Können Pferde Lahmheit vortäuschen?

Moderator: Keshia

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Sheitana
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Re: Können Pferde Lahmheit vortäuschen?

Beitrag von Sheitana »

Muriel hat geschrieben: Schmerzgedächtnis: Das hab ich selbst erlebt, wie nachhaltig das gehen kann. Ich hatte monatelange Rückenprobleme durch eine Entzündung, bin ewig nicht geritten und schon gar nicht getrabt. Nach ca 1 Jahr (letzter Schmerz und Behandlung ca 1/2 Jahr her) bin ich wieder getrabt und musste meinem Rücken/Becken bewusst befehlen, sich locker zu lassen und zu bewegen - dann ging es irgendwann. Aber der Körper selbst signalisierte ein deultiches "Stop, hier nicht weiter" an dieser Stelle.
War eine interessante Erfahrung. :sigh:
Ich hatte das mit Georgia ganz extrem. Sie lief auf ihren Hufen ganz extrem sch*****. Manchmal konnte man das Gefühl haben, sie ist auf allen vier Füßen stocklahm.
Ich habe das auch noch gefördert, weil ich natürlich ganz extrem drauf geschaut habe (zum Thema Lahmheit vortäuschen). An den Hufen konnte es eigentlich nicht liegen, die sind gar nicht so schlecht.
Dann war ich mit ihr an einem anderen Ort. Dort konnte sie über jeden Boden völlig lahm- und schmerzfrei laufen. Egal, ob Schotter, Asphalt, dicke Steine.....

Seitdem weiß ich: Ah, sie kann also über jeden Boden laufen, das "Lahmen" war nur Schmerzgedächtnis/Einreden durch mich.
Seitdem läuft sie auch zuhause über jeden Boden.

Es ist schwer zu sagen, was es manchmal ist: Lerneffekt "wenn ich lahme, dann...", Schmerzgedächtnis oder ein krank reden durch den Menschen. Aber das gibt es durchaus.
Wallinka
Zentaur
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Re: Können Pferde Lahmheit vortäuschen?

Beitrag von Wallinka »

Jochen: eindeutig ja :-n und nicht nur die ;) warum?
und ja, auch ich kann meine Tiere "krankreden oder schauen" ich glaub aber auch, dass die bei unterschiedlichen Menschen und Anforderungen einfach unterschiedlich gestresst oder entspannt sein können und dabei unterschwellige Schmerzen durchaus mehr oder weniger präsent sein können.
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.
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Equester
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Re: Können Pferde Lahmheit vortäuschen?

Beitrag von Equester »

Wir können Pferde durch clickern zu bestimmten Übungen bringen und wir belohnen sie danach mit einem Leckerchen. Ich glaube, sie clickern uns täglich und gezielt und es gibt Pferde, sie nehmen statt Leckerchen auch eine Pause.....


Ganz im Ernst, ich bin davon überzeugt, dass manche Pferde das können. Unser Pony z.B. kann Rückschlüsse durch Verhalten schließen. Als Beispiel: als ich das Pony kennen lernte, ließ er sich nicht von der Weide holen, jeder Versuch endete damit, dass er sich kurz vor und direkt nach dem Tor losriß und im gestreckten Galopp Abstand zu dem Menschen suchte. Nachdem ich mehrfach beobachtet hatte, was die Trainerin auf dem Platz mit ihm veranstaltete, wäre ich auch nicht mehr mitgegangen. Wir haben ihn dann durch Clickern davon überzeugen können, dass es durchaus auch schön sein kann, mit dem Menschen mitzugehen und seit dem ist das Losreißen auf dem Weg zur "Arbeit" kein Thema mehr, allerdings kann er das noch super gut, wenn er etwas bestimmtes sieht, was er SOFORT haben will :augenroll: .
Wenn man dem Pferd einen Freiraum gewährt, wo es mitentscheiden kann und wenn man zuhört wenn sie uns etwas mitteilen wollen, dann nutzen sie das auch und es stärkt auch ihre eigene Entscheidungsfähigkeit. Wenn Deine RB also bereits mehrfach Erfolg damit hatte, dass sie nur humpeln braucht, damit Dinge, die ihr an diesem Tag nicht gefallen, zu verhindern, dann wird sie das nutzen, weil sie weiß, dass man dann Rücksicht nimmt.
Im Nachbarstall von meinem ersten Stall stand mal ein Pferd, welches schlimmen Husten hatte. Der fing urplötzlich während einer Trainingsstunde an und war so schlimm, dass gleich der TA gerufen wurde. Der stellte dann akute Bronchitis und Fieber fest und ordnete arbeitsfreie Zeit (= nur lange Spaziergänge) für das Pferd an. Die Anweisung lautete, in 2 Wochen wieder mit Reiten anfangen, wenn es hustet aufhören. Die Besi war sehr genau in der Befolgung der Anweisungen und irgendwann hustete es schon, wenn sie mit dem Sattel um die Ecke kam...... 8-) .

Ich würde bei gezeigter Lahmheit das Programm zwar deutlich reduzieren, aber nicht aufhören und dann mal gucken, ob es schlimmer wird (sofern mit dem TA abgeklärt ist, dass leichte Arbeit erlaubt ist)
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
ehem User

Re: Können Pferde Lahmheit vortäuschen?

Beitrag von ehem User »

Ich hatte auch mal ein ersraunliches Erlebnis bezüglich irgendwie simuliertem Lahmen. Da ging es darum, dass meibe RB verkauft werden sollte, der Interessent sich das Pferd schon einmal ganz begeistert angeschaut hat und nun mit Hänger und Tierarzt nochmal da war. Mir wurde gesagt, dass ich zum Tschüß sagen kommen soll. Am Tag davor bin ich das Pferd noch ein Mak geritten. Dabei hab ich sie aber ganz sicher nicht überfordert, sondern bin vielleicht 1 Stunde Schritt gegangen und hab ihr erzählt dass sie sich gut benehmen soll.. Naja jedenfalls war sie an nächsten Tag bei der AKU mehr oder weniger auf allen vier Beinen lahm. Interessent ist abgezogen. Am nächsten Tag war wieder alles in Ordnung. Kann sich das jemand erklären? Sie hat in dem Jahr in dem ich sie kannte noch nie gelahmt. Also fallen Schmerzgedächnis und unbewusstes verstärken weg...
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Hina_DK
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Re: Können Pferde Lahmheit vortäuschen?

Beitrag von Hina_DK »

Da wäre dann zu unterscheiden, ob sie auf allen Vieren "nur" bei der Beugeprobe gelahmt hat oder eben überhaupt. Wenn generell, könnte da gut und gerne wirklich Stress im Spiel gewesen sein, dass sie regelrecht "zu" gemacht hat. Wenn bei der Beugeprobe alle vier Beine durchgefallen sind, dann kann da schon was wie Arthrose oder so in Anmarsch sein, ohne dass sich das im Normalfall jetzt schon irgendwie in irgendeiner Form bemerkbar macht. Kann man letztendlich nur durch ein Röntgenbild abklären und selbst da ist das im Anfangsstadium nicht immer gleich so klar aber man sollte sich schon mal drauf einrichten, dass sich da im Laufe der Zeit was entwickeln kann. Reddi ist ja auch durch die Beugeprobe gefallen. Eigentlich wollten wir nichtmal eine AKU machen, weil ich ihn in jedem Fall zu uns geholt hätte. Er hatte 1,5 Jahre vorher schon mal eine und die war rundum o.B. aber natürlich kann sich in der Zwischenzeit auch was entwickeln. Wir haben also eine machen lassen, um mal einen aktuellen Status zu haben. Nun weiß ich, dass bei ihm hinten rechts sehr wahrscheinlich Spat lauert, was mich überhaupt nicht bei der vielen früheren Belastung bei ihm wundert. Sein Gangbild mit und ohne Reiter ist aber nach wie vor absolut klar. Er hat noch nie gelahmt.
Viele Grüße
Hina

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Jochen
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Re: Können Pferde Lahmheit vortäuschen?

Beitrag von Jochen »

@ Wallinka:
Joo, denn wenn Blindenhunde nicht "rechnen" könnten, wäre das ja wohl ganz schön gefährlich für den Blinden!
Und wenn Schulpferde nicht "rechnen" könnten, hätte der Spruch "Junger Reiter, altes Pferd — alter Reiter, junges Pferd" ja wohl reichlich wenig Sinn...

Aber selbstverständlich ist nicht jedes Pferd, das lahmt, deshalb gleich ein Simulant.

Ein Pferd, das lahmt, zeigt seinen Freßfeinden, daß es eine leichte Beute ist, und das seit 60 Millionen Jahren. Aus den wenigen verbliebenen "Lahm-Genen" jetzt noch "Trick-Lahmheit" herauszukitzeln, das ist mit Sicherheit eine stolze Leistung.
Aber machbar? Ja, manchmal!
Und im anstehenden Fall? Keine Ahnung..., müßte ich das Pferd erstmal sehr gut kennen.

Es kann schon genügen, daß das Pferd denkt "Oh nein, nicht schon wieder dieser Rabauke!" und die Moral ist im Keller, und was bei gutem Willen mit knapper Not noch möglich war, das ist bei Niedergeschlagenheit halt nicht mehr möglich. Das wäre dann kein Trick.

@ Equester:
Zitat: "Wenn man dem Pferd einen Freiraum gewährt, wo es mitentscheiden kann und wenn man zuhört wenn sie uns etwas mitteilen wollen, dann nutzen sie das auch und es stärkt auch ihre eigene Entscheidungsfähigkeit."

Ja, so macht man aus verkorksten Etwassen wieder einigermaßen pferdeähnliche Lebewesen...
und dann hat man sie am Hals, weil man sie nicht wieder hergeben will!
Und trotzdem kann man's einfach nicht lassen!
Halt mich fern von der Weisheit, die nicht weint, der Philosophie, die nicht lacht,
und der Größe, die sich nicht vor Kindern verbeugt.


Gibran Khalil Gibran, "Handful of Beach Sand"
ehem User

Re: Können Pferde Lahmheit vortäuschen?

Beitrag von ehem User »

@Hina: Nein das Pferd hat schon vor der Beugeprobe gelahmt. Kann gar nicht mehr sagen ob sie die dann überhaupt noch gemacht haben...
Dass das irgendwie mit Stress zusammen hängt kann ich mir schon vorstellen. Vielleicht war das auch nur der verrückteste Zufall überhaupt. Denn auch wenn Pferde schlauer sind als man glaubt, kann ich mir nicht vorstellen dass sie erkennen was eine AKU bedeutet.
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Hina_DK
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Re: Können Pferde Lahmheit vortäuschen?

Beitrag von Hina_DK »

Glaub ich auch nicht. Aber an so einem Tag, wo Käufer, TA, Umzug usw. lauern, herrscht ganz klar eine andere und eigentlich immer mehr oder weniger angespannte Atmosphäre im Stall. Sowas überträgt sich durchaus. Die Frage ist nur, ob und wie ein Pferd auf sowas reagiert. Die Pferde wissen einfach, dass das eine Veränderung bedeutet und mache reagieren darauf mit allerlei Stressymptomen.
Viele Grüße
Hina

Probiers mal mit Gemütlichkeit
ehem User

Re: Können Pferde Lahmheit vortäuschen?

Beitrag von ehem User »

Ich denke, es gibt Pferde die das durchaus können. Wir hatten in einem Stall ein Rentner-Pferd, der nicht auf Koppel war, sondern so frei auf dem Hof herumlaufen durfte. Der hatte gelegentlich auch das Grundstück verlassen und lief zur Nachbarsiedlung rüber und holte sich dort Leckerchen ab (das Pferd war dort durchaus bekannt ;) ). Naja, jedenfalls litt dieses Pferd unter seltsamen Lahmheiten, die extrem akut waren, wenn Menschen anwesend waren, die ihn Bedauern konnten. Wähnte er sich alleine kam es regelmässig zu Spontanheilungen und er konnte wieder normal laufen. Und nun soll mir mal einer erzählen, Pferde würden Lahmheiten nicht vortäuschen.
ehem User

Re: Können Pferde Lahmheit vortäuschen?

Beitrag von ehem User »

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass gerade bei Pferden, die schon Probleme im Bewegungsapperat mitbringen, viel an der Situation, dem Reiter, warmreiten, Stress, Biegung etc liegt... ABER...

ich denke schon, dass Pferde verhaltensbedingt lernen können.

Mein Pferdeopi, hab ich hier schonmal von erzählt, war ein sehr charakterstarkes, eigenwilliges Pferd, was Ende zwanzig viel Erfahrung als Wanderreitpferd hatte, glücklich in seiner Herde stand und nur noch spazierengeritten wurde aufgrund von Arthrose. Wir waren ein eingespieltes Team und er musste nur noch das gehen, was ging. Also hab ich mir am Anfang eines Trödelspazierenrittes angeschaut wie er läuft - am Anfang immer etwas steif, wenn er sich einlief und dann gut ging, haben wir eine kleine Runde gedreht. Wenn er nicht ganz klar ging und das sich nicht nach ein paar minuten gab, sind wir umgedreht. Ich schwöre, dass hat sich bei ihm irgendwie verknüpft. Es gab häufig tage, an denen mir sein Gangbild nicht gefiel - und wir umgedreht sind. Dann sass ich auf einem PFerd, was in zügigem lahmfreien, ausgreifenden Schritt fröhlich nach HAuse marschierte :-D . Ich hab es die "Hinwegslahmheit" genannt. Gut, vielleicht haben ihm auch der Heimweg und die Aussicht auf seine Herde auf der WEide so motiviert, dass er die Schmerzen einfach vergessen hat? Auf jeden FAll gab es je nach seiner Laune extreme Unterschiede. Ich hab ihn auch einige Male eigentlich lahmend dem Tierarzt vorgestellt, wo er dann an der Longe eine fröhliche lahmfreie Trabaktion vorführte - mit einem grinsenden Tierarzt, der mich fragte, wo mein Problem wäre :oops:

Ich kann nicht genau sagen, woran es jeweils lag, ich hab mich damals einfach damit abgefunden, dass er nur so laufen muss, wie es ihm gerade gut tut - aber ich denke schon dass er das irgendwie individuell "abstufen" konnte.

Lg, Trixi
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