Kauen auf Führstrick - Gründe?

[Sky4ever]

Hallo liebe Foris,

ich habe in letzter Zeit ein Verhalten bei meinem Pony entdeckt, dass ich nicht so ganz verstehen kann.

Ýmir ist ein jetzt sechsjähriger Islandwallach. Ich habe in mit knapp 3 Jahren gekauft. Damals hat er immer mal wieder auf dem Führstrick rumgekaut, besonders wenn er angebunden stand und geputzt wurde. War für mich in dem Alter auch total normal. Diese "orale Phase" macht wohl jedes Jungpferd durch.Ich habe es immer einfach ignoriert. Nach ein paar Monaten hatte sich das dann auch gegeben.

Als ich mit meinem Ponys letzten Herbst in einen neuen Stall gezogen bin, fing er wieder mit dem "Auf-dem-Strick-Kauen" an. Allerdings nicht beim Anbinden und Putzen, sondern beim Runterholen von der Weide. Ich ziehe das Halfter auf und er beißt unmittelbar danach in den Fürhstrick knapp unterhalb des Halfters. Das dauert dann so ein paar Sekunden, er schiebt den Führstrick zwischen den Vorderzähnen hin und her, dann lässt er wieder los. Bis wir von der Weide runter sind, passiert das noch ein paar Mal, danach nicht mehr.

Ich hatte im Herbst gedacht, dass es der Umzugsstress gewesen ist. Im neuen Stall gab es viele Konflikte mit den anderen Pferden (wahrscheinlich aufgrund von Futtermangel). Ich bin nach 5 Wochen noch mal umgezogen, weil mir die Fütterung entgegen der ursprünglichen Zusagen nicht ausreichte.

In dem dann neuen Stall stehen meine Ponys auch heute noch. Dort gibt es Heu bzw. Gras ad libidum und die Herde ist sehr harmonisch. Im Winter kamen die Ponys nachts in eine Laufbox und waren tagsüber draußen auf der Weide. Ýmir kaute nicht mehr auf dem Strick, wenn ich ihn holte. Er spielt viel mit den neuen Kumpels und ist gut integriert.

Seit drei Wochen sind sie jetzt ganztägig auf der (riesigen) Weide. Und seit etwa 2 Wochen kaut Ýmir, wenn ich in von der Weide hole, wieder auf dem Strick wie oben beschrieben.

(Zur Info: die Pferdezahnärztin kommt einmal im Jahr, letztmalig im September 2012.)

Könnt Ihr das Verhalten interpretieren? Was möchte er mir damit sagen?

LG Rabea

[-Tanja-]

Mein Noriker, der nun drei Jahre alt und seit letzten Sommer bei mir ist, macht das auch. Allerdings wird das in letzter Zeit immer weniger.

Er ist grundsätzlich ein sehr oraler Typ, der viel mit dem Maul erkundet und untersucht. Zumal er ein Flaschenkind ist, habe ich mir keine sonderlichen Gedanken darum gemacht, obwohl ich auch immer im Hinterkopf habe, daß das natürlich ein Streßsymptom sein kann.

Hat Kurt früher den Anbindestrick auch oftmals ins Maul genommen, ist es derzeit eigentlich nur noch der Strick beim Handpferdereiten. Nachdem er aber weiß, daß ich das nicht leiden mag und den Strick - meistens - gleich wieder ausspuckt, wenn ich schon nur Luft hole, um was zu sagen, tendiere ich derzeit mehr dazu, es als eine Marotte einzuschätzen. Aber wie gesagt: es wird bei uns auch immer weniger.

Da das bei Deinem ja aber in Phasen auftritt, bin ich mal auf weitere Einschätzungen gespannt.

[Neddie]

Ich als Nicht-Pferdefachfrau interpretiere das bei meinem als a) Stressreaktion oder b) Langeweilereaktion. Insgesamt also eine Übersprungshandlung.
Vielleicht möchte sich Ymir jetzt, wo sie Tag und Nacht eine Herde bilden, nicht mehr "gern" trennen und baut duch das Kauen ein bisschen Stress ab.

[ehem User]

Nelli ist auch ein Strickkauer.
Beim Zahnwechsel ist das deutlich.

Aber es ist auch ein Zeichen für Spannung/ Unruhe bei ihr. Diese wiederum kann durch unterschiedliches hervorgerufen sein. Ungeduld, Überforderung, keine Lust/ Motivation, Konzentration lässt nach (wie beim übermüdeten Kind).

Ich würde es wie Neddie deuten, dass Ymir evtl. nicht von der Weide/ Herde wegmöchte und sich das durch dieses Kauen äußert. Es muss noch nicht einmal Stress sein, es kann ihn einfach etwas in Anspannung versetzen, weil er das eben nicht so wirklich toll findet.

[Hina_DK]

Tigull, der im Sommer auch 6 wird, hatte das auch auf einmal immer wieder gemacht, obwohl gar nichts anders war, als sonst. Und siehe da, der war noch gar nicht mit dem Zahnwechsel durch .
Ansonsten sehe ich das auch als eine Überspannungsreaktion, was aber bei ihm nicht so dramatisch sein dürfte, denn er hört ja beim Verlassen der Koppel wieder damit auf. Das kann sogar aus freudiger Erwartung sein, andere scharren dann z.B. oder tänzeln auf der Stelle.

[bubi9191]

Meine ist jetzt 4, wird im März 5.

Sie macht das nicht auf dem Strick.

Ich musste sie wegen ihrer OP eine Zeit mit Führkette führen. Die hat sie immer in den Mund genommen und lustig darauf rumgekaut. Gleichzeitig lief sie aber entspannt neben mir her.

Jetzt macht sie das auch beim Führen an der Trense. Immer die Zügel in den Mund nehmen. Sie kaut dann ewig darauf rum und auch wenn ich daran ziehe gibt sie die ungerne wieder her.

Am Putzplatz macht sie das nicht. Da scharrt sie oder leckt/knabbert die Wand ab.

Ist das Langeweile? Weil sie im Gehen nicht scharren kann (so wie sie es am Putzplatz macht?)

Zu ihrer Verteidigung seit zu sagen, dass sie seit 7 Wochen 23 Stunden im Stall steht und täglich nur 1 Stunde Schritt bzw. jetzt jeden zweiten Tag etwas Trabarbeit.

So finde ich sie doch mittlerweile ziemlich entspannt.

Ansonsten nimmt sie auch alles in den Mund. den Mistboy, die Gerte die vor ihrer Nase mal aus Versehen ist, etc. etc.

Kann ich ihr das Abgewöhnen oder soll ich hoffen das geht von alleine weg?

Zähne sind mit der OP vor 7 Wochen gleich mitgemacht worden. Sie bekommt Heu zur freien Verfügung, nur eine Hand voll Müsli und Mineralfutter dabei. Sonst nichts.

[-Tanja-]

Ich hab mit meinem Jungen, den ich in meinem Post vom 10.05.2013 ja schon beschrieben habe, nun kürzlich mit der Handarbeit angefangen, weil ich ihn über die Wintermonate mit der Wirkungsweise der Trense (bei uns: Schenkeltrense wegen der ruhigen Lage im Maul und guter seitlicher Einwirkung) vertraut machen möchte. Die ersten beiden Male war es so, daß es mir zunächst einmal mal darum ging, daß er die Trense (die er schon blind verschnallt vom Spazierengehen und Handpferdereiten her kennt) mit Zügeln und leichtem Kontakt akzeptiert, wenn wir in annähernder Handarbeitshaltung auf dem Zirkel laufen (ich mache das in einem Teilstück unseres Paddocks, das ca. 10 x 10 m groß ist). Gerade gestern wurde er dabei nach 10 Minuten mal ziemlich wuschig, weil er einfach ätzend fand, daß da u. U. ein Zügel rumhängt, den er nicht mit dem Maul schnappen kann/darf, und er aber doch so gerne darauf rumkauen würde. Ich hab das gestern dann so gelöst, daß ich ihn erst mal hingestellt und zunächst immer dann gelobt habe, wenn er das Gebiß ruhig im Maul liegen ließ, nicht nach dem Zügel hapste und ruhig stand. Dazu habe ich kurzerhand als Stimmkommando "Schschsch" genutzt, was er nach ein paar Wiederholungen sofort kapiert hat. Das werde ich beim nächsten Mal mit in den Schritt übernehmen. Mal sehen, ob sich das dann so etabliert. Ich denke, daß wir das in drei Monaten gut hinbekommen werden. Erst dann solls bei uns unter dem Sattel wieder weitergehen.

Deine derzeitige Haltung finde ich für so ein junges Pferd nicht optimal, daher kann es durchaus sein, daß das Langeweile ist. Andererseits hast Du es ihr bislang wohl auch immer durchgehen lassen (früher: Kette, jetzt: Zügel). Ergo ist sie das also gewohnt, immer iwas im Maul zu haben. Ich persönlich würde es nicht dulden, wenn mein Pferd vor allem beim Führen ständig den Strick oder die Kette ins Maul nimmt, habe das bei meinem auch immer wieder unterbunden (zwischenzeitlich ist das beim Spazierengehen komplett verschwunden, beim Handpferdereiten kommt es nur noch sehr, sehr selten vor). Denke, es hängt also eher von Deiner Konsequenz ab.

[Heidemi]

Deine derzeitige Haltung finde ich für so ein junges Pferd nicht optimal

das liegt immer noch an der Bein OP, das Bein darf erst allmählich wieder belastet werden.

Aber ja, das sind ungünstige Umstände. Daher würde ich auch denken, dass in dem Fall, die Stute a) eben ein sehr maulbetontes PFerd ist und b) einiges mit dem Ankauen abbaut, was sie da so für Energie hat. Das fände ich besser, als dass sich ihr Bewegungsdrang im Explodieren äußert. In dem Fall würde ich es abwägen: Braucht sie das, weil es sie beruhigt versus: Macht sie mir damit die Sachen kaputt und/oder entzieht sie sich, so dass ich im Ernstfall nicht mehr einwirken kann, weil sie den Strick im Maul hat?

[ehem User]

Also ich habe auch solch ein Pferd
Auch vier Jahre alt.

Sehr maulbetont - schon immer. Man darf nichts am Koppelrand liegen lassen. Oder gar ein Halfter über den Zaunpfahl hängen ... das wird direkt geschnappt, verschleppt, zernagt .... Neulich rannte sie stolz wie Bolle mit der Hundeleine über die Wiese. die hatte sie fahrlässig abgelegt am Rand gefunden. Nahm sie und galoppierte mit der Trophäe fröhlich ihre Runden. Sie war stolz wie Bolle.

Das ist das eine. Sie macht es aber auch, wenn sie unsicher ist. Wenn ich zu viel will und sie es nicht umsetzen kann. Mein Fehler - zu große Schritte, nicht gut genug erklärt. Ganz typisch war da auch die Situation, als ich das erste Mal über ihren Rücken hing. Da stapfte sie mitsamt mir direkt in die Hallenecke, schnappte sich das Stuhlkissen und kaute, kaute, kaute. Genauso beobachte ich es draußen. Ist sie durch irgendwas aufgeregt und unsicher, braucht sie was im Maul. Auch wenn es dann das plötzliche und gestresste Hapsen nach Gras ist.

Und da bin ich bei Heidemi. Lieber was im Maul, als ein explodierendes Etwas. Ich gebe sogar zu, dass ich gezielt am Apportieren arbeite und es mir draußen sehr nützt, wenn ich sie stückweise einfach das Apportel tragen lasse. Unorthodox, aber es wirkt beruhigend wie ein Riesenschnuller

Grundsätzlich versuche ich aber natürlich daran zu arbeiten, dass die Unsicherheit verschwindet. Durch kleinschrittiges Arbeiten, viele Erfolgserlebnisse, sehr genaues Beobachten und noch genaueres Hinführen.

An ihrem oralen Spieltrieb kann ich allerdings wenig ändern. Und strafen will ich sie dafür nicht. Sie ist halt so.

[bubi9191]

Deine derzeitige Haltung finde ich für so ein junges Pferd nicht optimal

das liegt immer noch an der Bein OP, das Bein darf erst allmählich wieder belastet werden.

Aber ja, das sind ungünstige Umstände. Daher würde ich auch denken, dass in dem Fall, die Stute a) eben ein sehr maulbetontes PFerd ist und b) einiges mit dem Ankauen abbaut, was sie da so für Energie hat. Das fände ich besser, als dass sich ihr Bewegungsdrang im Explodieren äußert. In dem Fall würde ich es abwägen: Braucht sie das, weil es sie beruhigt versus: Macht sie mir damit die Sachen kaputt und/oder entzieht sie sich, so dass ich im Ernstfall nicht mehr einwirken kann, weil sie den Strick im Maul hat?

Genau das ist auch meine Idee gewesen. Dass ich sie halt kauen lasse. Bisher hat sie das nicht kaputt genagt, denn sie kaut nicht mit den Zähnen darauf rum sondern lutscht irgendwie nur.
Und sie lernt recht schnell und das wäre wohl auch schnell abgewöhnt, aber ich habe die Befürchtung dass sie dann was Neues sucht
Aber wäre es dem Pferd gegenüber nicht unfair wenn ich es jetzt dulde und ihr einfach unauffällig immer wieder den Zügel aus dem Maul klaue und dann in 4-6 Wochen sage "So jetzt darfst du das plötzlich nicht mehr"?