Das Reitwaisen Forum

Hallo!

Mich beschäftigt grundsätzlich die Frage, wie man mit Pferden clickert, die sich nicht sonderlich für Futterlob interessieren.

Ich clicke seit einiger Zeit mit meiner Traberin und stelle fest, dass sie sich kaum für Leckerchen begeistern kann.

Abgesehen davon, dass sie furchtbar mäkelig ist, kann man sich mit einer prallen Bäckertüte vor sie stellen, genüsslich mampfend darin herumrascheln und sie steht mit hängender Lippe daneben und pennt.
Es interessiert sie schlichtweg nicht.

Jetzt im Sommer merke ich auch ganz stark, dass sie einfach satt ist .
Luna lebt in 24 Stunden Offenstall-Haltung mit Heu ad lib.
Sie ist aber nicht dick, sondern sportlich.

Habe jetzt auch das Mineralfutter gestrichen, weil sie es nicht mehr wollte.
Hier nun die Auflistung meiner Geschmackstests:
Haferflocken: Kein Interesse
Brotstücke: Geht so
Karotten: Naaja wenns sein muss
Apfel: okay
Rosinen: gelutscht und ausgespuckt
etc...

Im Winter ist das natürlich anders. Aber zur Zeit lässt sie sich damit nicht begeistern.

Manchmal lässt sie sogar Karottenstücke wieder fallen, und stehe da mit meiner "tollen" Belohnung.

Statt Futter bekommt sie nun liebe Worte und wird gekrault und getätschelt... ich hatte das Gefühl, meine ehrliche Begeisterung schien ihr auszureichen.
Wir kamen im Training trotzdem voran und sie ist freudig dabei.

Was ich damit sagen will:
Wir clickern nach wie vor, aber nicht klassisch und diese Superleckerlies für besondere Leistungen gibt es auch nicht...

Wenn ich jetzt was ganz spezielles wie Zirkuslektionen oder Körpertarget trainieren will, wäre dieses heiß begehrte Super-Leckerchen allerdings nicht schlecht.


Gibt es hier noch andere solcher wählerischen Kandidaten?
Wenn ja, wie handhabt ihr das im Trainingsalltag?
Würde mich interessieren.

Meine ist auch so.
Ayla ist jetzt 1 Jahr alt und joa Apfel ist schon ganz nett, aber bitte frisch, getrocknet kannste gleich wieder wegbringen! Und alles andere "Kann man das überhaupt essen? Na ich weiß nicht, schmeckt nicht so..."
Ausserdem tut meine für Apfel einfach NICHT alles, sie mag den zwar immer noch am liebsten, aber etwas dafür machen sollen sieht sie garnicht ein! Sie kann zwar sogar mal etwas "klauen" wollen, aber das sind seltene Ausnahmen, meist kann man auch vor ihrer Nase essen ohne das sie das intressiert!
So richtig dolle verschmusst ist sie auch nicht und Stimmlob findet sie zwar toll, aber auch das reicht nicht um sie zu etwas zu bewegen das sie auch nur ein bisschen unangenehm findet...
Das kann einen schon verzweifeln lassen! Irgendwie zieht NICHTS von dem was ich sonst tun würde...

Als absolutes Superlob kommt oft Banane gut an. Die mögen viele Pferde gerne. Hast Du das schon einmal ausprobiert?

Und wie es es mit Gras? Du schreibst was von Offenstall und 24 Std. Heu ad lib. Kommt sie gar nicht auf die Wiese? In dem Fall dürfte ja schlicht Gras hochattraktiv sein.

Ansonsten muss nach dem Click ja nicht zwingend Futter kommen. Belohnen kann man mit allem, was das Pferd in dem Moment als positiv empfindet. Das kann jetzt im Sommer eben auch Kraulen sein. Das steht bei meiner Stute derzeit extrem hoch im Kurs.

Aber es können auch viel subtilere Dinge eingesetzt werden. Beim mutigen Annähern an etwas Beängstigendes kann das Umdrehen und Weggehen nach dem Click für das Pferd eine Belohnung darstellen. Da gibt es viele Möglichkeiten, wenn man einfach nach dem Fettgedruckten im oberen Absatz geht. Aber es ist oft nicht ganz einfach heraus zu finden, was in genau diesem Moment begehrt ist.

Hallo,

Luna hat immer Zugang zur Weide.
Banane mag sie schon, das würd ich als Notfall schon nehmen.
Ist halt zum Clickern gerade bei heißen Temperaturen eher unpraktisch (Hosentaschenmatsch )

Ayla: Das kenne ich so gut! Luna wollte sich anfangs auch nicht gern anfassen lassen.
Sie ist bis heute keine Schmuserin - aber als sie irgendwann merkte, dass so eine Massage gerade im Sommer was feines ist, ließ sie es bereitwillig zu.
Und nun kraule ich ihr kurz die Mähne, wenn sie was gut gemacht hat.
Glaub mir, wenn du lange genug suchst, findest du sicher auch bei deinem Pferd den Punkt, wo die Schnute sich genüsslich verzieht. (Vorwiegend dort, wo sie selbst nicht hin kommen )

Ja, das ist so ein Sache, was das Pferd als positiv empfindet.
Ich merke gerade bei Luna, das sich das immer ändert (je nach Wetter, Futter, Laune etc.)

Meine Hafistute hat für Leckerchen alles gemacht, das war ihr Highlight.
Gerade Rosinen, wenn ich damit an den Stall komme, flippen die anderen regelrecht aus.
Luna wirkt eher gelangweilt. Aachja... Futter, gähn.

Ich habe das wasserscheue Pferd meiner Freundin einmal mit einer einzigen Rosine in den See gelockt - völlige Begeisterung wegen einer vertrockneten Traube.

Wir werden sehen.
Für Grundsachen reicht meine Begeisterung völlig aus zur Motivation.
Was sie auch ganz toll findet, wenn wir sofort aufhören, sobald sie es perfekt gemacht hat (als Super-Leckerchen)
Da sind die Einheiten zwar extrem kurz, aber der Lerneffekt war meiner Erfahrung nach unwahrscheinlich hoch.

Für schwierigere Sachen wie Körpertarget greif ich dann wohl doch zur Banane.

Ist aber schön zu hören, dass ich mit dem mäkeligen Pferd nicht allein bin

Ich weiß zwar nicht, ob das dann zur Motivation zu besonderen Leistungen reicht, wird wohl ein langer Weg sein, aber vielleicht ist es ein Anstoß.
Ich habe einen verunfallten Vogel in Pflege, der seine Füße gelähmt hatte. Nun ist soweit alles wieder beweglich und funktioniert, nur hat der sich so an die Futtergaben gewöhnt, dass er überhaupt keinen Grund sieht wieder Laufen zu lernen. Er ist auch so schlau und weiß genau, dass ich ihn letztendlich doch wieder aus der Hand füttere, wenn er sich einfach in die Ecke setzt. Alles andere ist ja anstrengend. Manchmal, wenn er großen Hunger und es was besonders schmackhaftes gibt, geht das plötzlich. Wenn ich aber ein anderes Mal gern möchte, dass er seine Füße benutzt, irgendwie eine Absicht meinerseits dahinter ist, geht garnichts. Ich habe dann immer, wenn er selbst gefressen hat( sein ganz normales Futter) geklickt. (siehe Konrad Lorenz , positive Verknüpfung.) Und immer, wenn er zufällig Anstalten macht zu laufen, bekommt er einen Click( Zungenklick, den habe ich immer dabei ) Er hat sich dadurch so motivieren lassen, dass er jetzt relativ unabhängig von mir frisst. Das ist ein großer Vorteil( auch wenn es nicht so klingen mag), denn er musste alle 3 Stunden per Hand gefüttert und getränkt werden. Jetzt watschelt er zum Trinknapf, zum Futternapf ...und ich freu mich!
Leckerlies konnte ich ihm auch nicht geben, der ist so speziell mit der Futterwahl. Nur sein Futter und gut. (Ähnlich wie dein Pferd ) Aber dadurch, dass ich das Fressen geklickt habe, was ja eine Befriedigung von Verlangen ist, fand er den Klick dann ohne alles auch als befriedigend. Das reichte ihm. Im Grunde wird das ja auch mit den Leckerlies angestrebt. Manche sind halt bescheiden!

Das klingt ja total interessant!

Was war das denn für ein Vogel?

Meine Freundin ist Biologin und hat eine Zeitlang Waldrappe erforscht.
Das war echt spannend, was die alles gelernt haben und auf welche Art und Weise sie kommunizierten.
(Sie kamen zum Beispiel mit einem Stöckchen im Schnabel an und wedelten damit herum, das war dann eine Art Freundschaftsbeweis)


Ist echt erstaunlich, wie sehr der Vogel meinem Pferd ähnelt.
Ich habe auch das Gefühl, dass ihr bereits das Lobwort an sich reicht.
Das wäre sicherlich interessant zu erforschen, weil die gängigen Clickerbücher gehen ja immer von Futter als positivem Verstärker aus.
Aber wie ist das mit Tieren, die darauf nicht ansprechen...?

Blackavar hat geschrieben:Hallo,

Luna hat immer Zugang zur Weide.
Banane mag sie schon, das würd ich als Notfall schon nehmen.
Ist halt zum Clickern gerade bei heißen Temperaturen eher unpraktisch (Hosentaschenmatsch )

Gemeint sind getrocknete Bananenstückchen!

Meine Islandstute ist auch nicht so wirklich doll auf Leckerlies und es gibt Tage, da reagiert sie gar nicht darauf.
Als ich sie kaufte, kannte sie außer Heu und Gras kein Futter. Wenn ich ihr mit Müsli was gutes tun wollte, hat sie mich total verständnislos angeguckt. In Bezug auf das Krippenfutter hat sie sich ihrer jetzigen Herde allerdings gut angepasst . Bei Leckerlis ist sie oft noch reserviert.

Ach, da fällt mir ein: was der Leckerlie-Hammer war, das waren Eukalyptus-Leckerlie von Sp**d. Hatten wir von der Equitana im Frühjahr mitgebracht. Die wurden radekastendoll, wenn man so ein Ding nur in den Händen hatte. Auch meine Stute war danach regelrecht süchtig.

OT an:

Was war das denn für ein Vogel?

Eine Krähe.

Das war echt spannend, was die alles gelernt haben und auf welche Art und Weise sie kommunizierten.
(Sie kamen zum Beispiel mit einem Stöckchen im Schnabel an und wedelten damit herum, das war dann eine Art Freundschaftsbeweis)

Das glaube ich dir gern. Ich habe auch manchmal gedacht , ich bin im falschen Film und war sehr überrascht, wie intelligent so ein Vogel ist und wie genau der beobachtet und sich anpasst. Er hat z.B., weil er nicht an sein Futter kam( ich wollte ihn aus der Reserve locken) die Unterlage auf der er stand, damit er nicht wegrutscht, in Falten gelegt und das Näpfchen damit zu sich heran gezogen. Gruslig war, als ein Pferd von uns eine schwere Kolik hatte, da hat er die ganze Nacht rumkrakehlt, dass ich aufstehen musste und nachsehen, was da los ist. Hat er ja sonst nicht gemacht. So habe ich auch das Pferd "gefunden". OT aus.

Das wäre sicherlich interessant zu erforschen, weil die gängigen Clickerbücher gehen ja immer von Futter als positivem Verstärker aus.
Aber wie ist das mit Tieren, die darauf nicht ansprechen...?

Tiere, die nicht auf Futter ansprechen, würden verhungern!
Normales Heu ist auch Futter und wenn sie Leckerlies fressen, befriedigen sie auch ein Bedürfnis, genau wie beim Fressen ihres täglichen Bedarfs. Das ist das gleiche Prinzip und funktioniert demnach auch. Es wird nur üblicherweise anders gehandhabt von der breiten Masse. Du und dein Pferd, ihr seid dann eben nicht die breite Masse! Kann ein interessanter Weg werden, auf den dich dein Pferd da führt! Man wird reich beschenkt an Erfahrung, wenn man sich auf ein Wesen und sein Sein einlässt und nicht auf die Meinung, die geläufig ist.