Pferdespielzeug

[-Tanja-]

Bei uns im Paddock liegen schon immer ein großer Gymnastikball und zwei kleine Bälle mit Henkeln zum Apportieren herum. Ebenfalls eine kleine blaue Tonne und ein großer Hundeknochen aus gedrehtem Seil, wie auch zwei Schwimmnudeln. Von alleine spielen die Pferde jedoch nicht damit, habe ich noch nie beobachten können.

Früher hatten wir noch ein kleines Podest, bestehend aus zwei aufeinanderliegenden Paletten und einer verschraubten Holzplatte drauf im Paddock stehen (nutzten wir auch als Aufstiegshilfe). Nur dieses wurde von den Pferden selbständig zum mal Draufstehen und gucken benutzt.

Allenfalls wenn ich die Pferde dazu auffordere und dabei bin, wird mit dem Spielzeug auch was angefangen. Den Jolly-Kick-Ball, der selbständig wieder aufsteht, habe ich auch im Auge, bin mir aber nicht sicher, ob der lange bei uns überleben würde - und dafür ist er mir dann zu teuer.

Ansonsten haben wir für die Bodenarbeit noch jede Menge Zeug, Plane, Wippe, Flatterbandtor, Pylonen, etc. was ich gerne nutze.

Aber von alleine - da sind unsere Pferde mit Grasen, Heufressen, Dösen oder Rennen beschäftigt und brauchen kein Spielzeug.

[-Tanja-]

Ach, fällt mir noch ein: demletzt habe ich mal einen großen Karton in den Paddock gelegt. Der wurde vom Noriker dann eingehend beäugt, hochgeworfen, mal versuchsweise eingestiegen, dann aber zertrampelt.

[Nelchen]

Also, wir haben einen Schwarzwälder Fuchs als Einsteller ( in einer Herde!) Der spielt auch gern Fußball. Für den habe ich einen 80cm Gymnastikball. Allerdings gebe ich ihm den nur ab und zu. Sich selbst damit überlassen, würde er den zerlegen.
Doof ist, dass er dann ersatzweise mit dem Eimer spielt und den durch den Paddock wirft. (gerade voll gemacht, versteht sich! )
Wir hatten auch mal einen Jahrgang Hengstfohlen( in einer Herde!) die fanden es toll mit meiner Jacke(die am Pfahl hing) über die Koppel zu jagen und sich gegenseitig wegzunehmen. Ich habe ihnen dann einen alten Sack "vermacht", den hatten sie andauernd beim Wickel. Aus dem einen Pferd ist ein super feinfühliger, kluger Wallach geworden, welcher irgendwie viel Kopfarbeit braucht. Das andere Pferd ist jedoch beim spielen mit Artgenossen tödlich verunglückt. Es muss also nicht immer sein, dass ein "artgerecht" gehaltenes Pferd nicht mit Dingen spielt. ( und das es ausnahmslos gut ist für dieses, artgerecht gehalten zu werden. Risiko ist also immer dabei, ob beim Ballspielen, oder mit Artgenossen.)
Auf dem Reitplatz und bei der Bodenarbeit (bzw. beim Clickern) haben wir auch diverse Dinge mit denen sie animiert werden zu spielen.

[ehem User]

niemand hat je behauptet, dass artgerecht gehaltene pferde nicht mit sachen spielen.
die aussage war - dazu stehe ich weiterhin, egal welche hintergründe bestehen - dass ein spielzeug einem nicht artgerecht gehaltenen pferd keine anderen pferde ersetzen kann.

[Nelchen]

Dann ließ mal die verschiedenen Beiträge genauer.

[ehem User]

lieS du sie doch mal genauer - ich finde keinen beitrag in dem steht, artgerecht gehaltene pferde spielen nicht mit sachen.

einige haben andere gründe, kein spielzeug reinzulegen
andere vermuten, oder haben beobachtet, dass die pferde nur anfangs oder nur nach aufforderung damit spielen.

in deinem fall geht es aber nicht um ein artgerecht gehaltenes pferd, sondern darum, einem fohlen ohne spielkameraden die langeweile zu vertreiben.

[Nelchen]

Ne, mir geht es darum, zu erfahren, ob andere Pferde mit "Gegenständen" spielen.
Und es scheint ja einige zu geben.
Es wäre noch interessant, ob es zwischen den spielenden und nicht spielenden Pferden Unterschiede in der Intelligenz gibt, oder nicht. Ob die Menschenbezogenheit höher ist, etc. Da gibt es schon noch Einiges, was mich in dem Bezug interessiert. Das über ein Forum zu erfahren ist wohl eher unmöglich, weil ja, wie man ließt, jeder seine eigene persönliche Sicht mit seinen ganz privaten Be - und Verurteilungen hat. Wäre vielleicht mal Material für ne Studie.
Gibts ja bei Hunden auch. Manche spielen mit intelligenten Spielzeug und manche haben nur das Fressen im Kopf.

[Sheitana]

Ich denke schon, dass es Unterschiede in der Intelligenz gibt, aber nicht im Sinne von "spielende Pferde sind intelligenter als andere Pferde".
Ich erkenne bei unseren Pferden ganz unterschiedliche Formen von "Intelligenz", die sich aber nicht unbedingt darin äußern ob sie spielen oder nicht. Auch kann ich nicht behaupten, dass Pferde schneller oder langsamer lernen in Abhängigkeit von ihrem Spielverhalten. So hat nicht Spielen auch nichts mit fehlender Neugierde o.ä. zu tun.
Allerdings würde ich behaupten, dass Pferde, die in der Jugend wenig "Reizen" ausgesetzt sind, sprich wenig ihrer natürlichen Art gehalten werden ein Stück weg "dümmer" sind. Ideenloser, ungeschickter....

[-Tanja-]

In der Krawallo war doch vor einiger Zeit mal ein Bericht mit verschiedenen Aufgaben drin, mit denen man testen konnte, wie weit das eigene Pferd denkt. Eine Aufgabe war z. B. einen Apfel unter einem Eimer zu verstecken, oder einen Apfel in einen Wassereimer zu legen. Ich hab das damals teilweise mal gemacht. War sehr interessant zu beobachten, welche unterschiedlichen Ansätze unsere Pferde damals (Stute und Wallach) verfolgten.

[Equester]

Allerdings würde ich behaupten, dass Pferde, die in der Jugend wenig "Reizen" ausgesetzt sind, sprich wenig ihrer natürlichen Art gehalten werden ein Stück weg "dümmer" sind. Ideenloser, ungeschickter....

Nicht dümmer, sondern nicht fähig. Das nennt man Deprivationsschäden und beschreibt den Zustand der nicht gemachten Erfahrungen. Diese "Fehleinheiten" können später nicht aufgefüllt werden, da für bestimmte Erfahrungen in der Sozialisierung und Entwicklung des Fohlens nur bestimmte Zeiträume zur Verfügung stehen. Unterbindet oder verweigert man z.B. in einer bestimmten Prägephase des Fohlens eine bestimmte Form des Sozialkontaktes, kann das nicht wieder gut gemacht werden. Die Zeit für die Bildung wichtiger Verbindungen im Hirn kann nicht nachgeholt werden. Bei einigen Pferden sind die Schäden leicht, die fallen dann nur manchmal durch "komisches" Verhalten auf. Bei anderen ist es so, dass sie die Dauerstörenfriede und Klopper in der Gruppe sind, die sich einfach nicht einsortieren wollen und gerne als dominante Rüpel bezeichnet werden. Dieses Verhalten haben sie aber den Menschen, die sie aufgezogen haben, zu verdanken, sie können nichts dafür.

Ich lese hier schon eine ganze Weile mit und auch wenn Du es nicht hören willst Nelchen, diese Art der Aufzucht ist schädigend für das Fohlen. Kein Spielzeug der Welt kann sozialen Kontakt mit Gleichaltrigen und verschiedenen Weidegenossen in unterschiedlichen Altersgruppen ersetzen. Den Wert der Intelligenz an der Nutzung von Spielzeugen zu messen, halte ich für unmöglich, da Pferde wie Menschen Individualisten sind. Wenn das Fohlen außer einem Spielzeug keine andere Möglichkeit hat, sich zu beschäftigen, wird es das zwangsweise tun. Einem Kopper einen Spielball in die Box hängen, ändert nichts an seiner Lebensform und nicht an seinem Problem, er wird weiter koppen, weil die Zustände für ihn einfach unerträglich sind. Egal ob da ein Ball hängt, oder ein Spinnennetz.

Es gibt tatsächlich Pferde, die haben Null Interesse an Spielsachen, sind aber auf allen anderen Gebieten den anderen voraus. Was ist also mit der Nutzung von Spielzeug bewiesen? Nichts . Ich kenne ein Pferd, welches bis auf wenige Wochen ausschließlich mit der Mutterstute zusammen gehalten wurde. Die Stute ist jetzt Ende 20, das "Fohlen" 20, wenn die Mutterstute stirbt, wird die Stute den Rest ihres Weges alleine stehen müssen, sie ist nicht mehr sozialisierbar. Und die Einsamkeit im Alter hat sie dem Unverständnis und falsch verstandener Fürsorge seiner Besitzer zu verdanken. Deshalb wäre es ein Gedanke wert, statt Spielzeug doch die Eingliederung in die Herde vorzunehmen. Was ist, wenn das Fohlen abgesetzt werden muss? Dann wird es in eine neue Herde verpflanzt und hat keine Ahnung, wie die Interaktion wirklich funktioniert, weil sie nur das Benehmen der Mutterstute kennt, das reicht nur leider nicht, für eine reibungslose Eingliederung in eine fremde Herde. Mit so einem "Sprachfehler" kann es für das Fohlen schlimmer werden, als wenn es jetzt in der Herde mal geschubst wird .