alles, mein Sparschwein ohne Boden, der, der zig osteopathiebehandlungen und energiearbeiten genießt, von denen ich selbst noch nicht mal in den genuss gekommen bin. Als Gegenleistung erwarte ich aber schon, dass ich dafür auch etwas "zurückbekomme".

An einer Reitstunde kommt er genausowenig vorbei wie Funky an den BA-Einheiten. Es bleibt ihm auch nicht erspart, mit mir nach Rauris zu fahren - die 4x im Jahr, wo ein herrlicher Offenstall, leckeres Bergheu und ein super Trainer auf ihn warten. Über die Fahrt freut er sich nicht - aber ist er erst mal dort, schaut er gleich aus, als wäre er dort daheim.
Ich mache viel nach Lust und Laune heraus mit meinem Buben. Er wird mind. 1x in der Woche in der Halle geritten (Reitstunde), dann manchmal noch ein zweites Mal allein. Und halt Dualaktivierung. Also 3x. Dann ist einmal gemütlich ausreiten am Programm. Oder ich mache Zirkuslektionen. Aber das variiert alles immer ein bisschen.
Nachdem ich ja F.S. Artikel gelesen habe, versuche ich es künftig so, dass ich in der Woche normal mit ihm arbeite, was ich mir halt vorstelle - und an einem Tag machen wir, was er gern macht. Zirkuslektionen. Oder ich gehe mit ihm grasieren.
Außerdem hat er Tage, an denen besuche ich ihn einfach und gebe ihm seine Abendportion Krafu. Da hatte er einen ganzen Tag Koppel und konnte auch einfach seinen Gedanken nachhängen.

Er kann sich absolut nicht beschweren. Und da sehe ich auch über seine gekräuselten Nüstern und das "motivation-im-Keller-schnauben" hinweg, wenn wir auf die Hallentür zusteuern. Ich lobe ihn viel, wenn er sich bemüht, und es fällt tatsächlich hin und wieder ein Keks ab - aber es ist nicht so, dass ich ihm für jeden verdammten Schritt ein Leckerli in den Mund stopfe. Und es funktioniert sehr gut. Auch wenn der Weg zur Halle ein langsamer ist, er arbeitet dann brav mit. Und ich habe bei ihm festgestellt, dass auch eine rare Anzahl an Keksen motivation bringt. Er strengt sich mehr als, als wenn er für alles einen Keks kriegt.

Funky hat keinen Grund, dich nicht zu mögen. Und was dieses "zwingen" angeht - das Wort allein strotzt nur so vor negativem Gefühl. Versuche die Arbeit mit ihm nicht als "Aufzwingen" zu sehen, sondern als deinen Plan. Du kommst in den Stall mit einer postitiven Vorstellung davon, was heute gemacht wird. Und das wird dann auch durchgezogen. sei es ein gemütlicher Spaziergang, wo du ihm vielleicht ein paar besonders leckere Grasbüschel vorstellst, oder du arbeitest in der Halle mit ihm. Lob ihn bei allem, was er richtig macht und versuch dabei so viel Freude zu haben, wie nur geht. Das ist nämlich auch ansteckend ;-)
Und vielleicht danach, nach der "Arbeit" eine Belohnung? Oder gibst du Funky da eh schon was? Bei mir ist es so, Favy kriegt von mit IMMER Kraftfutter. Sei es, weil ich ihn nur besuche und dann wieder fahre - oder weil ich zuerst etwas mit ihm mache. Egal, was das ist - von Hufeschneiden, Spazierengehen, reiten bis hin zu Zirkuslektionen. Wenn er wieder im Stall ist, gibts zum Abschluss noch was feines. Darauf lauert er jedes Mal. Sofern er nicht den ganzen Tag gehungert hat, schaut er das Heu in der Box nicht mal an, sondern verfolgt mit wachem Ort, wie ich in der Sattelkammer rumore. Oder, wenn die Tür offen ist ... steht er plötzlich gleich in der Stallgasse. :whistle:

Wenn Funky Lieblingskratzstellen hat, kannst du ja an Tagen, wo dich selber nicht wirklich was interessiert, den Herren einfach nur aus der Box packen und ihn am Putzplatz durchkraulen. Dann wieder rein ins Heim, vielleicht noch abschließend was zu Fressen und du fährst wieder. Eine Massage ist ja auch so was, was man seinem Pferd als Belohnung anbieten kann.

Mir kommt so der Gedanke, dass du Funky vielleicht einfach öfters aus der Box packen sollst - egal, ob und was du mit ihm tust. Dieses Hinternzudrehen und protestierend aufs Paddock verschwinden ignorieren, und ihn absichtlich jedes Mal rausholen. Und sei es nur, damit er ordentlich durchgekrault wird, ehe er wieder reinkommt.
Bei Favy habe ich so die Macke, dass er jedes Mal einen Keks kriegt, wenn er sich freudig aufhalfter lässt. Damals habe ich das so begonnen, weil er ja vor mit und dem Halfter die Flucht ergriffen hat. Mit der Aussicht auf Kekse war das plötzlich nicht mehr von Belang. Ich bin trotzdem dabei geblieben und bin dazu übergangen, dann einen Keks zu füttern, wenn er ZU MIR herkommt, um aufgehalfter zu werden. Die Kekse kriegt er auch immer eher unten gefüttert, weil ich will, das Kopf entspannt unten ist - mittlerweile ist es so, dass er das Halfter zu sehen muss, dann taucht er schon rein.

Und was das Gebiss angeht: Hier habe ich auch die klare Regel, dass es jedes Mal einen Keks mit der Trense ins Maul geschoben gibt. Noch nie hat er die Trense verweigert, den Kopf hochgerissen oder ist gar davonspaziert, wenn ich das Halfter abgemacht und etwas länger beim Sortieren der Trense gebraucht hab. Meistens ist es so, dass ER ungeduldig wird, und wie der Professor der er nun mal ist, gern selbst versucht, sich das zaumzeug allein anzuziehen. :roll: :lol:

Vielleicht ist das noch mal eine Idee für dich?

Oder, wenn dich dein derzeitiges Programm an sich schon nervt, weil es dir zu wenig abwechslungsreich ist - wir können auch mal an Zirkuslektionen üben. Kompliment z.B.
Übungen wie "Faust" oder "Schäm dich" wären auch eine Idee, wenn du da vielleicht noch etwas Fressmanieren trainieren willst. Ich kann dir auch mal von Nathalie Penqitt die "Pferdeschule" leihen; da hab ich auch ein paar interessante Ideen gefunden, die ich in die Bodenarbeit und Zirkuslektionen miteinbringen kann. Volltraversale z.B., Ruhig stehen bleiben, Füßchen einzeln auf Gerte antippen hochheben, Rückhand und Vorhandweichen mit schönem Überkreuzen der Beine. Kontrolliertes, ruhiges, gesetztes Rückwärtsrichten (Rückwärts einparken).
Ich mach das alles mehr als "Zirkuslektionen" als nach NHT. Keksen inklusive. ;)
Wenn du magst, können wir uns da gern mal was ausmachen =)

lg
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