Vorurteile Futterlob/Clickern

Moderator: Keshia

ehem User

Vorurteile Futterlob/Clickern

Beitrag von ehem User »

Hallöchen :)

Ich stosse immer wieder auf neue Argumente gegen das Futterlob, die mich sprachlos machen... :seufz: - Ich dachte mir, vielleicht könnten wir hier eine kleine Schlagfertigkeits-Sammlung eröffnen?

Ich hätte auch gleich einige Argumente, wo ich nichts mehr zu sagen wusste:

- Ein Pferd mit Futter entwickelt "Raubtierverhalten", weil es nach dem Futter "jagt".
- Ein Pferd wird mit Futter massiv unter Druck gesetzt, einfach anderer Druck.
- Die Arbeit mit Futter bringt weniger zuverlässige Resultate. (Ich weiss ja dass das nicht stimmt, aber wie begründet man das?)
- Es ist nicht natürlich bzw. auch wenn wir eh unnatürliche Sachen machen, so sollte man doch so nah wie möglich am natürlichen Verhalten bleiben.

Ich finde das echt schwierig, ich scheine mich ständig rechtfertigen/wehren zu müssen dafür, dass ich Futter befürworte im Pferdetraining. Und ich finde die Gegenargumente ja grundsätzlich noch nicht mal schlecht! Mein schlagendstes Pro-Argument fällt zZt halt auch weg - ein eigenes Pferd - dazu kommt, dass ich ein Zappelphilipp bin und darum selbst oft zu wenig an Ruhe/Geduld arbeite und man das dann sofort dem Clickertraining anlastet anstatt mir :-z
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november
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Re: Vorurteile Futterlob/Clickern

Beitrag von november »

Hab leider gerade nur kurz Zeit, aber meine spontanen gedanken mag ich schnell loswerden. ;)
Im Übrigen finde ich den Thread eine sehr gute Idee, denn mit solchen Argumenten muss sich ja praktisch jeder Clickerer mal auseinander setzen.
- Es ist nicht natürlich bzw. auch wenn wir eh unnatürliche Sachen machen, so sollte man doch so nah wie möglich am natürlichen Verhalten bleiben.
Es ist im gegenteil sehr natürlich. Und zwar was die Lerntheorie angeht. Jedes Lebewesen lernt durch Erfahrungen. Sehr nachhaltig, das sagt ja auch die Lerntheorie, bzw. ist das erwiesen, lernt man durch positive Bestärkung. Im Laufe eines Lebens lernt jedes Lebewesen viele, viele Dinge durch positive bestärkung. Wenn z.B. ein Falke einen Kaninchenbau bemerkt und dort ein Junges kaninchen schlagen kann, wird er wieder zu der Stelle fliegen, in der Hoffnung, das da ein weiteres raus kommt. Das hat er durch die positive Bestärkung des ersten Jagderfolges gelernt.

Ich nehme an, Leute die dieses Argument bringen, vertreten die Meinung, man solle dem Pferd das Leittier sein. Das finde ich nicht weniegr unnatürlich als die Arbeit mit positiver Bestärkung. Kein mensch ist schleißlich ein pferd. Basta. ;)
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BiJu
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Re: Vorurteile Futterlob/Clickern

Beitrag von BiJu »

Finde ich eine gute Idee diesen Thread hier und bin gespannt, was hier für antworten zusammen kommen :-d

Über eine Aussage musste ich zugegebenermaßen etwas schmunzeln :-)
snöflingan hat geschrieben: - Ein Pferd mit Futter entwickelt "Raubtierverhalten", weil es nach dem Futter "jagt".
Das erinnert mich ein bißchen an die Aussage, man dürfte Hunden kein rohes Fleisch füttern, weil sie dann aggressiv werden :lol2:
Dazu fällt mir auch kein wirkliches Gegenargument ein, einfach weil es so ein Blödsinn ist ;) Ein Pferd ist ein Fluchttier und wird nicht zum "Raubtier" weil man es mit Futter bestätigt. Es bekommt das Futter ja nicht weil es uns angreift und jagt :-o
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ehem User

Re: Vorurteile Futterlob/Clickern

Beitrag von ehem User »

muss arbeiten :panik: - aber @BiJu, :kicher: das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich da so sprachlos war. Was soll man darauf noch sagen?
... Wobei ich sie, die dieses Argument angeführt hatte, wirklich bewundere für ihre Geduld, kleinschrittige positive Arbeit und alles. Nur beim Futter divergieren wir stark. Sie setzt es einfach sehr viel zurückhaltender ein als ich. Sie ist sozusagen "in der Herde" aufgewachsen und das "Anpassen ans Pferdeverhalten" ist für sie irgendwie selbstverständlich.
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ehem User

Re: Vorurteile Futterlob/Clickern

Beitrag von ehem User »

Welche Aussage mich bei mir im Stall am meisten nervt (sind viele Parellis):

"Dein Pferd tut für Futter aber auch alles, was machst Du, wenn Du mal kein Futter hat?".

"Da lass ich den Strick los und lauf schreiend weg, weil sein Gehirn nur mit Clickerfutter funktioniert und er mich ohne Clicker domieren würde " Würde ich gerne sagen, mache ich aber nicht....
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november
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Re: Vorurteile Futterlob/Clickern

Beitrag von november »

Ein Pferd mit Futter entwickelt "Raubtierverhalten", weil es nach dem Futter "jagt".
Da bin ich wieder.
Den finde ich auch Klasse.
Frag mal zurück, ob man danna uch einem Jagdhund den Jagdtrieb abgewöhnen kann, wenn man ihn nur noch vegetarisch füttert. Was für ein Blödsinn. Ein Pferd ist nun mal kein Raubtier und wird auch durch training nicht zu einem. Offensives betteln kann man ja bestens durch höflichkeit in den Griff bekommen (meiner Erfahrung nach effektiver als durch "auf die Nase hauen").
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Ramona
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Re: Vorurteile Futterlob/Clickern

Beitrag von Ramona »

Ich denke, ich würde unterscheiden zwischen Leuten, die grundsätzlich ehrliches Interesse haben aber gleichzeitig noch Vorbehalte, weil sie sich selbst noch nicht ausreichend informiert und evtl. auch Vorurteile von anderen übernommen haben und Leuten, die das grundsätzlich doof finden und einfach nur provozieren wollen.

Bei ersteren würde ich Gegenfragen stellen. Warum glaubst du denn, dass es so oder so ist? Oft wird den Leuten dann gar keine vernünftige Erklärung einfallen, weil's einfach keine gibt. Wenn sie doch eine Erklärung parat haben, fällt es dir vielleicht leichter diese dann zu widerlegen als nur so eine komische Aussage. Wenn nicht, kannst du immer noch sagen, dass du darüber erst mal nachdenken und ein anderes Mal weiter diskutieren möchtest. Schließlich ist es doch nur eine Unterhaltung, die du führst, und keine Schlacht, die du jetzt und sofort gewinnen musst.

Bei denen, die nur provozieren wollen, würde ich mir gar keine Mühe machen sachliche Argumente zu finden.

Beispiel:
Ein Pferd mit Futter entwickelt "Raubtierverhalten", weil es nach dem Futter "jagt".
Antwort: "Das macht gar nichts, damit kann ich sehr gut umgehen, denn ich habe einen Hund (Raubtier), den ich ebenfalls clickere."
ehem User

Re: Vorurteile Futterlob/Clickern

Beitrag von ehem User »

snöflingan hat geschrieben: - Ein Pferd mit Futter entwickelt "Raubtierverhalten", weil es nach dem Futter "jagt".
- Ein Pferd wird mit Futter massiv unter Druck gesetzt, einfach anderer Druck.
- Die Arbeit mit Futter bringt weniger zuverlässige Resultate. (Ich weiss ja dass das nicht stimmt, aber wie begründet man das?)
- Es ist nicht natürlich bzw. auch wenn wir eh unnatürliche Sachen machen, so sollte man doch so nah wie möglich am natürlichen Verhalten bleiben.
- Raubtierverhalten entwickelt ein Pferd mMn nur bei falschem Futterlob, so wie jeder falsche Umgang mit dem Pferd Unarten beim Pferd im Umgang mit dem Menschen bewirkt. Futterlob richtig eingesetzt fördert die Geduld, die Konzentrationsfähigkeit und die Höflichkeit des Pferdes.

- Satte Pferde arbeiten mMn sowieso zufriedener, ausdauernder und geduldiger und konzentrationsfähiger als hungrige, egal ob man mit Futterlob arbeitet oder nicht. Ein sattes Pferd hat aber wenig "Fressdruck", das Futterlob sollte Leckerlienaschcharakter haben und dient nicht der Sättigung. Mit jeder Forderung die wir Menschen bei der Arbeit mit dem Pferd an Pferde stellen, setzen wir sie mMn unter (Erwartungs-/Erfolgs-) Druck. Wie stark und wie unangenehm der Druck vom Pferd empfunden wird, ist mMn eher eine Frage des Arbeitsstils und der Arbeitsatmosphäre als der Verwendung von Futterlob. Arbeitspausen in entspannter Atmosphäre nehmen mMn den Druck vom Pferd und fördern das Arbeits- und Lernklima. Nur wenige Dinge sind mMn (und der Meinung meiner Pferde nach ;-) ) entspannender für ein Pferd, als Fressen.

- Futterlob bringt empirisch nachweisbar schnellere und einfachere Lernerfolge als Lernen ohne Futter, nicht nur bei Pferden sondern bei allen Tieren. Diese durch Training zu stabilisieren und dabei das Futterlob auszuschleichen ist eine zweite mögliche Lernphase um die Resultate zuverlässig auch ohne Futter abrufen zu können, wenn dies gewünscht ist.

- Nichts was wir mit unseren Pferden machen ist natürlich, auch wenn wir meinen, vieles sei aus der Natur abgeschaut. Warum dann ausgerechnet bei der Lernmethode übertrieben natürlich bleiben? Außerdem: Ein Hengst, der eine Stute erobert hat, ein Pferd, welches einen "Rangkampf" gewonnen hat, eine Herde, welche sich z.B. vor einem Raubtierangriff in Sicherheit gebracht hat, jedes beruhigt und belohnt sich anschließend sofort möglichst schnell mit Fressen, das kann man in jedem dokumentarischen Tierfilm beobachten.

In diesem Sinne: :click:
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Equester
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Re: Vorurteile Futterlob/Clickern

Beitrag von Equester »

:kicher: sorry, aber es ist doch im Grunde echt nur zum Lachen. Von mir würde es dazu extrem "ernsthafte" Antworten geben.
Ein Pferd mit Futter entwickelt "Raubtierverhalten", weil es nach dem Futter "jagt".
*sehrernstguck* Ja, das ist ein echtes Problem, aber ich habe ihm die Reißzähne ziehen lassen, jetzt ist er ungefährlich
Ein Pferd wird mit Futter massiv unter Druck gesetzt, einfach anderer Druck.
Ja, es gibt Momente, wo ich es einfach nur genieße, gemein zu sein :evil: und das tollste ist, der Gaul fühlt sich dabei auch noch wohl :whistle:
Die Arbeit mit Futter bringt weniger zuverlässige Resultate.
Stimmt, aber nur wenn ein Unfähiger das Futter reicht.....
Es ist nicht natürlich bzw. auch wenn wir eh unnatürliche Sachen machen, so sollte man doch so nah wie möglich am natürlichen Verhalten bleiben.
Ein gutes Argument, seit sich mein Pferd das Fressen abgewöhnt hat, ist es echt schwierig geworden. Wenn er mich irgendwann zu seltsam findet, werde ich es mit Prügel versuchen :engel:
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
ehem User

Re: Vorurteile Futterlob/Clickern

Beitrag von ehem User »

:kicher: :lol: :lol2: :teehee:

okay, okay, ich nehms zu ernst *zugeb*

@Piebald, tolle Argumente, dankeschön! :hutab:
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