Pferd sehr wechselhaft im Verhalten - altersbedingt ?

Moderator: Keshia

ehem User

Pferd sehr wechselhaft im Verhalten - altersbedingt ?

Beitrag von ehem User »

Hallo,

mein Süßer ist nun 5 Jahre alt und ich habe ihn knapp 1 Jahr.

Er ist mittlerweile sehr cool, was das Putzen angeht, beim Schrecktraining ist er sehr mutig und bei Hindernissen wie Flattervorhand, Brücke, Wippe macht er sich soooo gut. Ich brauchte das alles nicht üben, er hats einfach sofort gemacht ohne zu zögern.

Nun ist er aber trotzalledem sehr wechselhaft in seinem Verhalten.

Arbeite ich an der Longe mit ihm ist er immer leicht aufgeregt, was ich nicht wirklich verstehe. Meine Körperhaltung ist entspannt, die Peitsche kennt er nur durch Streicheleinheiten und auch mit meiner Stimme bin ich sehr ruhig. Ich lobe viel und mache alles Schritt für Schritt. Trotzdem scheint er immer, als würde er mit allem rechnen. (Bei der Vorbesitzerin wurde derart nicht mit ihm gearbeitet, dort lief er seine ersten 3,5 Jahre als Hengst und wurde dann gelegt und dann verkauft an mich).

Nach der Arbeit, wenn ich ihm das Halfter im Paddock abmache geht er los und rammt mich einfach mit der Schulter an als wollte er sagen "geh weg da, ich will da lang"

Und genau das verstehe ich nicht. Warum hat er einerseits immernoch so viel Respekt vor mir uns ist andererseits so respektlos ?

Hat jemand eine Idee, trotz schwieriger Ferndiagnose ?

LG Blacky
ehem User

Re: Pferd sehr wechselhaft im Verhalten - altersbedingt ?

Beitrag von ehem User »

Ich möchte auch dazu sagen, dass mich das ein wenig frustriert.

Ich habe ihn nun seit knapp über 1 Jahr und kann ihn immernoch nicht richtig einschätzen. Ich habe aber auch irgendwie das Gefühl, dass er noch ein Riesenbaby ist. Er ist körperlich noch nicht annähernd fertig entwickelt, ist immernoch total überbaut und auch psychisch habe ich das Gefühl, er ist noch ein pubertierendes Kind / Jugendlicher.

Ich weiß, dass Pferde mit 5 noch nicht erwachsen sind, aber mein erstes eigenes war mit 5 schon vernünftig gewachsen, nicht mehr überbaut und war auch deutlich klarer in seinem Verhalten einzuschätzen.

Mich frustriert es etwas, wenn er immernoch leichte Angst beim Longieren hat, ohne dass er da jemals einen Grund zu gehabt hätte. Ich versteh sein Verhalten einfach nicht :cry:

Und im nächsten Moment rennt er mich einfach total respektlos um :|
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Hina_DK
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Re: Pferd sehr wechselhaft im Verhalten - altersbedingt ?

Beitrag von Hina_DK »

Das Rüpelhafte mit 5 kenne ich ja auch noch von meinem. Hat sich dann aber recht bald gegeben, nachdem wir das mal mit guter Hilfe erarbeitet haben. Das Problem war dabei nicht das Pferd, das hat sich eben wie ein 5jähriger, der sich ausprobiert, benommen. Das eigentliche Problem war meine eigene Luschigkeit bei der Interaktion mit ihm. Der wusste einfach nicht, ob er sich nun auf mich verlassen kann oder nicht.

Aber ist es an der Longe wirklich definitiv Angst oder doch eher Stress, denn das sieht oft nicht gerade anders aus. Es geht nicht einfach darum, ob Du zu viel oder zu wenig von ihm verlangst, sondern denke vielleicht mal ganz in Ruhe drüber nach, was da auf dem Platz für eine Atmosphäre ist, wie ist die Umgebung, wie die Ausrüstung (Wenn nicht das richtig interpretiere, longierst Du mit Halfter, was sehr schnell zu Spannungen im Genick führt), löst Du ihn überaupt als erstes, bevor Ihr Euer eigentliches Programm macht, versteht er das, was Du von ihm verlangst oder gibt es Missverständnisse, hat er Schwierigkeiten mit Bewegungsabläufen, was bei einem Pferd, das noch nicht fertig entwickelt und überbaut ist, gar nicht so abwegig wäre usw. Ein Pferd, das bei der Arbeit unter Stress steht, wird unsicher.
Viele Grüße
Hina

Probiers mal mit Gemütlichkeit
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Heupferdchen
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Re: Pferd sehr wechselhaft im Verhalten - altersbedingt ?

Beitrag von Heupferdchen »

hmm, mein erster Gedanke war, dass er möglicherweise nicht deinetwegen angespannt ist, sondern etwas in seiner Umgebung ihn beunruhigt. Ansonsten kann das alles sein zwischen Überforderung und Unsicherheit (und vielleicht auch mal in Richtung Langeweile denken :nix:).

Was arbeitest du mit Blacky? Nach Babettes Longenkurs? Wird er geritten? Geht ihr ins Gelände? Seid ihr in der Halle oder auf dem Platz, alleine oder mit anderen Pferden? Wie zeigt sich sein Verhalten? Ist er ansonsten 'brav' und zeigt sich seine Anspannung nur körperlich? Neigt er zur Panik und zu Überreaktionen? Wie benimmt er sich in 'Extremsituationen' (z.B. Verladen, Spaziergang und LKW fährt vorbei, fremde Umgebung bei Kurs, ...)?

Als meiner noch ein Jungspund war, hatte ich immer das Gefühl, dass er eine ganz klare Führung braucht. Auf der anderen Seite aber auch viel gute Desensibilisierungsarbeit. Der hat viel von dem gebraucht, was die Parelli-Leute 'friendly game' nennen (von Abstreichen bis hin zu extremer Desensibilisierung, mit System und ganz akkurater Beobachtung der Reaktionen des Pferdes). Und es gab einen deutlichen Unterschied zwischen 'wirklich ok' und 'na ja, ich bin brav, aber so ganz traue ich dem Frieden noch nicht'. Auf den Unterschied musste mich auch eine Horsemanship-Trainerin erst hinweisen, denn ich war der Meinung, wir hätten das schon längst durch! Er war ja dabei immer brav! Aber nach ein paar Stunden fundierter Arbeit, bei der ich seine Körpersprache wirklich ernst genommen habe, wars dann tatsächlich akzeptiert und als gefahrlos eingeordnet. Das Abstreichen, was ich vorher mit ihm gemacht habe, war einfach viel zu mechanisch gewesen.
Und natürlich können die Jungspunde gleichzeitig 'frech' und 'unsicher' sein (ich erinner mich da an die eigene Teenagerzeit!).

Gerade bei introvertierten Pferden (auch bei 'braven') ists oft schwer, rauszulesen, was sich im Pferd abspielt. Und wenn man so dicht dran und emotional involviert ist, kann es passieren, dass man Verhaltensweisen falsch interpretiert. Ein Video ist da ein tolles Diagnosemittel. Hast du die Möglichkeit, dich bei der Arbeit filmen zu lassen?
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feendrache
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Re: Pferd sehr wechselhaft im Verhalten - altersbedingt ?

Beitrag von feendrache »

Hallöchen,
ich besitze ja auch eine 5 Jährige und sie ist derzeit auch etwas ... ähm... manchmal.
Also grundsätzlich ist sie einfach ein Traum, sie weis auch eigentlich wie Pferd sich richtig benimmt... allerdings ist sie 5 und ein TEENIE und entspricht genau allen Vorurteilen, die man so habe könnte.

Sie rüpelt auch mal rum, rennt einen um weil sie nicht aufpasst, versucht sich den kopf zu schubbern obwohl sie weis das man das nicht macht, etc...
Ich lasse ihr keines der unbedachten Teenie-Verhalten durchgehen (oder versuche es zumindest ;) )
Auch wenn sie flausen im Kopf hat und in der Entwicklung ist muss sie auf mich achten.

Allerdings mag ich mir auch gar nicht vorstellen wie sie sich ohne die Grenzen verhalten würde.

Edit sagt: Womit ich nicht sagen will, dass jemand hier im Forum oder im Thread das Verhalten einfach durchgehen lässt, das war eine allgemeine Aussage
ehem User

Re: Pferd sehr wechselhaft im Verhalten - altersbedingt ?

Beitrag von ehem User »

Gibt es von Euch ein Video beim Longieren?

Ich habe ja auch so eine junge Maus und ich habe die Erfahrung gemacht, dass da vieles zusammen kommen kann, was eben für Aufregung sorgt.

Wichtig ist das Umfeld. Das muss erst einmal ordentlich "entgruselt" werden, bevor überhaupt ruhig gearbeitet werden kann. Derzeit können wir das zum Beispiel gut in der Halle, aber der Reitplatz ist :panik: seit das Nachbarfeld gemäht wurde und dort nun Heuballen liegen :roll:

Dieses Umrüpeln haben wir nur noch ganz selten, in der Regel ist meine Maus sehr höflich. Aber wenn sie unsicher wird, und das resultiert fast immer aus Überforderung, dann kommt das schon einmal vor, dass sie den guten Ton vergisst. Dann habe ich zu viel gemacht/ gewollt. Nicht kleinschrittig genug gearbeitet, nicht richtig erklärt ... Oder war selbst mit der Konzentration ganz woanders ...

Gut, mein Pferdchen ist erst vier. Aber wir arbeiten zum Beispiel nur in Mini-Mini-Schritten in Anlehnung an den Lk. Und damit meine ich, dass ich mich auch mit drei bis vier schönen Schritte in Stellung zufrieden gebe und es dann auch dabei belasse. Fordere ich mehr, kommt es direkt zum Overload. Und das ist keine Unlust, denn grundsätzlich arbeitet die Maus recht gerne am LK. Das ist einfach auch mangelnde Konzentrationsfähigkeit. Und so "longiere" ich höchstens drei Runden pro Hand.

Was gegen den Verlust der Konzentrationsfähigkeit gut hilft sind bei uns auch viele, viele Pausen während des Arbeitens. Derzeit kraule ich sie dann einfach ein paar Minuten an den liebsten Kraulstellen, danach ist sie in der Regel wieder geistig bereit für eine weitere kurze Arbeitseinheit. Auch das bringt enorm Ruhe rein, sogar im unruhigen Umfeld.
Axel
Jährling
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Registriert: Di 26. Jun 2012, 13:17

Re: Pferd sehr wechselhaft im Verhalten - altersbedingt ?

Beitrag von Axel »

Blacky hat geschrieben:Hallo,

....
Hat jemand eine Idee, trotz schwieriger Ferndiagnose ?

LG Blacky
Hi,

ich könnte mir vorstellen, dass es etwas in eurer Beziehung ist, was dein Pferd zu so einem Verhalten bringt. Damit meinte ich nicht Respektlosigkeit. Wie verhält sich das Pferd denn bei anderen Menschen?

Tschüs
Axel
ehem User

Re: Pferd sehr wechselhaft im Verhalten - altersbedingt ?

Beitrag von ehem User »

Vielen lieben Dank für eure Anregungen :-D Ich werde mir Mühe geben, auf alle eure Gedanken einzugehen.

@ Hina DK :

Bei der Longenarbeit vor Wochen in einer Halle am Halfter (oder Kappzaum) und derzeitig ohne Longe in einem Roundpen ist eine ruhige Atmosphäre (von außen auf jeden Fall). Wobei ich sagen muß, dass er in der Halle entspannter war, jedoch kannte er die auch schon 1 Jahr lang und nun sind wir umgezogen in einen anderen schöneren Stall vor 6 Wochen). Klar kennt er diesen Roundpen noch nicht sooo gut.
Und wenn ich drüber nachdenke war er in der Halle auch deutlich entspannter, ja. Dort ist er sogar ganz ohne Longe im Kreis um mich rumgelaufen, auf seiner guten Seite sogar im Galopp :-D Man war das geil.
Klar, jetzt muß er sich erstmal an den neuen Stall gewöhnen und am Rand der Reitbahn gibts dann Gras zum Zupfen und er ist natürlich abgelenkter, weil er die anderen Pferde suchen kann. Ist ja nun keine Halle mehr vorhanden.

Er ist nun seit Juni 5 Jahre alt und ja, er ist noch deutlich überbaut. Er wird nicht geritten, wir gehen nicht spazieren (weil ich sein Verhalten nicht einschätzen kann und wir ein ganzes Stück an der Straße lang müssen).
Wir machen Bodenarbeit, Longen/Roundpen, ein wenig Schrecktraining und gehen auf den Hindernispacours.
Alles aber momentan noch sehr unregelmäßig, also ca 1 mal pro Woche :roll: Da kann ich wohl auch nicht mehr erwarten, es ist nur so *und das muß ich eingestehen*, ich habe mein erstes eigenes Pferd auch selbst ausgebildet und da er mein erster war, auf den ich 30 Jahre gewartet habe, habe ich natürlich täglich was mit ihm gemacht und ihm und mir viel Zeit gelassen.
Nun ist Blacky mein zweites eigenes Pferd, er ist rüpelhafter als mein erster (dem ich das mutigsein entlocken mußte und der nie rüpelhaftes Verhalten gezeigt hat). Ich mache nicht 5 mal die Woche was mit Blacky, da ich ja nun 2 Pferde habe. Das ist denke ich mal auch ein Problem.

Dann hat Blacky im Februar (wie ich in einem anderen Thema schrieb) nach mir oder nach der Gerte getreten. Dieses Vorfall hat mir deutlich an Vertrauen zu ihm genommen. Ich weiß nie, ob ich ihm nun wirklich vertrauen kann oder nicht. Das ist ein weiteres deutliches Problem, denn natürlich merkt er das. Ich kenn mich mit dem Thema "Pferde spiegeln ihren Menschen" sehr sehr gut aus. Klar, nur was kann ich daran ändern ?
Zuletzt geändert von ehem User am Di 13. Aug 2013, 14:04, insgesamt 1-mal geändert.
ehem User

Re: Pferd sehr wechselhaft im Verhalten - altersbedingt ?

Beitrag von ehem User »

@ Heupferdchen:

Wie bereits geschrieben er wird noch nicht geritten, geht noch nicht ins Gelände (auch nicht an der Hand), da wir erst an ner Straße lang müssen, an der die Autos echt schnell fahren.

Wie machen die Sachen die ich oben beschrieben hab.

Wie reagiert er in Extremsituationen, hm.....er ist insgesamt sehr cool. Geht auf den Hänger, nach dem Umzug hat er als erstes gefressen anstatt nervös rumzulaufen (aber auch Fressen kann ein Streßsignal sein). Allerdings sind unsere Pferdis auch zu dritt umgezogen und konnten sich dementsprechend zu dritt zusammenraffen.

Beim Hufe auskratzen z.B. ist er mittlerweile brav (das hat auch echt lange gedauert), wenn aber der Schmied vorgestern hier war, dann zieht er dem die Beine wieder weg und ich weiß nicht wirklich "ist das aus Angst oder aus Rüpelhaftigkeit"
ehem User

Re: Pferd sehr wechselhaft im Verhalten - altersbedingt ?

Beitrag von ehem User »

@ feendrache:

Natürlich lasse ich sein Rüpelhaftes Verhalten nicht durchgehen, nur in Situationen , in denen ich nicht weiß ob es Rüpelhaft war oder er aus Angst so reagiert, dann weiß ich nicht wie ich reagieren soll.

Wenn der Schmied z.B. da ist wie eben beschrieben, und er diesem das Bein immer wieder wegzieht und hin und hertrappelt, macht er das dann weil er angst vor dem schmied hat oder weil er halt kein Bock hat ? Ich weiß es nicht.....

Durch mein erstes eigenes Pferd bin ich auch einfach verwöhnt, der hat sich nie rüpelhaft verhalten, ich mußte ihn eher aus der Schüchternheit herauslocken und ihm zeigen, dass man auch mutig sein kann.
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