Was eine Hufraspel tun soll, ist: durch ihr Eigengewicht in der Bahn bleiben und raspeln.
Der Mensch gibt die Richtung vor, die Raspel tut die Arbeit.
Nun haben sich aber die Zeiten geändert, und die vorherrschende Ideologie scheint zu besagen: "Weniger Metall, aber fürs gleiche Geld!"
Und das bedeutet, daß die Dinger zu leicht sind und daher nicht genügend Schwung aufbauen, also durch Kraftaufwand dort gehalten werden müssen, wo sie raspeln sollen, wobei dieser Kraftaufwand zu Lasten der Präzision geht (und sich der "blutige Anfänger" auch schon mal in die Hand raspelt).
Weshalb ich mich seit Jahren mit meiner uralten, stumpfen, aber 1188 Gramm schweren Raspel abmühe
— denn was es so an neuen Raspeln gibt, das wiegt um die 650-750 Gramm; da nehme ich dann schon lieber die alte, denn die tut's.
Letztens allerdings bin ich elektronischerweise auf Leute gestoßen, die am Selber-Raspeln interessiert sein könnten; und vorgestern sind diese beiden Raspeln angekommen (bei der einen ist der Griff bereits abgehämmert, und das PVC-Rohr dient als Raspelscheide):
(Zum Vergrößern jeweils aufs Bild klicken)
Eine gab's zum halben Preis, Kostenpunkt also knapp 27 € für mein Experiment.
Dies Wunderwerk der Technik habe ich erst einmal so ausprobiert, wie der Hersteller sich das ausgedacht hat. Es läuft auf der feinen Seite um 45° aus dem Ruder (seinem Raspelhieb folgend), und auf der groben Seite hakt es, weil man falsche Muskelkraft braucht
— das übliche Elend bei solchen Fliegengewichten (diese beiden wogen respektive 735 und 743 Gramm).
Hier sind die beiden Raspeln an Spitze und Erl zusammengeschweißt (die eine mit der groben, die andere mit der feinen Seite nach außen), und auch ein Stück Gewindestange ist drangeschweißt (war bei meiner alten ab Werk vorhanden). Daneben ein zukünftiger Griff, nämlich das Ende eines alten Hackenstiels.
Hier ist nun der Griff der Länge nach durchbohrt, Gewindestange und Erl sind passend abgesägt und zurechtgeschliffen, Unterlegscheibe und Mutter sind herbeigekramt, und der Hohlraum zwischen den Raspeln ist seitlich mit Heißkleber gegen Schmutz versiegelt (durch das letzte kleine Loch schnell noch etwas Sprühöl hinein, damit es drinnen nicht rostet, dann das Loch mit Azeton entfettet und zugeklebt).
Zusammensetzen, fertig.
Gestern erster Einsatz dieser 1385 Gramm schweren Raspel: fast 200 Gramm schwerer und natürlich unvergleichlich schärfer als die alte
— gewöhnungsbedürftig, aber vielversprechend.
Und sie fährt supergenau dahin, wohin sie fahren soll!
Heute zweiter Einsatz (ich habe acht Hufe zu versorgen): Die Gewöhnung ist fast schon "drin"
— noch ein bis zwei Male, und gut ist.
Ne richtige, scharfe, schwere Hufraspel! Wunderbar!
Kinderlein, ich hab die Zeit zurückgedreht!
Na gut, das stimmt nun ja wohl doch nicht so ganz, ist vielmehr schamlos übertrieben
— aber immerhin habe ich den Fortschritt ausgetrickst, und das ist ja auch schon mal was.
Und im einigermaßen unwahrscheinlichen Fall, daß ich noch hienieden weile und aktiv bin, wenn diese Raspel dereinst so stumpf sein wird wie meine alte jetzt (oder auch um einiges früher), da nehme ich sie dann halt auseinander und schweiße sie mit den Innenseiten nach außen gekehrt wieder zusammen, für ihr zweites Raspel-Leben.
Fazit: Jede billige flache Raspel aus dem Supermarkt müßte als Hufraspel taugen
— wenn man sie an einem hinreichend schweren Stück Eisen befestigt, oder vielleicht probehalber einfach nur mit Bindedraht genügend Blei dranrödelt oder so...