Jungpferde Erfahrungsaustausch

Moderator: Sheitana

Ramona
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Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Beitrag von Ramona »

Ich glaube, ich verstehe Samtnase. Vielleicht auch nur deshalb, weil ich selbst nichts von der Idee mit dem Testen halte.

Für mich ist ein Test immer mit einer bestimmten Erwartungshaltung verknüpft. Also ich mache etwas und erwarte, dass daraufhin etwas Bestimmtes passiert oder auch nicht passiert und beweise damit, dass mein Tun zu einer bestimmten Reaktion führt oder eben nicht. Würde das Pferd den Menschen wirklich testen wollen, müsste es also eine Erwartungshaltung an die Reaktion des Menschen haben, also z. B. ob er die Aktion bestätigt, indem er das Pferd gewähren lässt oder korrigiert. Genau diese Erwartungshaltung haben Pferde meiner Meinung nach aber nicht.

Sie verfolgen manchmal einfach nur ihre eigenen Ziele. Und das sind eben nicht immer dieselben wie unsere Ziele. Mit testen hat das für mich aber nichts zu tun. :nix: Wenn ein Pferd zum Grasbüschel zieht, dann macht es das, weil es jetzt Gras fressen will und nicht um herauszufinden, wie wir darauf reagieren.
ehem User

Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Beitrag von ehem User »

Ich glaube, das ist mit "Testen" aber auch nicht gemeint, oder? Wenigstens ich habs nicht so verstanden :nix:

Mein Pferd macht halt "sein" Ding, ausser ich bin souverän genug/mache mich bemerkbar/motiviere ihn genügend etc. pp - dann macht er "meins". :nix:
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Sheitana
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Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Beitrag von Sheitana »

So wie Ramona beschreibt habe ich das tatsächlich nicht gemeint
ehem User

Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Beitrag von ehem User »

Und ich meine es wie Ramona. :-D
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Sheitana
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Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Beitrag von Sheitana »

Ich versuche mal zu erklären, wie ich das meine :kratz: Tatsächlich eher so, sie snöfi schreibt.

Also, wenn die Zwerge gerade auf der Welt sind, dann sind da Mama, Tanten, Kumpels und der Mensch, der ihnen zeigt, wie die Welt funktioniert. Da wird nicht groß drüber nachgedacht, das wird so akzeptiert, wie es ist. Die Altpferde leben es vor, der Mensch hoffentlich auch. Von anderen Pferden lernen sie die Regeln des zusammen seins unter Pferden, vom Menschen, wie sie mit dem Menschen interagieren. Einfache Dinge. Wir treten nicht, beißen nicht und für Pferdespiele ist der Mensch auch zu zerbrechlich. Und, dass man in manchen Dingen auch mal eingeengt wird und das okay ist, Halfter tragen zum Beispiel. Wichtig ist mir auch, dass sie früh lernen Druck nachzugeben. Nicht in der Form, dass ich da Druck ohne Ende mache und sie auf Teufel komm raus weichen lasse, aber eben kleine Dinge. Wenn ich an dem Strick zupfe sollen sie dem bitte folgen, wenn ich sie zur Seite schiebe, weil ich mit der Schubkarre durch möchte, dann sollen sie dem bitte auch willig nachgeben. Das ist für mich schon die Vorbereitung später fürs reiten, auch da möchte ich, dass sie nachgiebig sind und willig meinen Hilfen folgen.

Irgendwann kommt dann halt der Punkt, wo sie so selbstständig werden, dass sie eben eigene Ideen entwickeln. Mit 1 Jahr meist, mit zwei Jahren nochmal, ganz deutlich mit 3 und 4 und manchmal auch noch mit 5-6 bis sie dann soweit erwachsen sind.
Das hat für mich nichts damit zu tun, dass sie damit irgendetwas bezwecken, sondern einfach, dass sie eben gerade da eine Idee haben.
Sei es, dass sie jetzt die Tante beißen, oder aber das sie zu dem anderen Heunetz möchten und jetzt gerade den Weg gehen wollen wo der Mensch steht und sie ihn dafür zur Seite schieben müssen.
Das meine ich mit Testen. Nicht testen um den Menschen zu ärgern, sondern testen, was in der Welt eben noch so geht. Und dabei vergessen sie eben schon mal, dass es trotzdem noch aufgestellte Regeln gibt. Auch nicht aus Böswilligkeit, sondern im Eifer des Gefechts wird das schon mal wieder vergessen.

Nun leben unsere Pferde nun mal in unserer menschlichen Welt und meine Aufgabe ist es ihnen die Grenzen und Möglichkeiten aufzuzeigen, die es in unserer Welt gibt. Da gibt es NoGos, die unter keinen Umständen und niemals erlaubt sind, Dinge, die gut und richtig sind und welche, über die man reden kann. Die Kunst ist es, dies als Mensch so hinzukriegen, dass man dem Pferd a) klar die Grenzen zeigt und b) trotzdem ihm die Möglichkeit gibt, seinen eigenen Charakter zu entfalten.
Von daher ist es für mich schon ein Testen. Eben nicht mit einem bösen Hintergedanken, sondern einfach ein Ausprobieren in welchem Rahmen und mit welchen Möglichkeiten man sich in der Welt bewegen kann. Und wie im Grunde jeder Teenie auch wird nicht immer das erste "Nein" akzeptiert, sondern es wird auch mal nachgefragt, ob das wirklich so gemeint ist, weil dem Pferd die eigene Idee viel toller erscheint.
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tara
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Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Beitrag von tara »

das hast du sehr schön beschrieben.
Liebe Grüße
tara
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Ändere deine Einstellung zu den Menschen, und die Menschen ändern ihre Einstellung zu dir.
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Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Beitrag von b.e.a.s.t »

Sheitana :dafuer:

In der Welt eines Pferdes spielt die Herde und der Rang in der Herde eine starke Rolle, speziell wenn es um Ressourcen geht, da ist Futter und Wasser der Punkt wo es am ehesten Reibereien gibt.

Die meisten Pferde sind bestrebt einen möglichst hohen Platz (nicht unbedingt die Führung) in der Herde zu bekommen, um sich so Futter und Wasser zu sichern. Je älter ein Pferd wird, umso mehr wird probiert eine höhere Position innerhalb der Herde zu bekommen.

Ganz deutlich zeigt es sich, wenn neue Pferde dazu kommen!!
In abgeschwächter Form wird das auch immer mal wieder beim Menschen abgefragt, auch da wird immer mal wieder gecheckt ob aufgestellte Regeln noch gelten.

Je nach Charakter des Pferdes zeigt sich das Verhalten mal stärker und mal schwächer. Das machen meine Pferde auch, wenn Fremde Personen sie handeln, nicht bei alltäglichen Dingen, sondern getestet wird nur in eher unangenehmen Situationen, wenn ich z.b. Jemanden bitten würde eines meiner Pferde zu verladen.

Das würde nur bei jemandem funktionieren der Führungsqualitäten hat und Sicherheit und Konsequenz ausstrahlt.
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Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Beitrag von Sheitana »

Weil Sicherheit und Führungsqualität eben auch in brenzligen Situationen beschützt. Und egal wie sehr unsere Pferde domestiziert sind, die Instinkte sind immer noch da.
ehem User

Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Beitrag von ehem User »

:kicher:

Bei Sheitanas Text finde ich mich wieder - da würde ich auch mitnicken - bei beasts hingegen nicht. Witzig, oder? Es ist manchmal echt nur die Formulierung. Ich finde, es hat nicht wirklich etwas mit dem Rang zu tun, mit einer sicher auftretenden (Menschen-) Persönlichkeit hingegen sehr viel. Was man nun wiederum in den gleichen Topf werfen könnte: Das IST in mancher Augen vielleicht genau der Rang.

(Die Diskussion macht mir gerade mal wieder so richtig klar, wie wenig unsere Worte losgelöst von "Taten am Pferd" eigentlich aussagen...)
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Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Beitrag von Sheitana »

snöflingan hat geschrieben::kicher:

Bei Sheitanas Text finde ich mich wieder - da würde ich auch mitnicken - bei beasts hingegen nicht. Witzig, oder? Es ist manchmal echt nur die Formulierung. Ich finde, es hat nicht wirklich etwas mit dem Rang zu tun, mit einer sicher auftretenden (Menschen-) Persönlichkeit hingegen sehr viel. Was man nun wiederum in den gleichen Topf werfen könnte: Das IST in mancher Augen vielleicht genau der Rang.

(Die Diskussion macht mir gerade mal wieder so richtig klar, wie wenig unsere Worte losgelöst von "Taten am Pferd" eigentlich aussagen...)
Jap, dass hab ich mir auch gedacht... :kicher:

Mit Sicherheit und Führungsqualität komme ich klar. Mit der Rangfolge auch nicht unbedingt.
Ich kann z.B. bei uns in der Herde auch keine wirkliche Rangfolge festlegen :nix:

Meine Georgia ist definitiv die Leitstute, sie ist die souveränste mit der meisten Erfahrung. Wenn sie sagt "alles gut", dann ist auch die Herde entspannt. Trotzdem wird sie von manch einem Herdenmitglied mal geschickt :nix:
Bei Abby weiß ich, sie ist der "Aufpasser" in der Herde. Kommt ein neues Pferd ist es ihre Aufgabe erstmal hin zu gehen und zu schauen, wer das so ist. Notfalls auch erstmal auf Abstand zu halten.
Ansonsten zickt der mal mit dem, kuschelt der mal mit dem, jeder fängt mal an mit Kuscheln oder beendet es..... Ne, eine wirkliche Rangfolge kann ich da nicht erkennen... :nix:

Und wie wir das letztlich am Pferd umsetzen ist nochmal eine ganz andere Sache.
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